Haus des Landtags

Haus des Landtags
Landtag von Baden-Württemberg
Landesdienstflagge Landeswappen
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Basisdaten
Sitz: Haus des Landtags in Stuttgart
Wahlsystem: Personalisierte Verhältniswahl mit geschlossenen Listen
Anzahl der Stimmen: 1 (Wahlkreisstimme)
Rechenverfahren: Sainte-Laguë/Schepers
Anzahl der Wahlkreise: 70
Legislaturperiode: 5 Jahre
Kfz-Kennzeichen: BWL
Aktuelle Legislaturperiode
Landtagspräsident: Peter Straub
Sitzverteilung: CDU 69
SPD 38
Bündnis 90/Die Grünen 17
FDP/DVP 15
Letzte Wahl: 26. März 2006
Nächste Wahl: 2011
Parlamentarische Vertretung
Stimmen im Bundesrat: 6
Karte
Karte: Deutschland Lage von Baden-Württemberg in Deutschland


Logo des Landtags
Landtagsgebäude

Der Landtag von Baden-Württemberg ist das Landesparlament des Landes Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgart. Landtagspräsident ist seit 1996 Peter Straub.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Landtag von Baden-Württemberg steht in der Tradition demokratischer Vorläufer. Zu Zeiten der Weimarer Republik waren dies der Landtag der Republik Baden und der Landtag des freien Volksstaats Württemberg. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden auf dem Territorium des späteren Landes Baden-Württemberg drei Länder errichtet.

Die Beratende Landesversammlung und der Landtag von Baden tagten von 1946 bis 1952 im Historischen Kaufhaus von Freiburg im Breisgau. Badischer Landtagspräsident von 1947 bis 1951 war Karl Person.

Der Landtag des Landes Württemberg-Hohenzollern trat 1946 zunächst als Beratende Landesversammlung im Kloster Bebenhausen in Tübingen zusammen. Präsident des Landtags von Württemberg-Hohenzollern war 1947 bis 1952 Karl Gengler.

Die Verfassunggebende Landesversammlung und der Landtag von Württemberg-Baden tagten von 1946 bis 1952 in Stuttgart. Präsidenten des Landtags von Württemberg-Baden waren 1946 Wilhelm Simpfendörfer und 1947 bis 1950 Wilhelm Keil. Als Tagungsort diente seit 1947 das 1889 errichtete Eduard-Pfeiffer-Haus der Stiftung Arbeiterheim in der Heusteigstraße 45 in Stuttgart. Im selben Gebäude tagte auch der Landtag von Baden-Württemberg noch bis 1961.

Gebäude

Gebäude des Landtags von Baden-Württemberg sind das im oberen Schlossgarten gelegene quadratische Haus des Landtags von 1961 (nach dem Entwurf von Horst Linde) und das jenseits der Konrad-Adenauer-Straße liegende 1987 eingeweihte Haus der Abgeordneten. Die beiden Gebäude sind durch einen Fußgänger-Tunnel miteinander verbunden. Der ursprüngliche Siegerentwurf des Architekten Peter von Seidlein wurde 1964 in Tübingen als Universitätsgebäude verwirklicht.[1]

Sitzverteilung in der 14. Wahlperiode

Sitzverteilung im Landtag

(Wahl vom 26. März 2006; konstituierende Sitzung am 13. Juni 2006)

Partei Sitze Anteil in %
CDU 69 49,6
SPD 38 27,3
GRÜNE 17 12,2
FDP/DVP 15 10,8
Summe: 139

Die in der Tabelle angegebenen Prozentwerte entsprechen nicht dem tatsächlichen Stimmenanteil bei der Landtagswahl von 2006, sondern sind hier errechnet als Quotient der Zahl der Sitze der jeweiligen Partei im Verhältnis zur Gesamtzahl 139 aller Sitze im Landtag.

Oswald Metzger, für die Grünen im Wahlkreis Biberach in den Landtag eingezogen, beendete am 27. November 2007 die Mitgliedschaft in seiner Partei und war danach fraktionsloser Abgeordneter. Zum 8. Februar 2008 legte er sein Landtagsmandat nieder, am 18. Februar 2008 folgte Eugen Schlachter aus Biberach.

Landtagspräsidenten

Landtagsgebäude
Amtszeit Präsident
1952–1960 Carl Neinhaus, CDU
1960–1968 Franz Gurk, CDU
1968–1976 Camill Wurz, CDU
1976–1980 Erich Ganzenmüller, CDU
1980–1982 Lothar Gaa, CDU
1982–1992 Erich Schneider, CDU
1992–1996 Fritz Hopmeier, CDU
1996 – heute Peter Straub, CDU

Landtagsfraktionen

Die Reihenfolge der nachfolgenden Nennung der Fraktionen richtet sich nach deren erstmaligem Auftreten in der Abfolge der Legislaturperioden seit 1952. Bei gleichzeitigem erstmaligem Erscheinen von Fraktionen innerhalb einer Legislaturperiode richtet sich die Reihenfolge nach deren Fraktionsstärke.

Fraktionsvorsitzende der CDU

Die CDU Baden-Württemberg war in allen Landtagen als Fraktion vertreten.

Dauer Vorsitzender
1952–1953 Franz Gurk
1953–1953 Gebhard Müller
1953–1960 Franz Hermann
1960–1968 Camill Wurz
1968–1972 Erich Ganzenmüller
Dauer Vorsitzender
1972–1978 Lothar Späth
1978–1991 Erwin Teufel
1991–2005 Günther Oettinger
2005– Stefan Mappus
   

Fraktionsvorsitzende der SPD

Die SPD Baden-Württemberg war in allen Landtagen als Fraktion vertreten

Dauer Vorsitzender
1952–1961 Alex Möller
1961–1964 Walter Krause und Hermann Veit
1964–1966 Walter Krause
1966–1968 Walter Hirrlinger
1968–1972 Heinz Bühringer
1972–1973 Walter Krause
1973–1976 Rudolf Schieler
Dauer Vorsitzender
1976–1980 Erhard Eppler
1980–1988 Ulrich Lang
1988–1992 Dieter Spöri
1992–2001 Ulrich Maurer
2001–2006 Wolfgang Drexler
2006–2008 Ute Vogt
2008– Claus Schmiedel

Fraktionsvorsitzende der FDP/DVP

Die FDP/DVP war in allen Landtagen als Fraktion vertreten.

Dauer Vorsitzender
1952–1953 Wolfgang Haußmann
1953–1956 Otto Gönnenwein
1956–1960 Eduard Leuze
1960–1964 Walter Nischwitz
1964–1968 Friedrich Stock
1968–1969 Eduard Leuze
Dauer Vorsitzender
1969–1976 Johann Peter Brandenburg
1976–1984 Jürgen Morlok
1985–1988 Hinrich Enderlein
1988–1996 Walter Döring
1996–2004 Ernst Pfister
2004– Ulrich Noll

Fraktionsvorsitzende des GB/BHE

Der Bund der Heimatvertriebene und Entrechteten (BHE) war im 1. Landtag (1952–1956) als Fraktion vertreten. Der GB/BHE war im 2. und 3. Landtag (1956–1964) vertreten.

Dauer Vorsitzender
1952–1954 Karl Mocker
1954–1956 Karl Bartunek
1956–1960 Karl Mocker
Dauer Vorsitzender
1960–1960 Josef Schwarz
1960–1964 Karl Bartunek
   

Fraktionsvorsitzende der NPD

Die NPD war im 5. Landtag (1968–1972) als Fraktion vertreten.

Dauer Vorsitzender
1968–1969 Wilhelm Gutmann
Dauer Vorsitzender
1969–1972 Werner Kuhnt

Fraktionsvorsitzende der Grünen

Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg (bzw. vor 1993 als DIE GRÜNEN bekannt) sind seit 1980 ununterbrochen im Landtag vertreten.

Dauer Vorsitzender
1980–1983 Wolf-Dieter Hasenclever
1983–1984 Winfried Kretschmann
1984–1988 Fritz Kuhn
1988–1990 Birgitt Bender
Dauer Vorsitzender
1990–1992 Rezzo Schlauch
1992–2000 Fritz Kuhn
2000–2002 Dieter Salomon
2002– Winfried Kretschmann

Fraktionsvorsitzender der Republikaner

Die Republikaner (REP) waren im 11. und 12. Landtag vertreten. Einziger Fraktionsvorsitzender von 1992 bis 2001 war Rolf Schlierer.

Wahlverfahren

Das Wahlverfahren zum baden-württembergischen Landtag unterscheidet sich vom Wahlverfahren vieler anderer Bundesländer dadurch, dass keine Landes- oder Bezirkslisten aufgestellt werden und dass jeder Wähler nur eine Stimme hat.

Der Landtag mit nominell 120 Abgeordneten wird alle fünf Jahre gewählt. Wer die meisten Stimmen in einem der 70 Wahlkreise erreicht, erhält das Direktmandat für diesen Wahlkreis und zieht in den Landtag ein. Die 120 Sitze werden landesweit im Sainte-Laguë/Schepers-Verfahren auf alle Parteien verteilt, die mindestens 5 % der Stimmen erreicht haben. Danach werden die Sitze jeder Partei – wieder nach Sainte-Laguë/Schepers – auf die vier Regierungsbezirke verteilt. Bis zur Landtagswahl 2006 wurde für beide zuvor genannten Berechnungsschritte das Sitzzuteilungsverfahren nach D’Hondt angewendet.

Stehen einer Partei in einem Regierungsbezirk mehr Sitze zu, als sie hier Direktmandate erreicht hat, werden die weiteren Sitze der Partei innerhalb des Regierungsbezirks in der Reihenfolge ihrer absoluten Stimmenzahlen zugeteilt. Diese Mandate werden Zweitmandate genannt. Für den Fall, dass eine Partei in einem Regierungsbezirk mehr Direktmandate erlangt, als ihr hier zustehen, wird wie folgt verfahren: Die Partei behält ihre Sitze als Überhangmandate, es wird aber die Zahl der Sitze in diesem Regierungsbezirk so erhöht, dass die Sitzverteilung dem Verhältnis der erreichten Stimmenzahlen wieder entspricht (Ausgleichssitze für die anderen Parteien).[2]

Durch den Ausgleich der Überhangmandate gab es in den 1990er Jahren Landtage mit 140–155 Abgeordneten. In der 13. Wahlperiode hatte der Landtag 128 Abgeordnete, in der 14. Wahlperiode sind es 139.

Das baden-württembergische Wahlverfahren wird immer wieder als besonders kompliziert kritisiert. Zudem gibt es durch die Abhängigkeit von der absoluten Stimmenzahl für Zweitmandate systemische Verzerrungen, d. h. es gibt Wahlkreise, in denen jede der kleineren Parteien Abgeordnete stellt, weil der Wahlkreis insgesamt sehr groß ist und vom Mittel deutlich nach oben abweicht. In anderen Wahlkreisen ist es hingegen jenseits des Direktmandats fast unmöglich, gewählt zu werden. Bei der Wahl 2006 hatte der kleinste Wahlkreis Heilbronn 81.073 Wahlberechtigte und stellte einen Abgeordneten, der größte Wahlkreis Tübingen mit 136.406 Wahlberechtigten konnte drei Abgeordnete in den Landtag entsenden.[3]

Auch sind Regierungsbezirke, in denen Überhang- und Ausgleichsmandate vergeben werden, im Landtag überproportional vertreten. Schließlich ist die Steuerung der Aufstellung der Kandidaten im baden-württembergischen Wahlverfahren dezentral organisiert; in jedem der 70 Wahlkreise wird vor Ort entschieden, wer kandidiert. Dies führt dazu, dass die Landesvorstände bzw. Landesparteitage der Parteien wenig Einfluss auf die Aufstellung der Kandidaten nehmen können. Unter anderem können Quotenregelungen nicht durchgesetzt werden. Der 14. Landtag hat mit 23,7 Prozent den niedrigsten Frauenanteil unter den deutschen Landesparlamenten.[4]

Ergebnisse der Landtagswahlen (in Prozent der Stimmenanteile)

1952 1956 1960 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2001 2006
Wahlbeteiligung in % 63,7 70,3 59,0 67,7 70,7 80,0 75,5 72,0 71,2 71,8 70,1 67,6 62,6 53,4
CDU 36,0 42,6 39,5 46,2 44,2 52,9 56,7 53,4 51,9 49,0 39,6 41,3 44,8 44,2
SPD 28,0 28,9 35,3 37,3 29,0 37,6 33,3 32,5 32,4 32,0 29,4 25,1 33,3 25,2
FDP/DVP 18,0 16,6 15,8 13,1 14,4 8,9 7,8 8,3 7,2 5,9 5,9 9,6 8,1 10,7
BHE bzw. GDP 6,3 6,3 8,2
KPD 4,4(1)
NPD 9,8
GRÜNE 5,3 8,0 7,9 9,5 12,1 7,7 11,7
REP 10,9 9,1

(1)Auf Grund dieses Ergebnisses standen der KPD vier Sitze im Landtag zu, weil die Fünf-Prozent-Hürde nicht auf das ganze Land bezogen wurde, sondern bei der Wahl zur Verfassunggebenden Landesversammlung am 9. März 1952 noch jeweils getrennt für die Vorgängerländer Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden (Südbaden) betrachtet wurde. 1956 schaffte die KPD mit einem Ergebnis von 3,2% die Fünf-Prozent-Hürde nicht und war seither nie mehr im Landtag vertreten.

Auskunft über die Wahlergebnisse[5] und die Sitzverteilung[6] im baden-württembergischen Landtag gibt das statistische Landesamt.

Historische Sitzverteilung im Landtag von Baden-Württemberg

1952 1956 1960 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2001 2006
CDU 50 56 52 59 60 65 71 68 68 66 64 69 63 69
SPD 38 36 44 47 37 45 41 40 41 42 46 39 45 38
FDP/DVP 23 21 18 14 18 10 9 10 8 7 8 14 10 15
BHE bzw. GDP 6 7 7
KPD 4
NPD 12
GRÜNE 6 9 10 13 19 10 17
REP 15 14
Gesamtzahl 121 120 121 120 127 120 121 124 126 125 146 155 128 139

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Ulrike Pfeil, Alle Labore auf den Berg, Schwäbisches Tagblatt, 3. Juli 2008, Seite 21.
  2. Informationen des Landesinnenministeriums zur Landtagswahl
  3. Pforzheimer Zeitung vom 16. August 2007
  4. Landtagsspiegel 2006 Seite 5
  5. Ergebnisse der Landtagswahlen in Baden-Württemberg 1992–2006 (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg)
  6. Ergebnisse der Landtagswahlen in Baden-Württemberg seit 1952 – Sitzverteilung im Landtag (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg)

Weblinks


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