- Harro Paul Harring
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Harro Paul Harring (* 28. August 1798 auf dem Ibenshof bei Wobbenbüll in Nordfriesland; † 15. Mai 1870 in Saint Helier auf Jersey) war ein Revolutionär, Dichter und Maler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Harro Harring wurde als Sohn eines Bauern geboren, der später zum Deichgrafen avancierte. Am Zollamt in Husum durchlief er zunächst eine Lehre. Später entstand der Wunsch, Maler zu werden, und er studierte an der Kunstakademie Kopenhagen sowie in Dresden. Durch Kontakte zum radikalen Flügel der deutschen Burschenschaften wurde er in seinem politischen Denken nachhaltig beeinflusst.
„Berufsrevolutionär“
1821 trat er der philhellenischen Legion bei und wollte am griechischen Freiheitskampf gegen die Türken teilnehmen. Vor Ort enttäuscht über die Passivität der Griechen, fuhr er nach Italien und knüpfte Verbindungen zur Künstlerkolonie in Rom.
Nach einer Begegnung mit dem englischen Dichter Lord Byron versuchte sich Harring in München, wo er von 1823 bis 1826 lebte, eine bürgerliche Existenz aufzubauen und verfasste Dramen für das Theater. Danach arbeitete er von 1826 bis 1827 als Dramaturg in Wien und wurde schließlich von der Regierung Metternich als Demagoge ausgewiesen. Als ihm die Befreiung des griechischen Freiheitskämpfers Ypsilanti aus der Festung Theresienstadt nicht gelang, flüchtete er nach München, wo er Heinrich Heine kennen lernte. In den Jahren von 1828 bis 1830 diente Harring als Offizier in einem russischen Regiment in Warschau. Er wurde „Berufsrevolutionär“, der sich an der Julirevolution von 1830 in Leipzig und Braunschweig, am Hambacher Fest und am Savoyenzug 1834 beteiligte. Mit Zeitungsbeiträgen, Pamphleten, Gedichten und Romanen setzte er sich für unterdrückte Völker ein. Seine Schriften wurden teilweise verboten und er selbst mehrfach verhaftet und ausgewiesen.
Die Idee, die Völker von ihrer Knechtschaft zu befreien, entwickelte sich zu einer fixen Idee. Harring reiste 1840 nach Rio de Janeiro und setzte sich für Befreiung der Negersklaven ein. In Skizzen schilderte er das Elend der unteren Volksschichten. Als ein Mitkämpfer von Giuseppe Garibaldi wollte er zudem das Projekt einer Gründung der Vereinigten Staaten von Südamerika realisieren. 1843 ließ er sich als Schriftsteller und Maler in New York nieder, gründete eine „Skandinavisch-nationale Gesellschaft“ und geriet in Streit mit seinen schleswig-holsteinischen Landsleuten.
Die Revolution von 1848
Bei der Nachricht vom Ausbruch der Märzrevolution 1848 in Deutschland reiste er nach Europa zurück. Einer der Höhepunkte in seinem Leben war seine Rede an die Nordfriesen auf dem Bredstedter Marktplatz am 23. Juli 1848. Er versuchte damit vergeblich einen nordfriesischen Freistaat auszurufen. In Rendsburg gab er als verantwortlicher Redakteur die demokratisch-republikanische Zeitung „Das Volk“ heraus. Sein häufiges Antreten als politischer Kandidat zur Landesversammlung war freilich von geringem Erfolg beschieden. Ab 1849 führten ihn weitere Reisen nach Norwegen, England und in die USA. 1854 unternahm er seine dritte Reise nach Rio de Janeiro und arbeitete in der Folgezeit als Maler und Magnetheiler.
Exil Jersey
Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in völliger Armut und Isoliertheit auf der Kanalinsel Jersey. Er war krank und litt an Verfolgungswahn. Sein Landsmann Theodor Storm unterstützte seinen Wunsch nach Rückkehr in die Heimat mit einem Gutachten. Harro Harring beging aber zuvor - im Alter von 71 Jahren - Selbstmord.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1849 Ehrenmitglied des Neuwerker Bürgervereins
Werke
- Blüthen der Jugendfahrt, 1821
- Dichtungen, 1821
- Erzählungen, 1825
- Der Psariot. Der Khan. Poetische Erzählungen, 1825
- Die Mainotten, dramatische Gedichte, 1825
- Der Wildschütze, Trauerspiel, 1825
- Der Student von Salamanca, dramatisches Gedicht, 1825
- Cypressenlaub, Erzählungen, 1825
- Theokla. Der Armenier, Trauerspiele, 1827
- Erzählungen aus den Papieren eines Reisenden,1827
- Szapary und Batthiany, Heldengedicht aus dem Ungarischen Türkenkriege, 1828
- Serenaden und Phantasien eines friesischen Sängers, nebst Klängen während des Stimmens (Vorläufer des Rhonghar Jarr), 1828
- Rhonghar Jarr. Fahrten eines Friesen in Dänemark, Deutschland, Ungarn, Holland, Frankreich, Griechenland, Italien und der Schweiz, 1828
- Theokla. Der Armenier, Trauerspiele, 1831 (2. Aufl.)
- Memoiren über Polen unter russischer Herrschaft. Nach zweijährigem Aufenthalt in Warschau, 1831
- Die Schwarzen von Giessen, oder der Deutsche Bund, Novelle, 1831
- Julius von Dreyfalken, des Schwärmers Wahn und Ende, Roman, 1831
- Erzählungen aus den Papieren eines Reisenden, 1831 (2. Aufl.)
- Erinnerungen aus Warschau. Nachträge zu den Memoiren über Polen, 1831
- Faust im Gewande der Zeit. Ein Schattenspiel mit Licht, 1831
- Der Renegat auf Morea, Trauerspiel, 1831
- Rosabianca. Das hohe Lied des Friesischen Sängers (Harro Harring) im Exil, 1831
- Der Pole. Ein Character-Gemälde aus dem dritten Decenium unsers Jahrhunderts, 1831
- Der Livorneser Mönch, Roman, 1831
- Der Carbonaro zu Spoleto, politisch-satyrische Novelle, 1831
- Firn - Mathes, des Wildschützen Flucht. Szenen im Bayrischen Hochlande, Novelle, 1831
- Der Russische Unterthan, 1832
- Blutstropfen. Deutsche Gedichte, 1832
- Die Völker. Ein dramatisches Gedicht, 1832
- Gedanken über Wahrheit, Liebe und Gerechtigkeit. Entwurf zu einer Volksvertretung und zur Bildung eines Volkes, demokratischen Grundsätzen, 1832
- Splitter und Balken. Erzählungen, Lebensläufe, Reiseblumen, Gedichte und Aphorismen, nebst Briefen über Literatur, 1832
- Chronique scandaleuse des Petersburger Hofes seit den Zeiten der Kaiserin Elisabeth Oder: Geheime Memoiren zur politischen und Regentengeschichte des Russischen Reichs aus der Periode von 1740 bis zum Tode des Grosfürsten Constantin. Aus dem Nachlasse eines alten Staatsmannes, 1832
- Die Möwe. Deutsche Gedichte, 1835
- Traum des Scandinaviers, 1839
- Poesie eines Scandinaven, 1843
- Rede an die Nordfriesen auf dem Bredstedter Marktplatz, 1848.
- Historisches Fragment über die Entstehung der Arbeiter-Vereine und ihren Verfall in communistische Speculationen, 1852
- Dolores, Ein Charaktergemälde aus Süd-Amerika, 1858-1859
- Die Dynastie, Trauerspiel, 1859
Literatur
- Ellen Burditt McKey: Rewriting Arcadia. An analysis of German philhellenic literature. New Brunswick: Univ. Diss. 1994.
- Walter Grab: Radikale Lebensläufe. Von der bürgerlichen zur proletarischen Emanzipationsbewegung. Berlin: Verl. Ästhetik u. Kommunikation 1980. (= Ästhetik und Kommunikation; 5) ISBN 3-88245-205-6
- Hans-Ulrich Hamer: Die schleswig-holsteinische Erhebung im Leben von Harro Harring. Heide: Boyens 1998. ISBN 3-8042-0826-6
- Thusnelda Kuehl: Harro Harring, der Friese. Glückstadt: Hansen 1906.
- Thomas Thode: Harro Harring. Eine kommentierte Bibliographie seiner Werke. Eutin: Eutiner Landesbibliothek 2005. ISBN 3-9808529-8-9
Weblinks
- Literatur von und über Harro Harring im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Harro-Harring-Gesellschaft
Personendaten NAME Harring, Harro Paul ALTERNATIVNAMEN Harring, Harro Paul Kasimir KURZBESCHREIBUNG Revolutionär, Dichter und Maler GEBURTSDATUM 28. August 1798 GEBURTSORT Ibenshof bei Wobbenbüll Nordfriesland STERBEDATUM 15. Mai 1870 STERBEORT Saint Helier, Jersey
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