Alliierte Verwaltung

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1945–1949
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Karte
Die vier Besatzungszonen am 21. Januar 1947

Die Zeit in Deutschland zwischen 1945 und 1949, vom Kriegsende durch die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht und Niederlage des Deutschen Reiches bis zur Gründung beziehungsweise Neuorganisation zweier deutscher Staaten als Teile der deutschen Nation und damit dem Beginn der 40-jährigen Geschichte deutscher Teilung, zählt zu den „kompliziertesten Abschnitten der deutschen Geschichte […] einem interdependenten Prozess, an dem alle Weltmächte beteiligt waren.“ (Lutz Niethammer)

Inhaltsverzeichnis

Die Lage nach Kriegsende

Allgemein galt: die Staatsorganisation des Deutschen Reiches war bereits vor dem „Zusammenbruch“ stark zerfallen, nach Zerschlagung der Obersten Reichsbehörden und der NS-Parteiorganisation durch die Siegermächte war die Bevölkerung („dies unglückselige Volk“, Thomas Mann, 1945) und nachgeordnete Verwaltung weitgehend auf Selbstorganisation zurückgeworfen. Zusammen mit den großen Wanderungsbewegungen von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen trug der Zerfall der deutschen Wirtschaftsräume zum allgemeinen sozialen Elend bei. Auch konnten oder wollten sich die verschiedenen Besatzungsmächte zunächst nicht auf eine gemeinsame Politik einigen, die Briten organisierten ihre Besatzungszone in Nordwestdeutschland z. B. eher zentralistisch wogegen die Amerikaner in Süddeutschland eher föderalistisch vorgingen. Am 5. Juni 1945 kam es in der Berliner Erklärung der Oberbefehlshaber der Vier Mächte zur Übernahme der obersten Regierungsgewalt in Deutschland durch deren Regierungen und die Einsetzung eines Alliierten Kontrollrates mit Sitz in Berlin. Deutschland wurde innerhalb seiner Grenzen vom 31. Dezember 1937 in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Für Groß-Berlin erfolgte eine gemeinsame Besetzung der Alliierten und die Einrichtung einer Interalliierten Kommandantur für die Verwaltung des Stadtgebietes. Bis zum 1. Juli 1945 räumten die Briten und US-Amerikaner die Länder Sachsen, Thüringen und Teile von Mecklenburg und übergaben sie der sowjetischen Kontrolle. Im Austausch dafür erhielten die Westalliierten die Besetzung der drei westlichen Sektoren Berlins.

Berliner zerlegen ein verendetes Pferd, Mai 1945.

Die ersten Länder wurden im Juli 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone gegründet. Allerdings verfolgte die Sowjetunion für die Zukunft Deutschlands den Entwurf eines zentralistischen Staates, in dem die Länder lediglich Verwaltungseinheiten darstellen sollten. Dem stand das amerikanische Konzept eines föderalen Staates gegenüber, in dem die Länder auch eine wichtige politische Rolle spielen sollten. Aufgrund der „Proklamation Nr. 2“ entstanden am 19. September 1945 in der amerikanischen Besatzungszone die ersten Länder mit dieser Ausrichtung. Die allgemeine Lebensmittelversorgung war schlecht und man bekam nicht genug zu essen. Viele Leute starben an Hunger oder Durst – insbesondere Säuglinge und Kleinkinder, weil keine Milch vorhanden war.

In der sowjetisch besetzten Zone standen intensive Industriedemontagen (Reparationsmaßnahmen) im Vordergrund: immerhin hatte die Sowjetunion die Hauptlast beim Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland tragen müssen – knapp 22 Millionen sowjetische Zivilisten und Soldaten starben während des Krieges. Die Demontagen in den Fabriken wurden durch die Arbeiter durchgeführt, die an den Maschinen oft jahrelang gearbeitet hatten. Aus natürlicher Abneigung gegen diese Maßnahmen, wurde immer wieder „vergessen“, für den Betrieb notwendige Einzelteile auch zu verpacken. Damit war bei einem Wiederaufbau in der Sowjetunion eine weitere Nutzung meist ausgeschlossen. Daher beendete man schon frühzeitig die Demontagen vor Ort, überführte die geeigneten Betriebe in Sowjetische Aktiengesellschaften und transportierte dann die „überprüften“ Fertigprodukte als Reparationsleistung ab.

Die verschiedenen Strategien befanden sich bei den Alliierten jeweils teilweise bereits seit 1943 in der Ausarbeitung (vgl. auch Atlantik-Charta, Casablanca-Konferenz, Konferenz von Teheran, Erklärung von Jalta). Trotzdem wurden die wechselhaften Ergebnisse der Besatzungspolitik lange sowohl von den Besatzungsmächten, als auch von der betroffenen deutschen Bevölkerung als reine Provisorien betrachtet. Erst mit der verstärkten Konfrontation der weltpolitischen Blöcke wurde aus Vorläufigem – vor allem aus der Deutschen Teilung – zunehmend scheinbar Endgültiges. Ein formaler Friedensvertrag ist jedoch niemals abgeschlossen worden.

Siehe auch: Rechtslage des Deutschen Reiches nach 1945

Details

Deutschland 1947. Die vier Besatzungszonen gemäß dem Potsdamer Abkommen, das freie Saarland und die unter polnische und sowjetische Verwaltung gestellten deutschen Ostgebiete

Etwa 1000 Selbstmorde gab es in Berlin im Mai 1945. Von ehemals 4,3 Mio. Einwohnern zählte man noch 2,3 Millionen in der weitgehend zerstörten Stadt. Am 14. Mai erschien aber bereits wieder die erste Zeitung: die „Neue Rundschau“, herausgegeben von den sowjetischen Militärbehörden. Ab 21. Mai wurde auch erneut Radio aus Berlin gesendet. Durch Zwangsrekrutierung von Räumungskräften gelang den Sowjets die Räumung der Straßen binnen 14 Tagen. Bis Juli leitete General Schukow und sein Stadtkommandant Berlin. Schwarzmärkte in der Brunnenstraße, am Potsdamer Platz und am Bahnhof Zoo kamen auf.

Am 29. Mai wurde die Meldepflicht für alle Frauen zwischen 15 und 65 Jahren in Berlin eingeführt. Arbeit als „Trümmerfrau“ brachte bessere Lebensmittelkarten ein. Frauen, die in den ersten Nachkriegsjahren die Hauptlast des Wiederaufbaus in Deutschland trugen, entwickelten in dieser Zeit ein neues Selbstverständnis und -bewusstsein. Das konservativere Klima der späteren Adenauer-Jahre sollte die emanzipativen Ansätze aber weitgehend wieder einkassieren – zumindest in Westdeutschland. Schon im ersten Deutschen Bundestag von 1949 waren Frauen anteilsmäßig spärlicher vertreten als noch im Reichstag der Weimarer Republik.

Männer als Helfer waren zunächst eher selten: in den letzten Wochen vor dem Kriegsende ergaben sich allein den Amerikanern vier Millionen deutsche Soldaten, 1,3 Millionen davon wurden in den sogenannten Rheinwiesenlagern interniert, logistische Probleme der Versorgung dieser Gefangenenmassen resultierten: etwa 10.000 Deutsche starben in den improvisierten unüberdachten Kriegsgefangenenlagern auf offenem Feld. Ab Juli 1945 wurden die Gefangenen auch unter britische und französische Aufsicht gestellt. Über 700.000 Kriegsgefangene stellten die USA den Franzosen zum Wiederaufbau ihres Landes zur Verfügung, einige mussten unter harten Bedingungen im Bergbau arbeiten. Viele konnten erst 1948 in die Heimat zurückkehren. Insgesamt befanden sich 1945 elf Millionen deutsche Soldaten in Gefangenschaft, fünf Millionen von ihnen kamen recht schnell wieder in Freiheit. Vor allem in sowjetischer Kriegsgefangenschaft aber waren die Überlebensaussichten schlecht, für einige Gefangene kam die „Kriegsheimkehr“ hier erst 1956.

Hilfe für Berliner Kinder organisierte die britische Landverschickungsaktion „Stork“. Hilfe kam außerdem aus der Schweiz, aus Schweden und von amerikanischen Quäkern.

Im Berliner Magistrat war Ferdinand Sauerbruch für das Gesundheitswesen und Hans Scharoun für das Bauwesen zuständig, acht andere wichtige Posten wurden von Kommunisten besetzt. Am 10. Juni ließen die sowjetischen Behörden wieder Parteien zu.

In den Berliner Westsektoren wurden die Zeitungen „Tagesspiegel“ und „Kurier“ zugelassen. In der „Femina-Bar“ in Berlin-Schöneberg nahmen es amerikanische Soldaten nicht so genau mit dem offiziellen Gebot der „Non-Fraternization“. Eine Flasche gepanschten Korns ging in Berliner Lokalen für 900 Reichsmark schwarz über die Theke. Bald setzte sich die Zigaretten-Währung gegenüber den entwerteten deutschen Banknoten durch – zumindest inoffiziell. Auch dies war teilweise eine Spätfolge der verantwortunglosen Finanzpolitik des Dritten Reiches, welche für Rüstung und Krieg die umlaufende Geldmenge aufgebläht hatte.

Am 6. Oktober 1945 erschien in München die erste Nummer der Süddeutschen Zeitung. Sie erschien zunächst nur zweimal in der Woche und umfasste vier Seiten. In den Westzonen mussten Zeitungen bis in die späten Vierziger Jahre lizenziert sein, d. h. es sollte verhindert werden, dass ehemalige Nationalsozialisten, rechtsextreme Nationalisten oder Demokratiegegner neuerlich publizistisch tätig wurden. Die erste Ausgabe des „Neuen Deutschland“ erschien im April 1946 im Ostsektor Berlins. In Ostdeutschland sicherte die sowjetische Militäradministration (SMAD) die Linientreue der Publikationen über Materialzuteilungen. Nur KPD/SED-nahe Blätter erhielten ausreichend Druckpapier. Die Presse unterlag in den Jahren der Besatzung bestimmter Kriterien – Stichwort: „Lizenzzeitung“ und „Heeresgruppenpresse“.

Die allgemeine Versorgungslage war vorerst schlecht: die Durchschnittsversorgung pro Tag erreichte z. B. in Bayern gerade 1000 Kalorien. Die „Cooperative for American Remittances for Europe“ (CARE) schickte Versorgungs-Pakete.

Potsdamer Konferenz

Hauptartikel: Potsdamer Konferenz
Stalin in Potsdam (in weißer Uniform). Rechts neben ihm der sowjetische Außenminister Molotow
Deutschland in den Grenzen von 1937, wie es (ohne die Freie Stadt Danzig) völkerrechtlich – aufgrund alliiertem Vorbehaltsrecht – bis 1990 Bestand hatte, jedoch ab 1970 zunehmend an Bedeutung verlor.

Bereits am 5. Juni 1945 wurde von den Siegermächten USA, Großbritannien und Sowjetunion in der Dreimächtekonferenz die Aufteilung des Großdeutschen Reiches in vier Zonen, die Übergabe der Verwaltungshoheit über die deutschen Ostgebiete durch die UdSSR an Polen und Groß-Berlins in vier Sektoren beschlossen. Erste Tendenzen einer Spaltung Deutschlands zeigten sich.

Anfang Juli 1945 zogen amerikanische Truppen in ihren Sektor Berlins ein. Mitte Juli waren Winston Churchill, Harry S. Truman und Josef Stalin in Deutschland. Das Abkommen von Potsdam wurde zwischen ihnen am 2. August 1945 verabschiedet. Man beschloss u. a. die Demokratisierung Deutschlands, die Dezentralisierung seiner Wirtschaft, die Einrichtung eines gemeinsamen Kontrollrates (ab 30. August), die Demilitarisierung und Entnazifizierung des Landes, die Einrichtung eines Internationalen Militärtribunals (siehe weiter bei Nürnberger Prozesse) und die faktische Abtrennung der Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie, indem sie unter einstweilige polnische Verwaltung gestellt wurden. Damit verlor Deutschland faktisch ein Viertel seines Hoheitsgebiets (Grenzen von 1937), das heißt die ganze Provinz Ostpreußen sowie Pommern und Schlesien zu mehr oder weniger großen Teilen. Aus diesen Gebieten strömten allein bis Oktober 1946 fast zehn Millionen Flüchtlinge in die Besatzungszonen des verbliebenen Deutschlands. Gebietsverluste und die anfänglich als gewaltsame Vertreibung dramatisch verlaufende „Umsiedlung“ (Anthony Eden) deutscher Bevölkerung waren dabei auch Folgen der deutschen Angriffskriege gegen Polen und die Sowjetunion, der deutschen Gewaltherrschaft in den entsprechenden besetzten Gebieten sowie der erzwungenen Westverschiebung Polens nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Forderung nach einem „ausgeglichenen Wirtschaftsleben in ganz Deutschland“ wurde schon bald durch die Auseinanderentwicklung der Wirtschaftsverhältnisse in Ost- und Westzonen (auch eine Folge der zunehmenden Konfrontation der politischen Blöcke im Kalten Krieg) Makulatur.

Über die sowjetischen Reparationsforderungen kam es bei der Konferenz bereits zu einem ersten Eklat mit den USA. Die Feierlichkeiten zum Sieg über Japan begingen die Alliierten aber noch gemeinsam vor dem Brandenburger Tor.

Wanfrieder Abkommen

Das Wanfrieder Abkommen bezeichnet einen Vertrag über einen Gebietstausch zwischen amerikanischer und sowjetischer Besatzungszone vom 17. September 1945.

Verhandlungsführer waren Brigadegeneral W. T. Sexton auf amerikanischer Seite und Generalmajor V. S. Askalepov auf sowjetischer Seite.

Zwar fanden noch an anderen Grenzabschnitten Vereinbarungen zum Austausch von Gebieten statt, jedoch hat einzig das Wanfrieder Abkommen den Status eines Vertrags zwischen den betreffenden Siegermächten und ist somit dem Potsdamer Abkommen gleichgestellt.

Notzeit und Wiederaufbau

Eine eigentliche „Stunde Null“ gab es für die deutsche Wirtschaft nicht: Deutschland lag keineswegs zur Gänze in Trümmern. Der Historiker Niethammer formuliert es kühl: „[…] in der Bilanz hatten die Bomber die deutsche Industrie nicht ausgelöscht, sondern ihre Expansion im Krieg abrasiert, die Menschen- und Qualifikationsverluste des Krieges wurden durch den Zuzug aus dem Osten und die Leistungsbereitschaft der auf ein elementares Existenzniveau herabgedrückten Bevölkerung mehr als ausgewogen.

Immerhin war jedoch ein Viertel aller Wohnungen zerstört worden, in vielen Städten gar über 50 Prozent.

Am 6. September 1946 hielt der amerikanischen Außenminister James F. Byrnes in Stuttgart die Rede der Hoffnung und kündigte damit die Bizone an. Mitte 1947 stellte US-Außenminister George C. Marshall in Harvard sein Wirtschaftsförderungsprogramm für Europa vor; die Maßnahmen des Marshall-Plans griffen auch bald in Deutschland, wobei diese Wirkung eher psychologische als rein materielle Gründe hatte. Im Juli 1947 erhielt der amerikanische Militärgouverneur General Lucius D. Clay von seiner Regierung neue Richtlinien, die die Direktive JCS 1067 aus dem Jahr 1945 („[take] no steps looking toward the economic rehabilitation of Germany […]“[1] ersetzten, da zunehmend deutlich wurde, dass die Wirtschaft ganz Europas unter der De-Industrialisierung Deutschlands zu leiden hätte. Nun hieß es:

Für ein geordnetes und blühendes Europa sind die wirtschaftlichen Beiträge eines stabilen und produktiven Deutschlands ebenso notwendig wie die Beschränkungen, die die Garantie geben sollen, dass der destruktive Militarismus in Deutschland nicht wieder aufleben kann[2]

Bis 1950 wurde im Westen bereits wieder das Niveau des Bruttosozialproduktes von 1936 erreicht.

Die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) hatte dagegen forcierte Demontagen zu verkraften – allein von 1945 bis Ende 1946 wurden 1000 Betriebe abgebaut, bis März 1947 fast 12.000 Kilometer Schienen demontiert. Mit der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) wurde ab Frühjahr 1948 die Umwandlung zur Planwirtschaft begonnen. Im Gegensatz zur Praxis der Westzonen diente die „Entnazifizierung“ in der SBZ auch zu massiven Enteignungen und gesellschaftlichen Umverteilungen und Umstrukturierungen (Bodenreform ab September 1945 u. a.). Trotzdem sollte sich die Sowjetzone als spätere DDR zu einem der relativ wohlhabenderen Ländern des Ostblocks entwickeln, welches allerdings stets dem ökonomischen Niveau der westalliierten Besatzungszonen beziehungsweise der späteren Bundesrepublik hinterherhinkte.

Details

Mitte 1947 waren bereits wieder alle Berliner U-Bahn-Strecken in Betrieb. Die Taxinutzung war vorerst noch Personal der Alliierten vorbehalten. Noch vor der Währungsreform eröffnete das Berliner Warenhaus Hertie. Zahlreiche Umtauschstellen hatten großen Zulauf, u. a. wurde hier auch mit selbst angebautem Tabak („Strunken“) gehandelt. Waffen und Militärgüter wurden zivil umgenutzt, aus Flugzeugreifen wurden so beispielsweise Schuhsohlen. Bis August 1947 trafen 450.000 entlassene Kriegsgefangene in der ehemaligen Reichshauptstadt ein, 120.000 blieben.

Hausbrandprobleme im kalten Winter 1947: Das Heizmaterial wurde knapp. In Berlin und anderen Städten wurden Straßenbäume zu Heizzwecken gefällt. 1946/47 waren auch vielerorts die Vorkriegs- und Kriegsvorräte an Lebens- und Betriebsmittel aufgebraucht, die Lage war daher teilweise kritischer als noch 1945.

VW-Käfer Kabriolett (1949)

Im ehemaligen KdF-Werk in Wolfsburg wurden unter britischer Regie von 1945 bis Ende 1946 trotz Versorgungsengpässen und zerstörter Verkehrsinfrastruktur schon wieder fast 10.000 Volkswagen hergestellt, 1948 dann fast 20.000 Einheiten produziert. Ungefähr ein Viertel der Wagen ging in den Export, der Hersteller löste Opel als größten deutschen Automobilproduzenten ab.

1,7 Mio Flüchtlinge und Vertriebene ließen sich in der Nachkriegszeit allein in Bayern nieder, ihr Anteil an der dortigen Wohnbevölkerung betrug zeitweise 20 Prozent. Die Wirkung dieser Bevölkerungsbewegung auf die Sozialstruktur war dabei recht uneinheitlich. Einerseits wurden vormals religiös und sozial weitgehend homogene Gebiete durchmischt, progressive Tendenzen waren zu beobachten – so stammten nicht wenige Jungunternehmer und Fachkräfte der späteren Bundesrepublik aus den Vertriebenenkohorten. Andererseits brachten etwa Vertriebene aus den Ostgebieten oft eine eher konservativ-ländliche Kultur mit; einige restaurative Tendenzen Westdeutschlands in den 1950er Jahren (Heimatfilm; aus erzwungenem Rückzug in familiäre Notgemeinschaften entwickelte sich das unpolitische private Idyll der späteren Wohlstandsjahre u. a.) können zum Teil darauf zurückgeführt werden. Die erbrachten Integrationsleistungen bleiben jedoch bemerkenswert, vor allem in Anbetracht späteren (Teil-)Versagens von Integrationspolitiken – siehe beispielsweise die „Integration“ der sogenannten Gastarbeiter ab den 1970er Jahren.

Die britische Zone hatte am 1. April 1947 einen Bevölkerungszuwachs von 3,67 Millionen gegenüber 19,8 Millionen Einwohnern in der Vorkriegszeit zu verzeichnen. Die Einwohnerzahl der US-Zone vergrößerte sich um 3,25 Millionen, die der sowjetischen Zone um 3,16 Millionen. Die französische Zone nahm dagegen nur wenige Flüchtlinge auf.

Für Gesamtdeutschland galt: „Über ein Drittel des Volkes war nun direkt oder über Familienangehörige indirekt von der Entnazifizierung betroffen, fast ein Viertel betrug der Anteil der Flüchtlinge und sonstigen Zwangsmobilen, größer noch war die Zahl derer, die infolge des Krieges Verwandte verloren oder ihre Habe eingebüßt hatten.“ (Lutz Niethammer)

„Entnazifizierung“ und „Reeducation

Das Entnazifizierungs-Gesetz
Hauptartikel: Entnazifizierung

Amerikanischen Truppen fielen 1945 die Mitgliederkarteien der NSDAP (8,5 Mio. Parteigenossen) aus dem Braunen Haus in München in die Hände: eine Voraussetzung für die spätere sogenannte „Entnazifizierung“.

Bei den Entnazifizierungs-Prozessen in den Westsektoren kamen viele alte NS-Parteimitglieder zunehmend glimpflich davon. Dabei waren die Amerikaner von allen westlichen Alliierten die am stärksten auf Entnazifizierung bedachte Macht; allerdings konnten sie gegen die in der deutschen Bevölkerung weit verbreitete Schlussstrich-Mentalität schließlich immer weniger ausrichten. Auch ihre eigenen politischen Ziele – politische „Säuberung“ vs. Festigung einer marktwirtschaftlichen Bastion gegen den Sozialismus – widersprachen sich. Ferner waren in West wie Ost begehrte Fachkräfte und Experten oft von der „Entnazifizierung“ ausgenommen.

Im Ostsektor fand 1947 der Sachsenhausen-Prozess gegen NS-Verbrecher statt; gleichzeitig nutzten die Sowjets das Lager für eigene Zwecke weiter, bis 1949 starben hier 12.000 Gefangene, u. a. der bekannte Film- und Theater-Schauspieler Heinrich George. Unliebsame Sozialdemokraten, Liberale und Konservative waren neben ehemaligen Nationalsozialisten inhaftiert. Das „Speziallager Nr.7“ Sachsenhausen blieb bis 1950 die größte Haftstätte der Ostzone. Internierungslager gab es allerdings in allen Zonen.

Stufen der Verschuldung bei Entnazifizierungs-Prozessen waren ab 12. Oktober 1946: „Hauptschuldige“, „Belastete“, „Minderbelastete“, „Mitläufer“. Seit Januar 1946 betrieb der Alliierte Kontrollrat die systematische Entfernung von Nationalsozialisten aus öffentlichen Ämtern und Führungspositionen. Bis 1950 wurden in den Westzonen von 6 Millionen Fällen 3,66 Millionen vor Gericht gebracht. Es wurden fast 1700 Personen als Hauptschuldige, 23.000 als Belastete, 150.000 als Minderbelastete, eine Millionen als Mitläufer und 1,2 Millionen unschuldig eingestuft.[3] Im Osten waren bis März 1948 520.000 Entlassungen aus politischen Gründen vorgenommen worden. Im Frühjahr 1948 lief in West- wie Ostzone die „heiße Phase“ der Entnazifizierung aus.

Eine Art Entnazifizierung der öffentlichen Kultur sollte in verschiedenen besetzten Zonen die Reeducation leisten: eine Aufklärung über den Nationalsozialismus und die entgegengesetzten Ziele der Demokratie, vermittelt beispielsweise über Literatur, Film, Vorträge und Kunstausstellungen. Zugrunde lag eine gewisse Angst der Alliierten, bei den Deutschen würde es sich um ein Volk im Banne der Nazi-Verblendung handeln, und wohl auch der Schock über die Gräuel der Konzentrations- und Vernichtungslager. Tatsächlich legten die meisten Deutschen die NS-Ideologie – wenn sie denn wirklich bis in die letzten Kriegstage daran geglaubt hatten – erstaunlich schnell ab, waren auch mit ihren Alltagsproblemen mehr als genug beschäftigt. Ob hinter oberflächlichem Abschwören immer gleich tiefere Einsicht und echte Distanzierung zur NS-Zeit stand, war dabei weniger klar. Der Historiker Norbert Frei spricht gar von einer „mental […] durchaus weiter existenten Volksgemeinschaft“, die sich trotz demokratischer Reformen und zweifellos wirksamer Entnazifizierungs-Zäsuren bis in die 1960er Jahre erhalten hätte (vgl. auch „Vergangenheitsbewältigung“). Dies ist für die westdeutschen Länder gesagt – in Ostdeutschland gab es durch den offiziell verordneten Antifaschismus andere Bruchlinien zur Vergangenheit, aber durchaus auch sich weiterreichende autoritäre Traditionen.

Die politische Umerziehung hatte sich zunächst auch die Reform des sehr hierarchischen deutschen Bildungssystems zum Ziel gesetzt (vgl. etwa das Reform- und Laborschulkonzept eines John Dewey). Dies unterblieb teilweise und ist so bis in die Gegenwart Gegenstand bildungspolitischer Kontroversen.

Politik

Ähnlich der Wirtschaftspolitik verfolgten die Siegermächte auch bei der politischen Neuorganisation ganz verschiedene Strategien. So ließen die Sowjets zunächst rasch neue Parteigründungen zu – die deutschen Kommunisten waren durch Verfolgung und stalinistische Säuberung vorerst noch geschwächt, die Sozialistische Einheitspartei wurde erst um 1948 zur endgültig gleichgeschalteten Kaderpartei – während z. B. in der französisch besetzten Zone (Saargebiet u. a.) der politische Wiederaufbau lange nicht im Vordergrund stand – zum Verhalten Frankreichs im Alliierten Kontrollrat siehe hier.

Viele deutsche politische Kräfte versuchten eine Anknüpfung an die demokratischen Traditionen der Weimarer Republik, unter Umgehung der Schwächen dieses Systems. Selbst in eher bürgerlichen Parteien setzte man anfangs noch auf gemäßigte Formen des Sozialismus, war vor allem skeptisch gegenüber der in den NS-Rüstungsapparat verstrickt gewesenen Großindustrie (vgl. auch Ahlener Programm der CDU von 1947). Auch die Vertreter des sogenannten Ordoliberalismus, wichtige Anreger der späteren „sozialen Marktwirtschaft“ der Bundesrepublik, wandten sich vehement gegen Kartelle, Monopole und Oligopole; die Rückkehr zur deutschen Tradition des Korporatismus der Wirtschaft und das schnelle Ende der Entflechtungspolitik wurde trotz dieser Lehre aber später effektiv nicht verhindert (vgl. auch Deutschland AG).

Die KPD suchte im Gegenzug zunächst noch ein antifaschistisches Bündnis mit bürgerlich-demokratischen Kräften. In den Westzonen fanden bald die traditionelle Arbeiterpartei SPD und die neu gegründeten konservativeren christlichen Parteien (CDU und CSU, teilweise Erben der Weimarer Zentrumspartei, dabei allerdings nicht konfessionell gebunden) den größten Zuspruch der Wähler.

Details

Am 6. November 1945 kam es zur Konstituierung des Länderrats in der US-Zone in Stuttgart. Parteien wurden im amerikanisch besetzten Bayern ab Januar 1946 wieder zugelassen, zuerst die KPD, dann die SPD, schließlich CSU und FDP.

Im selben Jahr kam es zur politischen Auseinandersetzung um die Zusammenschließung von SPD und KPD. Kurt Schumacher und 82 Prozent der West-Berliner Sozialdemokraten wandten sich dagegen; im April 1946 wurde die Fusion im Ostsektor trotzdem durchgeführt.

In einer Konferenz von Vertretern der Länder der amerikanischen und britischen Zone vom 5. bis 11. September 1946 erfolgten Beschlüsse zur Errichtung von Verwaltungsräten für Wirtschaft (Minden), Verkehr (Frankfurt am Main), Ernährung und Landwirtschaft (Stuttgart), Post- und Fernmeldewesen (Frankfurt am Main) sowie eines gemeinsamen Deutschen Finanzrates (Stuttgart). Auf der Konferenz verwies in einer Rede der US-amerikanische Außenminister James F. Byrnes am 6. Juni in Stuttgart auf die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands und die Belebung seiner wirtschaftlichen Kräfte sowie die Stärkung der deutschen Selbstverantwortung in Politik und Wirtschaft hin.

Auf der Konferenz der Regierungschefs der Länder der britischen und amerikanischen Zone am 4. Oktober 1946 in Bremen wurden Vorschläge zur Bildung eines „Deutschen Länderrates“ diskutiert. Am 2. Dezember 1946 erfolgte die Unterzeichnung des Abkommens über die wirtschaftliche Vereinigung der amerikanischen und britischen Zone mit Wirkung vom 1. Januar 1947, siehe Bizone. Die Übernahme der Wirtschaftsverwaltung der amerikanischen und britischen Zone durch den „Verwaltungsrat für Wirtschaft“ hatte seinen Sitz in Minden. Später folgte auch die administrative Annäherung, der Weg zu einem „westdeutschen Teilstaat“ war vorgezeichnet, wenn viele bundesdeutsche Politiker auch noch Widerstand dagegen setzten (siehe dazu auch: Koblenzer Beschlüsse).

Erste freie Wahlen in Berlin 1947: 48 Prozent der Stimmen entfielen auf die SPD, nur 19 Prozent der Stimmen Gesamtberlins gingen an die Fusionspartei SED. Danach mied die SED wirklich freie Wahlen, die anderen in der SBZ zugelassenen Parteien (LDPD u. a.) wurden nach und nach gleichgeschaltet, wurden zu stalinistischen Blockparteien.

Die SPD der Westzonen unter Schumacher war zunächst noch gegen eine unumwundene Westintegration, gleichfalls aber antikommunistisch eingestellt, auch wenn sich die Partei immer noch als marxistisch verstand. Angestrebt wurde ein neutrales Deutschland zwischen den Blöcken des Kapitalismus und Kommunismus.

Bei den ersten Nachkriegs-Wahlen in Bayern (zur verfassunggebenden Versammlung) trat auch noch eine Königs- und Heimatpartei an, die KPD erhielt wenig mehr als fünf Prozent. Auch in der britischen Zone traten ausgesprochen rechtskonservative Parteien an. Wirtschaftsminister in Bayern war 1945/46 Ludwig Erhard, später ein wichtiger Protagonist der Währungsreform und Marktwirtschaft in den Westzonen und in der jungen Bundesrepublik Deutschland, deren zweiter Bundeskanzler er wurde.

Am 25. Februar 1947 beschloss der Alliierte Kontrollrat das Kontrollratsgesetz Nr. 46 zur Auflösung Preußens („Die Wurzel allen Übels.“ Churchill in Teheran 1943).

Am 29. Mai 1947 wurde ein Abkommen zwischen der amerikanischen und britischen Militärregierung über die Einrichtung eines Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet mit Sitz in Frankfurt am Main unterzeichnet.

Auf der Konferenz aller Ministerpräsidenten der deutschen Länder in München vom 6. bis 8. Juni 1947 wurde die wirtschaftliche Notlage Deutschlands erörtert. Es sollte vor allem eine Regelung zur Überwindung der schlechten Versorgungslage gefunden werden. Die Konferenz scheiterte mit der Abreise des Ministerpräsidenten der sowjetischen Besatzungszone bereits am Vorabend der Konferenz, da die Erörterung einer deutschen Zentralregierung den Vertretern der französischen Zone von der dortigen Besatzungsmacht verboten worden war. Um diese Zeit sprach auch der spätere Staatsratsvorsitzende der DDR, Walter Ulbricht vor der Münchener Feldherrnhalle, forderte nochmals zur gesamtdeutschen Einführung des sozialistischen Systems auf.

Am 25. Juni 1947 konstituierte sich der aus den von den deutschen Landtagen der Bizone gewählte Zweizonen-Wirtschaftsrates in Frankfurt/Main. Oberstes Organ zur Koordinierung der Wirtschaft beider Zonen war der sogenannte Erste Wirtschaftsrat.

Von der Ostzone aus baute der junge Erich Honecker derweil die Organisation der Freien Deutschen Jugend (FDJ) auf, diese verdrängte durch sozialistische Propaganda bald christliche Jugendgruppen. Ende 1947 wurden die Sektorengrenzen Berlins erstmals gekennzeichnet.

Vom 6. bis 8. Dezember 1947 wurde der von der SED einberufene 1. Volkskongress im sowjetischen Sektor Berlins abgehalten.

Am 7. Januar 1948 erfolgte die erste deutsch-alliierte Konferenz mit Teilnehmern der Ministerpräsidenten und Militärgouverneure der amerikanischen und britischen Zone über die Neuorganisation der Zweizonenverwaltung. Es erfolgten Beschlüsse zur Umbildung des Wirtschaftsrates, die Schaffung einer zweiten Kammer aus Vertretern der deutschen Länder, die Errichtung eines Obergerichtshofes und einer Zentralbank für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet.

Berlin-Blockade, Luftbrücke, zwei deutsche Staaten

Die Berliner Sektoren

Am 16. Juni 1948 verließ die sowjetische Delegation die Kommandantur in Berlin-Dahlem. Die Annahme und der Umtausch der angekündigten neuen Westwährung wurde im Sowjetsektor verboten. Bereits im März 1948 hatten die sowjetischen Vertreter aus Protest gegen die Londoner Sechsmächtekonferenz den Alliierten Kontrollrat verlassen, der damit endgültig seine Funktion verlor.

20. Juni 1948: Währungsreform in Westdeutschland – dem „Bund Deutscher Länder“: z. B. trugen entsprechende Münzen die AufprägungBank deutscher Länder“.
Drei Tage später sperrten die Sowjets die Zufahrten nach Berlin, die Blockade des Westteils der ehemaligen Reichshauptstadt begann. Die Absichten der UdSSR lagen darin, die Westmächte aus Berlin zu verdrängen und die Gründung eines westdeutschen Teilstaates zu verhindern. Erreicht wurde damit schließlich das Gegenteil; außerdem empfanden die West-Berliner und auch die Westdeutschen in dieser Situation den „Ami“ (Amerikaner) und den „Tommy“ (Briten) immer weniger als Besatzer denn als befreundete Mächte.

24. Juni: Sperrung aller Zufahrtstraßen nach Berlin durch die sowjetischen Behörden, Unterbindung des Interzonenverkehrs. Im Westsektor gab es nur noch zwei Stunden am Tag Strom. Die Berliner Luftbrücke wurde von Amerikanern und Briten eingerichtet, bald landete alle zwei Minuten ein Transportflugzeug im Westsektor, die meisten in Tempelhof. Moderne Radartechnik ermöglichte die enge Taktung. Trotzdem stürzten im Verlauf der Aktion insgesamt mehr als 70 Maschinen ab.

Am 1. Juli 1948 übergaben die Westmächte den Ministerpräsidenten der Westzonen die Frankfurter Dokumente, eine Aufforderung zur Bildung einer verfassunggebenden Versammlung. Auf der Rittersturz-Konferenz im Juli 1948 wurde die Gründung einer Bundesrepublik Deutschland beschlossen.

Auf dem Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee beriet ein Sachverständigenausschuss für Verfassungsfragen die Grundlage für die Arbeit des Parlamentarischen Rates. Dieser trat am 1. September 1948 in Bonn zusammen und erarbeitete dort das Grundgesetz.

Dwight D. Eisenhower mit Lucius D. Clay in Berlin

Am 9. September 1948 hielt Ernst Reuter (SPD) seine berühmte Berlin-Rede („Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!“) am Brandenburger Tor vor 250.000 bis 300.000 Menschen. Am 30.11. erklärte die sowjetische Administration den Berliner Magistrat für abgesetzt, freie Wahlen gab es daher am 5. Dezember nur in den Berliner Westsektoren. Ernst Reuter wurde zum Oberbürgermeister gewählt, nachdem die sowjetische Administration seinen Amtsantritt 1½ Jahre lang verzögert hatte.

Am 12. Mai 1949 wurde die Blockade Berlins nach elf Monaten aufgehoben. US-Kommandant Lucius D. Clay verließ nach gelungener Mission Berlin. Zur Abschiedsfeier sprach Ernst Reuter, auch der Präsident des Parlamentarischen Rates Konrad Adenauer, bald darauf der erste Kanzler Westdeutschlands, war angereist.

Am 23. Mai 1949 trat das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in Kraft. Ein vollkommen souveräner deutscher Staat war damit noch nicht gegeben: Außenpolitik, Außenhandel und andere Ressorts unterstanden vorerst noch alliierter Kontrolle. Es entstand eine parlamentarische Demokratie. Für die neue Verfassung und die politischen Rahmenbedingungen galt: „Inhaltlich … zeigt das Grundgesetz durch seinen offenen Charakter und vor allem durch die Tatsache, dass es von allen relevanten Gruppen – anders als die Weimarer Verfassung – politisch wirklich akzeptiert wurde, ein wesentliches Stück Neuordnung, durch die jede pauschale zeitgenössische und spätere Restaurationskritik nachdrücklich in Frage gestellt wird.“ (Christoph Kleßmann)

Am 7. September 1949 trat der Bundesrat, noch vor dem Bundestag, zu seiner ersten Sitzung zusammen.

7. Oktober 1949: Fackelzug anlässlich der Gründung der DDR. Wilhelm Pieck wurde Präsident des neuen Staates. Es entstand eine sogenannte Volksdemokratie.

Am 2. April 1950 veröffentlichte der Bundestagsausschuß für Besatzungsangelegenheiten einen Bericht, wonach die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 rund 4,5 Milliarden DM an die alliierten Besatzungsmächte gezahlt hat, was fast 50 Prozent der gesamten Bundeseinnahmen entsprach. Für jeden Bundesbürger bedeutete dies einen Anteil von 95,46 DM, was fast einem durchschnittlichen Monatslohn gleichkam.

Kultur

Kultur der Nachkriegszeit: aus der Kriegsgefangenenzeitschrift „Der Ruf“, in der u. a. Alfred Andersch und Hans Werner Richter schrieben, ging der Schriftstellerzirkel „Gruppe 47“ hervor. Zu deren frühen Mitgliedern zählten auch Wolfdietrich Schnurre und Günter Eich, später kamen Ilse Aichinger, Heinrich Böll, Günter Grass, Walter Jens, Wolfgang Koeppen, Siegfried Lenz, Peter Weiss und andere dazu. Eine bekannte Schriftstellerin der unmittelbaren Nachkriegszeit war ferner Elisabeth Langgässer; Hans Erich Nossack stieß mit seiner Beschreibung des Hamburger Bombenkriegs-Inferno noch vor 1950 auf internationales Echo – Jean-Paul Sartre z. B. zeigte sich beeindruckt.

In der SBZ wurde früh der „Aufbau“ als die erste politisch-kulturelle Zeitschrift Nachkriegsdeutschlands überhaupt lanciert. Hier konnten zunächst auch durchaus noch nicht-stalinistische Autoren publizieren. Eine zentrale Figur der Kulturpolitik Ostdeutschlands wurde rasch Johannes R. Becher, der zunächst in der Vereinigung „Kulturbund“ aktiv war.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit kam es zur Konfrontation zwischen kulturellen Protagonisten der „äußeren“ und der „inneren“ Emigration. Letztere kritisierte z. T. die Exilanten und Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann (Frank Thieß), und umgekehrt. Zurück nach (Ost)-Deutschland kehrten u. a. die prominenten Exilliteraten Anna Seghers (1947) und Arnold Zweig (1948), der Philosoph Ernst Bloch, der Dramatiker und Lyriker Bert Brecht (beide 1949); der Romancier Alfred Döblin siedelte sich vorübergehend in der französisch besetzten Zone an, Literaten wie Kurt Hiller und bereits vor 1950 die Sozialwissenschaftler und Philosophen Max Horkheimer und Theodor W. Adorno kehrten nach Westdeutschland zurück, hatten hier in den folgenden Jahrzehnten einen nicht unerheblichen Einfluss in der intellektuellen Szene.

Zunächst wurde in literarischen Kreisen – auch wegen der Sprachmanipulation der Nationalsozialisten – nach einer radikalen Sprachkritik und einem „Kahlschlag“ gerufen. Die Lakonie amerikanischer Short Stories fand Eingang in die Kahlschlag- oder Trümmerliteratur. Außerdem wurden Tendenzen der modernen Weltliteratur aufgenommen, die Deutschland in der Zeit des Dritten Reiches nicht erreichen konnten: Psychoanalyse, Marxismus, Existentialismus, Surrealismus, Expressionismus. Um 1950 erschienen aber bereits Gedichtbände, die die „heile Welt“ verkündeten, formale Experimente (Konkrete Poesie) und Naturmagie folgten in der westdeutschen Dichtung auf die „Kahlschlag-Poesie“.

In den Bildenden Künsten wurden in Westdeutschland früh die von den Nationalsozialisten als „entartet“ verfemten Künstler rehabilitiert, z. B. der aus der Bauhaus-Tradition stammende Willi Baumeister zum Kunstprofessor in Stuttgart berufen (1946). Man war im Westen um einen Anschluss an die internationalen Trends der modernen Malerei bemüht (Abstraktion etc.). Die herausragende Bedeutung der deutschen Kunstszene vor 1933 wurde aber nicht wieder erreicht. Im nicht völlig zerstörten Berliner Stadtschloss gab es eine Ausstellung moderner Kunst, der Maler Max Pechstein lehrte ebenfalls ab 1947 in Berlin.

Studenten aus sechs Nationen beteiligten sich am Wiederaufbau der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin.

1947 durfte auch der „entnazifizierte“ Wilhelm Furtwängler wieder die Berliner Philharmoniker – nun im Titania-Palast – dirigieren. Im selben Jahr wurde auch das Sartre-Stück „Die Fliegen“ im Hebbel-Theater aufgeführt. Gustaf Gründgens inszenierte ebenfalls erneut in Berlin. Der erste DEFA-Spielfilm hatte im Admiralspalast Premiere: „Die Mörder sind unter uns“, u. a. mit Hildegard Knef. Auch Operettenaufführungen und Revuen im Friedrichstadtpalast gab es schon zwei Jahre nach Kriegsende wieder. Das politische Kabarett erblühte nach langer Unterbrechung in Deutschland. Ein bekannter Theaterkritiker wurde in dieser Zeit der Berliner Friedrich Luft mit seiner im Radio ausgestrahlten „Stimme der Kritik“. Überhaupt kam dem Rundfunk als einzigem täglich zugänglichen Massenmedium wieder eine wichtige Funktion für die Kunst zu – siehe etwa Wolfgang Borcherts HörspielDraußen vor der Tür“ oder den Einfluss alliierter Soldatensender (AFN etc.) auf den Unterhaltungsmusikgeschmack junger Deutscher (Jazz, Swing, später auch Rock ’n’ Roll). In der britischen Besatzungszone wurde nach Vorbild der BBC der NWDR aufgebaut: Statt staatlicher Propaganda soll objektive, unabhängige Berichterstattung gesendet werden. Die westdeutsche Politikerklasse hatte sich dabei längst noch nicht vorbehaltlos auf frei agierende Medien eingestellt, wie u. a. die Spiegel-Affäre 1962 zeigen sollte.

Zitate

  • Das deutsche Volk muss überzeugt werden, dass es eine totale militärische Niederlage erlitten hat und dass es sich nicht der Verantwortung entziehen kann für das, was es selbst dadurch auf sich geladen hat […].“ (Potsdamer Konferenz, 1945)
  • Man hat zu tun mit dem deutschen Schicksal und deutscher Schuld, wenn man als Deutscher geboren ist.“ (Thomas Mann, 1945)
  • Wenn man mit letzter Hingabe arbeitet und sich auch durch schwere Enttäuschungen nicht irre machen lässt, wird man wohl im heutigen Deutschland einigen Menschen mitteilen können, was durch die geschichtliche Nacht bewahrt werden soll. Dafür gibt es kaum einen Platz, auf den es mehr ankäme, als auf Deutschland.“ (Max Horkheimer, 1948)

Literatur

  • Heinrich Siedler: Dokumentation zur Deutschlandfrage, Siegler & Co. KG – Verlag für Zeitarchive, Bonn 1961.
  • Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit: 30 Jahre Bundesrepublik, 3 Bände.
  • Manfred Raether: Chronik eines Briefwechsels (1944–1949): 2008, ISBN 978-3-00-024063-8.
  • Lutz Niethammer: War die bürgerliche Gesellschaft in Deutschland 1945 am Ende oder am Anfang? In: Lutz Niethammer u. a.: Bürgerliche Gesellschaft in Deutschland, 1990.
  • Christoph Kleßmann: Die doppelte Staatsgründung. Deutsche Geschichte 1945–1955, 1982.

Siehe auch

Quellen

  1. TIME Magazin: Pas de Pagaille!
  2. zitiert nach: Peter Graf von Kielmannsegg: Nach der Katastrophe. Eine Geschichte des geteilten Deutschland, Berlin 2000, ISBN 3-88680-329-5, S. 36
  3. J. Fürstenau, Entnazifizierung. Ein Kapitel deutscher Nachkriegspolitik. Neuwied 1969, S. 228 f.

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