Hauptkampfpanzer

Hauptkampfpanzer

Kampfpanzer (auch Panzerkampfwagen), in der öffentlichen Wahrnehmung auch meist nur Panzer, ist der Haupttyp der Panzertruppe. Sie sind der am stärksten gepanzerte und am flexibelsten bewaffnete Typ aller Panzer und bilden am Anfang des 21. Jahrhundert noch immer das Rückgrat der Bodenstreitkräfte.

Typischerweise sind es gepanzerte Gleiskettenfahrzeuge mit einer Kanone als Hauptwaffe in einem rundum drehbaren Turm. Sie stellen einen möglichst optimalen Kompromiss aus Panzerung, Feuerkraft und Beweglichkeit dar. Ihre Aufgabe ist die Bekämpfung gegnerischer Panzer und befestigter Stellungen. Beim Kampf im urbanen Gebiet unterstützen sie auch häufig die Infanterie durch ihre Feuerkraft und ihren Panzerschutz. Ihre Besatzung besteht in der Regel aus vier Personen. In der Wanne sitzt oder liegt im allgemeinen der Fahrer. Im Turm befinden sich normalerweise der Kommandant, der Richtschütze und – falls der Panzer keine Ladeautomatik für die Kanone hat – ein Ladeschütze.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die ersten Panzer, die im ersten Weltkrieg eingesetzt wurden, waren nahezu ausschließlich Kampfpanzer, allerdings noch ganz als Waffe zur Infanterieunterstützung ausgelegt. Eine stärkere Differenzierung der Panzertypen fand erst danach statt. Gleiskettenantrieb für die Geländegängigkeit und Panzerung zum Schutz waren die aus den Erfahrungen des Krieges abgeleiteten Weiterentwicklungen. Zwischen den Weltkriegen wurde ein weiteres bis heute gültiges Konzept aufgestellt: der rundum drehbare Geschützturm. Multiturmpanzer setzten sich nicht durch.

Vor allem die im Zweiten Weltkrieg genannten mittleren Panzer T-34 (sowjetisch) und Panzerkampfwagen V Panther (deutsch) waren richtungsweisende Kampfpanzer. Der sowjetische T-34 hatte mit über 18 PS pro Tonne eine hervorragende Mobilität und durch günstige Neigung der Fahrzeugwände sehr gute Panzerwirkung bei relativ niedrigem Gewicht (26,5 t). Das Konzept wurde im deutschen Panther weiterentwickelt, der mit moderner Feuerleitung, elektrischer Turmmotorisierung, Drei-Mann-Turm usw. den Nachkriegsmodellen schon weitgehend entsprach.

Nach den zum Teil schlechten Erfahrungen mit den schweren deutschen Tigerpanzern erwies sich in den 50er-Jahren auch der britische Conqueror (der jedoch niemals in einem Krieg eingesetzt wurde) als taktisch eher problematisch. Schwere Panzer waren zu langsam und unbeweglich. Durch ihre Größe und das hohe Gewicht ließen sie sich nur schwer transportieren, und viele Brücken waren ihrem Gewicht nicht gewachsen, was einen strategischen Nachteil darstellte. Im Notfall war das Abschleppen eines defekten Fahrzeugs häufig unmöglich.

Die im Koreakrieg sichtbar gewordene Überlegenheit mittelschwerer Panzer mit starker Feuerkraft im Bewegungskrieg führten zur Weiterentwicklung dieser Kampfpanzer. Hier zeichnete sich besonders der britische Centurion aus, der bis 1966 den Conqueror in der britischen Armee verdrängte. Er gilt als Prototyp des modernen Main Battle Tank. Dieser englische Begriff war bis dato allerdings noch nicht in Gebrauch, er kam erst mit dem Erfolg dieses Typs auf.

In dieser Zeit setzte sich das Konzept des „modernen Kampfpanzers“ durch, womit auch eine Reduzierung der Bandbreite an Kampfpanzermodellen einherging. Im Englischen schlug sich dies im Ausdruck Main Battle Tank, kurz MBT (wörtlich übersetzt: Hauptkampfpanzer), nieder. Der Begriff trägt dem Umstand Rechnung, dass die Trennung zwischen den Konzepten von leichten, mittleren und schweren Kampfpanzern zugunsten eines universellen Allzweckpanzers weitgehend entfällt.

In den Auseinandersetzungen im Nahen Osten, etwa 1967 auf ägyptischer Seite im Sechs-Tage-Krieg gegen Israel, zeigten die schweren Panzer wie die IS-3 und IS-3M im Kampfeinsatz ihre Unzulänglichkeiten, wobei diese Panzer freilich zu dieser Zeit schon technisch überholt waren. Ähnlich erging es dem letzten schweren, sowjetischen Panzer, dem T-10. Dieser geriet ab Ende der 1960er-Jahre gegenüber dem moderneren und leichteren T-64 sowohl technisch als auch von der Feuerkraft her völlig ins Hintertreffen und wurde um 1973 aus dem aktiven Einsatzbestand genommen.

Damit hatten sich die Main Battle Tanks in der Nachfolge der mittleren Panzer endgültig bei beiden Machtblöcken etabliert.

Den leichten Panzern blieb noch die Rolle der Aufklärung auf dem Gefechtsfeld. Sie wurden jedoch später durch Schützenpanzer und Panzerwagen ersetzt, die noch kostengünstiger waren. Diese besitzen heute eine Bewaffnung und Mobilität, die leichten Panzern von früher überlegen ist. Einer der letzten leichten Kampfpanzer ist der US-amerikanische Stingray, der von einigen Ländern in Asien (z. B. Thailand) eingesetzt wird. Neuentwicklungen erfolgen noch für Spezialaufgaben wie für Luftlandetruppen.

In den letzten 25 Jahren ist das Gewicht der Kampfpanzer bedingt durch immer stärkere Panzerungen und größere Kanonen enorm gestiegen, und so mancher Panzer erreicht zum Teil schon etwa 70 Tonnen. Das sind Gewichte, die ursprünglich typisch waren für schwere Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg wie dem deutschen Königstiger oder dem britischen Conqueror der 1950er-/1960er-Jahre. Aus diesem Grund werden heute die modernen Kampfpanzer immer häufiger als schwere Kampfpanzer bezeichnet, obwohl sie entwicklungsgeschichtlich von den mittleren Panzern abstammen. Sie weisen dabei jedoch durch die entsprechend weiterentwickelte Antriebstechnologie nicht die Mängel der früheren schweren Panzer auf.

Mit dem Ende des kalten Krieges und der Wandlung des Schlachtfeldes von offenem, panzergünstigem Gelände zu Einsätzen in panzerungünstigem Gelände wurde die Daseinsberechtigung immer mehr in Frage gestellt und die Zahl der einsatzbereit gehaltenen Einheiten wurde wesentlich verringert. Setzen Staaten wie China, Indien oder Südkorea nach wie vor auf starke Panzerverbände, so ändern sich die Anforderungen der NATO-Staaten zu luftverladbaren, schnellen Einsatzverbänden mit entsprechenden Fahrzeugen. Aufgrund ihrer hohen Stoßkraft, Durchsetzungs-, Durchhalte- und Wirkfähigkeit sind sie jedoch noch immer ein fester Bestandteil jeder Landstreitmacht im weiter gültigen Konzept „Gefecht der verbundenen Waffen“. So sind Kampfpanzer bei Friedensmissionen (Peace Support Operation) ein Druck- und Ordnungsmittel im Rahmen der Show of Force, dem Zeigen der militärischen Stärke gegenüber den Konfliktparteien. Beim Kampf in bebautem Gelände und dem Häuserkampf bietet er durch seine Panzerung und Bewaffnung Schutz sowie Feuerkraft für die Infanterie und begleitende Unterstützungseinheiten.

Technik

Mobilität und Antrieb

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde zwar auf Geländegängigkeit grundsätzlich Wert gelegt, jedoch wurden auch Panzertypen mit extrem verstärkter Panzerung auf Kosten der Mobilität eingeführt. Zum Teil lag dies an konzeptuellen Vorgaben (Infanteriepanzer) oft aber auch schlicht daran, dass entsprechend leistungsstarke Motoren nicht verfügbar waren (Tiger II). Bis in die Gegenwart besitzen Kampfpanzer nun eine hohe Mobilität. Das Verhältnis von Motorleistung und Masse liegt bei modernen Panzern über 20 PS/t. Automatische Schalt-/Lenkgetriebe mit hydraulischer Wandlung sind heute der Standard. Die Reichweite eines Kampfpanzers in leichtem Gelände liegt dabei heute meistens bei 400–500 km, zur Zeit des Zweiten Weltkriegs waren es oft nur 150 km. In manchen Fällen, wie etwa beim deutschen Leopard 2, liegt die erreichbare Geschwindigkeit auf Straßen in Bereichen, die früher nur von Radfahrzeugen erreicht wurden (über 70 km/h). Bei den Fahrleistungen im Gelände wird dabei heute die Grenze physischer Belastbarkeit der Besatzung bei Panzern mit Drehstabfederung erreicht.

Ihr Kettenantrieb ermöglicht Panzern trotz des enormen Gewichts ein schnelles Vorankommen im Gelände. Jedoch bilden morastige und bindige Böden mit hohem Feuchtigkeitsgehalt ein natürliches Hindernis, das schwer überwunden werden kann.

Die ersten Panzer wurden von Benzin- oder Petroleummotoren als Reihen-, V- oder auch Sternmotor angetrieben. Im Laufe des Zweiten Weltkriegs zeigte sich die Überlegenheit des Dieselmotors, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dominierten aber aus verschiedenen Gründen noch Benzinmotoren. Mit der Weiterentwicklung des Panzerbaus ist der Dieselmotor im 21. Jahrhundert der vorherrschende und am weitesten entwickelten Antriebstyp für Panzerfahrzeuge. Anfänglich war er bezogen auf sein Gewicht noch leistungsschwach, hat er sich zum aufgeladenen Hochleistungsdiesel gewandelt. Oft ist er als Vielstoffmotor ausgelegt, um die Treibstoffversorgung zu vereinfachen.

Ein weiterer Antriebstyp ist die Gasturbine, wie sie beim amerikanischen M1 Abrams, dem sowjetischen T-80 und als hybridem Mischantrieb (Diesel und zusätzliche Gasturbine) beim Stridsvagn 103 Verwendung findet. Im Gegensatz zum Dieselmotor ist diese Antriebsform leichter bei gleicher Leistung. Dabei entsteht allerdings ein wesentlich höherer Kraftstoffverbrauch, vor allem im Teillastbetrieb und Leerlauf, was die Reichweite des Fahrzeugs einschränkt und logistische Probleme in der Treibstoffnachführung verursacht. Die Nachteile des hohen Treibstoffverbrauchs der beiden Triebwerksarten im Leerlauf und der Tatsache das die benötigte Energie zum Aufrechterhalten der Systeme eines Kampfpanzers beim längeren Verweilen in Stellungen oder beim Beobachtungshalt von den Batterien nur über eine unzureichend kurze Zeit gedeckt werden kann versucht man mit zusätzlichen Stromerzeugern zu lösen. Die Hilfsmotoren senken so nebem dem Treibstoffverbrauch auch die Infrarotsignatur und reduzieren die Geräuschentwicklung.

Die Unterbringung des Triebwerks ist bei vielen Modellen im Heck und stellen die klassische Form des Panzerbaus dar. Die Vorteile dieser Konstruktion sind günstige Infrarotsignatur der Front, kein Hitzeflimmern vor den Optiken, kürzere Kühl- und Abgasführung, freie Gestaltung der Wannenfront und geringe Belastung der Kette durch Reduzierung der dynamischen Zugkraft auf den Bereich letzte Laufrolle und Triebrad. Problematisch hingegen ist der Rohrüberstand bei einer längeren Hauptwaffe während der Geländefahrt.

Nur wenige Kampfpanzer, wie der israelische Merkava sind Fronttriebler. So wird das Triebwerk bei dieser Bauform als zusätzlicher Schutz für die Besatzung genutzt und ermöglicht eine Heckausstiegsluke wie bei einem Schützenpanzer. Nachteile dieser Konstruktion sind jedoch Einschränkung des Waffenrichtbereiches, höhere Kettenbelastung im gesamten oberen Kettentrum, mögliche Schäden des starr gelagerten Triebrades bei schneller Geländefahrt, Seitenvorgelege mit Achsversatz (Stirnradbauweise) notwendig, erhöhte Infrarotsignatur der Front sowie erhöhter Aufwand bei Kühlung und Abgasführung.

Trotz ihrer Komplexität können die Triebwerke zum Teil in kurzer Zeit gewechselt werden. Dabei sind oft Motor, Schalt-Lenkgetriebe und Kühlanlage zu einem Block gebündelt.

Schutzeinrichtungen

Ursprünglich wurden Panzer durch gewalzte Platten oder gegossene Elemente aus speziellem Panzerstahl geschützt. Die ersten Panzer im Ersten Weltkrieg hatten eine 6 bis 12 mm dicke Panzerung. Anfangs des Zweiten Weltkriegs wurde eine Panzerung von 30-40mm für die Frontpanzerung mittlerer Kampfpanzer für ausreichend erachtet. Der schwere Tiger II (Königstiger) hatte am Ende des Zweiten Weltkrieges eine Panzerung von bis zu 185mm Dicke. Seit den 1970er Jahren verfügen Kampfpanzer normalerweise über Sandwichpanzerungen aus Metall und Keramiken, deren genaue Zusammensetzung geheim ist. Teilweise kommen Reaktivpanzerungen zur Verstärkung von Schwachstellen zum Einsatz. Neuere Modelle verfügen teilweise über eine zusätzliche Panzerelemente aus Hartmetall wie z. B. abgereichertem Uran (M1 A2 HA), um die Widerstandsfähigkeit gegen Wuchtgeschosse zu erhöhen. Zunehmend Verbreitung findet eine modular aufmontierte Panzerung, die Reparaturen, Wartung und vor allem die spätere Anpassung des Schutzstandards durch Materialienaustausch oder Verstärkung erleichtert. Abstandsaktive Schutzmaßnahmen kommen zum Einsatz, um Bedrohungen schon früh zu eliminieren. Klassische Kampfpanzer sind vor allem am Bug und an der Turmfront stark, während Boden, Dach und Heck relativ schwach gepanzert sind. Bei den Einsätzen in Tschetschenien, Libanon, Irak und Afghanistan hat sich aber gezeigt dass ein ausreichender Rundumschutz unverzichtbar ist. Moderne Kampfpanzer verfügen über einen Schutz gegen die Explosion der eigenen Munition nach Treffern in den Munitionsbunker. Dazu ist der Munitionsbunker durch gepanzerte Türen zum Kampfraum hin abgeschottet, die entstehende Explosionsenergie wird durch Sollbruchstellen nach außen abgeleitet. Zudem wird vermehrt insensitive Munition verwendet, die bei einem Treffer nicht explodiert sondern nur abbrennt. Automatische Brandunterdrückungsanlagen schützen die Besatzungen zusätzlich. Eine wichtige Komponente moderner Kampfpanzer ist auch der Schutz der Besatzung gegen die Wirkung von ABC-Waffen, für den der Besatzungsraum abgedichtet wird und unter Überdruck gesetzt wird. Die Versorgung mit komprimierter Frischluft erfolgt durch integrierte Filteranlagen im Panzer.

Bewaffnung

Hauptwaffe

Die Hauptwaffen von Kampfpanzern sind Kanonen. Sie sind in der Regel anders als Kanonen von Artilleriepanzern nicht weit höhenrichtbar, da sie ihre Ziele normalerweise direkt − auf Sicht − beschießen. In der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg wurden Panzer zum Teil mit mehreren Türmen, beziehungsweise mit Kanonen ausgestattet. Einige Sondermodelle wurden auch mit Flammenwerfern ausgerüstet. Waren im zweiten Weltkrieg Kanonen im Kaliber 37 mm bis 88 mm die Regel, stieg es mit der Zeit auf 105 mm und mehr. Am Anfang noch als Zugrohrkanonen ausgelegt kommen überwiegend im 21. Jahrhundert Glattrohrkanonen mit Kalibern von 120 mm bis 125 mm zum Einsatz. Eine Ausnahme bildet hier der Challenger 2-Panzer aus Großbritannien der noch mit einer Zugrohrkanone ausgerüstet ist. Bei diesen sollen aber im Zuge einer Nachrüstung Glattrohrkanonen eingebaut werden.

Obligatorisch ist eine Wärmeschutzhülle, die das Rohr zum einen gegen ungleichmäßige Erwärmung durch Außeneinflüsse schützt, was die Präzision verringern würde und die zum anderen auch der Hitzetarnung dient.

Trotz des schon großen Kalibers von 120 mm beziehungsweise 125 mm bei den Panzern des Ostblock wurden Kanonen noch größeren Kalibers entwickelt. In den Vereinigte Staaten wurde Mitte der 1960er Jahre die Kombinationswaffe M81 im Kaliber 152 mm entwickelt und gebaut. Mit der Fähigkeit neben herkömmlicher Panzermunition einen Lenkflugkörper zu verschießen sollte die Waffe im Kampfpanzer 70 und M60 eingebaut werden. Mit den Glattrohrkanonen war die Technik der M81 jedoch veraltet. Mit dem Erscheinen neuer Panzerungen wurden in den 1980er erneut die Entwicklung vorangetrieben. In den NATO-Staaten setze man auf das Kaliber 140 mm, die Munition wog jedoch 38 Kilogramm was einen Ladeautomaten erforderte. Mit dem Wegfall der Ost-West-Bedrohung wurde 1993 die Entwicklung eingestellt und leistungsgesteigerte Glattrohrkanonen mit den Kalibern 105 mm bis 120 mm wurden entwickelt und eingeführt. Als Beispiel gilt hier die Rheinmetall 120-mm-Glattrohrkanone L/55.

Sekundärwaffen

Als Zweitbewaffnung, meist als Sekundärwaffe bezeichnet besitzen Kampfpanzer eine oder mehrere Waffen. Typischerweise sind dies Maschinengewehre (MG) in den Kalibern 7,62 mm und 12,7 mm. In den Weltkriegen noch meist im Bug der Wanne montiert und mit begrenztem Richtbereich sind diese Waffen im späteren Panzerbau koaxial zur Kanone im Turm installiert und werden in Höhe und Seite der Hauptwaffe nachgeführt. Weitere Maschinengewehre sind auf dem Turmdach montiert und dienen meist der Fliegerabwehr. Lange Zeit noch extern vom Ladeschützen oder Kommandanten bedient werden diese mit Beginn der asymmetrischen Kriegführung auf dem Gefechtsfeld aus dem Inneren ferngesteuert. Der Kampfpanzer Merkava, der für den Kampf in bebautem Gelände optimiert ist, verfügt darüber hinaus noch über einen 60 mm Mörser.

Zum Selbstschutz besitzen die Panzer eine Nebelmittelwurfanlage um durch Nebelkörper Rauch zu erzeugen um im Gefecht einem Gegner die Sicht zu nehmen. Darüber hinaus sind Strukturverstärkte Anlagen auch in der Lage Splittergranaten zu verschießen. Ein Beispiel im westlichen Raum wäre das französische GALIX.

Zielerfassung

In den ersten Panzern wurden Ziele noch rein optisch vom Schützen erfasst, die Entfernung wurde geschätzt. Aufgrund des extremen Lärms in den Panzern des ersten Weltkrieges war eine Feuerleitung und Koordination der Waffen kaum möglich. Mit dem sich durchsetzenden Konzept des Turmpanzers etablierte sich auch die Zielvorgabe durch den Kommandanten und die Ausstattung mit verstärkenden Zieloptiken. Die Entfernungen wurden mit Hilfe der Strichformel über das Zielfernrohr oder mit der stadiametrischen Messskala im Sichtfeld des Zielfernrohres ermittelt. Eine genaue Zielerfassung war bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges nur bei ausreichender Beleuchtung möglich, nachfolgend bis in die 1970er Jahre benötigte es einen sogenannten Schießscheinwerfer zur Zielbeleuchtung in der Nacht. Mit der Panzerentwicklung der Nachkriegszeit stehen eine Vielzahl von Hilfsmitteln bis hin zur computergestützten Zielauswahl und Geschützausrichtung zur Verfügung. Kommandant und Richtschütze verfügen über unabhängige Optiken und Nachtsichtgeräte. Die zunehmende Computerisierung ermöglicht ein Schießen aus der Bewegung auf stehende und bewegliche Ziele unabhängig vom Gelände auf Entfernungen um die 3000 m bei Tag, Nacht und eingeschränkter Sicht.

In der Anfangszeit war der Richtschütze noch auf eine optische Entfernungsmessung angewiesen, was meist per Schnittbildmessung oder Mischbildmessung erfolgte. Die ebenfalls angewendete Raumbildentfernungsmessung erforderte die Fähigkeit zum räumlichen Sehen. Kampfpanzer wie der Leopard 1 verfügten über beide Systeme, russische Kampfpanzer wie der T72 dagegen meist über Schnitt- oder Mischbildentfernungsmesser. Ein Großteil der Panzer benötigte noch einen Schießhalt um das Ziel zu treffen. Mit Einführung der elektronischen Entfernungsmessung durch einen Laser nach dem LIDAR-Prinzip und Stabilisierung der Hauptwaffe und Sichtlinien in allen Achsen wurde dieses Manko erheblich vermindert. Angeschlossen an einen analogen, später digitalen Feuerleitrechner ermöglichte es der Besatzung aus der Bewegung ein Ziel zu treffen. Der Feuerleitrechner berücksichtigt dabei Luftdruck, Lufttemperatur, Ladungstemperatur, Entfernung zum Ziel, eigene Geschwindigkeit, Zielgeschwindigkeit sowie den gewählten Munitionstyp und führt danach den Vorhalt und Aufsatz für Waffe und Turm. Das Richten erfolgt mittels elektro-hydraulischer oder elektronischer Richtantriebe. Ein Feldjustierspiegel (Kollimator) nahe der Mündung der Kanone ermöglicht automatische Korrekturen um Verwindungen in der Seelenachse des Rohres auszugleichen.

Munitionsarten

Prinzipiell könnten Panzerkanonen jede Art von Artilleriemunition verschießen. Aufgrund ihres Einsatzprofiles werden viele Munitionsarten jedoch von Panzern kaum mitgeführt. Ursprünglich standen ihnen nur Wuchtgeschosse und Sprenggranaten zur Verfügung. Als spezielle Munition zur Panzerbekämpfung wurden außerdem Hohlladungsgeschosse und in den 1940er Jahren Quetschkopfgeschosse eingeführt, letztere benötigt jedoch zwingend eine Zugrohrkanone um effektiv zu sein.

Mit der Verwendung von Schott- und Verbundpanzerungen wurde die Quetschkopfmunition zunehmend wirkungslos. Panzermunition des 21. Jahrhunderts besteht daher aus Geschossen für Glattrohrkanonen. Im Großteil werden panzerbrechende, flügelstabilisierte Treibkäfiggeschosse (APFSDS für Armor Piercing Fin-Stabilized Discarding Sabot) und flügelstabilisierte Mehrzweckmunition, meist als Hohlladung ausgelegt, eingesetzt. Durch den zunehmenden Kampf in bebautem Gelände verwenden die Streitkräfte der Welt auch Sprenggranaten, jedoch versehen mit einem programmierbaren Zünder um vieles effektiver als in den Weltkriegen. So ist die Munition in der Lage vor der Explosion ein Mauerwerk zu durchdringen oder wenn gewünscht in der Luft mit festgelegtem Abstand zum Ziel zu detonieren. Zusätzlich gibt es Lenkflugkörper (Reichweite bis zu 8 km) und Anti-Personen-Munition die sich aus Glattrohrkanonen verschießen lassen.

Aktuelle Modelle

Folgende Kampfpanzer entsprechen zur Zeit weitgehend dem Stand der Technik: Der deutsche Leopard 2, der US-amerikanische M1 Abrams, der iranische Zulfiquar, der britische Challenger 2, der französische Leclerc, die südkoreanischen Modelle K1 und K2, der italienische Ariete, der russische T-90, der pakistanische Al-Khalid, der israelische Merkava Mk4, der japanische Typ 90, der chinesische MBT 2000 und Typ 99.

Die weltweit noch immer am weitesten verbreiteten Kampfpanzer sind die älteren sowjetisch/russischen Typen, wie T-54, T-55 und T-62 bzw. ihre Kopien aus der VR China Typ 59, Typ 62, Typ 63 und Typ 69. Diese Panzermodelle sind wegen ihrer nur aus Stahl bestehenden Panzerung trotz häufig vorgenommener Kampfwertsteigerungen gegen modernere Fahrzeuge nicht mehr konkurrenzfähig. In Entwicklungsländern bzw. der sog. dritten Welt stellen sie mangels besserer Fahrzeuge immer noch die wichtigsten Kampfpanzer im Einsatz.

Die auf westlicher Seite noch vertretenen älteren Leopard 1 aus Deutschland sowie der französische AMX-30 (welcher bewusst für hohe Mobilität entwickelt wurde) sind mit ihren 36 t (AMX-30) bzw. 45 t (Leopard 1) relativ leicht. Sie entsprechen zwar ohne weiteres der Konstruktionsphilosophie der modernen Panzer, stellen aber aufgrund ihrer ebenfalls nicht mehr konkurrenzfähigen Panzerung und Feuerkraft nicht mehr den wichtigsten Panzer ihres Landes dar und sind zum Teil in ihrem Ursprungsland bereits komplett ausgemustert (Leopard 1 im Jahre 2003).

Der argentinische TAM ist der Versuch, einen leichteren Panzer für die Rolle des Kampfpanzers zu schaffen. Dieser kommt den Leistungen älterer Versionen moderner Kampfpanzer nahe, kann sich aber keinesfalls mit den größeren und stärkeren Modellen messen.

Siehe auch

Literatur

  • Alan K. Russel: Moderne Kampfpanzer, Waffen und Gerät Band 3, Motorbuch Verlag, ISBN 3-613-01792-X

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