Heilige Rosalia

Heilige Rosalia
Kirche Santa Rosalia in Palermo

Die Heilige Rosalia, la Santuzza (* um 1130 in Palermo, Sizilien; † 4. September 1166 ebendort) war eine Einsiedlerin auf dem Monte Pellegrino. Sie ist eine der Schutzheiligen Palermos.

Fest: 4. September, in Sizilien auch „Translation“ (Übertragung der Reliquien) am 15. Juli

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heutiger Zugang zum Santuario di Santa Rosalia

Zeitgenössische Quellen für die Existenz der Heiligen gibt es nicht, alle Viten sind erst nach der Translation entstanden, um im Heiligsprechungsverfahren vorgelegt zu werden. Alle Daten mit Ausnahme der Translation sind fiktiv. Als ältester Beleg für den Kult einer Hl. Rosalia ist ein Diplom Friedrichs II. für das Zisterzienserkloster S. Maria della Sambucina in Kalabrien vom Januar 1199 anzusehen, in dem ein tenimentum ... quod dicitur Sancte Rosalie bestätigt wird. Die entsprechenden Eintragungen in einem Diplom der Kaiserin Konstanze von Mai 1196 sind auf einer Rasur als Korrektur eingetragen, sodass die Einführung des Kultes in Kalabrien möglicherweise in der Zwischenzeit erfolgte. Zur Biographie der Heiligen lässt sich daraus jedoch nichts gewinnen.

Nach einer Version der Viten wuchs Rosalia Sinibaldi als Tochter von Graf Sinibaldi und Gräfin Quisquina am sizilianischen Hof auf. Schon als junges Mädchen widmete sie ihr Leben Gott. Der Aufstand der normannischen Barone gegen König Wilhelm I. und dessen Großadmiral Maio im Jahr 1160 zwang Rosalia, den königlichen Hof zu verlassen, da ihr Vater wegen Verschwörung hingerichtet und die Familie enteignet wurde. Sie zog sich in eine Höhle am Monte Pellegrino in die Einsamkeit zurück und starb dort sechs Jahre später. In einer anderen Version wird ein Aufenthalt in einer Grotte bei Santo Stefano Quisquina beschrieben. Zur Unterstützung dieser Geschichte wurde eine gefälschte Inschrift in der Grotte angebracht. In der Ikonographie wurde Rosalia bisweilen auch als griechische Nonne dargestellt. Eine Zugehörigkeit zur griechischen Bevölkerungsgruppe in Palermo ist auch nicht unwahrscheinlicher als die anderen Erzählungen, paßte aber nicht in die Vorstellungswelt des frühen 17. Jahrhunderts. Eine italo-byzantinische Heiligenkombination findet sich auch auf dem ältesten ikonographischen Zeugnis aus dem 13. Jahrhundert. Auf einer ursprünglich aus der Martorana stammenden Ikone, die jetzt im Diözesanmuseum von Palermo aufbewahrt wird, steht im Mittelpunkt die Heilige Oliva, die frühere Schutzheilige von Palermo, begleitet von den Heiligen Elias, Venera und Sancta Rvsalia. Für die Vita der neuen Patronin von Palermo hat man Anleihen bei der Vita ihrer Vorgängerin gemacht.

Völlig in Vergessenheit geraten, erschien sie im Juli 1625 zwei Eremiten, die nahe ihrer Höhle lebten. Sie führte sie zu ihrer letzten Ruhestätte, wo ihr Leichnam unverwest mit einem Rosenkranz auf dem Haupt aufgefunden wurde. Als ihre Leiche nach Palermo gebracht wurde, erlosch eine dort grassierende Pestepidemie sofort. Ihre letzte Ruhestätte fand sie schließlich im Dom von Palermo. Ihre Einsiedelei (Santuario di Santa Rosalia) auf dem Monte Pellegrino (Pilgerberg) ist heute ein Wallfahrtsort.

Nachwirkung

Der versilberte Altar der Hl. Rosalia im Dom zu Palermo

Der Erzbischof von Palermo, Kardinal Giannettino Doria, beauftragte den Jesuiten Giordano Cascini mit der Untersuchung und Echtheitsprüfung der Überreste Rosalias - Cascini veröffentlichte eine dreibändige Vita di S. Rosalia, die erste der zahlreichen Veröffentlichungen über die Heilige. Der von Doria eingeleitete Prozess führte am 26. Januar 1630 zur Aufnahme in den Römischen Heiligenkalender durch Papst Urban VIII.. Es sind dann die Schriften von Pietro Antonio Tornamira und Vincenzo Auria, die nach der Mitte des 17. Jahrhunderts das allgemeine Bild von der Heiligen bestimmen. Veröffentlichungen in spanischer Sprache sind schon im 17. Jahrhundert in Palermo erschienen, das zum Herrschaftsbereich der Spanischen Krone gehörte.[1] Erste Veröffentlichungen über die Heilige in deutscher Sprache sind 1690 und 1722 erschienen. [2] Zu den Festen und der Ausstattung der Festkarren sind Programmschriften seit dem späten 17. Jahrhundert erhalten.[3] Der Kult verbreitete sich rasch im Mittelmeerraum, wurde aber auch in Deutschland rezipiert.

Zu den deutschen Besuchern der Grotte auf dem Monte Pellegrino gehören Goethe und Seume.

Gedenktage

  • 13. bis 15. Juli: Fest der Heiligen Rosalia in Palermo. Nur an diesen Tagen ist der Schrein der Heiligen für die Öffentlichkeit zugänglich, auf den Straßen Palermos finden Paraden und Feuerwerke statt.
  • 4. September: Durch Papst Pius XI. wurde 1927 ihr Todestag offiziell in den römischen Festkalender aufgenommen.

Darstellung

Dargestellt wird die hl. Rosalia mit offenem Haar und einem Kranz weißer Rosen, mit Kreuz und Totenkopf.

Quellen

  • Originale delli testimonij di santa Rosalia : trascrizione del manoscritto 2 Qq E 89 della Biblioteca comunale di Palermo . A cura di Rosalia Claudia Giordano ; presentazione di Filippo Guttuso appendice iconografica a cura di Rosalba Guarneri Enea. Palermo: Biblioteca comunale 1997

Literatur

  • Paolo Collura, Santa Rosalia nella storia e nell‘arte. Palermo 1977
  • Santa Rosalia nelle arti decorative . A cura di Maria Concetta Di Natale ; introduzione di Antonino Buttitta ; con contributi di Paolo Collura e Maria Clara Ruggieri Tricoli. Palermo 1991
  • Rosalia Sinibaldi da nobile a santa, hg.v. Maria Concetta Di Natale, Palermo 1994
  • Il Seicento e il primo Festino di Santa Rosalia, hg. v. Eliana Calandra, Palermo 1996

Anmerkungen

  1. Vida milagros y invencion del sagrado cuerpo de la real aguila panormitana Santa Rosalia ... Por el licenciado don Iuan Formento ... Palermo 1663
    Santa Rosalia, cuya vida prodigiosa escriuia Felix De Lucio Espinossa y Malo ... que consagra al nonbre immortal y gloriosa fama de esta santa. En Palermo 1688
  2. Kurtze Lebens-Beschreibung Der H. Jungfrauen Rosalia, Einsidlerin, Unweit der Stadt Panormo in Sicilia, und Vorbitterin zu Abwendung der Pestilentz : Erstlich offt ... gedruckt zu Padua bey Catorino, und nachgedruckt in dem Fürstl. Stifft Kempten In welscher Sprach an den Tag gegeben Durch ... Herrn P. Johann Baptist Polacco, der Congregation deß Oratorii Priestern ... Anjetzo aber Zu grösserer Ehr besagten Heiligin in das Teutsche übersetzet Von R. P. Joachimo Steybuecher, Conventual, und Subprior zu St. Peter in Saltzburg. 1690
    Das Leben der h. wunderbarlichen Jungfrawen Rosaliae : auß königlichem Geblüth gebohren, so Christo ihrem Bräutigam in der Einöden gedienet hat, ec. ; welche als eine sonderbahre Patronin wider die Pest, angeruffen wird ; anjetzo denen gott-verlobten Jungfrawen von der Gesellschaft St. Ursulae zum geistlichen newen Jahr auffgetragen. Cöllen: Fromart, 1722
  3. Breue relatione del carro trionfale eretto nella solennita dell'inuentione del corpo della gloriosa Santa Rosalia vergine palermitana in tributo della singolar protettione, con la quale e da lei giornalmenmte assistita la felice, e fedelissima citta di Palermo. L'anno 1694. In Palermo 1694

Weblinks

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