Heinrich von Gleichen

Heinrich von Gleichen

Raimund August Heinrich Freiherr von Gleichen-Rußwurm (* 14. Juli 1882 in Dessau; † 29. Juli 1959 in Göttingen) war ein jungkonservativer Publizist. Er war Rittergutsbesitzer in Tannroda in Thüringen und wurde 1945 auf der Basis der Bodenreform in der SBZ entschädigungslos enteignet. Heinrich von Gleichen-Rußwurm war der Vetter des letzten Urenkels von Friedrich von Schiller, des Schriftstellers Alexander von Gleichen-Rußwurm, den er bis ins hohe Alter mit einer Leibrente versorgte.

Um Gleichen-Rußwurm bildete sich ein Kreis konservativer Politiker, dem zeitweise Ernst Troeltsch angehörte. Er initiierte im Oktober 1918 die Gründung der Vereinigung für nationale und soziale Solidarität (Solidarier), der später Eduard Stadtler vorstand und aus der 1924 der Deutsche Herrenklub hervorging. Weiterhin war er ein Gründungsmitglied des Juniklubs (März 1919 - 24. April 1924). Gleichen-Rußwurms Privatwohnung fungierte auch als Geschäftsstelle für Stadtlers Antibolschewistische Liga. Gleichen-Rußwurm publizierte v. a. in den Zeitschriften Das Gewissen (ab 1918) und Der Ring (ab 1928).

Laut Armin Mohler war Arthur Moeller van den Bruck das Herz, Eduard Stadtler der Trommler und Heinrich von Gleichen-Rußwurm der Organisator des sogenannten Motzstraßenkreises, benannt nach dem Verlagsort der politischen Zeitschrift Der Ring, die Heinrich von Gleichen-Rußwurm in der Motzstraße 22 in Berlin-Schöneberg herausgab. Der Zeitschrift war ein gleichnamiger Buchverlag angeschlossen, in dem auch die neueren Werke Moeller van den Brucks erschienen, unter anderem das Buch Das Dritte Reich, dessen Titel die Nationalsozialisten später als Schlagwort für ihre Propaganda übernehmen sollten.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gehörte Gleichen-Rußwurm zu den 88 deutschen Schriftstellern, die im Oktober 1933 das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterschrieben hatten.[1]

Heinrich von Gleichen-Rußwurm verfügte über einen guten Leumund in Tannroda und Thüringen, wovon zahlreiche Unterstützerschreiben unbescholtener Persönlichkeiten für ihn zeugen, als es 1945 -vergeblich- darum ging, seine komplette Enteignung als "Junker" in der SBZ abzuwenden.

Literatur

  • Arthur Moeller van den Bruck, Heinrich von Gleichen, Max Hildebert Böhm (Hrsg.): Die Neue Front. (programmatisches Sammelwerk der Jungkonservativen). Gebr. Paetel, Berlin 1922.
  • Yuji Ishida: Jungkonservative in der Weimarer Republik. Der Ring-Kreis 1928–1933. Lang, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-8204-1158-5.
  • Armin Mohler, Karlheinz Weißmann: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ein Handbuch. Ares-Verlag, Graz 2005, ISBN 3-902475-02-1.
  • Jürgen Gruhle: "Bodenreform als reiner Willkürakt. Heinrich von Gleichen verfügte über guten Leumund". Thüringische Landeszeitung, 14. November 2008


Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 185.

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