HMMWV

HMMWV
HMMWV in schwierigem Gelände in Afghanistan

Das High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle (kurz: HMMWV, der Einfachheit halber meist Humvee ausgesprochen) ist ein geländegängiges Fahrzeug, das als Nachfolger des M151 für die US-amerikanische Armee entwickelt wurde und seit 1985 von dem US-amerikanischen Hersteller AM General in verschiedenen Versionen produziert wird.

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

Am 22. März 1983 schloss die United States Army mit der damaligen AM General Division (heute AM General Corporation) einen Vertrag in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar zur Lieferung von 55.000 Einheiten des HMMWV in 15 verschiedenen Ausführungen ab, nachdem sich dieses Fahrzeug bereits in den 70er Jahren bei einer Ausschreibung gegen den Lamborghini LM002 durchsetzten konnte. Die US-Army bestellte schließlich 70.000 Stück und erhöht damit das Auftragsvolumen auf 1,6 Milliarden US-Dollar. Dieses war der größte, jemals durch die US-Army abgeschlossene Vertrag zur Lieferung militärischer Radfahrzeuge. 2007 besaß das US-Marine-Corps etwa 20.000 Humvees, die US-Army mehr als 120.000.

Die interne Bezeichnung der US-Army lautet M998 Series. Es ist ein allradgetriebenes Mehrzweckfahrzeug mit einer Nutzlast von 1,25 Tonnen. Der Humvee ist vielseitig einsetzbar und hat eine hohe Mobilität und Geschwindigkeit. Er ersetzte eine ganze Reihe von veralteten leichten Transportfahrzeugen, wie den M151 MUTT, die Dodge M880 Pick-Ups, sowie den M561 Gama Goats und M274 Mules.

Humvee mit Raupen als Radersatz

Die HMMWV wurden von der US-Army unter anspruchsvollsten Bedingungen getestet, wie unter Kampfbedingungen im schwersten Gelände, über felsige Hügel, durch 1,50 m tiefes Wasser, in tiefem Wüstensand, wie auch in arktischer Kälte.

Interessant ist beim Humvee, wie die Nutzung längst bekannter Techniken als „das Beschreiten neuer Wege im Fahrzeugbau“ definiert wird: Um Gewicht zu sparen, wurden u. a. die Antriebswellen im Durchmesser reduziert. Um die gleiche Leistung wie mit herkömmlichen Wellen übertragen zu können, wurde die Drehzahl der Wellen ungefähr verdoppelt, um das Drehmoment entsprechend halbieren zu können. Um diesen Drehzahlunterschied dann am Rad wieder herunterzusetzen, wurden an jedem Rad Vorgelegegetriebe eingebaut, die gleichzeitig ermöglichten die Bodenfreiheit zu erhöhen. Diese Bauform wird Portalachse genannt. So hat ein Humvee 45 cm Bodenfreiheit (Achsmitte). (Portalachsen werden seit langem auch beim VW 181 Kübelwagen, beim Unimog und Volvo C303 Laplander verwendet.)

AM General baut das Fahrzeug in Mishawaka im US-Bundesstaat Indiana. O’Gara Hess & Eisenhardt baut die Panzerung für die Modelle M1113 und M1114.

Technische Daten des Grundtyps M998
Humvee im Gelände
  • Länge: 4,57 m
  • Höhe: 1,83 m mit Plane, ohne Plane 1,37 m
  • Breite: 2,16 m
  • Motor: 6,2 l Diesel mit 110 kW (150 PS) bei 3600 U/min
  • Benzin/Dieselverbrauch: 20-50 l auf 100km
  • Beschleunigung: 0-48 km/h in 7 Sekunden; 0-80 km/h in 20 Sekunden
  • Geschwindigkeit: Straße max. 113 km/h; Gelände max. 40 km/h; Durchschnitt 50 km/h
  • Besatzung: 1 Fahrer, 1 Beifahrer, 8 Passagiere oder Ladung
  • Leergewicht: 2.361 kg
  • Nutzlast: 1.135 kg
  • max. Gewicht: 3.496 kg
  • Zugkraft: 1.500 kg
  • Aufbauvariationsmöglichkeiten (dadurch auch Typänderung möglich): Plane, 4 Türen, Maxi/Mini Ambulanz, Schrägheck, Shelter
  • Steigfähigkeit: 60 % max. (31°), Hang (seitliche Kippsicherheit) 40 % max. (22°)
  • Wendekreis: 7,32 m
  • Wassertiefe: Normal 0,75 m; mit Vorbereitung (Deep Water fording Kit) 1,50 m
  • Bodenfreiheit: 41 cm
M966 mit MG
Allgemeine Daten zum Fahrzeug (M998)
  • 110 kW (150 PS) 6,2 l Duramax-6200 V8-Saugdiesel alle übrigen M998; 110 kW (150 PS) bei 3600 U/min; 339 Nm bei 2.000 U/min
  • 120 kW (163 PS) 6,5 l Duramax-6500 V8-Turbodiesel AM General (Modell A2); 120 kW (163 PS) bei 3400 U/min; 395 Nm bei 1.700 U/min
  • Bohrung × Hub: 10,3 × 9,7 cm
  • Hubraum: 6.466 cm³
  • Verdichtung: 21,5 : 1
  • Er besitzt 2 Tanks mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 163 Litern Diesel
  • Getriebe: 4L65-E 4-Gang Automatik
  • Allradantrieb: permanent, Kraftverteilung vorn/hinten: 50:50
  • Zentraldifferential manuell sperrbar
  • Übersetzung:
    • 1. Gang 3,06:1
    • 2. Gang 1,62:1
    • 3. Gang 1,00:1
    • 4. Gang 0,75:1
  • Bremsen: 4 x Scheibenbremsen
  • Bereifung:
    • 37 X 12,5 R 16,5 LT
  • Felgen:
    • Stahl
Humvee mit Star-T (Satellitenkommunikation) der US-Army Reserve

Flexibilität

Ein gefordertes Konstruktionsziel war die hohe Standardisierung und Austauschbarkeit der Einzelteile innerhalb der Fahrzeugflotte. Zu Beginn hatten die 15 verschiedenen Fahrzeugtypen den gleichen Motor, das gleiche Chassis und den gleichen Antriebsstrang. Das bedeutete eine Vereinfachung in der Ersatzteillogistik, Einsparungen im Unterhalt sowie bei der Ausbildung der Mechaniker. Mittlerweile gibt es die einzelnen Typen in mehreren Versionen (A1, A2); und nicht zuletzt durch die Einführung der gepanzerten Version (XM1114) konnte die uneingeschränkte Austauschbarkeit der Ersatzteile nicht mehr gewährleistet werden.

Gepanzerte Ausführung

Die ursprüngliche Spezifikation des HMMWV resultiert aus den Militärdoktrinen des Kalten Krieges, welche eine hohe Mobilität und Reichweite bei niedrigem Gewicht forderten, weshalb auf eine Panzerung weitgehend verzichtet wurde. Die fehlende Panzerung widerspricht jedoch den Anforderungen der asymmetrischen Kriegführung und macht den Humvee zu einem leichten Ziel für Hinterhalte.

Der Panzerwagen XM1114 war eine von O’Gara Hess & Eisenhardt gepanzerte Version des M996 und wurde erstmalig 1997 im experimentellen Stadium (X-Stadium) an die US-Militärpolizei in Bosnien ausgeliefert. Da die Grundstruktur der Federung, des Antriebstranges und der Karosserie beibehalten und nicht dem zusätzlichen Gewicht durch die Panzerung angepasst wurde, war der Wagen sehr reparaturanfällig. Die Zuverlässigkeit wurde erst mit der Einführung des Modells M1114 verbessert. Die ursprünglichen XM1114 wurden und werden durch ein Retrofit Kit zum M1114 umgebaut.

HMMWV mit zusätzlich gepanzerten Türen

Der XM1114 und sein Nachfolger, der M1114, geben viel Anlass zu Kritik. Hauptkritikpunkte sind zum einen die senkrechte Anordnung aller Außenflächen und die relativ große Grundfläche des Fahrzeugs. Dies führt zu einer maximalen Wirksamkeit von Sprengkörpern und Minen. Dies wird aber durch das Grundfahrzeug, das für eine asymmetrische Kriegsführung nicht geplant wurde, vorgegeben und muss hingenommen werden. Dennoch ist die Zusatzpanzerung ein sinnvoller Schritt bei der Weiterentwicklung dieses Fahrzeuges. Die Panzerung schützt den Motorraum und die Besatzung vor Sprengsätzen mit bis zu 4 kg Sprengstoff. Die Windschutzscheibe kann einem Beschuss mit 7,62 mm NATO AP (AP: „Armor Piercing“) widerstehen. Trotz zusätzlicher Panzerung ändert sich nichts an den konstruktionsbedingten Nachteilen gegenüber Minen und IEDs. Der Schutz der Insassen bleibt nach wie vor verbesserungswürdig. Aus diesem Grund forciert die US-Army die Einführung von MRAP-Fahrzeugen. Das Pentagon beschloss, alle HMMWVs durch die neuen MRAPs zu ersetzen. Bis Ende 2008 soll der Bedarf der US Army an MRAPs im Irak bereits vollständig gedeckt sein. Bisher sind 63 % Prozent aller Menschenverluste im Irak durch IEDs herbeigeführt worden.[1] Die MRAPs können dazu beitragen, Soldaten zu schützen und die Verluste durch IEDs zu senken.

Flugzeug-Ladekapazitäten

Ein HMMWV wird an der Küste Brasiliens abgeladen

Drei Humvee finden in einem Transportflugzeug vom Typ C-130 Hercules Platz, sechs können im C-141 Starlifter und fünfzehn in der C-5 Galaxy befördert werden. Unter einem Transporthubschrauber vom Typ CH-47 Chinook und einem CH-53 können zwei M998 transportiert werden, unter dem UH-60 Black Hawk einer. Die Humvee (mit Ausnahme des M997A2) können im Kampfeinsatz mit einer Spezialpalette abgeworfen werden.

Schiff-Ladekapazitäten

Humvees können gestapelt werden. Es ist möglich, bis zu 3 Humvees übereinander zu stellen, um Ladekapazitäten auf Transportern auszuschöpfen.

Typenübersicht

  • M966 TOW Missile Carrier Basic Armor (NSN 2320-01-107-7153 – Preis: 47.069 US-Dollar)
  • M996 Mini Ambulance
  • M997 Maxi Ambulance – C3I
  • M998 Cargo Troop Carrier Grundtyp (NSN 2310-01-111-2275 – Preis: 49.357 US-Dollar)
  • M1025 Armament Carrier Basic Armor (NSN 2320-01-128-9551 – Preis: 38.496 US-Dollar)
  • M1026 Armament Carrier Basic Armor (NSN 2320-01-128-9552 – Preis: 39.518 US-Dollar)
  • M1035 Soft Top (Ambulance)
  • M1036 Mini Ambulance
  • M1037 S 250 Shelter Carrier (NSN 2320-01-146-7193 – Preis: 36.932 US-Dollar)
  • M1038 Cargo Troop Carrier Grundtyp (NSN 2320-01-107-7156 – Preis: 34.461 US-Dollar)
  • M1042 S 250 Shelter Carrier
  • M1043 Armament Carrier W. Supplement Armor
  • M1044 Armament Carrier W. Supplement Armor
  • M1045 TOW Missile Carrier W. Supp. Armor
  • M1046 TOW Missile Carrier W. Supp. Armor
  • M1069 Prime Mover (NSN 2320-01-234-0497 – Preis: 35.000 US-Dollar)
  • M1097 Cargo Troop Carrier (NSN 2320-01-346-9317 – Preis: 35.209 US-Dollar)
  • M1109 gepanzert
  • M1113 Expanded Capacity Vehicle (ECV)(NSN 2320-01-412-0143 – Preis: 61.042 US-Dollar)
  • M1114 Up Armored HMMWV (NSN 2320-01-413-3739 – Preis: 146.844 US-Dollar)
  • M1116 gepanzert

Inzwischen werden einige der oben genannten HMMWV in der Version A1 und A2 in verbesserter Ausführung geliefert.

Wirtschaftlichkeit

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1983 bestellte die US-Army 55.000 HMMWV Fahrzeuge für 1,2 Mrd. US-Dollar, das entspricht etwa 21.820 US-Dollar (ca. 16.000 €) pro Fahrzeug. Die zunächst geforderte Wartungsfreundlichkeit wurde nie erreicht und ist für die US-Army weiterhin ein bestehendes Problem. Ein Beispiel für die fehlende Wartungsfreundlichkeit ist der Austausch des Motors, für den beim HMMWV um die 37 Stunden gerechnet werden. Im Vergleich dazu benötigt der Austausch des Motors eines Kampfpanzers Leopard 2 laut technischer Dienstvorschrift 4 Stunden. Die sogenannte Maintenance-Ratio (Unterhaltzeit geteilt durch Einsatzzeit) liegt bei der M998-Serie um die 0,25 und bei den M1113 ECVs sogar bei 0,313 (moderne Wagen haben eine Maintenance-Ratio von 0,01 bis 0,001). Dies bedeutet, dass die Wagen zu einem Viertel bzw. Drittel der Zeit nicht einsatzbereit sind. Aufgrund der unterdurchschnittlichen Zuverlässigkeit und der komplizierten Wartung fallen die Unterhaltskosten unangemessen hoch aus. Ein weiterer Faktor, der hierzu beiträgt, ist der durch Größe und Gewicht des Fahrzeugs bedingte hohe Treibstoffverbrauch.

Die US-Army wird im Laufe der nächsten Jahre ein Recap-Programm durchführen. Ziel dieses Programms ist es, HMMWVs mit über 15 Betriebsjahren komplett zu überarbeiten und sämtliche MWOs (Modification Work Order) durchzuführen. Dieses Programm soll die Lebensdauer der HMMWVs um circa zehn Jahre verlängern und den Zeitraum bis zur Indienststellung eines Future Tactical Truck System (FTTS) bzw. Combat Tactical Vehicle (CTV) überbrücken. Der Nachfolger des Humvee soll dann größer, leistungsfähiger und stärker gepanzert als sein Vorgänger sein. Damit wird die bisherige Rolle des Humvee als universelles Nutzfahrzeug in Richtung kampftaugliches Gefährt erweitert. Nachfolgermodelle laufen unter der Projektbezeichnung „JLTV“ (Joint Light Tactical Vehicle).

Exportversion

In Europa wird der HMMWV unter anderem von den Armeen von Spanien, Portugal, Griechenland, Luxemburg, Polen und Dänemark eingesetzt. Es gibt ebenfalls eine von der schweizer Firma MOWAG modifizierte Karosserie-Version mit der abweichenden Bezeichnung Mowag Eagle. Weitere Einsatzländer sind u. a. Israel und der Libanon.

Zivile Ableger

Die aktuellen Hummer-Modelle: H3, H1, und H2 (von links nach rechts)

Aufgrund des stetig steigendem öffentlichen Interesses, unter anderem durch die Golfkriegsberichterstattung, brachte AM General 1992 eine zivile Version des M998 HMMWV auf den Markt: Den Hummer.
Dieser unterschied sich lediglich durch eine um 9 cm erhöhte Fahrgastkabine und etwas weniger spartanische Innenausstattung. So wurden beispielsweise Ledersitze und Stereoanlagen montiert. Sämtliche fahrzeugspezifische Ausrüstung war also bei den ersten zivilen Modellen noch vorhanden, so auch die Reifenluftdruckregelanlage CTIS.

1999 wurden die Markenrechte an General Motors verkauft. In den folgenden Jahren erweiterte GM die Hummer-Produktpalette um 2 SUV – den H2 und den H3 – und änderte den Produktnamen des Ur-Hummer zu H1. Anders als der reinrassige Geländewagen H1 basieren die beiden SUV allerdings nicht auf dem Humvee, sondern auf SUVs aus dem GM-Sortiment und erinnern eigentlich nur durch ihre Optik an das militärische Vorbild. Allerdings sind sie dennoch geländetauglicher ausgelegt als ihre GM-Brüder, werden dem Markennamen Hummer also nicht nur durch die Optik gerecht.

Weblinks

Referenzen

  1. More Attacks, Mounting Casualties, Washington Post

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