- Hahnenwasser
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Leitungswasser ist ein Sammelbegriff für technisch in Wasserleitungen (Rohrleitungen) zugeführtes oder sich dort befindendes Wasser. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Leitungswasser meist mit Trinkwasser gleichgesetzt. Es werden jedoch auch Wasserarten durch Leitungen herangeführt, die keine Lebensmittel-Qualität haben, sondern als Betriebswasser verwendet werden.
Inhaltsverzeichnis
Differenzierte Leitungssysteme
Für die verschiedenen Nutzungszwecke müssen unterschiedliche Wasserleitungen nebeneinander betrieben werden. Beispielsweise sind in der Chemieindustrie z. T. drei oder mehr Leitungsnetze installiert, in denen Wasser unterschiedlicher Güte oder Temperatur transportiert wird.
Teilweise sind auch in Städten zwei Wasserverteilungssysteme vorhanden; insbesondere in südlichen Ländern, wo das Wasser in Trinkwasserqualität knapp ist, wird so auch heute das Löschwasser für die Hydranten der Feuerwehr über ein vom Trinkwassernetz unabhängiges Leitungsnetz herangeführt. In Mitteleuropa hat sich jedoch, nach einer Richtungsunsicherheit im 19. Jahrhundert, die öffentliche Wasserversorgung für eine einheitliche Wasserleitung entschieden, so dass sie nur mit Wasser in Trinkwasserqualität versorgt. Auch in Haushalten und öffentlichen Gebäuden kann zwar Brauchwasser, z. B. für die Toilettenspülung, verwendet werden. Dieses Nutzwasser für den Haushaltsgebrauch wird heute meist nicht vom Wasserversorger bezogen, sondern in der Regel aus selbst aufgefangenem Regenwasser gewonnen. Aufgrund der Fortschritte der Wasseraufbereitungstechnologie kann aber auch Abwasser wieder zu Brauchwasser aufbereitet werden. Für derartige Nutzungen muss innerhäuslich ein zweites Wasserleitungssystem neben dem Trinkwassernetz installiert werden.
Qualität von Trinkwasser in Form von Leitungswasser
Die größte Gefährdung geht vom Zustand des Netzes und den verwendeten Wasserrohren aus. Wo das Leitungsnetz schlechter saniert wird als in Deutschland (z. B. in Großbritannien mit Wasserverlusten von etwa 30 %) können auch Substanzen aus dem Boden in die Leitungen eindringen. Bis 1990 wurden in Deutschland für große Wasserleitungsrohre im öffentlichen Versorgungsnetz Asbestzementrohre verwendet.
Die Trinkwasserverordnung regelt, dass das Trinkwasser nicht nur an der Übergabestelle ins Haus, sondern noch am Wasserhahn einwandfrei sein muss. Entsprechend müssen auch Hauswasserleitungen durch die Vermieter saniert werden. Bis 1960 wurden in Häusern noch Bleirohre verwendet, die dort z. T. auch heute noch liegen können. Blei kann beim Menschen verschiedenste Krankheitsbilder hervorrufen. Insbesondere Babys und Kinder sind durch derartiges Trinkwasser gefährdet, wie zum Beispiel durch mit Kupfer belastetes Trinkwasser. Die Grenzwerte für Blei und Kupfer liegen bei 25µg Pb/l (ab dem Jahr 2013 10µg/l) bzw 2000µg Cu/l[1] Eine Abgabe aus dem Rohr an das Trinkwasser findet nur selten statt. Wichtig ist dabei eine ausreichende Kalkschicht auf der Innenseite der Kupferleitungen. Diese Kalkschicht kann sich nur bilden, wenn das Trinkwasser sich im Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht befindet. Nach der Trinkwasserverordnung sind die Wasserwerke verpflichtet dies zu überprüfen. Gerade in kalkarmen Gebieten kann das Grundwasser aggressiv sein. Sollten sich unter einem tropfenden Wasserhahn Grünspanspuren zeigen, so ist dies ein deutliches Zeichen für eine nicht ausreichende Kalkschutzschicht in den Kupferrohren. In diesem Fall sollte man unbedingt einen Fachmann bzw. den örtlichen Wasserversorger um Rat fragen. Stagnationswasser – Wasser das mehrere Stunden in der Leitung stand – sollte wegen möglicher Keim- und sonstiger Belastung nicht als Trinkwasser verwendet werden. Es sollte solange ablaufen gelassen werden, bis das merklich kühler Wasser aus der öffentlichen Leitung kommt.
Wird nicht ausreichend und ständig Wassers aus den Wasserleitungen genommen, beispielsweise aufgrund demografischen Wandels (Bevölkerungsrückgang), besteht ebenfalls ein hohes Risiko der Keimbildung. Solchen Problemen müssen die Wasserversorger mit Spülungen und Notentnahmen entgegen wirken. Ein Beispiel hierzu sind einige ostdeutsche Kommunen, in denen der Wasserverbrauch in den letzten Jahren so stark gesunken ist, dass regelmäßige Gegenmaßnahmen durch den Wasserversorger erforderlich wurden. Auf Dauer kann dort ein Rück- bzw. Umbau des Wassersystems (semi- bzw. dezentrale Aufbereitung) sinnvoller sein als die Beibehaltung eines zentralen Systems mit langen Leitungen.
Das Leitungswasser belastende Stoffe, auch Keime, können mit dem Einsatz einer Nanofiltrationsanlage bzw. Osmoseanlage entfernt werden. Diese Anlagen werden schon länger in der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie eingesetzt; es sind auch Geräte für Privathaushalte bzw. für den semi-zentralen Einsatz in Kleinsiedlungen verfügbar.
Legionellen bilden sich in lauwarmen Wasser. Auch in Deutschland gab es Probleme, insbesondere in den Warmwasser-Leitungssystemen von Krankenhäusern und Hotels. Legionellen verursachen die unter Umständen tödlich verlaufende Legionärskrankheit.
Eigene Prüfung der Qualität
Mit einem einfachen Leitwert-Messgerät kann man eine orientierende Ersteinschätzung seines Leitungswassers selber durchführen. Dieses Messgerät misst die Leitfähigkeit in µS/cm (Mikrosiemens je Zentimeter) des Wassers. Damit lassen sich erste Rückschlüsse auf den Fremdstoffanteil im Trinkwasser ziehen. Einwandfreies und sauberes Trinkwasser hat einen Wert deutlich unter 80 µS/cm, wie es zum Beispiel Regen- oder reines Quellwasser hat. Die EU-Norm verlangt bis zum Jahr 2013 die Einhaltung von 400 µS/cm durchzusetzen. Die Norm der WHO lässt einen maximalen Wert von 750 µS/cm zu. Die deutsche Trinkwasserverordnung dagegen lässt einen Grenzwert von 2500 µS/cm zu. Nach der „Wende“ 1990 wurde dieser Wert von zunächst 1000 µS/cm auf 2000 µS/cm verdoppelt. 2001 wurde er dann weiter auf 2500 µS/cm erhöht. Durch die Heraufsetzung des Grenzwertes wurde es den Anbietern leichter gemacht eine zulässige Wasserqualität zu erzeugen, aber allgemein die Möglichkeit der Verschlechterung der Qualität zugelassen.
Bezeichnungen für Trinkwasser in Form von Leitungswasser
Es haben sich verschiedene umgangssprachliche Bezeichnungen für Trinkwasser aus dem auch „Wasserkran“ genannten Wasserhahn herausgebildet, die meist regional differenziert verwendet werden:
- Hahn(en)wasser, Hahnenburger
- Kran(en)wasser, Krane(n)berger, Kranenburger
- Château Lavabo
- Rohrperle
- Leitungsheimer, Leitungsheimer Spätlese oder Leitinger
Literatur
- Thomas Kluge, Engelbert Schramm: Wassernöte: zur Geschichte des Trinkwassers. Köln: Volksblatt, 1988 (2. Aufl.), ISBN 3-923243-38-3
- Matthias Koziol, Antje Veith, Jörg Walther: Stehen wir vor einem Systemwechsel in der Wasserver- und Abwasserentsorgung? Sektorale Randbedingungen und Optionen im stadttechnischen Transformationsprozess. Berlin 2006, netWORKS-Papers 22 pdf (1,4 MB)
- Hans-Jürgen Leist: Wasserversorgung in Deutschland – Kritik und Lösungsansätze. oekom Verlag, München 2007. ISBN 978-3-86581-078-6
Verweise
Weblinks
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