Główczyce (Powiat Słupski)

Główczyce (Powiat Słupski)

Główczyce (deutsch Glowitz, kaschubisch Główczëce) ist der Name eines polnischen Dorfes und einer Landgemeinde im Kreis Słupsk (Stolp) der Woiwodschaft Pommern.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Główczyce liegt auf einer Hochfläche südlich des Jezioro Łebsko (Leba-See, auch Sartker See) im Nordosten des Kreis Słupsk an der Woiwodschaftsstraße 213, die von Słupsk (Stolp) (30 km) nach Celbowo (Celbau, 74 km) bei Puck (Putzig (Westpreußen)) führt und in Główczyce die Verbindungsstraße von Izbica (Giesebitz) über Stowięcino (Stojentin) bis nach Potęgowo (Pottangow) an der Landesstraße 6 (ehemalige Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) kreuzt. Bis 1945 war der Ort Bahnstation an der Kleinbahnstrecke Stolp - Dargeröse (Dargoleza) der Stolper Bahnen. Heute ist der nächste Bahnhof die Station Strzyżyno Słupskie (Stresow) an der PKP-Linie 202 Danzig - Stargard (Pommern).

Das Dorf Główczyce

Geschichtliches

Glowitz galt früher als Mittelpunkt der Kaschubei und hieß im Volksmund "Kaschubsch Jerusalem". Der Siedlungsform nach ist der Ort ein großes Angerdorf. 1252 wurde es erstmals erwähnt. Andere Namensformen sind: Glovectz, Glovcicz und 1561 Glonitze. Auch fand sich die Bezeichnung Glowa, was im Kaschubischen so viel wie "Höhe", "Kuppe" heißt.

1475 wird Nikolaus von Puttkamer aus Nossin als Besitzer genannt. Bis 1945 bliebt Glowitz im Besitz derer von Puttkamer. 1784 hatte das Dorf: 1 Vorwerk, 1 Wassermühle. 1 Prediger, 1 Küster, 10 Bauern, 6 Halbbauern, 3 Krüge, 1 Schmiede und 2 Holzwärterwohnungen bei insgesamt 38 Feuerstellen. 1874 wurde der Ort von einem großen Brand heimgesucht.

Im jahre 1938 gehörte zum Rittergut eine Fläche von 664,5 Hektar. Die Gesamt-Gemeindefläche belief sich auf 1183 Hektar. Hier wohnten 1272 Menschen.

Am 8. März 1945 drangen russische Panzer aus Richtung Wendisch Silkow (1938-45 Schwerinshöhe, polnisch: Żelkowo) kommend in das Dorf ein, das sie kampflos in Besitz nahmen. Ende Mai 1945 traf die polnische Miliz ein, die Landsleuten dabei half, die Einheimischen zu enteignen. Im Winter begann die Vertreibung der deutschen Bevölkerung.

Bis 1945 war Glowitz ein Ort im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Das Dorf bildete einen eigenen Amtsbezirk mit Standesamt und Gendarmerie. Amtsgerichtsbezirk war Stolp. Letzter deutscher Bürgermeister war der Kaufmann Wilhelm Pleines, letzter Rittergutsbesitzer Gerhard von Puttkamer. Heute heißt der Ort Główczyze, ist namensgebender Ort und Sitz einer Gmina wiesjka (Landgemeinde) und geört zum Powiat Słupski in der Woiwodschaft Pommern (bis 1998 Woiwodschaft Stolp).

Ortsgliederung bis 1945

Vor 1945 gehörten zur Gemeinde Glowitz sechs Ortschaften bzw. Wohnplätze:

  • Glowitz, Forsthaus
  • Glowitz, Mühle
  • Neu Glowitz
  • Schwetzen
  • Glowitz, Ziegelei
  • Glowitz, Siedlung

Kirche

Pfarrkirche

Die Kirche in Główczyce (Glowitz) von 1891

Die erste Kirche in Glowitz soll 1062 gestanden haben und damals der Kirchturm gebaut worden sein. Urkundlich bezeugt ist dié Kirche aber erst 1585. Die zweite Kirche war ein Bauwerk aus dem Jahre 1699, brannte jedoch im Jahre 1889 nieder.

Am 24. September 1891 wurde die neu errichtete Kirche ihrer Bestimmung übergeben. Auf der Westempore war eine Messingkrone mit acht Armen aufgehängt, die unten in einem Piniezapfen endeten. Auf der Krone saß ein Adler, auf dem eine Fugur ritt. Es war eine Arbeit aus dem 17. Jahrhundert. Die aus dem gleichen Jahrhundert stammenden Abendmahlsgeräte wurden nach dem Ersten Weltkrieg gestohlen, konnten jedoch in der akten Form wiederhergestellt werden.

Nach 1945 wurde das bisher evangelische Gotteshaus zugunsten der katholischen Kirche enteignet. Es erhielt eine neue Weihe mit der Namensgebung "Heilige Apostel Peter und Paul" (Kirche St. Peter und Paul).

Evangelisches Kirchspiel

Bereits im Jahre 1026 gab es in Glowitz eine Kirchengemeinde. Erst um 1200 gab es Gemeinden auch in Groß Garde (Gardna Wielka) und Zezenow (Cecenowo). Noch im 19. Jahrhundert galt Glowitz als das "hauptsächlichste Kirchdorf" der Kaschuben, und bis 1886 wurde auch in Kaschubisch gepredigt. 1535 fand die lutherische Lehre auch Eingang im Kirchspiel Glowitz. 1590 wurde der Ort Poblotz (Pobłocie) wegen seiner weiten Entfernung aus dem Kirchspiel ausgegliedert.

Eine nachhalte Wirksamkeit entfaltete Pfarrer Petrus Schimansky, der im 18. Jahrhundert hier tätig war. Er war von der Herrnhuter Brüdergemeine geprägt und übertrug deren Lebens- und Glaubensart weitgehend auf die Gemeinde. Im Siebenjährigen Krieg wählte man ihn zum Abgesandten an den russischen Statthalter in Stettin. - Der letzte kaschubisch predigende Pfarrer Ernst Engelbert Kornelius Karl Lohmann hat die Chronik der Kirche zu Glowitz verfasst.

Die Pfarre in Glowitz galt als eine der größten und schwierigsten Landpfarren in Hinterpommern. Sie bestand 1912 aus den Kirchengemeinden Glowitz und Giesebitz (Izbica) und hatte 1940 insgesamt 6228 Gemeindeglieder, die in dreizehn eingepfarrten Orten wohnten: Giesebitz (Izbica), Großendorf (Wielka Wieś) mit Dochow (Dochowo), Klenzin (Klęcino), Rowen (Równo), Ruschütz (Rzuszcze), Schorin (Skórzyno), Speck (Gać), Vixow (Wykosowo), Warbelin (Warblino), Zedlin (Siodłonie), Zemmin (Ciemino) und Zipkow (Szczypkowice).

Das Kirchspiel Glowitz gehörte vor 1945 zum Kirchenkreis Stolp-Altstadt in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Das Kirchenpatronat teilten sich die Besitzer der neun zum Kirchspiel gehörenden Rittergüter. Die Bevölkerung war damals zu 98% evangelischer Konfession.

Nach 1945 wurde Główczyce eine Filialgemeinde der Kreuz-Kirchengemeinde in Słupsk, die auch die Filialorte Gardna Wielka (Groß Garde) und Lębork (Lauenburg (Pommern)) betreut. Sie gehört zur Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen. Die Gottesdienstteilnehmer - darunter auch noch einige Deutsche - kommen aus den weit verstreut liegenden Ortschaften im Umland, wo sie in der konfessionellen Diaspora leben. Gottesdienste - auch in deutscher Sprache - werden in dem "Kapelle" genannten Gemeindehaus gehalten, zu dem schon in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ein ehemaliger Stall umgebaut wurde.

Pfarrer bis 1945

Bis 1945 waren in Glowitz 17 evangelische Geistliche tätig:

  1. Georg Bachur
  2. Thomas Butzke
  3. Johann Schwartz, 1577-1620
  4. Thomas Hecht, 1620-1633
  5. Peter Grüneberg, 1633-1658
  6. Paul Grüneberg, 1658-1688
  7. Jakob Grüneberg, 1688-1705
  8. Gottlieb Haaring, 1705-1731
  9. Petrus Schimansky, 1733-1775
  10. Johann Friedrich Fleischer, 1777-1801
  11. Johann Christoph Koberstein, 1802-1828
  12. Heinrich August Küsell, 1829-1852
  13. Ernst Engelbert Kornelius Karl Lohmann, 1853-1885
  14. Johannes Wegeli, 1887-1909
  15. Albert Gustav Julius Platzer, 1910-1925
  16. Walter Sprondel, 1927-1932
  17. Johannes Bartelt, 1932-1945

Katholische Pfarrei

Seit 1945 leben mehrheitlich katholische Christen in Główczyce. Im Ort wurde eine eigene Pfarrei errichtet, die nach den "Heiligen Aposteln Peter und Paul" benannt wurde. Zur Pfarrgemeinde gehören folgende Ortschaften: Będziechowo (Bandsechow), Ciemino (Zemmin), Dochowo (Dochow), Dochówko (Dochow, Schäferei), Gać (Speck), Gorzysław (Friedrichshof), Izbica (Giesebitz), Klęcinko (Neu Klenzin), Klęcino (Klenzin), Równo (Rowen), Rumsko (Rumbske), Rzuski Las (Sophiental), Rzuszcze (Ruschütz), Siodłonie (Zedlin), Skórzyno (Schorin), Szczypkowice (Zipkow), Warblino (Warbelin), Więcino, Wielka Wieś (Großendorf), Wykosowo (Vixow) und Zgierz (Neuhof). In Szszypkowice wurde nach 1945 eine Filialkirche errichtet.

Dekanat Główczyce

Główczyce ist heute auch Sitz eines nach ihm benannten Dekanats. Es gehört zum Bistum Pelplin im Erzbistum Danzig der Katholischen Kirche in Polen. Im Jahre 1992 wurde das Bistum Pelplin errichtet und aus 30 Dekanaten, die entweder vorher zu anderen Bistümern gehört haben oder neu entstanden, gebildet. Zu den neugebildeten Dekanaten gehört das Dekanat Główczyce, in dem neun Pfarreien vereinigt sind:

  • Damno (Dammen)
  • Gardna Wielka (Groß Garde)
  • Główczyce (Glowitz)
  • Objazda (Wobesde)
  • Skórowo (Schurow)

Schule

Die alte Glowitzer Schule war ein strohgedecktes Gebäude und blieb beim großen Brand von 1874 verschont. Doch noch im 19. Jahrhundert baute die Gemeinde mitten im Dorf ein neues Schulhaus und überließ das alte Gebäude dem Gut, das es zu einem Arbeiterwohnhaus umbaute. Die neue Schule hatte zwei Klassenräume und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts um zwei weitere Räume erweitert. Die Schule war fünfstufig. Im Jahre 1932 unterrichteten hier drei Lehrer in fünf Klassen 202 Schulkinder.

Gedenkstein für die Kriegstoten

Am 5. Juni 1999 wurde in Główczyce ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Toten des Kirchspiels Glowitz eingeweiht. In der Kirche fand ein polnisch-deutscher ökumenischer Gottesdienst statt, den der polnische katholische Pfarrer von Główczyce, der polnische evangelische Pfarrer aus Słupsk und der deutsche evangelische Landessuperintendent Gottfried Sprondel aus Osnabrück (sein Vater war von 1927 bis 1932 Pfarrer in Glowitz) gemeinsam gestalteten. Alle drei Geistliche nahmen dann die Weihe des Gedenksteins vor, dessen Errichtung von der polnischen örtlichen Verwaltung zustimmend unterstützt wurde.

Persönlichkeit des Ortes

Gmina Główczyce

Allgemeines

Das Dorf Główczye ist zugleich Teil und Amtssitz der nach ihm benannten Landgemeinde (Gmina wiesjka) im Powiat Słupski im Nordwesten der Woiwodschaft Pommern (1975-1998 Woiwodschaft Stolp).

Die Gemeindefläche umfasst 323,81 km², und die Zahl der Einwohner betrug im Jahre 2004 insgesamt 9359. Flächenmäßig macht die Gmina Główczyce 14,05% des gesamten Gebiets des Powiats Słupski aus.

Nachbargemeinden sind:

  • Gmina Damnica (Hebrondamnitz)
  • Gmina Nowa Wieś Lęborska (Neuendorf)
  • Gmina Potęgowo (Pottangow)
  • Gmina Słupsk (Stolp)
  • Gmina Smołdzino (Schmolsin)
  • Gmina Wicko (Vietzig).

Gemeindegliederung

Zur Gmina Główczyce gehören 26 Ortsteile ("Schulzenämter"):

  • Będziechowo (Bandsecho)
  • Cecenowo (Zezenow)
  • Ciemino (Główczyce)Ciemino (Zemmin)
  • Choćmirówko (Neu Gutzmerow)
  • Dargoleza (Dargeröse)
  • Drzeżewo (Dresow)
  • Główczyce (Glowitz)
  • Gorzysław (Friedrichshof)
  • Górzyno (Gohren)
  • Izbica (Giesebitz)
  • Klęcino (Klenzin)
  • Pobłocie (Poblotz)
  • Podole Wielki (Groß Podel)
  • Rumsko (Rumbske)
  • Rzuszcze (Ruschütz)
  • Siodłonie (Zedlin)
  • Skórzyno (Schorin)
  • Stowięcino (Stojentin)
  • Szelewo (Schelow)
  • Szczypkowice (Zipkow)
  • Warblino (Warbelin)
  • Wolinia (Wollin)
  • Wykosowo (Vixow)
  • Wielka Wieś (Großendorf)
  • Żelkowo (Wendisch Silkow, 1938-45: Schwerinshöhe)
  • Żoruchowo (Sorchow)

Literatur

  • Karl-Heinz Pagel, Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit, Lübeck, 1989
  • Johannes Hinz, Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land, Augsburg, 1996
  • Ernst Müller, Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, Teil 2, Stettin, 1912

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