- Helvetismus
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Als Helvetismus (neulat. Helvetia, d. h. Schweiz, und -ismus) bezeichnet man
- jede sprachliche Besonderheit, die typischerweise im Schweizer Hochdeutschen und nicht im gesamten deutschen Sprachgebiet verwendet wird (Beispiel: Müesli, parkieren)[1] und
- Wörter, die ursprünglich aus dem Deutschschweizer Sprachgebiet stammen und im gesamten deutschen Sprachgebiet verwendet werden (Beispiele: Müsli, Putsch). In diesem Fall wird der Begriff analog zu Wörtern wie Anglizismus verwendet (vgl. unten Punkt 6; Siehe auch: Lehnwort).
Die Bezeichnung Helvetismus wird im engeren Sinne nur für einzelne Wörter verwendet; einige Sprachwissenschaftler plädieren dafür, auch phonetische, grammatische und orthographische Besonderheiten des Schweizer Hochdeutsch als Helvetismen zu bezeichnen.[2]
Die in Lexika und Wörterbüchern festgehaltenen Helvetismen sind Bestandteil der Schweizer Standardsprache, also des Schweizer Hochdeutschen. Wörter, deren Verwendung hingegen auf einen schweizerdeutschen Dialekt beschränkt ist, werden ausdrücklich als mundartlich gekennzeichnet.
Analog zu Helvetismen gibt es auch Austriazismen und Teutonismen (auch missverständlich Germanismen genannt), welche die jeweilige nationale Varietät prägen.
Viele der Helvetismen entstammen der Mundart und damit den alemannischen Dialekten. Beispiele sind Beiz, Guetzli, Hag, Metzgete, Morgenessen, Rande, Rüebli und Sackmesser. Auch dem Französischen sind zahlreiche Worte wie Poulet und Coiffeur entlehnt. Und in der neueren Zeit kamen insbesondere im Sport einige englische Ausdrücke wie Goalie und Penalty hinzu.
Wortschatz
Helvetismen können etwas bezeichnen, wofür es keinen gemeindeutschen Ausdruck gibt, sie können neben einem gemeindeutschen Wort verwendet werden oder ein solches ersetzen. Einige Wörter haben neben einer Grundbedeutung eine schweizerische Zusatzbedeutung. Auch der umgekehrte Fall existiert: So bezeichnet Paprika in der Schweiz nur ein Gewürz. Das Gemüse wird ausschliesslich Peperoni genannt, während die scharfen Peperoni als Peperoncini bekannt sind.
In den Wörterlisten verwendete Abkürzungen
- inf. – in informellen Situationen gebräuchlich
- mdal. – mundartlich
- österr. – österreichisch
- Wz. – eingetragenes Warenzeichen
Anderes Wort
(anstelle oder neben einem gemeindeutschen Wort gebraucht; in anderen Teilen des deutschen Sprachgebiets – v. a. im Süden – sind manche dieser Ausdrücke auch bekannt, jedoch seltener gebraucht)
Küche, Nahrung, Restaurant
- der/das Apéro oder Apero (Aperitif, Umtrunk)
- das Bahnhofbuffet (Bahnhofsrestaurant)
- die Baumnuss (Walnuss)
- die Beiz, inf. (Kneipe, vgl. österr. Beis(e)l)
- das Birchermüesli (Müsli nach Dr. Maximilian Oskar Bircher-Benner)
- das Brunsli mdal. (Schokoladengebäck, v. a. an Weihnachten)
- das Buffet à discretion (offenes Buffet ohne Nachzahlen)
- das Café crème (Kaffee mit Sahne)
- der (auch: die) Cervelat (kurze, dicke Brühwurst)
- der Coupe (Eisbecher)
- das Cüpli (Glas Champagner, kein Sekt oder Prosecco!)
- der Gipfel bzw. das Gipfeli (Hörnchen, Kipferl, Croissant)
- die Glace bzw. das Glacé (Speiseeis)
- grillieren (grillen)
- das Güggeli mdal. (Grillhähnchen)
- das Guetzli mdal./inf. (Plätzchen, Keks)
- das Hahnenwasser (Leitungswasser)
- der Kartoffelstock (Kartoffelpüree)
- der Kirsch (Kirschwasser)
- die Metzgete (Schlachtung, 'Schlachtfest' im Sinne des Angebots frischgeschlachteten Fleisches in Gaststätten)
- das Morgenessen (Frühstück)
- das Nachtessen (Abendessen)
- der Nüsslisalat, Nüssler (Feldsalat, Vogelsalat, Rapunzel)
- das Panaché (Radler)
- die Peperoni (rote, grüne oder gelbe Paprika, gross und mild; aus dem Italienischen übernommen)
- der/die Peperoncino (Paprikafrucht, scharf und klein; aus dem Italienischen übernommen)
- das Poulet (Huhn als Speise)
- das Praliné (Betonung auf dem a) (die Praline)
- die Raffel (Reibe, Reibeisen)
- die Rande (meist Plur.; rote Bete, rote Rübe)
- rassig (würzig, scharf, auch übertragen besonders, toll)
- die Rösti (geriebene und dann gebratene Kartoffeln - Achtung: kein Plural, sondern sozusagen "die Röste(rei)", daher auch "eine Rösti")
- das Ruchbrot und das Ruchmehl, "ruch" stammt hier von rauh, grob für die Brotart und das dazugehörige Mehl.
- das Rüebli mdal./inf. (Möhre, gelbe Rübe, Karotte)
- das Sackmesser (Taschenmesser)
- die Schale (heller Milchkaffee)
- das Silserli (Laugenbrötchen)
- die Serviertochter (Kellnerin)
- die Teigwaren (Nudeln)
- der Thon (Thunfisch)
- tischen (den Tisch decken)
- das Voressen (Gulasch, Ragout)
- der/das Zmorge, mdal./inf. (Frühstück)
- der/das Znüni, mdal./inf. (Zwischenmahlzeit am Vormittag)
- der/das Zmittag, mdal./inf. (Mittagessen)
- der/das Zvieri, mdal./inf. (Zwischenmahlzeit am Nachmittag)
- der/das Znacht, mdal./inf. (Abendessen)
- die Zucchetti (Zucchini)
Haus, Haushalt
- der Abwart (Hausmeister, Hauswart)
- die Attikawohnung (Penthouse, exklusive Dachwohnung)
- die Aufrichte (D: Richtfest; A: Firstfeier, Gleichenfeier)
- das Cheminée (offener Kamin)
- der Estrich (Dachboden)
- die Finken (Hausschuhe)
- der Hag (Zaun)
- der Harass/die Harasse (Getränkekiste; offene Holzkiste)
- das Heimet mdal. (kleines Bauerngut)
- der Kehricht (mdal.: Güsel/Ghüder; Abfall)
- das Lavabo (Handwaschbecken)
- der Mietzins (auch österr., Miete)
- das Nastuch (auch süddt., Taschentuch)
- das Parterre (auch österr., Erdgeschoss)
- die Pfanne (Kochtopf)
- der Plafond (auch österr., die Zimmerdecke)
- das Pult (Schreibtisch)
- die Rechaudkerze (Teelicht)
- das Riegelhaus (Fachwerkhaus)
- ringhörig (leicht schalldurchlässig)
- der Schüttstein (auch süddt., Spüle, Spülbecken, Spülstein, Ausguss, Abwasch)
- das Sackmesser (auch süddeutsch, Taschenmesser)
- der Spannteppich (Teppichboden)
- das Spital (auch österr., Krankenhaus)
- die Ständerlampe (Stehlampe)
- das Stöckli mdal. (Altenteil, Ausgedinge; auch informelle Bezeichnung des Schweizer Ständerats)
- der Storen (Jalousie, Markise)
- die Türfalle (Türklinke)
- der Tumbler ((Wäsche-)Trockner)
- versorgen (wegräumen)
- wischen (kehren, fegen)
- zügeln (umziehen, den Wohnsitz wechseln)
Handel, Gewerbe
- der Abriss (Nepp)
- die Betreibung (Zwangsvollstreckung)
- das Bierdepot (Biergrosshandel, Bierlager, nicht: Flaschenpfand)
- das Brockenhaus (Gebrauchtwarenladen, v. a. für Möbel)
- der Check (Scheck)
- der Coiffeur (Friseur)
- das Depot (Pfand bei Mehrwegverpackungen, aber auch Vorratslager und Mietkaution) (Betonung auf der ersten Silbe)
- der Detailhandel (Einzelhandel)
- der Einzahlungsschein (Überweisung, Zahlkarte, Erlagschein)
- die Fahrhabe (Fahrnisse, bewegliche Güter, z. B. im Versicherungsvertrag – im Gegensatz zu Immobilien)
- FDA, Fernmeldedienstanbieter (Telefongesellschaft)
- der Gesamtarbeitsvertrag, Abk. GAV (Tarifvertrag, Kollektivvertrag)
- der Grossverteiler (Handelskette)
- konkurrenzieren (im Wettbewerb stehen)
- Konti als Plural von Konto (im Deutschen: Konten)
- die Lehrtochter (die Auszubildende)
- die Limite (Obergrenze)
- die Offerte (das Angebot)
- die Papeterie (Schreibwarenhandlung)
- die Pendenz (noch unerledigter Vorgang, noch offener Punkt)
- der Redaktor (auf der zweiten Silbe betont) (Redakteur)
- das Reglement (Geschäftsordnung)
- das Sackgeld (Taschengeld)
- das Traktandum (Themenpunkt der Tagesordnung)
- die Unternehmung (Unternehmen)
- der Zeitungsverträger (Zeitungsausträger)
Verkehr
- der Autocar, kurz Car (Reisebus im Charter- oder Fernverkehr)
- der Automobilist (Autofahrer)
- der Autoverlad (auch österr., Huckepackverkehr für PW)
- das Billett (Fahrkarte, inf. auch Führerschein)
- der Camion (Lastkraftwagen)
- der Camionneur (Fuhrunternehmer)
- die Einlösung (Versicherung zum Strassenverkehr)
- die Einstellhalle (überdachter Abstellplatz für Fahrzeuge, auch: Tiefgarage)
- der Fahrzeugausweis (Fahrzeugschein/brief) (es gibt nur ein Dokument)
- der Führerausweis, Fahrausweis (Führerschein)
- der Fuhrhalter (Transportunternehmer), analog Fuhrhalterei für das Unternehmen
- die Garage (Autowerkstatt)
- der Garagist (Werkstatteigentümer)
- der Kehrplatz (Wendeplatz)
- die Komposition (Zugzusammenstellung, der Zug)
- der Kondukteur (Schaffner, Zugbegleiter)
- die Kondukteuse (Schaffnerin, Zugbegleiterin, diese Berufsbezeichnung gibt es so nicht einmal im Französischen, ist ein Kunstwort)
- der Lenker (auch österr., Fahrer)
- das Lichtsignal (Verkehrsampel)
- das Motorfahrzeug (Kraftfahrzeug)
- die Occasion auf der ersten Silbe betont (Ware aus zweiter Hand, speziell: der Gebrauchtwagen)
- der ÖV Abk. für öffentlicher Verkehr (ÖPNV, öffentlicher Personennahverkehr – und Fernverkehr)
- parkieren (parken)
- die Passerelle (Fussgängerbrücke)
- der Perron (auch österr., Bahnsteig)
- der Pneu (Autoreifen)
- das Postauto (Postbus)
- der Pöstler (Postangestellter, meist: Postbote)
- der PW (PKW)
- das Retourbillet (Rückfahrkarte)
- das Rotlicht (Ampelanlage)
- der Töff inf. (auch süddeutsch, Motorrad)
- das Töffli inf. (Fahrrad mit Hilfsmotor, Mofa)
- das Tram (die Tram, Strassenbahn)
- das Trassee (Trasse, Bahnkörper)
- das Trottinet (Tretroller)
- das Trottoir (auf der ersten Silbe betont; Bürgersteig, Gehweg)
- die Umfahrungsstrasse (die Umgehungsstrasse)
- der Vortritt (Vorfahrt)
- das Velo (von Veloziped; Fahrrad)
Militär
- das Abgeben (Entlassung aus der Dienstpflicht)
- der Auditor (Staatsanwalt/Ankläger bei Militärgericht)
- der Dienstverweigerer (Wehrdienstverweigerer)
- der Endalarm (Entwarnung)
- der Feldweibel (Feldwebel)
- der Kompaniekommandant (Slang: Kadi) (Kompaniechef)
- das Kantonnement (Truppenunterkunft)
- die Rekrutenschule, Abk.: RS (D: militärische Grundausbildung; A: Präsenzdienst)
- die Wacht (Wache)
- der Wiederholungskurs, Abk.: WK (entfernt vergleichbar: Reservistenübung)
Bildungswesen
- das Gymi (ausgesprochen: [ˈgimi]) bzw. der Gymer (nur Kanton Bern) inf. (Gymnasium)
- der Hauptlehrer (Klassenlehrer)
- die Kantonsschule, Kanti inf./mdal. (Gymnasium)
- die Legitimationskarte, Legi inf./mdal. (Studentenausweis)
- der Maibummel (Maiwanderung)
- die Matur, Matura (Matura auch österr.; Abitur)
- der Maturand (Abiturient; österr.: Maturant)
- die Mittelschule (auch österr., höhere Schule)
- die Promotion (auch österr., Versetzung)
- die Schulreise (Klassenfahrt)
- der Schulthek/Thek/Schulsack (Schulranzen, Tornister)
- der Sporttag (Schulsportfest)
Politik, Staat, Recht
- der Aktivbürger (volljähriger Staatsbürger)
- die Absenz (das Fernbleiben, auch der Eintrag in der Absenzenkontrolle)
- ahnden (auch österr., bestrafen)
- ausmehren (bei einer Landsgemeinde die Mehrheit ermitteln)
- ausschaffen (abschieben (Asylbewerber, Kriminelle))
- bedingt (auch österreichisch, mit Bewährungsfrist)
- behaften (verantwortlich machen)
- der Bezüger (Bezieher)
- büssen mit transitivem Wortgebrauch (... der Fahrer wurde mit 120 Franken gebüsst ...)
- die Classe politique (oft abschätzig; die (Berufs-)Politiker als Politische Klasse)
- der Courant normal (normale Tagesgeschäfte)
- das Departement (Ministerium, Fakultät, Abteilung)
- auf etwas eintreten (auf etwas eingehen)
- die Einwohnerkontrolle (Einwohnermeldeamt)
- der Entscheid (amtliche Entscheidung, Beschluss)
- fehlbar (schuldig), Typische Formel: … verboten, Fehlbare werden verzeigt!
- der Fürsprecher (im Kanton Bern, auch Fürsprech) (Anwalt)
- das Gegenmehr (Gegenstimmen)
- der Gemeindeammann (in manchen Kantonen Gemeindepräsident, in anderen Betreibungsbeamter)
- der Gemeindepräsident (in manchen Kantonen: Bürgermeister)
- grossmehrheitlich (mit grosser Mehrheit)
- die Identitätskarte (kurz ID) (Personalausweis)
- der Landammann (Ministerpräsident in einigen Kantonen)
- die Nomination (Aufstellung eines Kandidaten, Nominierung)
- der Personalausweis (Mitarbeiterausweis, vgl. auch ID weiter oben)
- die Pendenzen (noch nicht gelöste Aufgaben) (auch als Adjektiv: pendent)
- der Regierungsrat (in den meisten Kantonen: Regierung; Landesminister)
- die Sans Papiers (Ausländer ohne gültige Papiere)
- die Schriften (Ausweispapiere, Heimatschein)
- der Schultheiss (im Kanton Luzern: Regierungspräsident)
- die Schwellentelle (Grundsteuer)
- der Secondo, die Seconda (Einwandererssohn, Einwandererstochter)
- das Signalement, deutsch ausgesprochen (Personenbeschreibung)
- der Staatsrat (in den mehrheitlich nicht deutschsprachigen Kantonen: Regierung; Minister)
- der Stadtammann (Oberbürgermeister in einigen Kantonen)
- der Stadtpräsident, inf. Stapi (Oberbürgermeister)
- die Standeskommission (Appenzell Innerrhoden: Regierung)
- das Steueramt (Finanzamt)
- der Stimmbürger (Wahlberechtigter)
- der Teilstaat (Bundesstaat, speziell USA)
- die Traktandenliste (Tagesordnung)
- der Treuhänder (Steuerberater)
- der Umtrieb, meist die Umtriebe (zeitlicher Aufwand)
- unbedingt (auch österr., ohne Bewährungsfrist)
- die Vernehmlassung (Umfrage bei Parteien und Verbänden über ein Gesetzesprojekt)
- verzeigen (jemanden anzeigen)
- der Wissenschafter anstatt der Wissenschaftler. Wissenschaftler hat einen pejorativen Anruch. Siehe auch akademische Abschlüsse wie dipl. Naturwissenschafter ETH etc.
Gesellschaft, Volkskultur
- die Abdankung (Trauerfeier)
- der Alpaufzug (Almauftrieb)
- die Auffahrt (Christi Himmelfahrt)
- der Ausgang (Substantiv zu ausgehen am Abend, nicht nur militärisch verwendet)
- die Besammlung (das Sich-Versammeln, nicht nur militärisch verwendet)
- die Cervelatprominenz (Lokalprominenz; Pseudo-Prominenz) (Cervelat: Schweizer Nationalwurst)
- die Chilbi/Kilbi mdal. (Kirchweih; Kirmes)
- der Familiengarten (neben Schrebergarten)
- die Fasnacht (Fastnacht, Karneval, Fasching)
- der Götti, die Gotte, das Göttikind (Pate, Patin, Patenkind)
- das Grosskind (Enkelkind)
- der Hinschied (Hinscheiden)
- der Kollege (Freund, Bekannter)
- der Kronfavorit (Spitzenkandidat, Topfavorit)
- der Mesmer (Nordostschweiz: Küster)
- die Pfadi (Pfadfinderbewegung)
- der Samichlaus (Nikolaus)
- der Schmutzli (Knecht Ruprecht)
- der Sigrist (Küster)
- urchig, mdal./inf. (urig)
Natur
- die Alp (Alm) - auch im gesamten alemannischen Sprachraum (besonders Vorarlberg, Allgäu)
- einnachten (Nacht werden)
- die Bise (kalter, trockender Nordostwind)
- der Egli (Flussbarsch)
- der Föhn (Wind über die Alpen; siehe auch Alpenföhn)
- die Rüfe (Mure, Erdlawine)
- das Tobel (Schlucht)
- die Trute, das Trutenfleisch (Pute, Truthenne)
Sport
(beim Fussball viele Anglizismen; vgl. österr.)
- der Ausstich (Stechen)
- der Corner (auch österr., Eckball)
- der Final (das Finale, Endspiel)
- das Goal (Tor)
- der Goalie (auch österr., Torhüter)
- der Match (mit männlichem grammatischem Geschlecht[3], zudem "Matsch" ausgesprochen, Spiel)
- die Nati ausgesprochen: „Nátzi“, also auf der ersten Silbe kurz betont (Nationalmannschaft)
- das Offside (Abseits)
- das Hands (auch österr., Handspiel)
- der Penalty auf der ersten Silbe betont (Elfmeter)
- crawlen für kraulen (Crawl = Kraulschwimmen)
- schlitteln (Schlitten fahren)
- snowboarden, boarden inf. (Snowboard fahren)
Menschliches Verhalten
- angriffig (angriffslustig, draufgängerisch)
- antönen (andeuten, ein Gesprächsthema vorsichtig aufgreifen)
- sich auffangen (sein seelisches Gleichgewicht wiederfinden; österr. auch sich erfangen)
- aufgestellt (gut drauf; gut gelaunt)
- Aufsteller (gute Nachricht)
- eindrücklich (eindrucksvoll)
- sich foutieren oder auch futieren um etwas (von französisch se foutre; sich nicht um etwas kümmern, auf etwas pfeifen, die Regeln ignorieren)
- fuhrwerken (auch österr., herummachen, unternehmen, hantieren), dazu auch verfuhrwerken (verpfuschen)
- (es) sich gewohnt sein ((es) gewohnt sein)
- herzig (auch österr., liebenswürdig, niedlich, „süss“)
- plagieren (prahlen, angeben; bluffen)
- (ab)serbeln (dahinsiechen, [auch im übertragenen Sinne] im Sterben)
- speditiv (rasch, zügig)
- der Rappenspalter (Knauser, Geizkragen, Pfennigfuchser)
- verunfallen (einen Unfall erleiden)
- der/die Verunfallte (das Unfallopfer)
- werweissen (hin und her raten)
- die Zwängerei (Drängerei; unnachgiebiges Beharren)
Anderes
- allfällig (auch im österr., etwaig)
- das Argumentarium (auch im österr., Liste von Argumenten)
- der Beschrieb (Beschreibung)
- der Jupe (franz. oder dt. ausgesprochen; österr. Joppe, Rock)
- der Leerschlag (Leerzeichen)
- das Nastuch, inf. (Taschentuch)
- das Natel, von Nationales Autotelefon; Wz. (Mobiltelefon, Handy)
- die Notfallstation (Notaufnahme)
- rezyklieren (wiederverwerten, recyceln)
- die Sanität (Sanitätsdienst, Rettung)
- schlussendlich (auch österr., letzten Endes, letztendlich)
- die Spitex (Spital-externe Pflege, Krankenpflege zuhause durch geschultes Pflegepersonal)
- das Telefon (Telefonat, Telefonanruf)
- der Unterbruch (Unterbrechung)
- die Wegleitung (Beschreibung, Leitfaden)
Andere (Zusatz-)Bedeutung
- allenfalls, (eventuell)
- anvisieren, abstrahiert (ins Auge fassen)
- die Abdankung (Trauerfeier)
- der Ableger (Filiale)
- die Aktion (auch österr., Sonderangebot)
- aufgestellt (umgänglich, fröhlich, spontan)
- der Ausläufer (Bote, Laufbursche)
- die Blache (die Plane, Zeltplane, LKW-Plane)
- harzig (zäh, langsam)
- die Hühnerhaut (Gänsehaut im Sinne des Hautphänomens)
- kehren (umdrehen, wenden, auch wischen i. S. von putzen)
- der Kommissär (Kriminal-Kommissar)
- der Kübel (ein Bier, 3 oder 5 dl, in einem Glashumpen)
- die Laube (Arkade, Bogengang; Balkon eines Bauernhauses)
- mutieren und Mutation (im Sinne von Änderung, z. B. Adressänderung)
- der Nationalrat (Abgeordneter der Volkskammer des Parlamentes, Volkskammer selbst; österr. nur: die Volkskammer selbst)
- der Notfall (Unfallstation)
- das Paprika (Gewürz aus der Chilischote)
- die Peperoncini (die Chilischote; vom Italienischen il peperoncino)
- die Peperoni (Paprika; in der CH übernommen aus dem Italienischen)
- der Plausch, inf. (Vergnügen; z. B. Veloplausch = Radtour)
- das Puff, inf. (Unordnung, Durcheinander; Zoff)
- Tschüss und Tschau oder Ciao; sind in der Schweiz Duzformen! (Warnung an Deutsche in der Schweiz!)
- das Quartier (Stadtviertel)
- der Sack (Tüte, Hosentasche)
- senkrecht (aufrichtig, brav, patriotisch)
- sprechen ([Gelder, Kredite] bewilligen)
- die Stange (ein Glas Bier von 3 dl)
- stimmen (seine Stimme abgeben)
- stossen (drücken (an Türen, auch österr.), schieben (Fahrrad))
- stossend (anstössig)
- die Streifung (leichter Schlaganfall, med. TIA)
- der Trainer (Trainingsanzug)
- tönen (klingen)
- der Umschwung (Hofstatt, zugehöriges Land um das Haus herum)
- verdanken (in formeller Weise für etwas danken)
- der Verwaltungsrat (ausser bei Körperschaften des öffentlichen Rechts: Aufsichtsrat)
- der Vortritt (Vorfahrt)
Im übrigen Sprachgebiet (oder Teilen davon) veraltet oder ausschliesslich mundartlich
- der Advokat (Rechtsanwalt)
- amten (ein Amt ausüben)
- bis anhin (bisher)
- blutt (nackt, kahl, blank)
- ennet (jenseits)
- innert (binnen/innerhalb)
- der Knabe (Junge)
- minim (geringfügig, minimal)
- obschon (obwohl)
- rekognoszieren, nicht nur militärisch gebraucht (erkunden)
Redewendungen
- mit abgesägten Hosen dastehen (den Kürzeren gezogen haben)
- aus Abschied und Traktanden (fallen) (außer Betracht fallen)
- es macht den Anschein (es hat den Anschein)
- von Auge (mit bloßem Auge)
- in den Ausgang gehen (ausgehen)
- ausjassen (aushandeln)
- bachab schicken (etw. verwerfen)
- von Beginn weg (von Beginn an)
- ab Blatt (spielen) (vom Blatt spielen, ohne Übung)
- Einsitz nehmen (Mitglied in einem Gremium werden)
- dastehen wie der Esel am Berg (dastehen wie der Ochse vorm Berg)
- die Faust im Sack machen (die Faust in der Tasche ballen)
- innert nützlicher Frist (angemessen schnell)
- das Fuder überladen (des Guten zuviel tun)
- handkehrum (andererseits)
- Hans was Heiri (Jacke wie Hose)
- es hat solangs hat (es gibt etwas, solang der Vorrat reicht)
- Herr und Frau Schweizer (die Durchschnittsschweizer, Otto Normalverbraucher in der Schweiz)
- sein Heu nicht auf derselben Bühne haben mit (nicht dieselben Ansichten haben wie)
- jemandem geht der Knopf auf (auch österr., jemandem geht ein Licht auf)
- obenaus schwingen (einen Spitzenplatz einnehmen)
- den Rank finden (doch noch den richtigen Weg finden/die Kurve kriegen)
- zu reden geben (für Gesprächsstoff sorgen)
- neben den Schuhen stehen (falsch liegen; sich nicht wohlfühlen in seiner Haut; außer sich sein)
- in die Schuhe blasen (am Arsch lecken)
- es streng haben (viel zu tun haben)
- in Tat und Wahrheit (in Wirklichkeit)
- tiefe Preise/Steuern (niedrige Preise/Steuern)
- keinen Wank tun/machen (sich nicht rühren, keinen Mucks machen)
- es wird sich weisen (es wird sich zeigen)
- Jetzt ist genug Heu unten! (Jetzt reicht es!)
- Handgelenk mal Pi (So in etwa …, Pi mal Daumen)
- weder Fisch noch Vogel (weder Fisch noch Fleisch)
Spezielle Konstruktionen
- es nimmt jemanden Wunder, ob (es interessiert jemanden, ob)
- Geld(er) sprechen (Geld bewilligen)
- am Radio, am Fernsehen (im Radio, im Fernsehen)
- Sorge tragen zu jemandem (sich kümmern um jemanden)
- Ende Woche, Ende Monat, Ende Jahr (Ende der Woche/des Monats/des Jahres)
- bis und mit (bis einschliesslich)
- jmdm. ein Telefon geben (jmdn. anrufen)
- es hat noch Bier (Kartoffeln etc.) im Keller (es gibt noch Bier im Keller)
Schweizerische Sachspezifika
In den Bereichen Küche, Volkskultur und Politik finden sich zahlreiche Besonderheiten, die ausserhalb der Schweiz nicht bekannt sind und für die deshalb gemeindeutsche Ausdrücke fehlen.
- Küche: Älplermagronen (Gericht mit geschnittenen Kartoffeln, Makkaronen (Teigwaren), Rahm und geschmolzenem Käse), Basler Läckerli, Gnagi, Kaffee fertig (Kaffee mit Schnaps), Quorn
- Politik: Gemeindeversammlung (Versammlung der Stimmbürger einer Gemeinde), Halbkanton, Initiative, Landsgemeinde, Ständerat, Ständemehr, Vernehmlassung
- Volkskultur: Hornussen (ein Schlagstockspiel, v. a. im Kanton Bern), der/das Nouss (Schlagscheibe beim Hornussen), Jass (ein Kartenspiel), Schwingen (eine Art Ringkampf), Schwinget (Turnier für diesen Ringkampf)
Aussprache
Abweichende Betonung
In der Schweiz werden einige Wörter auf anderen Silben betont als im restlichen deutschsprachigen Raum (in der Folge mit Akzent gekennzeichnet):
- mit einer Präposition versehene Familiennamen werden immer auf der Präposition betont, selbst wenn diese mit dem Namen nicht zusammengeschrieben wird, z. B. in Michael vón Grünigen
- als Buchstaben gesprochene Abkürzungen (Akronyme) wie zum Beispiel CD, WC, FDP etc. werden nicht auf dem letzten, sondern auf dem ersten Buchstaben betont (also CéDe, WéCe, 'effdeepee)
- viele Fremdwörter aus verschiedenen Sprachen werden auf der ersten Silbe betont, z. B. Asphalt, Apostroph, Balkon, Billet, Budget, Büro, Filet, Garage, Labor, Papagei, Penalty, Portemonnaie usw. (hingegen: Motor auf dem zweiten, langen o)
Laute
Grundsätzlich ist bei jedem Sprecher ein starker Einfluss des schweizerdeutschen Basisdialekts merkbar, doch bestehen starke bildungsabhängige Unterschiede. Das Bühnendeutsch ist praktisch unbekannt; seine Verwendung im täglichen Leben ausserhalb des Theaters bei Schweizern wird als unschweizerisch abgelehnt; dies bezieht sich auf die Sprecher des staatlichen Radios und Fernsehens. Grundsätzlich gilt:
Konsonanten:
- /b, d, g, z/ sind stimmlose Lenis [b̥, d̥, g̊, z̥]
- Die Auslautverhärtung wird nicht durchgeführt.
- /v/ wird als Approximant [ʋ] ausgesprochen; in manchen Wörtern jedoch als stimmlose Lenis [v̥], z. B. in Möve oder Advent.
- Doppelt geschriebene Konsonanten werden oft gelängt ausgesprochen, vgl. immer als [ˈɪmːər].
- Auch im Wortanlaut wird <ch> als [x] ausgesprochen, so in einheimischen Ortsnamen wie Chur und Cham oder in Fremdwörtern wie China, Chemie, Chirurgie usw. Die Churer sagen allerdings "Khur"
- <-ig> am Wortende wird als [-ɪg̊] artikuliert, so in König = [køːnɪg̊/kønɪg̊]
- <chs> wird oft mit Frikativ ausgesprochen, z. B. Dachs als [daxs] oder sechs als [sɛxs/sɛçs]
- Das <r> wird nicht vokalisiert. In der Schweiz heisst „Vater“ also [faːter/fattər] und nicht [faːtɐ].
- In der Schweiz (ausgenommen die Ostschweiz und Basel-Stadt) überwiegt das gerollte Zungenspitzen-R ([r]) im Unterschied zur Standardsprache Deutschlands, wo Reibe-R ([ʁ]) oder Zäpfchen-R ([ʀ]) überwiegt.
- Oft fehlt der Glottisschlag ([ʔ]); alle Wörter werden also „legato“ (verbunden) ausgesprochen, z. B. in jeden Abend [jeːdən‿ aːbənd]. Sind zwei Silben durch Vokale getrennt, fehlt der Glottisschlag immer.
- z. T. wird <ch> wie im Dialekt nicht in „ich-“ oder „ach-Laut“ unterschieden, sondern ausschliesslich als velares [x] oder sogar uvulares [χ] artikuliert, z. B. in nicht = [nɪxt] oder [nɪχt].
- z. T. wird <k> wie im Dialekt als velare Affrikate [k͡x] oder sogar als uvulare Affrikate [q͡χ] ausgesprochen, z. B. Kunst = [k͡xʊnst].
- Selten werden <st> und <sp> im Wortinnern wie im Dialekt als [ʃp] bzw. [ʃp] ausgesprochen, z. B. Ast als [aʃt].
Vokale:
- Das unbetonte, schwache <e> wird oft nicht als Schwa ausgesprochen wie im Dialekt, sondern als [e] oder [ɛ], z. B. Gedanke = [g̊eˈd̥anke] oder [g̊ɛˈd̥ankɛ].
- Je nach Dialekt kann es sein, dass /a/ sehr dunkel (als [ɑ]) ausgesprochen wird.
- Je nach Dialekt kann es sein, dass kurzes /ɛ/, /ɔ/ und /œ/ geschlossen artikuliert werden, vgl. Bett = [bet], offen = ['ofːɘn], Hölle = [hølːe].
- Je nach Dialekt kann es sein, dass langes /eː/, /oː/ und /øː/ offen artikuliert werden, vgl. geht = [gɛːt], schon = [ʃɔːn], schön = [ʃœːn].
- z. T. Vokaldehnung des /a/ bei an (auch in Vorsilben wie Andenken), gedacht/dachte, brachte/gebracht,
Akzent
Dem Schweizer Hochdeutschen eigen ist ein „singender“ Tonfall; d. h. bei jedem Wort wird die betonte Silbe nicht bloss durch höhere Lautstärke gekennzeichnet, sondern auch durch eine deutliche Veränderung des Stimmtons: normalerweise sinkt die Tonhöhe der betonten Silbe. Beispiele:
- Bei merci („danke!“) wird die erste Silbe lauter und tiefer oder wesentlich höher ausgesprochen als die zweite.
- Beim Befehl Profitieren Sie! in Kaufhausdurchsagen sinkt die Tonhöhe von pro- über -fi-, bis sie bei -tie- den tiefsten Punkt erreicht hat; bei -ren und Sie erreicht sie ungefähr wieder die Ausgangshöhe.
Orthographie
Die Orthographie unterscheidet sich am deutlichsten vom übrigen Sprachgebiet durch das Fehlen des Eszett. Auch nach langem Vokal oder Diphthong wird also immer Doppel-s geschrieben, zum Beispiel ausser, bloss, reissen, oder auch Masse (sowohl für „Masse“, als auch für „Maße“). Begonnen hat diese Entwicklung im Kanton Zürich, dessen Erziehungsrat 1935 für die Schulen des Kantons Zürich das „ß“ abschaffte. Wie in der föderalistischen Schweiz ohne eigenes Erziehungsministerium üblich, dauerte die flächendeckende Abschaffung Jahrzehnte – bei der einflussreichen, konservativen liberalen Tageszeitung NZZ bis 1974.
In der Schweiz werden französische und italienische Lehnwörter auch nach der Rechtschreibreform in der französischen respektive italienischen Form geschrieben, z. B. Mayonnaise oder Spaghetti. Die NZZ hat sich für die Schreibung placieren entschieden, um nicht neuerdings platzieren schreiben zu müssen.
Geographische Namen wie Strassennamen werden meist zusammengeschrieben: Baslerstrasse, Genfersee, Zugerberg usw., aber auch Schweizergrenze, Schweizervolk (sehr häufig) usw.
Umlaute am Wortanfang werden bei schweizerischen Eigennamen als <Ae>, <Oe> und <Ue> geschrieben: Aebi, Oerlikon, Uetliberg (Aussprache: Üetliberg, nicht Ütliberg!).
Schliesslich gibt es auch einzelne Besonderheiten wie z. B.
- Bretzel statt Brezel
Einige der oben erwähnten Spezialitäten sind auf die allgemeine Einführung der Schreibmaschine in Wirtschaft und Verwaltung zurückzuführen. Da mit einer deutschschweizerischen Schreibmaschine auch französische und italienische Texte geschrieben wurden, reichte die begrenzte Anzahl der Typen nicht für alle Sonderbuchstaben dieser Sprachen. Aus diesem Grund wurden das Eszett sowie die grossen Umlaute (Ä, Ö und Ü) weggelassen. Ähnlich verhält es sich bei den französischen und italienischen Sonderzeichen.
Dezimal- und Tausendertrennzeichen
In der Schweiz wird als Dezimaltrennzeichen grundsätzlich das Komma verwendet. Eine Ausnahme bilden Geldbeträge, bei denen ein Punkt zwischen der Währungseinheit und der Untereinheit steht.[4] Im mündlichen Sprachgebrauch wird dennoch «Komma» gesagt. Als Tausender-Trennzeichen werden Hochkommata verwendet: «In der Schweiz leben 7'507'300 Menschen»[5].
Grammatik
Relativpronomen
Das sonst im deutschen Sprachraum als altertümlich und schwerfällig geltende Relativpronomen welche(r) wird ohne diese Konnotation verwendet, z. B. in Damit wurde in der Schweiz ein Kompetenzzentrum für Klimafragen geschaffen, welches verstärkt die Bedürfnisse der Bevölkerung in den Mittelpunkt ihrer Forschung stellt.[6]
Abweichender Fall
Abweichungen existieren z. B. beim Genus (das E-Mail, das Tram, das SMS statt die, der Radio zusätzlich zu das) oder bei der Verbvalenz (jemanden anfragen statt bei jmdm. anfragen).
Rabatt wird mit dem Dativ gebraucht; in Deutschland mit Akkusativ. Beispiel: „20 % Rabatt auf allen Artikeln“
trotz wird auch in der Schriftsprache immer mit dem Dativ gebraucht: „trotz dem schlechten Wetter“. In Deutschland wird meistens stattdessen der Genitiv verwendet: „trotz des schlechten Wetters“. Der Dativ nach trotz ist historisch eigentlich korrekt (vgl. bis heute: "trotzdem") und im Mittelhochdeutschen durchwegs üblich gewesen; der in Deutschland verbreitete Genitiv geht auf eine Hyperkorrektur zurück.
Ebenfalls mit dem Dativ statt mit Genitiv wird wegen verwendet: „wegen dem schlechten Wetter“.
Fugen-s
Es gibt einen erhöhten Gebrauch des Fugen-s, z. B. „Zugsverkehr“ (statt „Zugverkehr“). Es finden sich aber auch gegenteilige Beispiele (z. B. „Bahnhofordnung“ statt hochdeutsch „Bahnhofsordnung“).
Satzbau
Im Satzbau auffällig sind Konstruktionen mit verkürztem Hauptsatz und folgendem Nebensatz, der nur durch die Anfangsstellung des Verbs gekennzeichnet ist, zum Beispiel:
- Gut, gibt es Schweizer Bauern. statt (Es ist) gut, dass es Schweizer Bauern gibt.
- Schön, haben Sie heute Zeit. statt (Es ist) schön, dass Sie heute Zeit haben.
- Schade, bist du gestern nicht hier gewesen. statt (Es ist) schade, dass du gestern nicht hier gewesen bist.
Schweizer Ausdrücke, die ins Standarddeutsche übernommen wurden
Wie nicht weiter verwunderlich, bezeichnen die meisten Ausdrücke Eigentümlichkeiten aus Fauna, Flora, Küche und Politik, die mitsamt der bislang unbekannten Sache auch anderswo im deutschen Sprachraum bekannt wurden.
Natur:
- Flysch
- Gletscher (in den Westalpen gebräuchlich; in den Ostalpen sagt man auch Ferner oder Kees)
- Gülle
- Lärche
- Lawine (Eindeutschung des in den Schweizer Alpen gebräuchlichen Láui, Láuine)
- Murmeltier
- Senn
Politik:
- Putsch (abgeleitet von putschen = stossen; im 19. Jahrhundert fanden in den einzelnen Kantonen wiederholt Staatsstreiche statt; in Deutschland bekannt wurde das Wort dann vor allem durch den Kapp-Putsch; bereits im 19. Jahrhundert breitete sich das Wort auch in anderen Sprachen aus, namentlich im Englischen (the putsch) und im Französischen (le putsch))
- Reichsdeutsche (nach 1871 von Deutschschweizern geprägt)
- Überfremdung (im Schweizer fremdenfeindlichen Diskurs seit den 1920er Jahren üblich)
Sitten und Gebräuche:
- Heimweh (eine psychosomatische Erkrankung, die als "Schweizerkrankheit" - morbus helveticus - zuerst an Schweizer Söldnern beschrieben wurde; das Wort "Nostalgie" entstand im 17. Jh. als Übersetzung von "Heimweh" ins Griechische)
- Vignette (Aufkleber, der belegt, dass eine Gebühr bezahlt wurde; Vignetten wurden zunächst für die Benutzung der Schweizer Autobahnen eingeführt)
Küche:
- Müsli (eingedeutschte Form zur leichteren Aussprache; in der Schweiz heisst es Müesli [myəsli]; schweizerdeutsch Müsli [myːsli] bedeutet hingegen Mäuslein)
- Cordon bleu
- Fondue
- Raclette
- Bündnerfleisch
Anderes:
- unentwegt (ständig; in einem fort)
- selbständigerwerbend
Siehe auch
- Schweizer Hochdeutsch
- Schweizerdeutsch
- Österreichisches Deutsch
- Austriazismus
- Variantenwörterbuch des Deutschen
Quellen
- ↑ Schweizerische Bundeskanzlei (Hrsg.): Schreibweisungen. Weisungen der Bundeskanzlei zur Schreibung und zu Formulierungen in den deutschsprachigen amtlichen Texten des Bundes. 11. Februar 2008. Helvetismen 3.6, S. 61ff
- ↑ Die Sprachwissenschaftlerin Christa Dürscheid beispielsweise verwendet den Begriff ausschliesslich zur Bezeichnung lexikaler Besonderheiten, vgl. Christa Dürscheid: Ist Standarddeutsch in der Schweiz eine Randerscheinung? aus der NZZ vom 16. Januar 2007
- ↑ Duden, 24. Aufl., S. 674
- ↑ Schweizerische Bundeskanzlei (Hrsg.): Schreibweisungen. Weisungen der Bundeskanzlei zur Schreibung und zu Formulierungen in den deutschsprachigen amtlichen Texten des Bundes. 11. Februar 2008. Zur Schreibung von Dezimalzahlen siehe Seite 80, Abschnitt 5.1.3, §514.
- ↑ Die "Schreibweisungen" der Schweizer Bundeskanzlei, Seite 79, Abschnitt 5.1.2, § 512, missbilligen die Schreibweise mit Apostrophen/Hochkommata jedoch und sehen für amtliche Texte die Gliederung längerer Ziffernfolgen in Dreiergruppen mit Festabständen, aber ohne irgendein Trennungszeichen (Punkt, Komma, Apostroph) vor
- ↑ Aus dem Jahresbericht 2001 der ETH Zürich
Literatur
- Ulrich Ammon, Hans Bickel, Jakob Ebner et al.: Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Walter de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-016575-9 (Gebunden, ISBN 3-11-016574-0 Broschur).
- Kurt Meyer: Schweizer Wörterbuch. So sagen wir in der Schweiz. Frauenfeld 2006, ISBN 978-3719313821.
- László Ódor: Helvetismen. Deutsches Kulturwörterbuch der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Martin Meidenbauer, München 2010, ISBN 978-3-89975-177-2.
Weblinks
Wiktionary: Helvetismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Helvetismen im deutschen Universalwörterbuch: „Der schweizerische Wortschatz des Deutschen“ von Maria Grazia Chiaro.
- Wörterbuchprojekt zu Helvetismen und anderen Varianten des Deutschen: „Wörterbuch der nationalen und regionalen Varianten der deutschen Standardsprache“
- Helvetismus im Historischen Lexikon der Schweiz
- Sammlung von Helvetismen: „Schriftdeutsch“
- Leitfaden zur deutschen Rechtschreibung 2008, herausgegeben von der Bundeskanzlei. Die amtliche Schreibweisen.
- Zwiebelfisch-Kolumne zum Thema bei Spiegel.de
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