Heckenschützengewehr

Heckenschützengewehr
Das M40A3 ist eine neue Präzisionswaffe des US Marine Corps im Kaliber 7,62 mm.

Scharfschützengewehre, auch Präzisionsgewehre oder -büchsen, sind normalerweise langläufige Gewehre, die dazu konzipiert wurden, Ziele in großer Entfernung zu treffen. Der Einsatzgrundsatz ist die Bekämpfung des Ziels mit wenigen, aber effektiven Schüssen, im Idealfall gemäß der Maxime ein Schuss, ein Treffer.

Scharfschützengewehre werden hauptsächlich im militärischen und polizeidienstlichen Bereich eingesetzt, um ein großes Gebiet abzusichern, wie bei großen Veranstaltungen, oder ein Ziel zu bekämpfen, ohne selbst entdeckt zu werden. Aufgrund der hohen Präzision wird der „Finale Rettungsschuss“ normalerweise mit diesen Gewehren durchgeführt. Auch Jäger und Wildhüter können für weite offene Flächen derartige Waffen verwenden. Im Schießsport werden sie ebenfalls im Langstreckenbereich (engl. long range shooting) eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliche Entwicklung

Die ersten Gewehre für Scharfschützen waren noch normale Gewehre, als im Jahr 1800 die erste Scharfschützeneinheit (95th (Rifle) Regiment) in England aufgestellt wurde. Erstes bekanntes Opfer eines Scharfschützen war Admiral Horatio Nelson bei der Seeschlacht von Trafalgar im Jahr 1805.

Die ersten Scharfschützengewehre kamen dann zwischen 1890 und 1910 auf, sie waren modifizierte Waffen aus der Serienproduktion oder angepasste Jagdwaffen. Sie kamen militärisch erstmals im Ersten Weltkrieg zum Einsatz.

Erste spezialisierte Scharfschützengewehre wurden circa ab 1916 gefertigt. Diese Waffen wurden außerhalb der Serienproduktion gebaut und man experimentierte mit verschiedenen Läufen, Bauarten und Kalibern. Sie wurden ab Mitte des Ersten Weltkrieges eingesetzt. Schon wenige Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden auch in anderen Auseinandersetzungen Scharfschützengewehre genutzt. Spätestens im Zweiten Weltkrieg hatte jedes größere Land derartige Gewehre im Einsatz. Eines der ersten Scharfschützengewehre, das in großer Stückzahl hergestellt worden ist, war das deutsche K98 mit Zielfernrohr im Kaliber 7,92 × 57 mm. Von diesem Gewehr wurden rund 130.000 Stück bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gebaut.[1]

Bauart und Kaliber

Die meisten Scharfschützengewehre sind Repetierer, da bei anderen Ladeverfahren bei der Schussabgabe oder unmittelbar danach zu viele Teile bewegt werden und die Präzision darunter leiden könnte. Gerade bei halbautomatischen Ladeverfahren wie Rückstoß- oder Gasdruckladern ist dies durch den rücklaufenden Verschluss der Fall. Halbautomatische Gewehre wie das HK PSG1 finden deswegen fast nur in polizeilicher Umgebung Verwendung.

Scharfschützengewehre besitzen heute fast immer ein optisches Visier, das heißt ein Zielfernrohr. Dabei sind bis zu 24-fache Vergrößerungen üblich. Gegebenenfalls werden diese Zielfernrohre durch Nachtsichtgeräte, beispielsweise Restlichtverstärker oder Wärmebildgeräte, ergänzt. In seltenen Fällen ist ein mechanisches Notvisier vorhanden. Wie bei vielen modernen Waffen sind meistens Möglichkeiten für das Anbringen von Zubehör gegeben, wie eines Laserentfernungsmessers.

Das heute am häufigsten bei Scharfschützengewehren verwendete Kaliber ist 7,62 × 51 mm NATO (.308 Winchester). Jedoch benutzen manche Gewehre auch andere Patronen im Kaliber 7,62 mm, mit stärkeren Treibladungen, wie es beim G22 mit .300 Win Mag (7,62 × 67 mm) oder bei den meisten Versionen des Dragunow-Scharfschützengewehrs mit dem Kaliber 7,62 × 54 mm der Fall ist.

Das Barrett M82A1 ist eine „Anti-Material“ Waffe im Kaliber .50 BMG.

Beispiele für weit verbreitete oder bekannte Waffen im Kaliber 7,62 mm sind das Heckler & Koch PSG1 und MSG90, das Steyr SSG 69, das Walther WA 2000, Varianten des Gewehres Remington 700, wie das M24 oder das M40, die von der amerikanischen Armee und verschiedenen Polizeibehörden eingesetzt werden, die AWM-Serien und das davon abgeleitete G22 der deutschen Bundeswehr. Durch die Angriffe von Heckenschützen im Jugoslawien-Krieg auch öffentlich bekannt geworden, und außerhalb der NATO-Staaten weit verbreitet, ist das russische Dragunow-Scharfschützengewehr.

Für größere Entfernungen werden auch Waffen mit größerem Kaliber wie die .338 Lapua Magnum (8,6 × 70 mm) oder auch extreme Kaliber wie .50 BMG (12,7 × 99 mm) oder 14,5 × 114 mm gebaut. Das Kaliber .50 BMG findet beispielsweise im Barrett M82A1, HS .50 oder McMillan Tac-50 Verwendung, während das 14,5 × 114 mm im NTW-20 eingesetzt wird. Sie dienen aber hauptsächlich zur Bekämpfung von Hartzielen, Materialzielen oder für Entfernungen über zwei Kilometer.

Vereinzelt gibt es auch Gewehre mit kleinerem Kaliber, wie 5,56 × 45 mm NATO beim SIG 550-1 oder 5,8 × 42 mm beim chinesischen QBU-88. Diese kleinen Kaliber konnten sich aber in der militärischen Nutzung nicht durchsetzen.

Reichweite

Die maximale effektive Reichweite ist je nach Waffe unterschiedlich, da sie abhängig von Bauart und Kaliber ist. Bei Militärwaffen liegt sie im Durchschnitt bei rund 1000 Metern. Polizeiwaffen sind durch den häufigeren Einsatz in bebauten Gebieten in der Regel für kürzere Entfernungen ausgelegt. Bei Spezialausführungen mit großem Kaliber kann sie aber auch bis zu 2500 m reichen.

Gerade bei großen Entfernungen spielen Wetterbedingungen wie Wind, Temperatur und Luftdruck, das verwendete Kaliber und der Schusswinkel eine wichtige Rolle, wodurch sich die tatsächliche effektive Reichweite vergrößern oder verringern kann. Auch die Munition hat maßgeblichen Einfluss auf die Reichweite. Deswegen wurden spezielle Munitionsarten und -formen für Scharfschützengewehre entwickelt, die beispielsweise eine bessere Aerodynamik (VLD-Geschoss) oder auch einen optimierten Aufbau der Pulverladung aufweisen.

Größte Kampfentfernungen

Ein McMillan Tac-50, das Gewehr, mit dem ein Treffer auf über 2400 m erzielt wurde.

Der am weitesten entfernte, aufgezeichnete und bestätigte Treffer im militärischen Bereich, das heißt unter Einsatzbedingungen, wurde im März 2002 im Rahmen der Operation Anaconda in Afghanistan auf 2430 m mit einem McMillan Tac-50 erzielt, als Corporal Rob Furlong der kanadischen Armee einen Taliban-MG-Schützen bekämpfte.[2]

Erst wenige Tage vorher traf Master Corporal Arron Perry, der zum selben Team wie Furlong gehörte, einen vorgeschobenen Beobachter der Taliban auf eine Entfernung von 2310 m.

Vor der Operation Anaconda war der auf die größte Distanz erzielte Treffer im Kampfeinsatz ein Schuss über 2250 m, der von U.S. Marine Corps Gunnery Sergeant Carlos Hathcock 1967 während des Vietnamkrieges abgegeben wurde. Auch er benutzte mit einem modifizierten und mit einem Zielfernrohr ausgerüsteten Browning M2-Maschinengewehr eine Waffe im Kaliber .50 BMG; allerdings kann diese Waffe nicht als Scharfschützengewehr bezeichnet werden.[3][4]

Siehe auch

Literatur

  • Ian V. Hogg, "Moderne Scharfschützengewehre", Motorbuch Verlag, 2000, ISBN 3613020149
  • Peter Brookesmith, "Scharfschützen. Geschichte - Taktik - Waffen", Motorbuch Verlag, 2003, ISBN 3613022478

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Französische Website zum K98k (franz.)
  2. Artikel aus Maclean's (kanadisches Nachrichtenmagazin, engl.)
  3. Kurze Biographie von Carlos Hathcock auf Grant.com (engl.)
  4. Bild des M2 von Carlos Hathcock und kurzer Nachruf (engl.)

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