Hannover-Ahlem

Hannover-Ahlem
Karte
Hannover, Stadtbezirk Ahlem-Badenstedt-Davenstedt hervorgehoben
Basisdaten
Stadtbezirk Ahlem-Badenstedt-Davenstedt (11)
Fläche 9,85 km²
Einwohner 31.561
Bevölkerungsdichte 3.204 Einwohner/km²
Postleitzahl 30453, 30455
Stadtteile
  • Ahlem
  • Badenstedt
  • Davenstedt
Politik
Bezirksbürgermeister Wilfried Gunkel (SPD)
Stadtbezirksrat
(19 Sitze)
CDU: 6, SPD: 9, Grüne: 2,FDP: 1,Die Linke: 1,
Wappen Ahlem

Ahlem-Badenstedt-Davenstedt ist der 11. Stadtbezirk in Hannover. Er hat 31.561 Einwohner und besteht aus den Stadtteilen Ahlem (9.541 Ew.), Badenstedt (11.484 Ew.) und Davenstedt 10.536 (Ew.) (Stand 2009).

Inhaltsverzeichnis

Ahlem

Der Stadtteil Ahlem liegt im Westen des Stadtbezirks. Er war bis 1974 eine eigenständige Gemeinde und wurde dann in die Stadt Hannover eingemeindet. Ahlem hat seit 1966 eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Petit Couronne (Normandie). Am Schulzentrum Ahlem besteht ein deutsch-französischer Schüleraustausch.


Geschichte

Ahlem entstand als Bauerndorf im Schutze der Burg des Grafen Konrad von Wunstorf. Die wehrhafte Burg wird in einer Urkunde 1187 als Castrum Limbere erwähnt. Ihre genaue Lage ist heute aber nicht mehr bekannt. Sie war namensgebend für die Siedlung Limmer. Ahlem stand kirchlich und wirtschaftlich im Schatten der Burgsiedlung Limmer. Eine erste urkundliche Erwähnung fand das Dorf 1272 und 1288. Dabei vermachten Ludolf und Johann von Roden das Ahlemer Land dem Kloster Marienwerder.

Ahlem war trotz der Vorstadt-Nähe zu Hannover immer ländlich geprägt. Wirtschaftsgrundlage der Dorfbewohner war die Landwirtschaft. 1770 zählte das Dorf 120 Einwohner, etwa 100 Jahre später 1895 waren es rund 500. Um 1730 wurde asphalthaltiges Gestein gefunden, dass aber erst Mitte des 19. Jahrhunderts wirtschaftlich genutzt werden konnte.

Konzentrationslager

KZ-Häftlinge vor der Baracke 2 im Außenlager Hanover-Ahlem

Nach dem Novemberpogrom (1938) wurden in Hannover 16 "Judenhäuser" eingerichtet, eines davon befand sich auf dem Gelände der ehemaligen "Israelitischen Gartenbauschule Ahlem". Im September 1941 wurden mehr als 1000 Juden von der Stadtverwaltung gezwungen, innerhalb weniger Stunden, in eines der "Judenhäuser" zu ziehen. Später wurden die hier internierten Jüdinnen und Juden in Konzentrationslager in Osteuropa deportiert. Ende 1944 wurde in Ahlem ein Außenlager des KZ Neuengamme, das KZ Hannover-Ahlem eingerichtet, in das Insassen des Außenlagers des KZ Stöcken (Continental) aus Hannover-Stöcken verbracht wurden. Es befand sich in der heutigen Petit-Couronne-Straße nahe der Ahlemer Höhe. Die Häftlinge, vor allem polnische Juden, bauten in einem Stollen unterirdisch Asphalt ab. Ein Großteil der Gefangenen wurde wenige Tage vor Ankunft der US-Armee auf einen Todesmarsch in das KZ Bergen-Belsen geschickt, die im Lager verblieben Häftlinge wurden am 10. April 1945 befreit. Seit 1994 erinnert ein Mahnmal an die Opfer des Lagers.

Soldatenfriedhof

"Englischer Friedhof", dahinter Ahlemer Höhe

Der britische Soldatenfriedhof an der Ahlemer Höhe wird volkstümlich "Englischer Friedhof" genannt. Die offizielle britische Bezeichnung lautet Hannover War Cemetery und Hannover Military Cemetery Limmer. Auf dem 1957 eingerichteten Friedhofsgelände liegen etwa 2.400 Soldaten aus den Commonwealth-Staaten, die während des Zweiten Weltkriegs fielen. Darunter finden sich viele Angehörige der Royal Air Force, die bei Bombenangriffen auf Deutschland mit ihren Flugzeugen abstürzten oder abgeschossen wurden. Darüber hinaus sind auch viele Angehörige der britischen Besatzungsmacht nach 1945 und der heutigen britischen Truppen in Norddeutschland beerdigt. Die Friedhofsgestaltung entspricht dem Muster anderer britischer Soldatenfriedhöfe, so beispielsweise dem britischen Friedhof Berlin. Charakteristisch sind einheitliche schlichte Grabsteine aus englischem Portlandsandstein mit einem Hochkreuz mit Bronzeschwert sowie gepflegter, kurz geschnittener Rasen.

Mahn- und Gedenkstätte

Die Mahn- und Gedenkstätte Ahlem besteht seit 1987 auf dem Gelände der ehemaligen „Israelitischen Gartenbauschule Ahlem“ in der Justus-von-Liebig-Schule. Sie dokumentiert im Wesentlichen die Geschichte dieses Ortes sowie die der Einwohner jüdischen Glaubens der Stadt Hannover und des ehemaligen Landkreises. [1][2]

Badenstedt

Badenstedt liegt im Süden des Stadtbezirks. Die Einwohnerschaft war früher aufgrund der Nähe zu den großen Industriegebieten des Stadtteils Linden durch ein traditionelles Arbeitermilieu geprägt, deshalb befinden sich hier viele Genossenschaftswohnungen. Das Wohngebiet nordöstlich des Bornumer Holzes (östlich der Güterumgehungsbahn) wird als Körtingsdorf bezeichnet. Vorgänger der neueren Siedlung nahe der Firma Körting ist eine heute nicht mehr vorhandene Arbeitersiedlung - errichtet Ende des 19. Jahrhunderts. Es konnten lediglich zwei Arbeiterhäuser gerettet werden.

Im Bereich des heutigen Turnvereins Badenstedt (TVB) befand sich bis ins 20. Jahrhunderts eine von Georg Egestorff gegründete Saline, in der große Mengen Salz gewonnen wurde.

Neben dem TVB gibt es noch einen weiteren größeren Sportverein, den Badenstedter Sportclub (BSC). Ebenfalls in Badenstedt ansässig ist der Jugend SV, der sich 1968 vom TVB abspaltete und eine jugenddominierte Sportkultur pflegen wollte.

Im September 2001 wurde beim Badenstedter Denkmal, dem zentralen Punkt des Stadtteils, ein neuer Marktplatz eingeweiht. In der Nähe befindet sich die Badenstedter Paul-Gerhardt-Gemeinde, der alte Badenstedter Friedhof und gegenüber der Badenstedter Straße der alte Dorfkern mit einzelnen sehenswerten Fachwerkhäusern. Seit Mitte der 1990er Jahre entsteht das Neubaugebiet Badenstedt-West unmittelbar am Benther Berg.

Badenstedt hat zwei Grundschulen (Gebrüder-Körting-Schule; Friedrich-Ebert-Schule), eine Sonderschule, eine Haupt- und Realschule und eine Außenstelle des Lindener Gymnasiums Helene-Lange-Schule (im Schulzentrum Badenstedt; im Gebäude befindet sich die einzige Stadtteilbibliothek im Stadtbezirk Ahlem-Badenstedt-Davenstedt).

Im Schulzentrum ist auch der Kulturtreff Plantage in der Plantagenstraße untergebracht. Eine weitere kulturelle Einrichtung sind die ehemaligen Fuchswerke nahe der Grenze zu Empelde. Zahlreiche Werkstätten, Ateliers, Firmen, Läden haben sich hier nach einer vorbildlichen Sanierung der ehemaligen Fabrikanlage niedergelassen.

Die Fösse fließt gleichsam als Grenzflüsschen zwischen Badenstedt und dem nördlichen Nachbarstadtteil Davenstedt.

Davenstedt

Davenstedt liegt in der Mitte des Stadtbezirks.

Erstmalig erwähnt wird Davenstedt als davenstide im Marstemgau im Jahr 1022 in einer von Kaiser Heinrich II. ausgestellten Stiftungsurkunde des Hildesheimer Michaelisklosters, deren Echtheit von einigen Historikern aber angezweifelt wird. Eine zweite Erwähnung in Kirchenbüchern als Davenstede situm im Jahr 1280 ist dagegen unstrittig.

Im Bereich des Davenstedter Marktes befinden sich moderne Miets- und Eigentumswohnungen, in Davenstedt-West eine große Reihenhaussiedlung, errichtet Anfang der achtziger Jahre. Ein Denkmal der modernen Baukunst ist das sogenannte Terrassenhochhaus am Davenstedter Markt, im Volksmund wird es entweder mit den Hängenden Gärten der Antike verglichen oder als Schlachtschiff bezeichnet. In Davenstedt-Ost an der Davenstedter Straße befindet sich die traditionsreiche Freiwillige Feuerwehr Davenstedt.

Im alten Dorfkern befindet sich die Kapelle St. Johannes, die zweite der zwei erhaltenen Fachwerk-Kapellen Hannovers neben der im Stadtteil Wülferode. In der Nähe steht der Backstein-Neubau St. Johannes im parkähnlichen Gelände verbunden mit Kindergarten, Gemeinde-Saal, Küster- und Pastoren-Haus.

In der Nähe des ehemaligen Gemeindewaldes Davenstedter Holz am Geveker Kamp liegt der Sportverein TUS Davenstedt. Vom Davenstedter Holz ist außer der gleichnamigen Straße und Bus-Station nur ein kurzer Bachverlauf mit Baumbestand übrig geblieben.

Im Nordosten Davenstedts steht die einzige Schule des Stadtteils: Die Grundschule In der Steinbreite.

Verkehr

Der Stadtbezirk Ahlem-Badenstedt-Davenstedt wird mittels zweier Stadtbahnlinien der üstra mit Hannovers Innenstadt verbunden. Sieben Buslinien der üstra und der RegioBus Hannover stellen die Binnenerschließung und die Verbindung mit benachbarten Ortsteilen und Gemeinden sicher. Der Haltepunkt Bornum der S-Bahn liegt auf der Grenze zum südöstlich benachbarten Stadtbezirk.

Durch den Stadtbezirk verlaufen in Ost-West-Ausrichtung und meist abseits des Autoverkehrs zwei Radwanderwege.

Einzelnachweise

  1. Hannover.de: Mahn- und Gedenkstätte Ahlem
  2. Hannover.de: Ein Rundgang durch Ahlem

Literatur

  • Schmid, Hans-Dieter (Hrsg.), Buchholz, Marlis: Ahlem: die Geschichte einer jüdischen Gartenbauschule und ihres Einflusses auf Gartenbau und Landschaftsarchitektur in Deutschland und Israel, Bremen 2008, ISBN: 978-3-86108-039-8

Weblinks

52.36666679.66666677Koordinaten: 52° 22′ N, 9° 40′ O


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