Hans Dehn-Rothfelser

Hans Dehn-Rothfelser
Das Dresdner Residenzschloss um 1900

Hans von Dehn-Rothfelser, auch Dehn-Rotfelser, eigentlich Dehn(e) der Rothfelser (* 1500 in Wittenberg (?); † 13. Juni 1561 in Dresden) war ein sächsischer Hofbeamter und Bauintendant der Renaissance.

Leben

Der Sohn des kurfürstlich sächsischen Geheimrats Friedrich Dehn-Rothfelser wurde höfisch und wissenschaftlich erzogen und lebte seit den 1530er Jahren als Verwaltungsbeamter am Dresdner Hof des sächsischen Herzogs Georg des Bärtigen.

Dehn-Rothfelser erregte bald durch seine Kenntnisse der „ritterlichen Künste“ und die erfolgreiche Teilnahme an Schauturnieren Aufsehen und wurde 1539 zum Waffen- und Oberrüstmeisters des sächsischen Hofes und 1541 zum Forstmeister ernannt. Danach war er Amtmann im Meißnischen Kreis, so in Radeberg, Senftenberg und Laußnitz. Ab 1547 führte er den Titel eines „Oberbaumeisters“. 1548 reiste er nach Kopenhagen, wo ihn König Christian III. an seinen Hof binden wollte. Dehn-Rothfelser kehrte aber 1549 wieder nach Sachsen zurück. Dort wurde er im gleichen Jahr in den Adelsstand erhoben.

In den frühen 1550er Jahren kaufte er vom sächsischen Kurfürsten Moritz die Rittergüter Schönfeld und Helfenberg östlich von Dresden. Zu dieser Zeit war er Befehlshaber der Harnischkammer, Prüfer der Wildschäden in den fürstlichen Wäldern und Oberbauaufseher (Bauintendant) kurfürstlicher Bauten.

Dehn-Rothfelser starb 1561 in Dresden und wurde in der dortigen Frauenkirche begraben. Sein Epitaph wurde nach dem Abriss der alten Frauenkirche 1722 auf den Friedhof von Dresden-Leuben übertragen, dort zunächst eingemauert und erst 1876 wiederentdeckt. Heute ist es in der Leubener Himmelfahrtskirche zu sehen.

Dehn-Rothfelser hatte sieben Söhne und ebensoviele Töchter. Sein Sohn Hans der Jüngere (* 1537) war Dompropst zu Meißen und später Kanzler in Livland.

Ein späterer Nachfahre war der deutsche Architekt Heinrich von Dehn-Rotfelser (1825-1885). Siehe auch: Dehn

Werk

Blick von der Frauenkirche in den Innenhof des Residenzschloss

Dehn-Rothfelser galt jahrhundertelang als einer der Erbauer des Georgenbaus des Dresdner Residenzschlosses (des ersten deutschen Renaissancebaus überhaupt) und anderer kurfürstlicher Schlösser. Daher galt er als ein bedeutender Baumeister der deutschen Frührenaissance.

1877 wies Franz Richard Steche in einer Dissertation jedoch nach, dass Dehn-Rothfelsers Funktion bei der Errichtung dieser Bauten in der Organisation und Bauaufsicht lag. Es ist jedoch möglich und wäre für die Zeit der Renaissance nicht ungewöhnlich, dass die Baumeister durch den umfassend gebildeten Intendanten Dehn-Rothfelser künstlerische Anregungen erfuhren.

Die Bauleitung hatte Dehn-Rothfelser beim Um- und Neubau des Dresdner Residenzschlosses (mit dem Großen Schloßhof, der Geheimen Verwahrung, dem später Grünes Gewölbe genannten Trakt und der Schloßkapelle) inne. 1542–1546 leitete er die Bauarbeiten beim Jagdhaus in Moritzburg (dem Vorgängerbau des heutigen Lustschlosses), ab 1543 den Umbau von Schloss Klippenstein in Radeberg und von Schloss Senftenberg, ab 1555 den Umbau seiner eigenen Burg Schönfeld zu einem Schloss, 1554-1558 den Bau von Jagdschloss Grillenburg bei Tharandt. Unter ihm waren Baumeister wie Caspar Voigt von Wierandt, Bastian Kramer, Hans Kramer und Paul Buchner tätig.

Für den völligen Neubau der Festungsbauwerke um Dresden unter Herzog Moritz und seinem Nachfolger Herzog August wird eine weitergehende gestalterische Verantwortung Dehn-Rothfelsers als bei den Schlossbauten angenommen.

Literatur

  • Heinrich Theodor Flathe: Dehn-Rothfelser, Hans. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 28.
  • Günter Kloss: Dehn-Rothfelser, Hans von, in: Allgemeines Künstlerlexikon: Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Bd. XXV. Saur, München und Leipzig 2000, S. 259
  • Günther Meinert: Dehn-Rothfelser, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 566.
  • Ernst Sigismund: Dehn-Rothfelser, Hans von. In: Thieme-Becker: Allgemeines Künstlerlexikon. Band 8, S. 553
  • Franz Richard Steche: Hans von Dehn-Rothfelser. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte Sachsens. Blochmann, Dresden 1877 (zugl. Dissertation, Universität Leipzig 1877)
  • Dehn-Rothfelser, Hans. In: Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 2, S. 469

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hans Dehn Rothfelser — Das Dresdner Residenzschloss um 1900 Hans von Dehn Rothfelser, auch Dehn Rotfelser, eigentlich Dehn(e) der Rothfelser (* 1500 in Wittenberg (?); † 13. Juni 1561 in Dresden) war ein sächsischer Hofbeamter und Bauintendant der Renaissance. Leben… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans von Dehn-Rothfelser — Hans von Dehn Rothfelser, auch Dehn Rotfelser, eigentlich Dehn(e) der Rothfelser (* 1500 in Wittenberg (?); † 13. Juni 1561 in Dresden) war ein sächsischer Hofbeamter und Bauintendant der Renaissance. Leben E …   Deutsch Wikipedia

  • Dehn-Rothfelser — Dehn Rothfelser, 1) Hans, Architekt, geb. 1500, erbaute unter Kurfürst Moritz von Sachsen die Schlösser zu Radeberg, Moritzburg, Senftenberg und leitete dann auch den Neubau des Residenzschlosses in Dresden (um 1550) im Stil der deutschen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Heinrich Dehn-Rothfelser — Heinrich von Dehn Rotfelser, auch Dehn Rothfelser (* 6. August 1825 in Hanau; † 29. Juni 1885) war ein deutscher Architekt. Heinrich von Dehn Rotfelser war ein Nachkomme des Hans von Dehn Rothfelser, der im 16. Jahrhundert u. a. als Bauaufseher… …   Deutsch Wikipedia

  • Dehn — ist der Nachname folgender Personen: August Wilhelm von Dehn (1716–1776), Baron von Dehn auf Ludwigsburg und Träger des Danebrog Ordens. Friedrich Ludwig von Dehn (1697–1771), dänischer Diplomat; von 1762 bis 1768 Statthalter der Herzogtümer… …   Deutsch Wikipedia

  • Dehn-Rotfelser — oder Dehn Rothfelser ist der Familienname folgender Personen: Heinrich von Dehn Rotfelser (1825–1885), deutscher Architekt, kurhessischer bzw. preußischer Baubeamter und Denkmalpfleger Moritz Adolf von Dehn Rotfelser, kursächsischer Offizier Hans …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Irmisch — (* 1526 in Stollberg; † 16. September 1597, ebenda) war ein kursächsischer Landbaumeister. Leben Nach einer Maurerlehre ging Irmisch etwa 1550 in die Residenzstadt Dresden, wo er an den Stadtbefestigungsarbeiten des Kurfürsten Moritz mitwirkte.… …   Deutsch Wikipedia

  • Von Dehn — Dehn ist der Familienname folgender Personen: Friedrich Ludwig von Dehn (1697–1771), dänischer Diplomat; von 1762 bis 1768 Statthalter der Herzogtümer Schleswig und Holstein Günther Dehn (1882–1970), evangelischer Pastor und praktischer Theologe… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Dehn-Rotfelser — Heinrich von Dehn Rotfelser, auch Dehn Rothfelser (* 6. August 1825 in Hanau; † 29. Juni 1885) war ein deutscher Architekt. Heinrich von Dehn Rotfelser war ein Nachkomme des Hans von Dehn Rothfelser, der im 16. Jahrhundert u. a. als Bauaufseher… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich von Dehn-Rotfelser — Heinrich von Dehn Rotfelser, auch Dehn Rothfelser, (* 6. August 1825 in Hanau; † 29. Juni 1885) war ein deutscher Architekt, kurhessischer bzw. preußischer Baubeamter und Denkmalpfleger. Heinrich von Dehn Rotfelser war ein Nachkomme des… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”