Hannelore Renner

Hannelore Renner
Hannelore Kohl 1987
Hannelore Kohl (links), am 3. Juli 1991

Johanna Klara Eleonore Kohl, geborene Renner (* 7. März 1933 in Berlin; † 5. Juli 2001 in Ludwigshafen), war die erste Ehefrau des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hannelore Kohl wuchs in Leipzig auf. Ihr Vater, Wilhelm Renner, war Betriebsdirektor und Prokurist der Hugo Schneider AG (HASAG), des größten Rüstungsbetriebs in Mitteldeutschland von 1939 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.

Während des letzten Kriegswinters 1944/1945 erlebte die Elfjährige beim Bahnhofsdienst, den sie jede zweite Woche leisten musste, diese Szenen: Nach Döbeln kamen Züge mit Verwundeten von der russischen Front, denen Hannelore und andere Schüler die Verbände wechselten. Das Mädchen half beim Bergen von Toten und bei der Versorgung von Flüchtlingen, die teilweise wochenlang bei Minusgraden in offenen Waggons unterwegs gewesen waren. Einige der Säuglinge waren erfroren. Hinzu kamen Bombenangriffe mit Personen- und Sachschäden.

Anfang Mai 1945 begaben sich Mutter und Tochter nach Leipzig und trafen sich dort wieder mit dem Vater. Nachdem die Amerikaner am 1. Juli 1945 aus Westsachsen und Thüringen abgezogen waren, um den sowjetischen Truppen Platz zu machen, flüchtete die Familie nach Mutterstadt in der Pfalz, wo die Eltern des Vaters lebten. Anfangs wohnte die Familie Renner in einer Waschküche und zog danach mehrfach um.

Während eines Klassenfestes in Ludwigshafen lernte Hannelore Renner 1948 im Alter von fünfzehn Jahren den achtzehnjährigen Helmut Kohl kennen, den sie nach zwölf Jahren Bekanntschaft am 27. Juni 1960 heiratete.

Hannelore Kohl begann ein Sprachenstudium, das sie, bedingt durch den Tod ihres Vaters, vorzeitig beenden musste. Aufgrund dessen begann sie eine kaufmännische Lehre als Fremdsprachenkorrespondentin.

Für ihre Verdienste um hirnverletzte Unfallopfer wurde Kohl 1990 zum „Ehrenflorian“ der Feuerwehr Siegburg ernannt.

Bis in die 1980er Jahre widmete sich Hannelore Kohl der Erziehung der 1963 und 1965 geborenen Söhne Walter und Peter. 1983 gründete sie das Kuratorium ZNS (2005 umbenannt in ZNS – Hannelore Kohl Stiftung) für Unfallverletzte mit Schäden des Zentralnervensystems und wurde dessen Präsidentin. 1988 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet, weitere Ehrungen, wie z. B. 1999 das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern, folgten.

Nach unwidersprochenen Berichten Helmut Kohls hat Hannelore Kohl an dem sogenannten Zehn-Punkte-Programm zum Erreichen der deutschen Einheit und Selbstständigkeit mitgewirkt. Helmut Kohl trug dieses Programm ohne Abstimmung selbst mit dem Koalitionspartner am 28. November 1989 dem Deutschen Bundestag vor.

Hannelore Kohl sprach fließend Englisch und Französisch. Sie nutzte diese Fähigkeiten zum Umgang mit Staatsgästen und baute zu den Ehefrauen der Staatsmänner zum Teil freundschaftliche Beziehungen auf.

Peter Kohl heiratete am 28. Mai 2001 im Çırağan-Palast-Hotel am Ufer des Bosporus seine türkische Lebensgefährtin Elif Sözen. Hannelore Kohl konnte infolge ihrer Erkrankung an der Feierlichkeit nicht teilnehmen.

Am 5. Juli 2001 beging Hannelore Kohl im Alter von 68 Jahren Suizid. Zuletzt hatte sie mit ihrem Mann an seinen Memoiren gearbeitet, wie sie in einem ihrer letzten Interviews sagte.[1] Die letzten beiden Interviews mit Hannelore Kohl führte die Journalistin Dona Kujacinski[2] im März und Mai 2001.

Die Trauerfeier fand unter großer Beteiligung der Bevölkerung nach katholischem Ritus im Dom zu Speyer statt.[3]

Im Gedenken an Hannelore Kohl benannte die Stadt Ludwigshafen im Mai 2004 eine Uferpromenade am Rhein nach ihr.

Krankheit und Tod

Über die Umstände von Hannelore Kohls Krankheit und Tod gibt es in der Öffentlichkeit zahlreiche Spekulationen. Ihren eigenen Angaben im März 2001 zufolge hat sie seit 1993 an einer Lichtallergie gelitten (vermutlich ausgelöst durch Penicillin-Einnahme). Laut Medienberichten soll sie in den letzten Monaten ihres Lebens das Haus nur nach Sonnenuntergang verlassen und tagsüber hinter verschlossenen Rollläden gelebt haben. Nach Angaben ihres Mannes in Interviews, die er mehrere Jahre später gab, litt sie an unerträglichen Schmerzen. Diese Qualen hätten sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bis zu ihrem Tod gesteigert. Eine Behandlungsmöglichkeit gab es laut den Aussagen Helmut Kohls nicht mehr. In einem 2006 ausgestrahlten Interview erläutert Helmut Kohl, dass er von dem Plan eines Freitodes seiner Frau wusste. Sie starb an einer Überdosis Tabletten, die sie einnahm, als ihr Mann sich in Berlin aufhielt. Ihm und ihren Söhnen hinterließ sie einen Abschiedsbrief. Eine Autopsie wurde nicht vorgenommen.

Theater

Um die leidensvolle Lebensgeschichte von Hannelore Kohl geht es in Johann Kresniks Tanzstück HANNELORE KOHL, das im Dezember 2004 in der Bonner Oper uraufgeführt wurde.

Die Oper „Licht“ von Dea Loher (Libretto) und Wolfgang Böhmer (Musik) hatte am 19. August 2004 an der Neuköllner Oper Premiere.

Werke

  • Hannelore Kohl (Hrsg.): Kulinarische Reise durch deutsche Lande. Zabert Sandmann, München 1999, ISBN 3-924678-87-1 (mit Texten von Helmut Kohl).
  • Hannelore Kohl: Was Journalisten „anrichten“. Pfälzische Verlagsanstalt, Landau/Pfalz 1986, ISBN 3-87629-098-8 (Kochbuch).

Literatur

  • Dona Kujacinski, Peter Kohl: Hannelore Kohl. Droemer Knaur, Köln 2002, ISBN 3-426-27271-7.
  • Patricia Clough: Hannelore Kohl. DVA, Stuttgart 2002, ISBN 3-421-05615-3.

Weblinks

Fußnoten

  1. Hannelore Kohl, Es war Selbstmord
  2. Infos über Dona Kujacinski
  3. Kohl-Trauerfeier: Sein Maß und ihre Messe Tagesspiegel vom 21. Juli 2001

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