- Hans Kirst
-
Hans Hellmut Kirst (* 5. Dezember 1914 in Osterode, dem heutigen Ostróda, Ostpreußen; † 23. Februar 1989 in Werdum, Ostfriesland) war ein deutscher Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hans Hellmut Kirst wurde als Sohn eines Polizeibeamten geboren. Infolge der dienstlichen Versetzungen seines Vaters verbrachte er seine Jugendzeit an unterschiedlichen Orten in Ostpreußen. Nach dem Besuch des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums in Osterode trat er 1931 in die Höhere Handelsschule über. 1932 arbeitete er im Rechnungsbüro des Ritterguts Mühlen. Auf Wunsch seines Vaters wurde er 1933 Berufssoldat der Reichswehr und war dann in der Wehrmacht bei der Flugabwehr in Königsberg stationiert. In den folgenden Jahren stieg er vom Unteroffizier zum Wachtmeister und Hauptwachtmeister auf.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Kirst zum Leutnant und Oberleutnant befördert und war von 1944 bis 1945 Nationalsozialistischer Führungsoffizier (NSFO) und Lehrer für Kriegsgeschichte an der Flakschule im oberbayerischen Altenstadt. Der spätere bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß war sein Vorgänger in Altenstadt und bezichtigte Kirst 1945 bei den US-Amerikanern, ein Anhänger des Nationalsozialismus gewesen zu sein. Kirst verbrachte neun Monate in einem amerikanischen Internierungslager in Garmisch. Dort entstanden auch seine ersten literarischen Aufzeichnungen. Obwohl Kirst als politisch ‚unbelastet‘ entlassen wurde, verhängte Strauß als Vorsitzender der Spruchkammer dennoch ein zweijähriges Schreibverbot gegen ihn. Aus dieser Zeit datieren die jahrelang erbittert geführten Auseinandersetzungen zwischen den beiden.
1947 zog Kirst nach München und war nach anfänglichen Gelegenheitsarbeiten (Gärtner, Straßenarbeiter, Dramaturg, Gemeindeschreiber) dort bis 1972 Filmkritiker der Tageszeitung Münchner Mittag (heute: Münchner Merkur). 1950 publizierte er seinen ersten Roman, Wir nannten ihn Galgenstrick. 1954 landete er mit seiner Romantrilogie 08/15, den Erlebnissen des Gefreiten/Wachtmeisters (so wurden die Feldwebel bei der Artillerie und Kavallerie genannt)/Leutnants Asch einen internationalen Bucherfolg, der mit Joachim Fuchsberger in der Hauptrolle sehr erfolgreich verfilmt wurde.
Bis zu seinem Tod verfasste Kirst etwa 60 Romane und wurde ein deutscher Bestsellerautor. Er schrieb Kriminalromane und setzte sich zugleich mit der Bewältigung des Nationalsozialismus auseinander, von seinen Kritikern wurde er allerdings der Trivialliteratur zugeordnet. In den 1950er-Jahren trat er energisch gegen eine deutsche Wiederbewaffnung ein, was zu heftigen Attacken des neuen Verteidigungsministers Franz-Josef Strauß führte. 1960 und 1962 konnte er mit den Romanen Fabrik der Offiziere und Die Nacht der Generale noch zwei weitere Welterfolge landen, die ebenfalls verfilmt wurden.
Seine Tantiemen setzte er u.a. für wohltätige Zwecke ein (soziale Organisationen in Israel, Kriegswaisen in Polen, Studenten in Norwegen). 1961 heiratete er die Schauspielerin Ruth Müller und lebte mit ihr und der gemeinsamen Tochter Beatrice in Feldafing am Starnberger See. 1967 stiftete er zum 100. Geburtstag des bayerischen Schriftstellers und Satirikers Ludwig Thoma eine Medaille für gesellschaftliche Verdienste. Seit 1969 arbeitete er als Filmkritiker auch beim ZDF in Mainz für die Sendung Ratschlag für Kinogänger. Von 1972 bis 1975 war Kirst Kolumnist der Münchner Abendzeitung.
1987 übersiedelte der von einer Krankheit schwer Gezeichnete mit seiner Familie von Bayern nach Werdum in Ostfriesland, wo er am 23. Februar 1989 starb.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1964 Goldene Palme von Bordighera
- 1966 Erstes deutsches Mitglied in der US-amerikanischen Authors Guild
- 1968 Knight of Mark Twain
Werke
Romane
- Wir nannten ihn Galgenstrick, 1950
- Sagten Sie Gerechtigkeit, Captain?, 1952 (Neufassung 1966, Letzte Station Camp 7)
- Aufruhr in einer kleinen Stadt, 1953
- 1. Band: 08/15 in der Kaserne, 1954
- 2. Band: 08/15 im Krieg, 1954
- 3. Band: 08/15 bis zum Ende, 1955
- Die letzte Karte spielt der Tod, 1955
- Gott schläft in Masuren, 1956
- Mit diesen meinen Händen, 1957
- Keiner kommt davon, 1957
- Kultura 5 und der rote Morgen, 1958
- Glück läßt sich nicht kaufen, 1959
- Fabrik der Offiziere, 1960
- Kameraden, 1961
- Die Nacht der Generale, 1962
- Bilanz der Traumfabrik, 1963
- 08/15 heute, 1965
- Aufstand der Soldaten, 1965
- Letzte Station Camp 7, 1966 (Erster Ausgabetitel 1952, Sagten Sie Gerechtigkeit, Captain?)
- Die Wölfe, 1967
- Deutschland deine Ostpreußen, 1968
- Kein Vaterland, 1968
- Soldaten, Offiziere, Generale, 1969
- Faustrecht, 1969
- Heinz Rühmann, (Biographie), 1969
- Held im Turm, 1970
- Das Udo Jürgens Songbuch (Textbeiträge), 1970
- Kriminalistik, BLV-juniorwissen Band 5, 1971
- Verdammt zum Erfolg, 1971
- Gespräche mit meinem Hund Anton, 1972
- Verurteilt zur Wahrheit, 1972
- Verfolgt vom Schicksal, 1973
- Alles hat seinen Preis, 1974
- Und Petrulla lacht, 1974
- Die Nächte der langen Messer, 1975
- Generals-Affären, 1977
- Die Katzen von Caslano, 1977
- Endstation Stacheldraht, 1978
- 08/15 in der Partei, 1978
- Der Nachkriegssieger, 1979
- Der unheimliche Freund, 1979
- Hund mit Mann-Bericht über einen Freund, 1979
- Eine Falle aus Papier, 1981
- Bedenkliche Begegnung, 1982
- Geld-Geld-Geld, 1982
- Ausverkauf der Helden, 1983
- Die gefährliche Wahrheit, 1984
- Die seltsamen Menschen von Maulen, 1984
- Blitzmädel, 1984
- Ende 45, 1985
- Das Schaf im Wolfspelz. Ein deutsches Leben, 1985
- Ein manipulierter Mord, 1987
- Geschieden durch den Tod, 1987
- Erzählungen aus Ostpreußen, 1987
- Die merkwürdige Hochzeit in Bärenwalde, 1988
- Stunde der Totengräber, 1988
- Der unheimliche Mann Gottes, 1988
- Menetekel '39, 1989
- Vergebliche Warnung, Der Polenfeldzug, 1989
- Die Ermordung des Rittmeisters, 1992
- Erinnerungen an eine unvergessene Heimat
Bühnenstücke
- Auch dem Gesindel spielen Flöten, Komödie, 1947
- Galgenstrick, Schauspiel, 1948
- Aufstand der Offiziere, (Bearbeitung und Regie: Erwin Piscator), 1966
Autobiografisches
- Das Schaf im Wolfspelz. Ein deutsches Leben. Biographische Versuchungen 1945 bis 1957, 1985
Verfilmungen
- 1954 08/15 (Teil 1), unter der Regie von Paul May mit Joachim Fuchsberger, Paul Bösiger, Emmerich Schrenk, Hans Christian Blech, Helen Vita, Mario Adorf
- 1955 08/15 - Im Krieg (Teil 2), unter der Regie von Paul May mit Joachim Fuchsberger, O.E. Hasse, Ellen Schwiers
- 1955 08/15 - In der Heimat (Teil 3), unter der Regie von Paul May mit Joachim Fuchsberger, Gustav Knuth
- 1958 Blitzmädel an die Front, unter der Regie von Werner Klingler, Drehbuch: Hans Hellmut Kirst, mit Eva-Ingeborg Scholz, Bert Fortell, Klausjürgen Wussow, Horst Frank, Antje Geerk
- 1960 Fabrik der Offiziere, unter der Regie von Frank Wisbar, mit Carl Lange, Helmut Griem, Karl John, Erik Schumann
- 1966 Die Nacht der Generale (GB/F, The night of the generals), unter der Regie von Anatole Litvak, mit Peter O’Toole, Omar Sharif, Donald Pleasence
- 1989 Fabrik der Offiziere (1989) (BRD/CSSR), unter der Regie von Wolf Vollmar, mit Manfred Zapatka, Karl-Walter Diess, Thomas Holtzmann, Sigmar Solbach
Literatur
- Hans Hellmut Kirst. Der Autor und sein Werk. Information, Zeugnis, Kritik, red. v. Heinz Puknus. München: Bertelsmann 1979. ISBN 3-570-07070-0
- Armin Mohler: Der Fall Kirst. In: Von rechts gesehen S. 230 ff., Seewald, Stuttgart 1974. ISBN 3512003656
Weblinks
- Literatur von und über Hans Hellmut Kirst im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tabellarische Kurzbiografie zu Hans Hellmut Kirst
- Kurzbiografie zu Hans Hellmut Kirst In: Lexikon der deutschen Krimi-Autoren
- Offizielle Website: Hans-Hellmut-Kirst.de
Personendaten NAME Kirst, Hans Hellmut KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller GEBURTSDATUM 5. Dezember 1914 GEBURTSORT Osterode, Ostpreußen STERBEDATUM 23. Februar 1989 STERBEORT Werdum, Ostfriesland
Wikimedia Foundation.