- Guaraní (Volk)
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Die Guaraní sind ein indianisches Volk, das bereits in präkolumbischer Zeit als Ackerbauern im mittleren Südamerika siedelte und somit zu den indigenen Völkern Südamerikas zählt. Ihre Siedlungsgebiete gehören heute zu Paraguay, Bolivien, Argentinien, Brasilien und Uruguay.
Die Guarani waren eines der ersten Völker Südamerikas, die von den Europäern kontaktiert wurden. Bereits Ulrich Schmidl berichtete in seinem Werk wahrhafftige Historien einer wunderbaren Schiffahrt von ihnen.[1] In Paraguay stellen sie heute ca. 1% der Bevölkerung. Ihre Sprache wird jedoch von über 80% der Paraguayer gesprochen und ist als zweite offizielle Sprache des Landes anerkannt. Auch die Währung Paraguays heißt Guaraní. In Brasilien bilden die Guarani das größte indigene Volk des Landes, aufgeteilt in drei Untergruppen (Kaiowá, Ñandeva und M’byá).
Bereits der erste spanische Gouverneur Paraguays förderte offiziell die Vermischung der spanischen Kolonisten mit den Ureinwohnern, ein Anliegen, das auch von späteren Herrschern immer wieder aufgenommen wurde. Viele Paraguayer haben deshalb auch Guarani-Vorfahren, obwohl sie offiziell nicht diesem Volk zugerechnet werden.
Ebenso wichtig aber war wohl das Engagement des Jesuitenordens zum Schutz der Guaraní vor der Ausbeutung durch die weiße Oberschicht und vor Sklavenjägern. Mit den "Jesuitenreduktionen" seit dem Jahre 1610, schufen sie die ersten "Indianerreservationen" Amerikas. Diese geschützten Siedlungen durften nur durch Guaranì sowie die Jesuiten und geladene Gäste betreten werden; sie unterstanden nicht der Rechtsprechung der Kolonialregierung, sondern waren nur der spanischen Krone (formal) unterworfen. Die Konflikte mit den Kolonialbehörden und Großgrundbesitzern führten jedoch 1767 auf Befehl des spanischen Königs Karl III. zur Vertreibung der Jesuiten aus den spanischen Gebieten Lateinamerikas und zur Aufhebung der Jesuitenreduktionen.
Es existiert auch eine gleichnamige klassische Oper (O Guaraní), geschaffen von einem der bekanntesten brasilianischen Komponisten klassischer Musik des 19. Jahrhunderts, Antônio Carlos Gomes, die die Guarani und ihren Überlebenskampf thematisiert. Die Vernichtung der Jesuitenreduktionen durch die Spanier und Portugiesen ist zudem Thema des Films Mission aus dem Jahre 1986.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Guaraní – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Povos Indígenas no Brasil: Guarani Kaiowá portugiesisch, englisch Instituto Socioambiental (ISA)
- Povos Indígenas no Brasil: Guarani Mbya portugiesisch, englisch Instituto Socioambiental (ISA)
- Povos Indígenas no Brasil: Guarani Ñandeva portugiesisch, englisch Instituto Socioambiental (ISA)
- Literatur über die Guarani im Katalog des Ibero-Amerikanischen Instituts in Berlin
- Guarani-Hilfe e. V. (Informationen zur Lebensweise der Guarani in Argentinien)
- Survival International – Menschenrechtsorganisation über die Guarani
- Beitrag des NDR zu ttt vom 5. Juli 2009, Rückschau: Aufstand der Guarani-Indianer – der Film "Birdwatchers" (mit Video)
Einzelnachweise
- ↑ Expedition zum Silberstrom, Die Abenteuer des Ulrich Schmidl in Südamerika, von Engelbert Schwarzenbeck.
Kategorie:- Indigenes Volk in Südamerika
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