Haliaeetus pelagicus

Haliaeetus pelagicus
Riesenseeadler
Riesenseeadler (Haliaeetus pelagicus)

Riesenseeadler (Haliaeetus pelagicus)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Greifvögel (Falconiformes)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Gattung: Seeadler (Haliaeetus)
Art: Riesenseeadler
Wissenschaftlicher Name
Haliaeetus pelagicus
Pallas, 1811

Der Riesenseeadler oder Meeradler (Haliaeetus pelagicus) ist ein Greifvogel. Er ist der größte Vertreter der Gattung Haliaeetus, lebt in Nordost- und Ostasien und ernährt sich hauptsächlich von Fischen, vor allem von Lachsen. Haliaeetus pelagicus ist eine stark gefährdete Art.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Ausgewachsene Riesenseeadler grenzen sich von den anderen Arten der Gattung Haliaeetus durch die beeindruckende Größe und die kontrastreiche, schwarz-weiße Färbung ab, welche das Erscheinungsbild des Riesenseeadlers unverwechselbar machen. Charakteristisch sind der weiße Flügelbug, die weiße Befiederung der Beine (Hosen), der weiße Stirnfleck und der lange weiße Schwanz. Das restliche Gefieder ist im Kontrast dazu sehr dunkel, die Schwingen sind braunschwarz, der Körper ist noch etwas dunkler in Richtung schwarz. Sehr auffällig sind der enorm große, gelbe Schnabel und die gelben Zehen mit für Seeadler sehr langen Krallen.

Kopfportrait eines Riesenseeadlers (Haliaeetus pelagicus), der große, kräftige Schnabel ist gut zu erkennen.

Der Stoß des Riesenseeadlers besteht aus 14 weißen Steuerfedern und ist stark keilförmig. Diese Federn sind je nach Geschlecht 32,0-34,5 cm lang und gehören zu den längsten Schwanzfedern der Gattung. Die Körperfedern sind grau-schwarz-braun, spitz zulaufend und mit hellbraunen Spitzensäumen gezeichnet. Die Federn an Kopf und Hals besitzen hellbraun-graue Spitzensäume und Schaftstreifen. Die äußeren 5 Schwungfedern sind an der Innenfahne verengt, die 2. und die 4. sind am längsten.

Riesenseeadler existieren in zwei verschiedenen Farbmorphen: Neben der hier beschriebenen gibt es eine melanistische Morphe. Sie lebt oder lebte in Korea und wurde zeitweise als Unterart Haliaeetus pelagicus niger, selten als eigenständige Art Haliaeetus niger beschrieben. Sie hat keinen weißen Flügelbug und oft keine weiße Kopfzeichnung. Vermutlich ist diese dunkle Morphe sowohl in Freiheit als auch in Zoos ausgestorben, wodurch Fotos dieser Tiere heute hohen Seltenheits- und historischen Wert haben.

Riesenseeadler sind die größten Vertreter ihrer Gattung und gehören zu den größten rezenten Greifvögeln. Die Körperlänge beträgt 85-110 cm, die Flügelspannweite 195-230 cm und dass Gewicht 4,9 bis 9,0 kg. Die Schnabellänge des Riesenseeadlers beträgt 6,6-7,5 cm (zum Vergleich: Bei der zweitgrößten Art der Gattung, dem Seeadler 4,8-5,5 cm)

Der Riesenseeadler zeigt einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus bezüglich Körpergröße und -gewicht. Die Männchen sind im Mittel um 11 % kleiner als die Weibchen, selten sind es 19 %, in Ausnahmefällen 20-25 %. Der Gewichtsdimorphismus ist noch deutlicher als der Größendimorphismus: Weibchen werden 43 %, in Ausnahmefällen bis 79 % schwerer als die Männchen. In der Färbung unterscheiden sich die Geschlechter nicht.

Riesenseeadler äußern verschiedene Laute, vor allem während der Balz und vor der Eiablage kann man ihre Laute häufig hören. Sie setzen sich unter anderem aus einem kyow-kyow-kyow und einem etwas härterem kra-kra-kra zusammen.

grün: Standvögel
orange: Weitgehend Sommervögel
blau: Überwinterungsbereiche
violett: Gelegentliche Vorkommen nichtbrütender, umherschweifender Vögel

Vorkommen

Der Riesenseeadler lebt auf Kamtschatka, Sachalin, an den Küsten des Ochotskischen und des Beringmeeres und Nordkorea. Auf Kamtschatka lebt er auch auf der Insel Karaginski, und das Korjakengebirge wurde von diesem Adler ebenfalls als Lebensraum erschlossen. Er lebt auf Kamtschatka mit dem Seeadler (Haliaeetus albicilla) zusammen, die Arten führen jedoch nur begrenzt einen Konkurrenzkampf um Nahrung und Nistplätze, da der Seeadler (Haliaeetus albicilla) vor allem das Korjakengebirge und die Flussoberläufe bewohnt, wo Riesenseeadler seltener sind. Sie sind ökologisch getrennt, doch im Falle einer Koexistenz beider Arten dominiert stets der kräftigere Riesenseeadler. Im Kronozkibergland brüteten 1978 25 Riesenseeadlerpaare, jedoch nur 1 bis 2 Brutpaare des Seeadlers.[1]

Riesenseeadler zeigen eine enge Bindung an große Gewässer, vor allem an Küsten, große Seen und Flüsse. Die Lebensweise am Pazifik brachte ihm mehrere Bezeichnungen ein, unter anderem "Meeradler". Riesenseeadler beanspruchen stets Wasser mit Fischen, Wasservögeln und anderen Tieren sowie mit Bäumen zur Horstanlage. Riesenseeadler leben auf Meereshöhe bis höchstens 1000 Meter über N.N.

Bestandsdichte

Je nach Lokalität variiert die Bestandsdichte der Riesenseeadler stark. Am zahlreichsten ist er in Kamtschatka: Dort brütet im Mündungsgebiet eines jeden großen Flusses in Ostkamtschatka ein Paar Riesenseeadler. Pro 8-10 km Küste brütet ein Paar. In den Steinbirkenwäldern mit Flüssen brüten 2 bis 3 Paare je 1 Kilometer Flusslauf, während an Marschen (etwa Schumnaja) nur etwa ein Paar je 2 Kilometer Flusslauf brütet. Oft ist die Bestandsdichte jedoch wesentlich niedriger.

Zugverhalten

Je nach Region sind Riesenseeadler Standvögel, Teilzieher oder Zugvögel. Grundvoraussetzung für Standvögel ist, das die Gewässer im Winter nicht einfrieren. Nur die Riesenseeadler an der Apuka mitsamt Zuflüssen, auf Kamtschatka und auf Nordsachalin harren im Winter aus. Da hier Temperaturen und Nahrungsangebot reichen, ziehen nur wenige Tiere fort.

Die harten sibirischen Winter an der Küste des Ochotskischen Meeres sorgen dafür, das ein Großteil der lokalen Population wegzieht. Der Flug in kleinen Gruppen geht den Amur hinauf und nach Primorski, wo die Tiere im September ankommen. Sie verbringen den Winter an Zuflüssen des Ussuri. An geeigneten Küsten wie der Bucht Peters des Großen finden sich große Gesellschaften von Riesenseeadlern zum Überwintern ein. Ausweichen können die Tiere unter anderem von Nord- nach Südsachalin beim Tartarensund und Korea stellt ebenfalls ein Ausweichquartier für Riesenseeadler dar. Riesenseeadler aus Kamtschatka wandern unter anderem nach Süden bis zu den Kurilen, wo sie in Fischzuchtanlagen verschiedene Zuchtfische fangen. Weitere Überwinterungsgebiete sind die japanischen Inseln, vor allem Hokkaido, Honshu, Shikoku, die Ryukyu-Inseln und Torishima. Hokkaido, und hier speziell die Halbinsel Shiretoko, ist ein außergewöhnlich wichtiges Überwinterungsgebiet für Riesenseeadler. Hier sammeln sich in Ausnahmefällen über 2.000 Riesenseeadler. Hier zieht sie vor allem die Fischindustrie in Rausu an, wo sie regelmäßig den Beifang der Fischkutter verzehren. In diesem Überwinterungsgebiet überwiegen bis Februar adulte Tiere, ab März dominieren junge Adler. Einzelne Funde gab es in Jakutsk, Anadyr, den Pribilof-Inseln, der Bering-Insel, den Aleuten, dem Gebiet um Peking bis zur Insel Kodiak. In Extremfällen überschritten Riesenseeadler das gewöhnliche Überwinterungsgebiet um 3000 km und flogen bis zu den Midwayinseln und nach Westhawaii. Das gesamte Winterareal hat nur etwa ein Viertel der Sommerverbreitung. Der Rückzug findet ähnlich dem Hinzug in kleinen Gruppen statt.

Ein männlicher Buckellachs (Oncorhynchus gorbuscha) während der Laichzeit, im Sommer und Herbst eine häufige Beute des Riesenseeadlers.
Seesaiblinge (Salvelinus alpinus) werden vor allem im Winter erbeutet.
Lummen, hier Dickschnabellummen (Uria lomvia) werden ebenfalls von Riesenseeadlern gejagt.
Mit seinem kräftigen Hakenschnabel kann der Riesenseeadler selbst zähes Fleisch nutzen

Ernährung

Allgemeines

Die Ernährung des Riesenseeadlers basiert auf Fischen. Dabei nutzen Riesenseeadler das Laichverhalten ihrer Hauptbeute, der Lachse, aus. An Stellen, wo sich viele Lachse zum Laichen zusammenfinden, können 5 bis 200 Exemplare auf kleinem Areal jagen. Selten werden von Riesenseeadlern die Fische gejagt, die noch zu den Laichgewässern schwimmen, da diese oft mehr als 4 kg wiegen und schwer zu überwältigen sind. Die stark geschwächten Exemplare nach dem Ablaichen werden jedoch häufige Opfer der Riesenseeadler. Selten gelingt es Riesenseeadlern, bei Sturzflügen aus 3-4 Metern Höhe Lachse zu fangen, welche noch nicht durch das Ablaichen geschwächt sind. Fische bis 1 Meter Länge, Robbenjunge und junge Delfine werden alle auf ähnliche Weise gejagt.

An der Küste ist das Nahrungsangebot wesentlich geringer, wodurch auch die Dichte des Bestandes rapide abnimmt. Unter anderem wurden an der Kronozkibucht auf einem 50 km breiten Uferstreifen 16 Exemplare registriert, an einem 100 km langen Küstenstreifen des Ochotskischen Meeres nur 8 Exemplare. Riesenseeadler an Küsten benützen Bäume, Felsen und Eisschollen als Warten und verweilen von morgens bis abends an derartigen Orten, wo sie dann bei Ebbe die Fische in den Resttümpeln jagen. Es gibt hierbei weder festgelegte Jagdreviere noch eine Rangordnung. Doch am Meeresufer wird von Riesenseeadlern auch die aktive Jagd praktiziert. Ein Riesenseeadler, oft jedoch auch zwei oder drei Vögel, ziehen aus Löchern in der Deckung von Strand- und Treibgut ebenso wie Geröll Wanderratten. Auf ähnliche Weise werden Eier und Küken von Seevögeln erbeutet. Aas verschiedener Tiere wird von Riesenseeadlern ganzjährig genutzt. Am Strand sind die Kadaver hauptsächlich Robben, Wale und große Fische, während sich das Aasspektrum an Land zu großen Teilen aus Säugetieren, etwa Hasen und Bisamratten, zusammensetzt. Vor allem große Kadaver werden in Gemeinschaft genutzt, wobei es zum Teil heftigen innerartlichen Streit gibt. Vögel (vor allem Wasservögel) werden von Riesenseeadlern vor allem an deren Brutstätten oder als geschwächte Tiere (Mauser, Verletzung, Krankheit) erbeutet. Selten werden Säugetiere und Landvögel erbeutet. Auf Hokkaido wird der über Bord geworfene Beifang von Fischkuttern verzehrt.

Nahrungsspektrum nach Jahreszeit

Im Sommer bis in den Herbst hinein werden von Riesenseeadlern vor allem Hundslachse (Oncorhynchus keta) und Buckellachse (Oncorhynchus gorbuscha), auch Gorbuscha genannt, verzehrt, die zu dieser Zeit laichen und eine leichte Beute darstellen. Selten werden andere Beutetiere wie Säuger oder Wasservögel genutzt. An der Küste werden unter anderem Meeressäuger und andere Fische erbeutet.

Im Winter werden Silberlachse (Oncorhynchus kisutch) und Seesaiblinge (Salvelinus alpinus) gejagt, da diese anders als die meisten Fischarten während des Winters laichen. Im Winter ist Aas weitaus wichtiger als im Sommer. Da im sibirischen Winter besonders viele große Kadaver anfallen, ist die Menge Aas entsprechend hoch. Meist kämpfen einzelne Individuen jedoch trotzdem heftig um Teile des Kadavers. Terrestrische Wirbeltiere werden in dieser Zeit wichtiger, unter anderem Schneehühner, Hasen, Füchse und Zobel, die er manchmal aus Tierfallen der Jäger holt.

Sozialverhalten

Riesenseeadler bilden monogame Paare oder sind Einzelgänger, an Gemeinschaftsschlafplätzen und in Winterquartieren können sich jedoch hunderte Tiere sammeln. Gezogen wird in kleinen Gruppen, die größten Konzentrationen von Riesenseeadlern finden sich in wichtigen Brutgebieten und Überwinterungsgebieten. Auf Hokkaido sammeln sich manchmal über 2000 Riesenseeadler, mehr als ein Drittel des Weltbestandes. Subadulte, halbausgewachsene Tiere leben in kleinen Gruppen, da sie allein keine großen Überlebenschancen hätten.

Fortpflanzung

Paarbildung und Brutlokalität

Von Ende Februar bis März finden die Balzflüge der Riesenseeadler statt. Die Tiere verkrallen sich und fliegen in ihrem Brutrevier in weiten Kreisen und machen akrobatische Flugmanöver. Das schwarzweiße Gefieder und die Rufe der Vögel begleiten die Balz.

Die Paare haben ihre Brutreviere nur dort, wo durch einen Fluss oder See genügend Nahrung für das Paar und den Nachwuchs gesichert ist, vor allem dort, wo Lachse zum Laichen aufsteigen. Die Horste (Nester) stehen so nah wie möglich an der Nahrungsquelle. Meist sind die Nester 15-20 km von der Küste entfernt, einige Paare ziehen ihren Nachwuchs jedoch auch 60 km von der Küste entfernt auf. Das Brutgebiet dieser Art erstreckt sich von Nordsachalin über den Amurunterlauf zum Imanbecken, von dort über die Schantarinseln zum Tychloj-Unterlauf bis zu den Pappelwäldern der Apuka [2]. Der Horst wird immer in der Kronenregion von Bäumen oder auf hohen Felsen errichtet. Bodennester wurden bisher nicht gefunden. In Kamtschatka sind die höchsten Horste in etwa 35 Meter Höhe gebaut. Nordsachalin ist der einzige Ort, wo Riesenseeadler auf niedrigen Bäumen oder großen Sträuchern brüten. Die Horste werden aus Zweigen von Kiefern, Krähenbeere und Wacholder gebaut. Oft werden auch alte Horste ausgebaut und wiederverwendet. Die größten Horste haben eine Höhe von bis zu 3,5 Metern und einen Durchmesser von 2,5 Metern.

Ein Riesenseeadler in der Freifluganlage eines Zoos.

Brut und Aufzucht der Jungtiere

Die Eiablage erfolgt im Zeitraum April bis Mai. Riesenseeadlerweibchen legen 1 bis 3 (normalerweise 2) grünweiße Eier, die etwa 8 cm × 6,2 cm groß sind. Das Gewicht beträgt 150-200 g. Nach einer Brutdauer von 38 bis 45 Tagen schlüpfen die Riesenseeadlerküken.

Frisch geschlüpfte Jungadler tragen ein aschgrau-weißliches Dunenkleid, welches am Kopf lang und strahlig erscheint. Männchen und Weibchen teilen sich die Versorgung. Nach etwa einem Monat beginnt das Großgefieder zu wachsen, mit einem Alter von frühestens 2 Monaten sind sie flügge, doch oft dauert es länger als 2 Monate, durchschnittlich sind es 70 Tage. Nach dem Ausfliegen bleiben sie noch 2-3 Monate von den Elterntieren abhängig. Nach dem Verlassen des elterlichen Revieres sind sie noch unselbstständig und schließen sich zu Kleingruppen zusammen, die zu großen Teilen von Aas leben. Meist wir nur ein Jungtier flügge. Riesenseeadler verteidigen ihr Nest mit zum Teil großer Aggressivität, in Tierparks wird alles im Gehege des Tieres attackiert, in der Natur liegt die Fluchtdistanz gegenüber Menschen bei ca. 150 Metern [3].

Fortpflanzungsrate

Pro Paar und Jahr werden meist nur etwa 0,3 Jungtiere großgezogen, auf 13 Eier in 6 Jahren kamen in einer Untersuchung nur 4 ausgeflogene Jungadler. [4]

Riesenseeadler (Haliaeetus pelagicus).

Bestand und Gefährdung

Haliaeetus pelagicus gehört zu den am stärksten bedrohten Greifvögeln der Welt. In den 1980er Jahren lebten weltweit 2.200 Brutpaare in den 1990ern wurden weltweit etwa 2000 Brutpaare gezählt. Im Jahr 2000 schätzte BirdLife International den Bestand auf 5000 adulte Tiere auf einer Fläche von 1,3 Millionen km² im Sommer. Der Bestand gilt als stabil, zeigt jedoch einen leichten Trend nach unten. In der IUCN Redlist ist er als bedroht (vulnerable) eingestuft. Inzwischen ist er in Japan und Russland gesetzlich geschützt.

Bedrohungen

Die im Moment größte Bedrohung für den Riesenseeadler ist die Zerstörung seines Lebensraumes: Vor allem die Abholzung der Wälder in Kamtschatka und am Amur stellt eine nicht unwesentliche Bedrohung für den Riesenseeadler dar. Eine weitere Bedrohung sieht man in der Vergiftung der Riesenseeadler: Da er an der Spitze der Nahrungskette steht, trifft ihn jedes Gift, das seine Beute aufgenommen hat. DDT ist hierbei die größte Bedrohung; mittlerweile ist dieses Pestizid jedoch verboten. Doch infolge der Industrialisierung kommen andere Gifte in die Flüsse, etwa Schwermetalle. Ein großer Bedrohungsfaktor ist die Nachstellung durch Jäger und Tierfänger: Riesenseeadler gelten sowohl als Schafsräuber ebenso wie als Konkurrent der Jäger und als Rarität in westlichen Kreisen. Die Tiere werden unter anderem mit Fallen, Schlageisen und Gewehren gejagt und als Trophäe oder Präparat nach Japan, Europa oder Nordamerika verkauft. Einheimische Fischer jagen Riesenseeadler, da sie diese für Konkurrenten halten, wobei dies nicht wirklich zutrifft. Überfischung trifft sie besonders an den japanischen Küsten, jedoch auch an anderen Orten. Die ständig expandierende Erdölindustrie verschmutzt die Küstengewässer des Riesenseeadlers und stellt eine weitere Bedrohung dar. Überdies bereiten Horstplünderungen und andere Bedrohungen den Riesenseeadlern Probleme. Harte Winter können den Riesenseeadlern schwere Schäden bereiten, allein in Ostkamtschatka wurden in den Jahren 1972 und 1973 20 tote Riesenseeadler gefunden, im Rest des Verbreitungsgebietes kamen wohl noch bedeutend mehr Exemplare ums Leben.

Schutzmaßnahmen

Eine wirkungsvolle, häufig eingesetzte Schutzmaßnahme ist der Schutz des Lebensraumes. Da hierbei auch die Beutetiere geschützt werden, ist dies der wirkungsvollste Schutz. Es werden unter anderem auch Stacheldrähte um Horstbäume errichtet, um der Horstplünderung vorzubeugen. Es wurden ebenfalls „Futterplätze“ eingerichtet, wo vor allem Schlachtabfälle den jungen Riesenseeadlern zur Verfügung gestellt werden, um die Chance für ein Überleben zu steigern. Nachzuchten aus Gefangenschaft werden hin und wieder ausgesetzt, um die Population zu stabilisieren, ebenso wie geschwächte Vögel in Gehegen gepflegt und dann wieder ausgewildert werden.

Ein Riesenseeadler im Berliner Tierpark

Riesenseeadler in Zoologischen Gärten

Seeadler sind häufig in Fluganlagen von Zoos zu sehen, anders als die Riesenseeadler. Riesenseeadler sind Raritäten und nur in wenigen Zoos sind die wertvollen Tiere zu sehen. Einige der wenigen Riesenseeadler in europäischen Zoos leben im Berliner Tierpark, wo einige Fotos in diesem Artikel entstanden sind. Riesenseeadler bewegen sich zwar weniger als andere Arten, sind jedoch trotzdem Publikumsattraktionen, da sie mit ihrem kontrastreichen Gefieder, der Größe und dem kräftigen Hakenschnabel beeindruckend auf die Besucher wirken. Die ersten erfolglosen Zuchtversuche in Zoologischen Parks fanden im Tierpark Berlin von 1961 bis 1966 statt. Riesenseeadler finden sich überdies in diversen Falknereien und Naturschutzeinrichtungen.

Namensgebung

Der deutsche Name Riesenseeadler bezieht sich auf die Größe von Haliaeetus pelagicus, die alternative deutsche Bezeichnung Meeradler hat ihren Ursprung darin, das Riesenseeadler oft an Küsten leben und dort nach Nahrung suchen. Der englische Name „Stellers Sea Eagle“ hat einen anderen Ursprung: Der Entdecker des Riesenseeadlers war Steller. Anton Simon Pallas wertete die Aufzeichnungen des früh verstorbenen Steller aus und gilt damit als Erstbeschreiber. In Russland hat er zwei Bezeichnungen. Eine von diesen ist „Belopletschij Orlan“, welche mit „Weißschulteradler“ übersetzt wird. Diesen Namen erhielt er durch sein weißes Gefieder an den Flügeln. Die andere ist „Tichookeanski Orlan“, dies bedeutet in der russischen Sprache „Stiller Ozean-Adler“ = Pazifikadler. Dieser Name hat einen ähnlichen Ursprung wie Meeradler. Der wissenschaftliche Name Haliaeetus pelagicus bedeutet ebenfalls „Meeradler“ und hat denselben Ursprung wie die deutsche Bezeichnung.

Quellen

Literatur

  • Leslie Hilton Brown: Eagles of the world. David & Charles, Newton Abbot 1976. ISBN 0-715-37269-6
  • James Ferguson-Lees, David A. Christie & Kim Franklin: Raptors of the world. Helm, London, Princeton 2005. ISBN 0-713-66957-8
  • Wolfgang Fischer: Die Seeadler, Neue Brehm Bücherei, ISSN 0138-1423

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LOBKOW, 1978
  2. Erste Zusammenstellung des Brutgebietes von Haliaeetus pelagicus durch NEUFELDT & WUNDERLICH, 1981
  3. TSCHERNIKIN, 1965
  4. LOBKOW, 1978

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