- KZ Hannover-Ahlem
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Die Planungen für ein KZ Hannover-Ahlem begannen 1943 als die alliierten Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg massiver wurden. Denn die Continental AG, die die kriegswichtige Flugzeugreifen und Gasmaskenteile produzierte, sollte unterirdischen Schutz finden. Erst im November 1944 begann die SS mit dem Bau eines Nebenlagers des KZ Neuengamme in Ahlem.
Inhaltsverzeichnis
Lager
Dr. Weber von der Continental AG wurde im Mai 1944 vom Generalbevollmächtigten für Sonderfragen der chemischen Erzeugung beauftragt, Schutzmaßnahmen gegen Bombardierungen zu ergreifen[1]. Die Continental AG hielt ein vorhandenes Stollensystem, in dem früher Asphalt in Hannover-Ahlem gewonnen wurde, für geeignet, doch die Genehmigung, die sie beantragt hatte, wurde nicht erteilt. Daher fehlte es an Arbeitskräften und Baumaterial zum Ausbau der Stollen. Ab November 1944 übernahm die SS diese Aufgabe und verlegte zunächst 100 Häftlinge der 1000 Häftlinge aus dem nahegelegenen KZ Hannover-Stöcken (Continental), denen weitere aus dem gleiche Lager bis zu einer Lagerstärke von 840 folgten[2]. Das neue Lager wurde mit Stacheldraht umzäunt. Es bestand aus fünf Gebäuden, zwei für die Unterkunft, eines sowohl für Unterkünfte und Küche, eines für die Wäscherei und Krankenrevier und ein weiteres für Toilette und Waschräume. Das Lager lag unmittelbar vor dem Stolleneingang etwa 100 Meter nördlich der Harenberger Straße.
Lagerhäftlinge und -personal
Die Häftlinge mussten in zwei 12-Stunden-Schichten in den Stollen mit Hacken und Schaufeln arbeiten, um die vorhandenen Gänge für die Maschinen zu erweitern. Im Stollen mussten die Häftlinge bei etwa 10° Grad C Kälte und einer 85 Prozent hohen Luftfeuchtigkeit arbeiten. Dies waren extrem ungünstige Bedingungen für körperliche Arbeiten, denn es war kalt und nass und die Häftlinge litten zusätzlich unter den Misshandlungen des SS-Lagerpersonals. Kommandoführer war der auch im KZ Hannover-Stöcken (Continental) eingesetzte Kommandoführer Otto Harder. Disziplinarisch unterstand das Lagerpersonal dem Stützpunktleiter, SS-Hauptsturmführer Kurt Klebeck. Führer der 60 Mann starken Wachmannschaft war der SS-Oberscharführer Hans Harden. Des Weiteren war der SS-Rottenführer Wilhelm Damann gefürchtet, der als extrem brutal galt und an mehreren Häftlingsermordungen beteiligt war. Ebenso brutal war der Lagerälteste Heinrich Johann Wexler.
Dieses Außenlager hatte die höchste Sterblichkeitsrate der sieben Konzentrationslager von Hannover. Der Lagerkommandant des KZ Neuengamme, Max Pauly, ließ daraufhin 250 bis 350 Lagerhäftlinge ins Stammlager zurückbringen, um anschließend den Bestand mit dänischen, polnischen und russischen Häftlingen wieder aufzufüllen. Dadurch sank die Sterblichkeit kurzfristig, denn diese lag seit Ende Dezember bei 22 Toten je Woche, um auf 44 in der ersten Januarwoche anzusteigen[3]. Innerhalb von 1 ½ Monaten war die Hälfte der jüdischen Lagerhäftlinge entweder tot oder nicht mehr arbeitsfähig.Am 25. März 1945 kamen nochmals weitere 340 Häftlingen aus dem KZ Hildesheim, das bereits aufgegeben war, zu den schon vorhandenen 750. Die Evakuierung des Lagers begann am 6. April 1945 mit 850 Häftlingen. Die SS setzte 600 Häftlinge in Marsch und ließ 250 nicht marschfähige zurück. Auf dem Marsch ins KZ Bergen-Belsen wurden mehrere Häftlinge erschossen. Am 8. April erreichten die marschfähigen Häftlinge Bergen-Belsen und am 10. April erreichten amerikanische Truppen Ahlem und befreiten die verbliebenen Häftlinge.
Gerichtsverfahren
Im April 1947 begann vor einem britischen Militärgericht im Rahmen der Curiohaus-Prozesse der Prozess in Hamburg gegen das SS-Personal des KZ Hannover-Ahlem. Zum Tode durch den Strang verurteilt wurden SS-Rottenführer Damann und der SS-Wachmann Streit. Otto Harder wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Diese Haftstrafe wurde auf 10 Jahre abgesenkt und Harder wurde bereits 1951 aus dem Gefängnis entlassen. Hans Harden wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Zwei Kapos des Lagers erhielten lebenslange Haftstrafen. Im Jahre 1975/76 wurde der Prozess des Lagerältesten Hans Wexler angesetzt. Er wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt und verließ das Gefängnis 1982 aus gesundheitlichen Gründen.
Mahnmal
Im Jahre 1994 wurde ein Mahnmal am Ort des Außenlagers der Öffentlichkeit übergeben. In einer Gedenkstätte des ehemaligen Gefängnisses der Gestapo in Ahlem befindet sich eine öffentlich zugängliche Dokumentation über das Lager.
Literatur
- Marc Buggeln: Hannover-Ahlem („Döbel“, „A12“), in: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 5, Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. Beck-Verlag, München 2007, S. 427ff, ISBN 3-406-52965-8.
Weblink
- Gedenkstätte Ahlem
- Das KZ Hannover-Ahlem bei www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de
- Informationen über die Konzentrationslager von Hannover
Einzelnachweise
- ↑ Marc Buggeln: Hannover-Ahlem, S. 428 (siehe Literatur)
- ↑ Marc Buggeln: Hannover-Ahlem, S. 428 (siehe Literatur)
- ↑ Marc Buggeln: Hannover-Ahlem, S. 430 (siehe Literatur)
52.3769229.685843Koordinaten: 52° 22′ 37″ N, 9° 41′ 9″ O
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