Hermann Henselmann (Architekt)

Hermann Henselmann (Architekt)
Hermann Henselmann, 1949

Hermann Henselmann (* 3. Februar 1905 in Roßla, Harz; † 19. Januar 1995 in Berlin) war ein deutscher Architekt. Sein Wirken prägte nachdrücklich Architektur und Städtebau in der DDR der 1950er und 1960er Jahre.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hermann Henselmann studierte nach einer Schreinerlehre an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule Berlin, findet Arbeit in Architekturbüros und erhält 1930 seinen ersten eigenständigen Auftrag, weitere folgen. Die von ihm in den 1930er Jahren entworfenen Villen und Einfamilienhäuser sind Beispiele einer konsequenten Moderne. Nachdem er wegen jüdischer Vorfahren Schwierigkeiten mit den regierenden Nationalsozialisten bekommt, muss er sein eigenes Büro aufgeben und wird angestellter Architekt. Er lebte in den 30er Jahren einige Zeit mit seiner Familie in Wilhelmshorst bei Berlin.

Nach Kriegsende wird Hermann Henselmann zuerst Stadtbaurat in Gotha und von 1946 an Direktor an der Hochschule für Bauwesen in Weimar, dann ab 1949 Abteilungsleiter am Institut für Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Berlin (DDR). Hier revidiert Henselmann Anfang der 1950er seine „modernistische“ Architekturauffassung und übernimmt die Vorstellungen des Sozialistischen Realismus. Sein architektonischer Erfolg insbesondere im Zusammenhang mit dem Projekt Stalinallee führt 1953 zur Ernennung zum Chefarchitekten beim Magistrat von Groß-Berlin (bis 1959). Danach leitet er unterschiedliche Entwurfsbrigaden und von 1964 bis 1967 dann das Institut für Typenprojektierung (VEB), an dem er sich der industriell ausgerichteten Massenproduktion in der Wohnbebauung zuwendet. Bis 1972 ist er stellvertretender Direktor des Instituts für Städtebau und Architektur der Bauakademie. 1972 wird Hermann Henselmann pensioniert. Er wohnte u. a. in einem der von ihm entworfenen Turmhochhäuser am Strausberger Platz in Berlin.

Als eines der Glanzstücke seiner Arbeit kann das von 1961 bis 1964 nach seinen Plänen errichtete Haus des Lehrers (12 Geschosse) samt Kongresshalle betrachtet werden (Berlin, Alexanderplatz).

Hermann Henselmann war der Großvater der Schauspielerin Anne-Sophie Briest.

Bauwerke (Auswahl)

  • 1929 Villa Kenwin, La Tour-de-Peilz (Kanton Waadt, Schweiz), mit Alexander Ferenczy
  • 1930 Wettbewerbsentwurf für ein Theater in Charkow/UdSSR
  • 1930–1931 Haus Kenwin, Montreux, Schweiz
  • 1931–1932 Wohnhaus Heinecke, Kleinmachnow (bei Berlin)
  • 1933 Wohnhaus Stengl, Kleinmachnow (bei Berlin)
  • 1934 Wohnhaus Ihring, Kleinmachnow (bei Berlin)
  • 1934–1935 Wohnhaus vom Hoff, Auf der Weinmeisterhöhe, Berlin Gatow.Gartengestaltung Hermann Mattern
  • 1936 Wettbewerbsentwurf für eine „höhere Knabenschule“ in Berlin-Zehlendorf
  • 1938–1940 (in Zusammenarbeit mit Günther Wentzel) Wohnbauten für die Treuhandstelle der Berliner und Schlesischen Wohnungsunternehmen GmbH
  • 1941–1942 (in Zusammenarbeit mit Günther Wentzel) Bauernhöfe in Balzweiler/Kreis Hohensalza im Wartheland (heute Inowroclaw, Polen)
  • 1943–1945 (im Büro Godber Nissen) Bauten der „Avia-Flugzeugfabriken“ in Prag
  • 1946 Entwurf für zwei Kleinhäuser für Vorlesungen an der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste zu Weimar
  • 1947 Entwurf für ein Kulturhaus der DEFA (Typenserie), Entwurf für einen Arbeiterklub der Kammgarnspinnerei Niederschmalkaden, Entwurf der Wohnsiedlung Maxhütte in Unterwellenborn, Entwurf für die Zentralschule in Tambach-Dietharz
  • 1948 Wettbewerbsentwurf zum Wiederaufbau der Volksbühne in Berlin
  • 1949 Entwürfe so genannter MAS-Kulturhäuser (Maschinen-Ausleihstation), Entwurfsstudie für ein Kulturhaus der Buna-Werke
  • 1950 Entwurf für ein „Kulturhaus auf dem Lande
  • 1951 Berlin, Hochhaus an der Weberwiese, Berlin-Friedrichshain
  • 1953–1956 Bauvorhaben Frankfurter Tor, Berlin-Friedrichshain
  • 1958 „Turm der Signale“, Studie (Vorlage für den Berliner Fernsehturm, 1969)
  • 1961–1964 Haus des Lehrers, Berlin-Mitte
  • 1968–1970 Leninplatz, Berlin-Friedrichshain (seit 1992 Platz der Vereinten Nationen)
  • 1968 Hochhaus der Karl-Marx-Universität, Leipzig; (heute City-Hochhaus Leipzig)
  • 1969 Hochhaus der Universität Jena (konzipiert als Forschungshochhaus der Zeiss-Werke, heute JenTower)

Literatur

  • Hermann Henselmann: Reisen in Bekanntes und Unbekanntes. Berlin 1969
  • Irene Henselmann, Hermann Henselmann: Das große Buch vom Bauen. Kinderbuchverlag, Berlin 1976
  • Hermann Henselmann: Vom Himmel an das Reißbrett ziehen. Ausgewählte Aufsätze 1936 bis 1981. Baukünstler im Sozialismus. Berlin 1982, ISBN 3-922993-01-X
  • Wolfgang Schäche (Hrsg.): Hermann Henselmann „Ich habe Vorschläge gemacht.“ Berlin 1995, ISBN 3-433-02872-9

Filme

  • „Hermann Henselmann. Architekt, Jahrgang 1905“, DEFA-Dokumentarfilm, 1986, Regie: Gunther Scholz

Weblinks


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