Ulrich Schmidl

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Ulrich Schmidl

Ulrich Schmidl bzw. Schmidel (* 1510 in Straubing; † 1580/1581[1][2] in Regensburg) war ein deutscher Landsknecht in Diensten der Konquistadoren, Patrizier, Entdecker, Chronist und Ratsherr. Schmidl ist, neben Hans Staden, einer der wenigen Landsknechte, die ihre Erlebnisse niedergeschrieben haben.

Buenos Aires kurz nach seiner Gründung 1536

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ulrich Schmidl wurde um 1510 als einer von drei Söhnen des angesehenen Straubinger Patriziers und Bürgermeisters Wolfgang Schmidl geboren.[1] Über seine Jugend ist wenig bekannt.[3]

Erst ab 1534 erfahren wir mehr über Schmidl, als er sich als Landsknecht unter Pedro de Mendoza von Cádiz in Spanien aus zusammen mit rund 3000 anderen Soldaten an einer Expedition in das heutige Argentinien (Río de la Plata) beteiligte. Schmidl lebte und kämpfte dort fast 20 Jahre und wurde zu einem Mitbegründer von Buenos Aires in Argentinien im Februar 1535[2] und Asunción in Paraguay. Seine Reise führte ihn über den Río Paraná und Río Paraguay ins heutige Paraguay. Von dort unternahm er mehrere Expeditionen in den Gran Chaco, die ihn bis hoch ins südöstliche Bolivien führten. Über seine Erlebnisse am Río de la Plata verfasste er 1567 einen Bericht in deutscher Sprache, der als wahrhafftige Historien einer wunderbaren Schiffahrt 1599 in Nürnberg[4] veröffentlicht wurde, wodurch er zusammen mit Álvar Núñez Cabeza de Vaca zum ersten Geschichtsschreiber Argentiniens und Paraguays wurde.

Die Lage der Konquistadoren war von ständigem Hunger bis zum Kannibalismus geprägt. Die Eroberungszüge brachten wenig ein und die Sterberate war sehr hoch. Schmidl beschreibt die Brutalität der Raubzüge in den Indianergebieten. Aufgrund der geringen Beute bekämpften sich die Konquistadoren auch untereinander. Die Raubzüge gingen bis Peru. Schmidl selbst beschreibt sein Verhalten als Landsknecht, das ein ständiges Töten, ein Kampf um Beute und die Versklavung von Indianern war.

Motiviert durch einen Brief seines Bruder Thomas kehrte Schmidl am 26. Januar 1554[3] mit wenigen Beutestücken nach Straubing zurück. Thomas starb am 20. September 1554, und Ulrich erbte das Vermögen seines verstorbenen Bruders und wurde Ratsherr. Weil er sich zum Luthertum bekannte, musste er jedoch Straubing verlassen und ging 1562 nach Regensburg, wo er es bis zu seinem Tod 1579 zu großem Reichtum brachte.

Literatur

  • Georg Bremer: Unter Kannibalen. Die unerhörten Abenteuer der deutschen Konquistadoren Hans Staden und Ulrich Schmidel; Zürich 1996.
  • Carlo Ross: Abenteurer und Rebell. Ulrich Schmidl und die Entdeckung Lateinamerikas. Eine Romanbiographie; Regensburg 1996.
  • Ulrich Schmidl, Josef Keim (Hrsg.): Ulrich Schmidls Erlebnisse in Südamerika. Nach dem Frankfurter Druck (1567); Straubing 1962.
  • Ulrich Schmidel: Abenteuer in Südamerika 1535 bis 1554. Nach den Handschriften bearbeitet von Dr. Curt Cramer; Leipzig 1926.
  • Mondschein: Schmidl, Ulrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 702 f.
  • Heinrich Fromm: "Ulrich Schmidl – Landsknecht, Geschichtsschreiber und Mitbegründer von Buenos Aires"; Wiefelstede 2010, ISBN 978-3-86927-115-6.
  • Diese Vierte Schifffahrt. Wahrhaftige Geschichte einer wunderbaren Schifffahrt, die Ulrich Schmidl aus Straubing von Anno 1534 bis Anno 1554 nach Amerika oder der Neuen Welt, nach Brasilien und dem Rio de la Plata, unternommen hat. Faksimile und Transkription nach der Ausgabe von Levinus Hulsius 1602; Wiefelstede 2010, ISBN 978-3-86927-113-2 und ISBN 978-3-86927-114-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Alfons Huber, Dorit-Maria Krenn: Straubing – das Herz Altbayerns; Straubing Verlag Attenkofer 2006; ISBN 3-936511-08-X.
  2. a b Dora Stürber: Ulrich Schmidl. Primer cronista del Río de la Plata
  3. a b Bartolomé Mitre: Ulrich Schmídel primer historiador del Río de la Plata. Notas bibliográficas y biográficas, Kapitel 4 Biografía de Schmídel; in: Ulrich Schmídel: Viaje al Río de la Plata (1534–1554); Buenos Aires: Cabaut, 1903.
  4. Ulrich Schmídel: Viaje al Río de la Plata (1534–1554); Buenos Aires: Cabaut, 1903.

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