Herbert A. Kraus

Herbert A. Kraus

Herbert Alois Kraus (* 18. November 1911 in Zagreb; † 3. September 2008 in Wien) war ein österreichischer Journalist, Politiker, Manager und Sachbuchautor.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Herbert Alois Kraus wuchs in Tirol auf, besuchte die Volksschule in Hall in Tirol und später das Gymnasium in Brixen und Feldkirch. Er promovierte 1936 an der Hochschule für Welthandel in Wien in Volkswirtschaftslehre. Anschließend war er als Journalist tätig. Bis 1939 war er Redakteur beim Neuen Wiener Journal, danach Korrespondent des Südostechos. 1945 gründete er das Österreichische Forschungsinstitut für Wirtschaft und Politik und fungierte als Herausgeber der Zeitschrift Berichte und Informationen.[1]

1949 gründete er zusammen mit Viktor Reimann den Verband der Unabhängigen (VdU), dessen Bundesobmann er bis 1952 war. Bei den zweiten freien Nationalratswahlen 1949 trat der VdU zum ersten Mal an und erlangte 11,7% der Stimmen. Kraus zog mit 15 anderen VdU-Abgeordneten ins Parlament ein und wurde Klubobmann. Als 1955 die Freiheitliche Partei Österreichs als Nachfolgeorganisation des VdU gegründet wurde, trat Kraus der neuen Partei nicht bei und schied nach der Nationalratswahl 1956 aus dem Parlament aus.

Kraus ging in die Privatwirtschaft und gründete 1957 zusammen mit Hans Priebsch und Hans von Behr die Donau-Finanz GesmbH & Co. KG,[2] deren geschäftsführender Gesellschafter er 1959 wurde.

In seinem 1990 erschienenen Buch „Großeuropa“. Eine Konföderation vom Atlantik bis Wladiwostok vertritt Kraus die Vision eines Großeuropa unter Einbindung Russlands, einer „Konföderation europäischer Staaten vom Atlantik bis Wladiwostok.“ Er argumentiert, dass die Einbindung Russlands Westeuropa von der Angst vor einem Krieg mit Russland befreien würde, und dass die Anbindung dieses großen russischen Marktes eine jahrzehntelange Hochkonjunktur mit sich bringen würde.[3]

In seinem 2003 erschienenen Buch Europa mit Russland vereint. Eine Vision für das 21. Jahrhundert vertritt Kraus die Auffassung, dass im 21. Jahrhundert die Zeit der Nationalstaaten von einer Zeit der kontinentalen Einigung abgelöst werde. Er tritt für die Schaffung einer Großeuropäische Konföderation ein, die aus den 27 EU-Mitglieder, allen Nachfolgestaaten Jugoslawiens und der Sowjetunion sowie Norwegen, der Schweiz und der Türkei bestehen soll. Der Zweck dieses Staatenbundes soll sein, Westeuropa zu einem ebenbürtigen Partner der USA zu machen und damit, „die Welt einer geordneten Vielfalt der Machtpositionen und damit der allgemein gewünschten Mehrpoligkeit zuzuführen.“ Die Vereinigung soll den Frieden zwischen den Mitgliedsstaaten garantieren und eine staatsrechtliche und militärische Union sein, die nach dem Subsidiaritätsprinzip gestaltet ist. Die nationalen Streitkräfte sollen durch eine großeuropäische Kontinentalarmee ersetzt werden.[4]

Werke

  • Russland 1941. Volk, Kultur und Wirtschaft. Südost-Echo, Wien 1942
  • Österreich zwischen 1945 und 1955. Schriftenreihe des Freiheitlichen Bildungswerks, Wien 1979
  • „Untragbare Objektivität“. Politische Erinnerungen 1917 bis 1987. Amalthea, Wien, München 1988
  • „Großeuropa“. Eine Konföderation vom Atlantik bis Wladiwostok. Langen Müller, München 1990
  • Zusammen mit Gergana Schulak: Europa mit Russland vereint. Eine Vision für das 21. Jahrhundert. Molden, Wien 2003, ISBN 3-85485-091-3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Österreichischer Nationalrat: Parlamentskorrespondenz/BL/31.10.1996/Nr. 626,
  2. Geschichte der Donau-Finanz
  3. Erich Reiter: Sinn und Zweck einer sicherheits- und verteidigungspolitischen Doktrin. Interne Information des Militärwissenschaftlichen Büros für die Dienststellen des Bundesministeriums für Landesverteidigung, September 2000, S. 27 (PDF)
  4. Hartmut Wagner: „Europa mit Russland vereint – Eine Vision fur das 21. Jahrhundert“ von Herbert Kraus und Gergana Schulak. Rezension im Eurasischen Magazin, 21. Mai 2003

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Herbert Alois Kraus — (* 18. November 1911 in Zagreb; † 3. September 2008 in Wien) war ein österreichischer Journalist, Politiker, Manager und Sachbuchautor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Werke 3 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Kraus — ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name ist ein Übername, der sich ursprünglich auf das krause Haar des Namensträgers bezog. Näheres unter Krause. Varianten Krauss, Krausz; weitere siehe Krause Bekannte Namensträger… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Kraus — (* 2. Januar 1884 in Rostock; † 15. März 1965 in Göttingen) war ein deutscher Völkerrechtler. Er war der Gründungsdirektor des Instituts für Völkerrecht der Georg August Universität Göttingen. Aufgrund seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Effinger — (* 1951) ist ein deutscher Sozialpädagoge und Sozialarbeitswissenschaftler. Er ist (Stand 2011) Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DSGA). Effinger studierte Sozialpädagogik an der Fachhochschule Hamburg und der… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Müller-Guttenbrunn — (* 5. Juni 1887 in Wien; † 10. April 1945) war ein österreichischer Publizist, Schriftsteller und Satiriker. Er wurde besonders als Herausgeber der Zeitschrift Das Nebelhorn bekannt. Herbert Müller Guttenbrunn wurde in Wien als Sohn des… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Zand — (* 14. November 1923 in Knoppen (Gemeinde Pichl Kainisch), Salzkammergut; † 14. Juli 1970 in Wien) war ein österreichischer Erzähler, Lyriker, Essayist und Übersetzer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Gurschner — (* 27. August 1901 in Innsbruck; † 10. Januar 1975 in London) war ein österreichischer Maler und Grafiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ausstellungen 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Hindelang — Verband Deutschland BR  BR Deutschland Geburtstag …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Wurster — (* 12. April 1950 in Plattling) ist ein deutscher Historiker und Archivar. Wurster studierte von 1972 bis 1978 Geschichte und Anglistik an den Universitäten Regensburg und Canterbury. 1980 promovierte er an der Universität Regensburg bei Andreas… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Aptheker — (New York, 31 juillet 1915 – Mountain View (Californie), 17 mars 2003[1]) était un historien marxiste et un militant politique américain. Biographie Auteur prolifique, il a contribué à une cinquantaine d’ouvrages, principalement dans le domaine… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”