Gustav Doederlein

Gustav Döderlein (* 19. Mai 1893 in Leipzig; † 19. März 1980 in München) war ein deutscher Gynäkologe und Geburtshelfer. Er gilt als Begründer der Schwangerenberatung in Deutschland.^[1]

Leben

Gustav Döderlein wurde 1893 als Sohn des Gynäkologen Albert Döderlein in Leipzig geboren. Nach Studium und Volontärassistenz am Pathologischen Institut der Universität München^[2] ging er 1926 an die Frauenklinik in der Berliner Artilleriestraße unter Leitung von Walter Stoeckel. Dort wurde er 1929 habilitiert, um danach an die Frauenklinik der Charité unter Georg August Wagner zu wechseln, wo er als Oberarzt tätig war und zum außerplanmäßigen Professor ernannt wurde.^[3] 1937 übernahm Döderlein die Chefarztstelle der neu errichteten gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung des Staatskrankenhauses der Polizei in der Berliner Scharnhorststraße, die er bis 1945 leitete.^[1][4] Nach Ende des Zweiten Weltkrieges folgte Gustav Döderlein 1946 einem Ruf an die Universitäts-Frauenklinik Jena, die er 13 Jahre leitete. Nach seiner Emeritierung 1959 wurde der Lehrstuhl von Wilfried Möbius (1914-1996) übernommen.^[5] Döderlein übersiedelte nach München, wo er 1980 im Alter von 86 Jahren starb. Ein Teil seines Nachlasses befindet sich im Archiv der Friedrich-Schiller-Universität Jena.^[6]

Wirken

Das wissenschaftliche Hauptinteresse Döderleins galt der geburtshilflichen-gynäkologischen Vorsorge. Er erarbeitete außerdem Lösungen bei operativen Problemen, wie die Querriegel-Kolporraphie, einer Operation bei Senkung der Gebärmutter oder die Einrollplastik bei einer Blasen-Scheiden-Fistel, und forschte auf dem Gebiet der Hormone und Krebserkrankungen der Frau.

Am 05. und 06. Oktober 1946 fand nach dem Zweiten Weltkrieg die erste größere Gynäkologentagung in der Sowjetischen Besatzungszone in Jena unter dem Vorsitz von Gustav Döderlein statt. 1960 leitete er nach seiner Übersiedelung nach München als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe deren 33. Kongress in München. An Stelle des 1960 gewählten, aber inzwischen verstorbenen Präsidenten der Gesellschaft Ernst Philipp aus Kiel leitete er auch den 34. Kongress 1962 in Hamburg.^[7]

Von 1960 bis 1972 war Gustav Döderlein Mitherausgeber des Zentralblatts für Gynäkologie.

Schriften (Auswahl)

• Gustav Döderlein: Die konservative Behandlung entzündlicher Genitalerkrankungen der Frau. Georg Thieme Verlag Leipzig, 1932
• Gustav Döderlein: Endometriose der Harnblase. Z Geburtshilfe Gynäk 106 (1933), 275-278
• Gustav Döderlein: Kartei für die Schwangerenuntersuchung: 100 Blatt mit Leitsätzen und Indikationen. Verlag Urban und Schwarzenberg, Berlin/Wien, 1939
• Gustav Döderlein, Gustav Mestwerdt: Geburtshilflich-gynäkologische Propädeutik und Untersuchungslehre. Verlag Johann Ambrosius Barth, Leipzig, 1950
• Gustav Döderlein: Bernhard Sigmund Schultze-Jena, 1827-1919. Reformator der Geburtshilfe und Begründer der modernen Gynäkologie. In: WZUJ, MNR 1957/58, S. 149-153
• Gustav Döderlein, Erwin Rimbach (Hrsg.): Grundfragen der Enzymologie der Geburtshilfe. Universitäts-Frauenklinik Jena, 21. Mai 1960, VEB Georg Thieme Verlag, Leipzig, 1962
• Gustav Döderlein, Horst Schwalm (Hrsg.): Klinik der Frauenheilkunde und Geburtshilfe: Ein Handbuch für die Praxis. Verlag Urban und Schwarzenberg, München/Berlin, 1964

Ehrungen

Gustav Döderlein wurde zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe^[8], der Bayerischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde^[9] und der Nordwestdeutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe^[10] ernannt.

Literatur

• Matthias David, Andreas D. Ebert: Berühmte Frauenärzte in Berlin. Mabuse-Verlag, 2007, ISBN 978-3-938304-45-7
• Hans Ludwig und Walter Jonat: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe – Vom Programm zur Botschaft. A short history (1886–2008) of the German Society of Gynecology and Obstetrics reviewing its 57 congresses. 2. Auflage 2008. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, ISBN 3-00-009676-0

Weblinks

• Literatur von und über Gustav Döderlein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Gustav Döderlein • PICA-Datensatz • Einträge im Musikarchiv)

Einzelnachweise

1. ↑ ^{a b} Matthias David: Albert und Gustav Döderlein - ein kritischer Blick auf zwei besondere Lebensläufe deutscher Ordinarien. Zentralbl Gynakol 128 (2006), 56-59, doi:10.1055/s-2006-921412
2. ↑ Elisabeth Kraus: Die Universität München im dritten Reich. Herbert Utz Verlag, 2008, ISBN 3831607265.  in der Google Buchsuche
3. ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 114
4. ↑ Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften: Ihre Mitglieder und Preisträger 1700-1990. Akademie Verlag, Berlin 1992, ISBN 3050021535.  in der Google Buchsuche
5. ↑ Klaus Renziehausen: Nachruf Klaus Niedner. Frauenarzt 44 (2003), 569
6. ↑ Nachlass Prof. Dr. Gustav Döderlein
7. ↑ 75 Jahre Nordwestdeutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe - 1909 bis 1984
8. ↑ Ehrenmitglieder der DGGG
9. ↑ Liste der Ehrenmitglieder der BGGF
10. ↑ Ehrenmitglieder der NGGG

Personendaten
NAME	Döderlein, Gustav
ALTERNATIVNAMEN	Doederlein, Gustav
KURZBESCHREIBUNG	deutscher Gynäkologe
GEBURTSDATUM	19. Mai 1893
GEBURTSORT	Leipzig
STERBEDATUM	19. März 1980
STERBEORT	München