- Herressen
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Weimarer Land Höhe: 205 m ü. NN Fläche: 46,15 km² Einwohner: 23.774 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 515 Einwohner je km² Postleitzahlen: 99501–99510 Vorwahlen: 03644, 036462, 036465 Kfz-Kennzeichen: AP (alt: APD) Gemeindeschlüssel: 16 0 71 001 Stadtgliederung: Kernstadt und 8 Ortsteile Adresse der Stadtverwaltung: Markt 1
99510 ApoldaWebpräsenz: Bürgermeister: Rüdiger Eisenbrand (FWW) Lage der Kreisstadt Apolda im Landkreis Weimarer Land Apolda ist die Kreisstadt des mittelthüringischen Landkreises Weimarer Land und liegt in der Nähe des Flusses Ilm im Städtedreieck Weimar-Jena-Naumburg. In der Raumordnung des Freistaates Thüringen nimmt die Stadt den Rang eines Mittelzentrums ein. Apolda war von 1922 bis 1950 eine kreisfreie Stadt und hat seit 1952 den Status einer Kreisstadt.
Aufgrund der über 250-jährigen Tradition des Glockengießens wird Apolda als „Glockenstadt“ bezeichnet. Noch größere Bedeutung für die Stadt hatte die Strick- und Wirkwarenherstellung, die seit über 250 Jahren in Apolda betrieben wird. Ihren Aufschwung nahm die bis dahin kleine Ackerbürgerstadt aber erst, nachdem 1846 die Thüringer Bahn durch Apolda gebaut worden war. Die Textilindustrie wuchs rasant an und Apolda entwickelte sich zeitweise zur wichtigsten Industriestadt in Sachsen-Weimar-Eisenach. Von 1904 bis 1927 baute die Firma A. Ruppe & Sohn, die ab 1910 Apollo-Werke AG hieß, Automobile der Marken Apollo und Piccolo. In Apolda wurde die Hunderasse Dobermann gezüchtet, der ein Denkmal gewidmet ist.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage und Geologie
Apolda liegt auf rund 205 Meter Höhe in der östlichen Mitte Thüringens an der Regionsgrenze zu Ostthüringen und etwa zehn Kilometer südlich der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Der Naturraum des Berg- und Hügellandes schließt das Stadtgebiet mit einer Fläche von 46,15 Quadratkilometern ein. Apolda ist eingebettet in eine flachhügelige Kulturlandschaft am Rande des Thüringer Beckens und der Ilmaue mit überwiegend landwirtschaftlicher Nutzung und befindet sich im Städtedreieck Weimar–Jena–Naumburg. Die Stadt liegt je etwa 15 km nordwestlich von Jena und nordöstlich von Weimar, ungefähr 45 km östlich von Erfurt und circa 30 km südwestlich von Naumburg.
Niedrigster Punkt des Tales, in dem Apolda liegt, ist mit 162 Metern über NN die Bachsohle des Krebsbaches unter dem Viadukt. Der höchste Punkt befindet sich an der Gemarkungsgrenze zu Schöten mit 270 Metern über NN. Die Ilm, ein Nebenfluss der Saale, fließt nördlich vorbei. Apolda ist nach Erfurt, Weimar, Gotha, Ilmenau und Arnstadt die sechstgrößte Stadt in der Planungsregion Mittelthüringen.
Der Schötener Bach entspringt im gleichnamigen Ortsteil und fließt durch die Schötener Promenade in das Stadtzentrum, wo er am Heidenberg in den Herressener Bach mündet. Der Bach verläuft zwischen dem Eingang zur Promenade und dem Heidenberg unter einer Straße, die deswegen die Bezeichnung Bachstraße trägt.
Die Quelle des Herressener Bachs liegt oberhalb der Ortschaft Frankendorf. Der Bach durchquert sie und gelangt durch die Orte Oberndorf, Sulzbach und Herressen bis in das Zentrum von Apolda, wo er sich mit dem Schötener Bach vereinigt, als Herressener Bach bis nach Nauendorf fließt und dort in die Ilm mündet. Zwischen Frankendorf und Sulzbach trägt der Herressener Bach auch die Bezeichnung Sulzbach, zwischen dem Zusammenfluss mit dem Schötener Bach und der Mündung in die Ilm wird er auch Krebsbach genannt. Vom Herressener Bach zweigten zwei Mühlgräben ab: einer führte an der Stadtmühle vorbei, der andere verlief bis zur Niedermühle. Beide Mühlgräben vereinigten sich später wieder mit dem Bach.
Östlich erhebt sich die Muschelkalkformation der Ilm-Saale-Platte, während westlich die Ebenen des Thüringer Beckens liegen. Die landschaftliche Gestaltung ist das Ergebnis von tektonischen Vorgängen bei der Gebirgsbildung und zeigt durch eine Störungszone einen graben- bis beckenartigen Aufbau. Die Entstehung der Apoldaer Störungszone ist vermutlich auf Abschiebungen im Untergebirge zurückzuführen. Erodierende Veränderungen durch den Wechsel der Jahreszeiten, die Einwirkung von Temperatur, Wind und Wasser über Jahrtausende hinweg haben die heutige Gestalt der Hänge zum Ergebnis. Im Apoldaer Becken vereinigen sich zwei durch Einschnittsgräben führende Wasserläufe, der Herressener Bach und der Schötener Bach. Als Herressener Bach verlässt er das sich nach Nordost öffnende Tal, um sich in die Ilm zu ergießen. Die Bodendecke besteht aus Schwarzerde und lößartigem Auelehm unterschiedlicher Färbung. In den Talauen kommt mit Kies und Sand vermischter unterer Keuper vor. Nur in einem Streifen von Norden nach Westen ist das Pleistozän vorherrschend. Dort findet man vorwiegend älteren Lehm, wogegen im Süden der Stadt eher jüngerer Lehm vorhanden ist. Der Osten Apoldas wird vom Grenzdolomit geprägt.
Stadtgliederung und Flächennutzung
Die Stadt Apolda ist in neun Ortsteile gegliedert, wobei Oberroßla und Rödigsdorf hier zusammen aufgeführt werden: (Stand: 2006)[2][3]
Ortsteil Einwohner Fläche (km²) Kernstadt Apolda 20.234 11,75 Herressen-Sulzbach 598 5,41 Nauendorf 163 4,92 Oberndorf 284 4,93 Oberroßla / Rödigsdorf 1.013 4,98 Schöten 266 1,27 Utenbach 632 6,33 Zottelstedt 392 6,65 Apolda (gesamt) 23.585 46,15 Flächen nach Nutzungsart Fläche in ha Gebäude- und Freifläche 559 Betriebsfläche ohne Abbauland 10 Erholungsfläche 92 Verkehrsfläche 284 Friedhof 13 Siedlungs- und Verkehrsfläche (gesamt) 958 Betriebsflächen ohne Abbauland sind unbebaute Flächen, die gewerblich, industriell oder für Zwecke der Ver- und Entsorgung genutzt werden, aber nicht für den Abbau der Bodensubstanz.
Nachbargemeinden
Apolda ist von elf Gemeinden umgeben, die alle zum Landkreis Weimarer Land gehören:
- Flurstedt und Wickerstedt (gehören zur erfüllenden Gemeinde Bad Sulza),
- Kapellendorf (gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Mellingen),
- die Gemeinde Saaleplatte
- sowie die Gemeinden Mattstedt, Niederroßla, Nirmsdorf, Oßmannstedt, Pfiffelbach, Wiegendorf und Willerstedt, die zur Verwaltungsgemeinschaft Ilmtal-Weinstraße gehören.
Klimatische Verhältnisse
Apolda liegt in der gemäßigten Klimazone. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge von ungefähr 560 mm ist geringer als der bundesweite Durchschnitt von rund 800 mm. Der niederschlagsreichste Monat ist der Juni mit durchschnittlich 71,6, der niederschlagsärmste der Februar mit durchschnittlich 31,5 mm. Der niederschlagsreichste Tag in Apolda war der 27. Juni 1953, als bei einem Unwetter 100,1 mm Niederschlag fielen. Das Jahr mit dem meisten Niederschlag war 1966 mit 764 mm, das mit dem wenigsten 1982 mit 332 mm. Die größte Monatsniederschlagshöhe wurde im Juni 1953 mit 236 mm erreicht, im Oktober 1943, im November 1953 und im September 1959 traten mit nur 1 mm die geringsten Werte auf. In Apolda fällt durchschnittlich an 170 Tagen im Jahr Niederschlag. Im Januar kommt es mit 16 Tagen am häufigsten und im September mit 12 Tagen am wenigsten zum Niederschlag. Im Durchschnitt werden pro Jahr in Apolda 36 Tage mit Schnee oder Schneeregen registriert. Im langjährigen Mittel fällt in Apolda zu Beginn der dritten Novemberdekade der erste Schnee und Mitte April der letzte.
Über das Jahr verteilt scheint die Sonne in Apolda 1400 bis 1600 Stunden. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 8–9 °C. Der Temperaturverlauf entspricht ungefähr dem bundesdeutschen Durchschnitt. Dabei sind die Monate Juli und August mit einer durchschnittlichen Höchsttemperatur von 24 °C die wärmsten, die Monate Dezember und Januar mit einer Maximaltemperatur von 3 °C und einer Minimaltemperatur von −1 °C die kältesten. Der Wind kommt meist aus Richtung Südsüdwest bis Westsüdwest.
In den Jahren 1265, 1613, 1728, 1734, 1739, 1909, 1953 und 1981 kam es in Apolda zu Unwetterkatastrophen, die teilweise verheerende Folgen hatten. 1265 kamen viele Einwohner Apoldas durch Überschwemmungen ums Leben. Am 29. Mai 1613 richtete die Thüringer Sintflut große Schäden an, es wurden acht Häuser weggeschwemmt und 24 Tiere ertranken. 1830 stürzten nach einem Hochwasser in der Bachstraße drei Häuser ein. Im Jahr 1909 war der Marktplatz betroffen, er wurde in einen See verwandelt. Am 26. Juni 1953 richtete ein weiteres Unwetter schwere Schäden an. Der Ministerrat der DDR stellte 4,4 Millionen Mark zur Behebung der Schäden zur Verfügung. Der Herressener Bach wurde oberhalb des Stadtbades begradigt; vor dem Gelände der Brauerei am Wehrweg und in der Schötener Promenade unterhalb des zweiten Teiches wurden Prallmauern errichtet. Die Bachläufe erhielten eine Steinauskleidung. Vom bisher letzten Hochwasser am 16. Mai 1981 war vor allem die Straße Faulborn betroffen. Hier wurden einige Keller ausgepumpt, die Gehwege repariert und Stützmauern erneuert.
Allgemein ist das Klima verhältnismäßig warm und trocken. Wetterextreme wie Stürme, starker Hagel oder überdurchschnittlicher Schneefall sind selten. Im Jahr 2006 lag die Minimaltemperatur bei −13,8 °C und die Maximaltemperatur bei 36,7 °C. Ein Jahr später lag die Minimaltemperatur bei −9,3 °C und die Maximaltemperatur bei 36,3 °C. Apolda war im Jahr 2008 mit einer Höchsttemperatur von 35,6 °C der heißeste Ort Thüringens.
Durchschnittliche Temperatur- und Niederschlagswerte für ApoldaJan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Max. Temperatur (°C) 3 5 8 14 19 22 24 24 19 14 7 3 Ø 13,5 Min. Temperatur (°C) -1 -1 2 5 9 12 14 14 10 6 2 -1 Ø 5,9 Niederschlag (mm) 33,0 31,5 38,2 50,5 61,7 71,6 51,8 62,1 42,5 38,7 39,1 40,3 Σ 561 Quelle: Deutscher Wetterdienst – Messwerte 1961–1990 Niederschlag: Apolda und [1] auf weather.msn.comGeschichte
Frühgeschichte und Mittelalter
Bereits für den Zeitraum 4600–2000 v. Chr. liegen erste Nachweise für Siedlungen im heutigen Stadtgebiet von Apolda vor. Sowohl in der Bronzezeit als auch in der Eisenzeit wurden dort mehrere Siedlungen angelegt. Seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. lebten Germanen aus dem Stamm der Hermunduren in dem Gebiet.
Sie waren aus dem Elbe-Havel-Gebiet zugewandert. Ab dem 8./9. Jahrhundert ließen sich slawische Gruppen an der mittleren Saale und der Ilm nieder. Das Land an der Ostgrenze des Fränkischen Reiches war mehrheitlich von Thüringern besiedelt.
Erstmals urkundlich bezeugt ist der Ort als Appolde im Jahr 1119. Es wurde eine Siedlung mit zwei Kirchen erwähnt, die Graf Wichmann aus dem Geschlecht der Edelherren von Querfurt dem Mainzer Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken schenkte. Der Name der Stadt kann als mittelalterliche Bezeichnung für eine Gegend, in der es viele Äpfel gibt verstanden werden. Später wurde der Ort auch Apollde, Apolle, Apolleda oder Appulen genannt. Der mittelalterliche Stadtname bestand aus den Silben Appul = Apfel und -(e)de. Vier Jahre später, 1123, wurde eine Burg mit einem in ihrem Schutz stehenden Dorf in den Schriftquellen genannt. Das Alter der Burg ist umstritten. Bisweilen wurde dort der Sitz der Grafen des Gaues Husitin vermutet, es gibt dafür aber keine Belege. Die Ergebnisse aktueller archäologischer Ausgrabungen sind noch nicht veröffentlicht.
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde die Burg Stammsitz eines Geschlechts von Ministerialen des Mainzer Erzbischofs, in dem die Ämter des Vicedominus von Erfurt und des erzbischöflichen Mundschenken erblich waren. Um 1175 teilte sich das Geschlecht in die beiden Linien der Vitzthume (abgeleitet von Vicedominus) und der Schenken von Apolda. Unter ihrer gemeinsamen Herrschaft entwickelte sich die Siedlung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu einer Stadt, deren Herren bis 1348 beide Linien blieben. Die Schenken von Apolda besaßen 1260 eine eigene Münzstätte. Die geprägten Münzen wurden Apoldsche Schenken genannt. Im Jahr 1289 erhielt die Burgsiedlung Apolda das Stadtrecht sowie ein eigenes Wappen und Siegel. Ihre Einwohner wurden in einer Urkunde als „Stadtbürger“ bezeichnet. Die Stadt wurde später ummauert und besaß zwei Tore.[4]
1348 verzichteten die Schenken von Apolda zugunsten der Vitzthume auf ihre Rechte an der Stadt. Bald darauf, am Ende des 14. Jahrhunderts, starb die Linie der Schenken im Mannesstamme aus. Die Vitzthume ließen sich gleichzeitig von den Wettinern mit Apolda belehnen, wodurch die Oberlehnsherrschafft praktisch an die Wettiner überging. In Folge der Leipziger Teilung gelangte Apolda 1485 an das ernestinische Sachsen. Allerdings hielt das Erzbistum Mainz seine Ansprüche als Oberlehnsherrschaft noch einige Jahrhunderte aufrecht und gab sie erst im Jahr 1666 auf.
In der Mitte des heutigen Marktplatzes wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts zunächst ein kleines Rathaus errichtet. Die älteste erhaltene Gemeindeverfassung entstand 1440; sie ist im sogenannten Roten Buch überliefert. Erst im 15. Jahrhundert hatte sich in der Stadt anstelle der Schultheißen der erste Rat der Stadt mit zwei Ratsmeistern, mehreren Ratsmännern und Viertelsmeistern gebildet. 1524 büßte die Burg bei einem großangelegten Umbau unter anderem die Sankt-Johannis-Kapelle ein.
Reformationszeit und Dreißigjähriger Krieg
Im Jahr 1528 wurde durch die Visitatoren Melanchthon, Myconius und Schurff die Reformation in der Stadt eingeführt und verbreitet. Bereits im 16. Jahrhundert war Apolda weit über das ummauerte Stadtgebiet hinaus gewachsen. Um die Martinskirche hatte sich eine Vorstadt gebildet, die um das Jahr 1530 größer als die Rechtsstadt war. Die Bewohner der Vorstadt sind zwar zu den Einwohnern gezählt worden, hatten jedoch im Vergleich zu den „Instädtern“, welche innerhalb der Stadtbefestigung wohnten, weniger Rechte. Dies bekamen sie besonders an Markttagen zu spüren. Sie durften erst einkaufen, wenn es am Rathaus angezeigt wurde, das heißt, wenn ein Strohbündel („Wisch“) oder später eine Fahne abgenommen worden war. Auch das Gebiet um Schulplatz, Goerdelerstraße, Bernhard-Prager-Gasse, Teichgasse und Lindenberg gehörte zur Vorstadt.
Wirtschaftlich war Apolda eine abseits von wichtigen Handelswegen wie der nördlich verlaufenden Hohen Straße gelegene Ackerbürgerstadt mit lokaler Bedeutung als Markt für die nähere Umgebung. Von 1558 bis 1559 wurde unter Christof von Vitzthum das heutige Rathaus an der Ostseite des Marktplatzes errichtet. Im Erbzinsregister erschien 1593 der Name David der Strickermann. Von ihm wird behauptet, dass er den Grundstein zur Wirk- und Strickwarenindustrie in Apolda legte, indem er den Apoldaern das Strumpfstricken mit fünf Nadeln beibrachte.[5]
Vorher dem Herzogtum Sachsen-Weimar zugeordnet, unterstand Apolda seit der Ernestinischen Teilung 1603 sowohl Weimar als auch dem Herzogtum Sachsen-Altenburg. 1634 kam es ganz zu Altenburg und ab 1672 gehörte es zum neugegründeten Herzogtum Sachsen-Jena, wurde jedoch nach dessen frühem Erlöschen 1691 wieder Teil Sachsen-Weimars (ab 1741 Sachsen-Weimar-Eisenach).
Im Dreißigjährigen Krieg plünderten 1632, 1635, 1636 und 1639 Kriegshorden und Soldaten die Stadt. Nach dem Aussterben der Apoldaer Linie der Vitzthume 1631 zogen die Ernestiner die Stadt als erledigtes Lehen ein und übergaben sie 1633 der Universität Jena als Dotalgut. Die Universität übte bis 1837 die Gerichtsrechte in Apolda aus und verfügte auch noch nach dem weitgehenden Abbruch der Burg bis zum Übergang an die Stadt im Jahr 1922 über das Landgut. 1674 wurde der Renaissancebau des Rathauses barock umgestaltet und ein Turm angefügt.
Wirtschaftliche Entwicklung im 18./19. Jahrhundert
Bald nach Einführung des Strumpfwirkerstuhls an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert entstand in Apolda eine Strumpfmanufaktur, die bestimmend für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt werden sollte. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sie sich zu einem der bedeutendsten wirtschaftlichen Unternehmen im Herzogtum Sachsen-Weimar. Die Zahl der Wirkerstühle stieg bei einer ungefähr gleich bleibenden Zahl von etwa 3500 Einwohnern rasant von zehn im Jahr 1700 auf 780 im Jahr 1779 an. Gleichzeitig setzten Stadterweiterungen nach Norden und Osten ein, die alte Stadtbefestigung mit den beiden Türmen wurde kurz vor und nach 1800 weitgehend abgerissen. Ende des 18. Jahrhunderts kam es jedoch zu einer tiefen Krise, die die Stadtentwicklung lange Zeit lähmte. Ursache war die Abhängigkeit vom Export in die Gebiete außerhalb des Herzogtums und die gleichzeitige merkantilistische, Ein- und Ausfuhren von Waren hemmende Wirtschaftspolitik.
1722 errichtete Johann Christoph Rose die erste Glockengießerei, um Glocken für die geplante neue Kirche zu gießen. Eine davon, die sogenannte Wintzersche Vermächtnisglocke, wird noch in der Lutherkirche geläutet. Die nachfolgenden Glockengießerfamilien Ulrich und Schilling machten Apolda als Glockenstadt weltweit bekannt. 1878 wurde Franz Schilling senior Inhaber der Glockengießerei Carl Friedrich Ulrich. Diese spezialisierte sich, ab 1911 unter dem Namen Franz Schilling Söhne, auf Glockenspiele. Sie schuf Geläute für Kirchen in Asien, Afrika, Europa und Amerika. Das Handelshaus Christian Zimmermann & Söhne wurde 1789 gegründet. Damit begann allmählich der Aufschwung des Textilgewerbes in der Stadt, der allerdings erst Mitte des 19. Jahrhunderts deutlich zunahm. Großen Einfluss hatten 1833 die Gründung des Deutschen Zollvereins, der Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz und die Verwendung der Dampfmaschine.
Der Bau des Eisenbahnviadukts über den Krebsbach 1845/46 bildete die Voraussetzung für die Anbindung Apoldas an die Thüringer Bahn von Halle nach Erfurt und wirkte sich überaus positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt aus. Die Eisenbahnlinie war zunächst in größerer Distanz zu Apolda geplant worden (über Niederroßla und Mattstedt), um die teure Überbrückung des Krebsbachtals zu vermeiden. Nachdem die Apoldaer Unternehmer sich jedoch bereit erklärt hatten, für befristete Zeit eine Abgabe auf jeden Zentner Fracht zu zahlen, lenkte die Erbauergesellschaft ein. Sie ordnete an, die Eisenbahnlinie über Oberroßla und Heusdorf zu bauen und verzichtete auf die Abgabe. Stattdessen schlug die Regierung Sachsen-Weimar-Eisenachs, die an der Gesellschaft beteiligt war, vor, die Abgabe für einen wohltätigen Zweck zu erheben. Schließlich wurde das 1854 eröffnete Krankenhaus damit finanziert.
Nach 1850 siedelten sich die ersten jüdischen Familien in Apolda an. Der erste Apoldaer Hundemarkt fand 1863 statt. Später wurde dort unter anderem der in Apolda gezüchtete Dobermannpinscher präsentiert. Am 17. Januar 1863 wurde, aufgrund einer Stiftung von 225 Bänden und 5000 Talern des 1860 verstorbenen Bürgers Gottlob Müller, in Apolda eine Stadtbibliothek eröffnet.
Eine große Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt hatte Ende des 19. Jahrhunderts die Umstellung der Strumpffabrikation auf die Herstellung von modischen Strick- und Wirkwaren. Damit einher gingen ein weiteres Wachstum der Stadt und die Errichtung zahlreicher öffentlicher Bauten, Fabrikgebäude und Wohnhäuser, sowohl in Blockrandbebauung im Stil des Historismus für die Arbeiterschaft als auch von Villen und Siedlungshäusern. Unterdessen siedelten sich immer mehr jüdische Familien in Apolda an. Lebten 1880 erst zwölf Juden in Apolda, waren es 1885 schon 39 und 1895 dann 47. Die evangelische Lutherkirche und die katholische St.-Bonifatius-Kirche wurden 1894 geweiht. Am 1. Oktober 1899 wurde die Israelitische Religions-Gemeinschaft zu Apolda gegründet, der die meisten jüdischen Bürger Apoldas angehörten. 1905 waren es bereits 63 Mitglieder. Die Gemeinschaft stellte 1901 einen Antrag auf Umwandlung in eine Israelitische Kultusgemeinde, der jedoch vom Staatsministerium des Großherzogtums Sachsen abgelehnt wurde. Die religiösen Feiern hielten die Juden in einem Betsaal im Obergeschoss des Bürgervereins ab. Die Religionsgemeinschaft bestand nur bis zum Jahr 1925/1926.
Das Gesicht der Stadt veränderte sich 1910 durch den Bau eines weiteren repräsentativen Gebäudes, des Stadthauses, in dem auch die Städtische Sparkasse ihren Sitz hatte. Mit der Gründung der Thüringer Elektrizitäts- und Gas-Werke AG in Apolda und der Inbetriebnahme des Elektrizitätswerkes begann 1902 die Versorgung Apoldas mit elektrischem Strom. 1904 wurde der Bismarckturm an der Leipziger Straße errichtet. Die Automobilproduktion der Firma A. Ruppe und Sohn (ab 1912 Apollo-Werke AG) begann. Apolda war zu einer Industrie- und Handelsstadt geworden und die Einwohnerzahl stieg von etwa 4.000 vor dem Bau der Eisenbahn auf über 20.000 zur Jahrhundertwende an.
Im Ersten Weltkrieg kamen 687 Apoldaer Bürger bei militärischen Kämpfen ums Leben. Durch fehlende Exportmöglichkeiten, Rohstoffmangel und Kriegseinwirkungen ging die Produktion in der Apoldaer Textilindustrie stark zurück. In den Jahren 1914 bis 1918 waren insgesamt 4079 militär- und landsturmpflichtige Apoldaer Bürger zum Kriegsdienst einberufen worden. 1918 kam es zur Novemberrevolution in Deutschland. In Apolda wurde am 9. November ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet, dessen Vorsitzender der Arbeiter Hermann Ulrich (SPD) war. Am gleichen Tag dankte in Weimar der letzte Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach ab. Während des Ersten Weltkriegs sank die Einwohnerzahl von 23.532 im Jahr 1914 auf 18.975 im Jahr 1918. Hauptursache dafür, dass viele Apoldaer ihre Heimatstadt verließen, war die hohe Arbeitslosigkeit. Neben dem Mangel an Kleidung und Wäsche fehlte es auch an den notwendigsten Lebensmitteln. Viele Bürger litten an Unterernährung, was nicht selten zum Tod führte. Außerdem breitete sich die Tuberkulose aus, wovon hauptsächlich die Kinder betroffen waren. So wie in vielen deutschen Städten bestand auch in Apolda Wohnungsnot. Während der Kriegsjahre war die Bautätigkeit wegen fehlender Fachleute und Materialmangels zum Erliegen gekommen, unmittelbar nach Kriegsende fehlte das Geld.
Zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg
Bis 1922 gehörte Apolda zu Sachsen-Weimar-Eisenach und war Teil des damaligen Kreises Weimar. Im Jahr 1922 wurde die Gemeinde Nauendorf als erste der umliegenden Ortschaften an Apolda angegliedert. Zeitgleich wurde Apolda kreisfreie Stadt und blieb dies bis nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Herressener Promenade wurde das Städtische Schwimm- und Sonnenbad eröffnet. 1922/1923 wurde die Ringallee als Apfelbachpromenade angelegt. Am 5. Mai 1923 gelang dem Glockengießer Heinrich Ulrich der Guss der größten freischwingenden Glocke der Welt, der Sankt-Peters-Glocke für den Kölner Dom.
Von 1926 bis 1932 wurde die Stadt von einem bürgerlichen Stadtrat regiert, wobei die Konservativen nach massiven Zugewinnen der Nationalsozialisten 1929 nur noch zusammen mit diesen die Mehrheit bildeten. Vier Tage vor Hitlers Machtantritt, am 26. Januar 1933, konnte sich bereits ein nationalsozialistischer Stadtrat bilden. Im gleichen Jahr bekannten sich 80 jüdische Bürger bei einer Volkszählung zu ihrem Glauben. Bis 1936 stieg ihre Anzahl auf 114. Die Apoldaer Juden wurden von den Nationalsozialisten aus der Stadt vertrieben, wanderten aus oder kamen in Konzentrationslager. Es gelang nur wenigen von ihnen, sich zu verstecken und nach dem Ende des Krieges nach Apolda zurückzukehren. Den Toten und den Widerstandskämpfern widmete die Stadt ein Denkmal für die Opfer des Faschismus.[6]
Lange vor Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Apolda durch die führenden Nationalsozialisten, insbesondere seinen damaligen OB Julius Dietz, zu einem nicht unbedeutenden Rüstungsstandort ausgebaut. Durch seine Bemühungen wurden zwischen 1936 und 1939 fünf Rüstungsbetriebe in der Stadt angesiedelt: die Friedrich Goetze AG in Burscheid bei Köln errichtete in der stillgelegten Firma Stieberitz & Müller die Eisenwerk GmbH Apolda in der Adolf-Hitler-Straße 62 ein Werk, in dem bis zu 300 Beschäftigte Kolbenringe, Dichtungen und anderes für Militärfahrzeuge herstellten. Die Spinnhütte AG Celle errichtete hinter dem Schlachthof an der Celler Straße (heute Nordstraße) den Betrieb der Spinnhütte, in der Seidenkokons zur Herstellung von Fallschirmseide verarbeitet wurden. Hier waren 1940 bis zu 500 Personen beschäftigt. Die erforderlichen Rohstoffe dafür wurden durch die Anlage von ausgedehnten Maulbeerplantagen in Apolda und in den Dörfern im Umkreis der Stadt gewonnen. Weitere rüstungswichtige Betriebe waren die Rheinmetall Borsig AG Werk 1 in der Adolf-Hitler-Straße und Werk 2 (L-Werk) in der Utenbacher Straße; die Total Foerstner KG in der Tirpitzstraße (heute Auenstraße).
Im Zweiten Weltkrieg erfolgte am 21. November 1944 der erste Bombenangriff auf Apolda. Es waren 13 Todesopfer zu beklagen. Unter ihnen war der Franzose Andre Lafon, der als ehemaliger Kriegsgefangener im Juni 1944 „in Zivil übernommen“ wurde und im Lager Baumbach in der heutigen Straße Faulborn wohnte. Im Nachruf auf die Opfer des Luftangriffs wurde er bezeichnenderweise nicht erwähnt, da die Thüringer Gauzeitung nur „Volksdeutsche“ berücksichtigte. Der zweite Angriff war am 2. April 1945, der Beschädigungen an Häusern verursachte. Das einzige Todesopfer dieses Angriffs war ein 15-jähriges Mädchen. Nach der kampflosen Übergabe wurde Apolda vom 12. April bis zum 1. Juli 1945 von amerikanischen und am 2. Juli 1945 nach den Beschlüssen der Konferenz von Jalta von sowjetischen Truppen besetzt. Im Rahmen der Bodenreform wurde das Gut Apolda-Heusdorf aufgeteilt, das anfangs als Benediktinerinnenkloster und später als großherzogliches Kammergut Heusdorf gedient hatte, bevor es 1922 infolge der Gründung des Landes Thüringen (1920) und der damit durchgeführten Kreisneuordnung- und einteilung zum Staatsgut erhoben wurde.[7]
Sowjetische Besatzungszone und DDR-Zeit
Von 1945 bis 1948 ließen Enteignungen und Verstaatlichungen in Landwirtschaft, Industrie und Handel eine völlig neue Wirtschaftsstruktur entstehen. Apolda wurde 1950 wieder in den Landkreis Weimar eingegliedert. 1952 wurde dieser geteilt und Apolda Kreisstadt des (kleineren) Ostteils des Altkreises im neugebildeten Bezirk Erfurt. Der Kreis Apolda war somit der östlichste Kreis im Bezirk Erfurt.
In Apolda wurde im selben Jahr das Glockenmuseum eröffnet. Die Firma Schilling und Söhne goss die Oder-Neiße-Friedensglocke für die Stadt Frankfurt (Oder). Die meisten der privaten Strick- und Wirkwarenbetriebe wurden von 1956 bis 1958 in PGHs zusammengefasst. 1964 fand ein Lauf der Motocross-Weltmeisterschaft in Apolda statt. Zu jener Zeit erlebte der Motocross in Apolda seinen Höhepunkt. Im Jahr 1969 wurde 850 Jahre Ersterwähnung Apolda gefeiert und die Finne-Fernwasser-Versorgung in Betrieb genommen.
Gravierende Veränderungen, vom Staat in die Wege geleitet, vollzogen sich ab 1972 in der Textilindustrie. Danach existierten in Apolda noch sieben staatlich geleitete große Trikotagenbetriebe, unter ihnen der VEB Thüringer Obertrikotagen mit mehr als 2800 Beschäftigten. Im selben Jahr war der Baubeginn für den neuen Stadtteil Apolda-Nord und den Busbahnhof in der Nähe des Zentrums. Am 29. August 1983 kam es zu einem Großbrand in der Strickereihalle des VEB Thüringer Obertrikotagen; sie wurde im März 1984 wieder aufgebaut. Im selben Jahr wurden Teile der Innenstadt als Fußgängerzone umgestaltet. 1989 fand die 700-Jahr-Feier der Stadt Apolda statt. Drei Jahre vorher war die Sternwarte auf der Jahnhöhe wiedereröffnet worden.
Am 13. November 1989 fand eine Demonstration und anschließend eine Kundgebung mit 5000 Teilnehmern, am 20. November eine mit 1100 Teilnehmern statt. Vor der Kreisdienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit wurden Kerzen aufgestellt.[8] Die Kommunalwahlen vom 6. Mai 1990 ergaben eine christlich-liberale Koalition. Es begann die Privatisierung von Industriebetrieben und Handelseinrichtungen. Damit verbunden war der Niedergang der traditionellen Textilindustrie.
Apolda im wiedervereinigten Deutschland
Innerhalb der ersten vierjährigen Legislaturperiode des Stadtparlaments wurden Investitionen von mehr als 600 Millionen Mark getätigt und von Privatinvestoren über 1520 neue Arbeitsplätze geschaffen. Es folgten die Errichtung der Gewerbegebiete an der B 87 und bei Heusdorf, die Umstellung der Gasversorgung von Stadt- auf Erdgas und die Bebauung des Wohngebiets Am Schötener Bache. Der Landkreis Apolda bestand bis 1994, als er mit dem Landkreis Weimar ohne die kreisfreie Stadt Weimar zum neuen Landkreis Weimarer Land mit Apolda als Kreisstadt zusammengelegt wurde.
Seit 1994 finden jährlich Oldtimer-Schlosstreffen in Apolda statt. 1995 wurde die Stadthalle als Stätte des kulturellen Lebens eröffnet. Im selben Jahr wurde das erste Weltglockengeläut, bei dem in Apolda gegossene Glocken in aller Welt geläutet werden, mit einem Schauglockenguss und der Einweihung des Glockenspiels am Stadthaus gefeiert. Das neue Robert-Koch-Krankenhaus wurde 2002 seiner Bestimmung übergeben. Im darauffolgenden Jahr begann die Erschließung des neuen Wohngebiets An der Schwabestraße. Im Jahr 2004 wurde der Bismarckturm zu seinem 100-jährigen Bestehen wieder für Besucher geöffnet und die restaurierte Martinskirche erneut geweiht. Seit 2005 gibt es öffentliche Stadtführungen.
Politik
Stadtrat
Der Apoldaer Stadtrat hat 30 Mitglieder und fünf Ausschüsse:Hauptausschuss, Finanzausschuss, Sozialausschuss, Bau- und Werkausschuss und Rechnungsprüfungsausschuss. Stadtratsvorsitzender ist Andreas Linke (CDU). Die nachfolgende Aufteilung zeigt die Sitzverteilung nach der Stadtratsmitgliederwahl vom 27. Juni 2004 für die Legislaturperiode vom 1. Juli 2004 bis zum 30. Juni 2009. Die Wahlbeteiligung lag bei 40,2 %. Von 8166 abgegebenen Stimmzetteln waren 7918 Stimmen gültig und 248 Stimmen ungültig.
Partei Sitze Christlich Demokratische Union Deutschlands 14 Die Linke. 7 Sozialdemokratische Partei Deutschlands 4 Freie Demokratische Partei 3 Freie Wähler Weimarer Land (FWW) 2 Städtischer Haushalt
Der Schuldenstand der Stadt ist seit dem Jahr 1998 rückläufig. Betrug er vor zehn Jahren noch 710 Euro pro Kopf, so ging er 2006 auf 563 Euro pro Kopf zurück. Im Jahr 2007 stieg die Verschuldung pro Kopf jedoch wieder auf 571 Euro an, die Gesamtsumme ist trotzdem auf 13.673.000 Euro gesunken. Durch Schlüsselzuweisungen erhielt die Stadt im Jahr 2008 einen Betrag in Höhe von 7.729.660 Euro. Die Bruttoeinnahmen betrugen im Jahr 2007 34.503.459 Euro. Davon entfielen auf den Vermögenshaushalt 6.652.784 und auf den Verwaltungshaushalt 27.850.675 Euro. Die Bruttoausgaben lagen bei 30.716.031 Euro mit 22.995.036 Euro im Verwaltungshaushalt und 7.720.992 Euro im Vermögenshaushalt.
Wappen und Flagge
Banner, Wappen und Hissflagge Die Entwicklung Apoldas hing 500 Jahre lang stark von den Vitzthumen ab. Als Stadtherren waren ihnen zahlreiche Abgaben zu entrichten und Frondienste zu leisten. Die Familie der Vitzthume gehörte zu den sehr alten Adelsfamilien. Sie besaß keinen Adelsbrief, in welchem das Wappen festgestellt worden wäre. Seit dem Jahr 1349 wurde die Familie traditionsbewusster und erachtete es als ehrenvoll, ein über viele Generationen hinweg unverändertes Wappen zu führen, welches ein Naturholz mit drei Äpfeln zeigte. Es ist anzunehmen, dass die Vitzthume der Stadt das Wappen erteilt haben. Dabei legten sie ihr eigenes Familienwappen in geminderter Form zugrunde. Das Holz mit den grünenden Zweigen in den beiden Wappen drückt die Zugehörigkeit der Stadt Apolda zur Herrschaft der Vitzthume aus. Das Weglassen der drei Äpfel zeigt die Minderung des Stadtwappens gegenüber dem Familienwappen.
Die älteste erhaltene Darstellung des Stadtsiegels aus dem Jahr 1554 wird im Staatsarchiv Weimar aufbewahrt. Nur fünf Jahre später wurde über dem Eingang des Rathausturmes ein Wappenbild angebracht, welches auch heute noch betrachtet werden kann. Durch künstlerische Abwandlungen in späteren Darstellungen wurde das Naturholz aus dem Familienwapen der Vitzthume zum Baumstumpf beziehungsweise Stubben.
Im Dezember 1856 bestätigte die Landesregierung von Sachsen-Weimar-Eisenach mit einem Erlass eine neue Fassung des Stadtwappens von Apolda. Dieser Erlass wurde am 5. Januar 1857 im „Apoldaischen Wochenblatt“ veröffentlicht. Im Ministerialerlass stand, dass „in diesem Wappenzeichen ein erfreuliches Sinnbild für die sich immer erneuernde Blüte der Stadt erblickt wird.“ Die Zeichnung des Stadtwappens wurde vom Diakon Facius im Februar 1857 angefertigt. Von ihm stammt auch die dekorative Ausführung mit Helm und Helmzier, welche sonst nur bei Personenwappen üblich ist.
Das heutige Wappen zeigt einen Apfelbaumstumpf mit grünen Zweigen. Das Hauptbild ist von der ältesten bis zur jüngsten Darstellung der Apfel beziehungsweise der Stamm eines Apfelbaumes. Die drei Stadtwappen-Grundfarben Schwarz, Gelb (Gold) und Grün waren auch die Landesfarben des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, zu dem Apolda bis 1918 gehörte. In der Hauptsatzung der Stadt Apolda wird das Wappen wie folgt beschrieben: „Im goldenen Feld befindet sich ein schwarzer Baumstamm, der oben abgehauen ist, an den Seiten aber wieder grüne Blätter treibt.“
Die Flagge wird in der Hauptsatzung folgendermaßen beschrieben: „Die Flagge der Stadt ist als Hissflagge schwarz-gelb-grün im Verhältnis 1:1:1, quergestreift und hat in der Mitte das Stadtwappen im Schild. Als Banner ist sie schwarz-gelb-grün im Verhältnis 1:1:1, längsgestreift und hat in der Mitte das Stadtwappen im Schild.“
Bürgermeister
Ab 1433 ist der erste Rat der Stadt mit zwei Ratsmeistern, mehreren Ratsmännern und Viertelsmeistern nachweisbar. Das älteste vereinbarte Stadtrecht ist das Rote Buch aus dem Jahr 1440, das auch die Bildung eines Stadtrates erwähnt. In diesem Buch wurden die Erweiterung des Rates auf acht bis zehn Mitglieder und die Wahl von Gemeindevormunden festgelegt. Die Ratsmitglieder wurden jährlich gewählt. Der Stadtherr erwählte aus ihnen den Ersten Bürgermeister. Den Zweiten Bürgermeister wählten die Ratsmänner. Erst vom Jahr 1644 an liegen Aufzeichnungen über die Namen und Amtszeiten der Bürgermeister vor. Sie amtierten nicht ununterbrochen, sondern oft im jährlichen Wechsel, wodurch Überschneidungen der Amtszeiten zu erklären sind. Eine Verfassungsänderung trat durch die Statuten vom 8. September 1671 ein, indem der angehende Rat den neuen regierenden Rat wählte. Er wie auch der Stadtschreiber, die Viertels,- Wacht- und Marktmeister bedurften der Bestätigung durch die Universität Jena bzw. das Schlossgericht.
Seit 1672 war die Landesregierung von Sachsen-Weimar-Eisenach zuständig. Sie änderte 1731 die Stadtordnung dahin, dass die zwei Bürgermeister auf Lebenszeit zu wählen waren, jedoch im jährlichen Wechsel die Amtsgeschäfte des ersten Bürgermeisters zu führen hätten. Eine Bestätigung dieser Statuten erfolgte allerdings erst 1737. Die genaue Zusammensetzung des Stadtrates ist erst aus dieser Zeit nachweisbar. Er bestand aus zwei Bürgermeistern, zwei Beisitzern, einem Stadtschreiber und vier Viertelsmeistern. Gotthilf Junge senior war der letzte regierende Bürgermeister gemäß der Stadtordnung von 1731/1737.
In den einzelnen Städten des Großherzogtums existierten unterschiedliche Stadtordnungen. Diese wurden durch die Regierung mit der landeseinheitlichen Gemeindeordnung vom 22. Februar 1850 aufgehoben. Seitdem wird das Amt des Ersten Bürgermeisters hauptamtlich mit einem berufsmäßig vorgebildeten Bürgermeister besetzt. Zuvor wurden die städtischen Ämter - bis auf das des Stadtschreibers - ehrenamtlich verwaltet.
Der Ordnung von 1850 folgte am 18. Januar 1854 die revidierte Gemeindeordnung und am 24. Juni 1874 eine weitere neue Gemeindeordnung. Nach letzterer war für Apolda eine beschließende Körperschaft, der Gemeinderat, mit 18 Vertretern durch die wahlberechtigte Bevölkerung auf 3 Jahre zu wählen. Der Gemeindevorstand wurde, wie auch der Erste und Zweite Bürgermeister, der Stadtschreiber, vier Bezirksvorsteher sowie vier Deputierte der Bezirke als nebenamtliche Bedienstete auf die Dauer von 6 Jahren von der Gemeindeversammlung, welche aus allen wahlberechtigten Bürgern bestand, gewählt.
Am 17. April 1895 erfolgte eine abermalige Änderung der Verfassung durch die Gemeindeordnung, welche die Einführung der Magistratsverfassung ermöglichte. Ab 1906 trugen die Stadtoberhäupter die Bezeichnung Oberbürgermeister. Dieser Titel wurde durch den Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach verliehen. Mit der Einführung der thüringischen Gemeinde- und Kreisordnung vom 20. Juli 1922 fiel die Gemeindeversammlung weg. Es gab nur noch den Stadtrat als beschließendes und den Stadtdirektor als ausführendes Organ. Bereits am 8. Juli 1926 trat eine neue Gemeindeordnung in Kraft. Danach wurde der Stadtrat mit 25 Vertretern auf vier Jahre durch die Bevölkerung und der Oberbürgermeister in den Stadtkreisen mit zwei hauptamtlichen und einem nebenamtlichen Beigeordneten auf sechs Jahre durch den Stadtrat gewählt. Im Jahr 1933 wurden alle Vertreter der Arbeiterparteien ausgeschlossen. Die deutsche Gemeindeordnung von 1935 beseitigte die parlamentarische Verwaltungsform. Der allein verantwortliche Oberbürgermeister, die drei hauptamtlichen Beigeordneten und die 18 Ratsherren - welche ledigliche eine beratende Funktion hatten - wurden vom Beauftragten der NSDAP ernannt.
Nach der kampflosen Übergabe der Stadt an die amerikanischen Truppen am 12. April 1945 hatte die faschistische Diktatur ihr Ende in Apolda erreicht. Der Oberbürgermeister, der Bürgermeister und Dienststellenleiter wurden vom Militärkommandanten durch antifaschistische Persönlichkeiten ersetzt. Die nötigsten und wichtigsten Wirtschafts- und Verwaltungsmaßnahmen wurden ausschließlich im Einvernehmen von Stadtkommandant und Oberbürgermeister durchgeführt. Am 2. Juli 1945 kamen sowjetische Truppen nach Apolda. Mit Unterstützung der sowjetischen Kommandantur war es dem Oberbürgermeister möglich, im gleichen Monat 16 antifaschistische Personen für die beratende Körperschaft zu berufen.
Entsprechend der neuen, demokratischen Gemeindeverfassung des Landes Thüringen wählte die Stadtverordnetenversammlung, das höchste Organ der Stadt, den Oberbürgermeister, den Bürgermeister und zwei Stadträte. Mit der Aufhebung des Stadtkreises Apolda und der Eingliederung in den Landkreis Weimar bzw. in den später gebildeten Landkreis Apolda gab es ab 1. Juli 1950 in Apolda, wie in jeder anderen kreisangehörigen Stadt, einen Bürgermeister an der Spitze des Rates.
Die Stadt hat einen hauptamtlichen und zwei ehrenamtliche Beigeordnete, wobei der Erstgenannte gleichzeitig Stellvertreter des Bürgermeisters ist. In den Ortschaften gibt es je einen nebenamtlichen Ortsbürgermeister und einen Ortschaftsrat. Am 7. Mai 2006 wurde Rüdiger Eisenbrand zum neuen Bürgermeister der Stadt Apolda gewählt.[9][10]
Amtszeit Name 1805-1808 Chr. Friedrich Tröbst 1806-1814 Fr. Wilhelm Voigt 1808-1845 J. Carl Chr. Schmidt 1815 Karl Burkhardt 1845-1848 Gottfried Müller 1848-1850 Gotthilf Junge sen. 1850-1861 Gustav Franke 1862-1868 Theodor Schenk Amtszeit Name 1869–1871 Dr. H. Mentz 1871–1877 Gustav Francke 1878–1888 Julius Schrön 1888–1890 Friedrich August Eupel 1890–1896 Oskar Stechow 1896–1900 Dr. Georg von Fewson 1901–1934 Ernst Stegmann 1934–1945 Julius Dietz Amtszeit Name ab 23.4.1945 Friedrich Maul ab 3.6.1945 Walther Lührs ab 8.10.1945 Johannes Berger 1947–1948 Kurt Meyn 1948–1950 Kurt Sparschuh 1950–1953 Wilhelm Tischer 1953–1955 Anton Lifka 1955–1959 Kurt Koch Amtszeit Name 1959–1963 Rudi Doye 1963–1983 Hans Reichert 1983–1985 Elke Brauer 1985–1989 Gerhard Brauer 1989–1990 Jürgen Goller 1990–2006 Michael Müller seit 1.6.2006 Rüdiger Eisenbrand Städtepartnerschaften
Apolda unterhält Partnerschaften zu den Städten und Gemeinden
- Mark in Schweden, seit 1994
- Seclin im Département Nord in Frankreich, seit 1963
- Rapid City in South Dakota, Vereinigte Staaten, seit 1994
Demografie und Bevölkerung
Bevölkerung
Die städtische Bevölkerung wurde zu verschiedenen Zeiten durch Einwanderer ergänzt, die sich mit der Einwohnerschaft vermischten. Eine Zuwanderung verfolgter Hugenotten aus Frankreich lässt sich durch Namen wie Phlippeau oder Dittombée nachweisen. Ein beträchtliche Zahl von Zuwanderern kam durch Kriege und Unruhen in die Stadt, so beispielsweise Juden aus den russischen Teilen Polens, die besonders nach dem Ersten Weltkrieg aus wirtschaftlicher Not und vor Pogromen flohen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebene hinzu.
In Apolda wird die ilmthüringische Mundart gesprochen, die zu den thüringisch-obersächsischen Dialekten zählt. Der Name der Stadt Apolda in dieser Mundart lautet Apolle.
Bevölkerungsentwicklung
Die Einwohnerzahl Apoldas schwankte in der Zeit zwischen ihrer Gründung und dem Hochwasser von 1830 immer zwischen etwa 150 und 3.300. Als um 1850 die Industrialisierung in Apolda einsetzte, vervierfachte sich die Einwohnerzahl bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. 1865 hatte Apolda erstmals über 10.000 Einwohner, 1888 wurde die Marke von 20.000 überschritten. Mit dem Bau der Thüringer Bahn um 1845/1846 kam es in der Stadt zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und zu einem rasanten Anstieg der Einwohnerzahl. Während des Ersten Weltkriegs sank diese von 23.532 im Jahr 1914 auf 18.975 im Jahr 1918. Im Zeitraum von 1939 bis 1945, also während des Zweiten Weltkriegs, stieg sie hingegen von 28.030 im Jahr 1939 auf 33.501 im Jahr 1945 an. Im Jahr 1947 erreichte sie mit 36.822 ihren historischen Höchststand. Während der Zeit der Deutschen Demokratischen Republik, größtenteils in ihren ersten Jahren, verließen ungefähr 4.500 Menschen die Stadt.
Jahr Einwohner 1830 3.333 1880 15.630 1895 20.798 1910 22.610 1947 36.822 1950 32.736 Jahr Einwohner 1960 29.292 1970 29.784 1981 28.949 1984 28.725 1986 28.230 1994 27.857 Jahr Einwohner 1995 27.720 1996 27.728 1997 27.135 1998 26.644 1999 26.301 2000 25.899 Jahr Einwohner 2001 25.526 2002 25.142 2003 24.971 2004 24.720 2005 24.500 2006 24.088 Jahr Einwohner 2007 23.774 Seit der politischen Wende ist die Entwicklung der Einwohnerzahl trotz verschiedener Eingemeindungen rückläufig. Am 31. Dezember 2007 betrug die amtliche Einwohnerzahl nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes Thüringen 23.774 (Hauptwohnsitze). Die obenstehende Tabelle zeigt die Entwicklung von 1830 bis 2007 (ab 1960 31. Dezember; Datenquelle ab 1994 Thüringer Landesamt für Statistik).
Eingemeindungen
Im Rahmen der ersten Thüringer Kommunalreform unmittelbar nach der Gründung des Landes 1920 wurden 1923 die Landkreise gebildet und einige kleinere Gemeinden in größere Orte eingemeindet. Im Zuge dieser Reform wurden am 1. Oktober 1922 die Gemeinden Heusdorf, Oberroßla, Nauendorf und Burkhardtsdorf mit Apolda zusammengeführt. Die Gemeinde Oberroßla erhielt schon nach wenigen Jahren wieder den Status einer selbstständigen Gemeinde. Die Ortschaften Zottelstedt (27. März), Oberndorf und Herressen-Sulzbach (6. Mai) wurden 1993 mit Apolda verbunden.
Die bisher letzte Kommunalreform in Thüringen fand am 25. März 1994 aufgrund von § 23 des Neugliederungsgesetzes statt. Dabei wurden nicht nur die Landkreise in ihrem Zuschnitt verändert sondern auch die Zahl der Gemeinden mit dem Ziel der Kosteneinsparung deutlich verringert. Die Nachbardörfer Oberroßla-Rödigsdorf (bereits am 4. Februar) und Utenbach (9. April) wurden nach Apolda eingemeindet. Rödigsdorf war seit 1974 ein Ortsteil von Oberroßla. Als letzter Ortsteil kam am 1. Januar 1996 Schöten hinzu.
Bevölkerungsstruktur
Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung der Gesamtbevölkerung und die einzelner Altersgruppen von 2003 bis 2007. Alle Daten stammen vom 31. Dezember eines Jahres (Hauptwohnsitze; Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik)
Jahr Gesamtbevölkerung Alter: unter 6 Alter: 6 bis 15 Alter: 15 bis 65 Alter: ab 65 2003 24.971 1.033 1.661 17.364 4.913 2004 24.720 1.032 1.563 17.055 5.070 2005 24.500 1.069 1.422 16.758 5.251 2006 24.088 1.011 1.419 16.326 5.332 2007 23.774 992 1.460 15.935 5.387 Bevölkerungsprognosen
Eine Erhebung der Bertelsmannstiftung für Apolda sagt ein Absinken der Bevölkerungszahl zwischen 2003 und 2020 um 12,31 % voraus, sodass die Einwohnerzahl im Jahr 2020 nur noch knapp 22.000 betragen wird. Das Thüringer Landesamt für Statistik veröffentlichte am 29. Februar 2008 eine Pressemitteilung zu Bevölkerungsvorausberechnungen für Thüringer kreisangehörige Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern. Sie basieren auf dem fortgeschriebenen Bevölkerungsstand vom 31. Dezember 2006 und dem Gebietsstand am 31. Dezember 2007. Danach wird für Apolda ein Bevölkerungsrückgang von 3.981 Personen (16,5 %) vorausgesagt.
Prognose der absoluten Bevölkerungsentwicklung bis 2020 für Apolda (Hauptwohnsitze):
Bertelsmannstiftung Jahr Gesamtbevölkerung 2003 24.971 2005 24.415 2010 23.353 2015 22.586 2020 21.904 Thüringer Landesamt für Statistik Jahr Gesamtbevölkerung 2006 24.088 2007 23.795 2010 22.955 2015 21.536 2020 20.107 Das Durchschnittsalter wird sich voraussichtlich um etwa 5,2 Jahre erhöhen. Mit einem erwarteten Durchschnittsalter von 50,5 Jahren wird sich Apolda im Vergleich zu anderen Thüringer Städten mit mehr als 10.000 Einwohnern ungefähr im Mittelfeld befinden (höchstes Durchschnittsalter: Greiz 53,9 Jahre; niedrigstes Durchschnittsalter: Heilbad Heiligenstadt 46,6 Jahre).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Stadtbild
Das Stadtbild Apoldas zeigt eine relativ geschlossene Gründerzeit-Architektur. Große Teile der Stadt sind rechtwinklig angelegt, was für Thüringen ungewöhnlich ist. Der älteste Teil Apoldas umfasst den Markt, die Ritterstraße, die Mönchsgasse, den Topfmarkt, Brühl und Brückenborn; dort dominieren zwei- und dreigeschossige Fachwerkhäuser mit Steildächern.
Gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Stadtbild nachhaltig durch Regulierung und Überbauung von Bachläufen, Straßenbau und Errichtung von Denkmälern verändert. Es entstanden Sakral-, Sozial-, Profan-, und Wohnungsbauten, Friedhöfe, Siedlungen und Schrebergärten wurden angelegt. Aus der Zeit der Weimarer Republik stammen Industriebauten, das Sparkassengebäude und zahlreiche Siedlungs- und Wohnhäuser. Die Stadt und der Verschönerungsverein gestalteten öffentliche Anlagen, Gärten, Parks und Denkmäler.
Die Umgestaltung des Alten Friedhofs in einen Schlageter-Park in der Zeit des Nationalsozialismus hatte nur zehn Jahre Bestand. Auch der Bau der Freitreppe gegenüber dem Bahnhof, der Goethebrücke und der Bahnunterführung an der Niederroßlaer Straße fielen in diese Zeit. In der DDR-Zeit wurde vor allem der Wohnungsbau vorangetrieben. Ab 1972 entstand der neue Stadtteil Apolda-Nord, ein Plattenbaugebiet. Apolda erhielt damals zwei neue Schulen. Der Altbausubstanz wurde zwischen 1949 und 1989 wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Seit der politischen Wende wurden viele größere Bauprojekte realisiert. Durch den Bau der Stadthalle und des Krankenhauses sowie die Restaurierung der Martinskirche und des Stadtbades wurde das Stadtbild aufgewertet. Dennoch existieren in Apolda viele Brachflächen und Ruinen, wie zum Beispiel das Haus für die Dame, ein Kaufhaus aus der Zeit des Jugendstils, das seit Jahren nicht mehr genutzt wird und dem Verfall preisgegeben ist.
Sehenswürdigkeiten
Die Stadt wurde im 12. Jahrhundert von der weithin sichtbaren Burg, dem heutigen Schloss, dominiert. Unweit der Saale und an bedeutenden Heeresstraßen gelegen, bot die Burg an drei Seiten Schutz gegen Angriffe, während von Süden her ein ebener Zugang bestand. Im 16. und 17. Jahrhundert erfolgten bauliche Veränderungen der Burganlage. Aus jener Zeit stammt der noch erhaltene Vitzthumbau, in dem sich das Sachgebiet Kultur der Stadtverwaltung Apolda, die Außenstelle Apolda der Musikschule Ottmar Gerster Weimar und der Apoldaer Kulturverein befinden. Im Obergeschoss des Südwestbaus, errichtet im 19. Jahrhundert und 1999 saniert, wird ein Saal für Kleinkunstveranstaltungen und Konzerte genutzt.
Das Apoldaer Rathaus ist eines der ältesten Gebäude der Stadt. Ursprünglich stand es mitten auf dem Marktplatz. Es wurde abgerissen und an der Ostseite des Marktes in den Jahren 1558/1559 neu im Renaissancestil errichtet. Den charakteristischen Turm erhielt es erst 110 Jahre später. Das Rathaus und das gesamte Marktensemble stehen unter Denkmalschutz.
Der 95 Meter lange, 23 Meter hohe und etwa 8,80 Meter breite Apoldaer Viadukt wurde 1845/1846 aus Kalksandstein erbaut und durch den Verkauf von Eisenbahnaktien finanziert. Er gehört zur Thüringer Bahn von Halle nach Erfurt. Die Apoldaer Unternehmer kauften Aktien im Wert von rund einer Million Taler. Wegen des losen Untergrundes ruht der Viadukt auf 1336 Eschenholzpfählen, die 8,80 Meter tief im Boden verankert sind. Die Pfeiler der beiden Hauptbögen haben eine Breite von jeweils 2,97 m und wurden statisch als Stützpfeiler ausgebildet. Die lichte Weite der beiden kreisbogenförmigen Hauptgewölbe beträgt 12,65 m. Die erste Überquerung des Viadukts erfolgte am 3. Juni 1846 durch eine Pferdebahn. Die Arbeiten waren am 2. Dezember 1846 beendet und am 19. Dezember erfolgte die Übergabe des Streckenabschnitts Weißenfels–Weimar. Der Viadukt steht seit 1977 unter Denkmalschutz. Er wird täglich von fast 300 Zügen befahren.
Der Apoldaer Bahnhof liegt an der Bahnstrecke Frankfurt/Main - Leipzig. Das heutige Bahnhofsgebäude wurde im Jahr 1889 errichtet, nachdem das alte zweigeschossige klassizistische Empfnagsgebäude 1884 vollkommen niedergebrannt war und zwischenzeitlich ein Provisorium errichtet wurde. Das Gebäude wurde aus Sandstein gebaut und ist eine Stil-Mischung aus italienischer und deutscher Neurenaissance.
Der Bismarckturm steht an der B 87 am nördlichen Stadtrand auf einer Terassenanlage mit einem quadratischen Grundriss von 6 x 6 Metern, die über eine Außentreppe erreichbar ist. Über dem Eingangsportal befindet sich ein Bismarckwappen. Über eine Innentreppe mit 93 Stufen erreicht man eine Aussichtsplattform. Der Turm hat eine Höhe von 24 Metern und wurde am 25. September 1904 feierlich eingeweiht. Zu DDR-Zeiten trug er den Namen Friedensturm. Anfang der 1970er Jahre enthielt der Turm Sende- und Empfangsanlagen für terrestrisches Fernsehen und war damit für Besucher nicht mehr zugänglich. Von der Aussichtsplattform reicht der Blick nach Süden über die ganze Stadt bis hin zu den Höhen der Ilm-Saale-Platte. In Richtung Nordosten sind der Finnerücken sowie die Eckartsburg erkennbar.
Das Stadthaus, ein Jugendstilgebäude, wurde zwischen 1908 und 1910 durch die Städtische Sparkasse errichtet. Neben ihr hatte dort das Standesamt seinen Sitz. Die damalige Doppelnutzung ist auch an den beiden Portalen erkennbar: Über dem kleineren befinden sich zwei Eroten und über dem größeren begrüßen ein Verschwender und ein Geizhals sowie die Göttinnen Fortuna (Glück) und Sapientia (Weisheit) die Besucher. Gegenwärtig befindet sich im Stadthaus ein Teil der Stadtverwaltung; außerdem wird es vom Stadtrat genutzt.
Die in den Jahren 1925/1926 erbaute Sparkasse befindet sich gegenüber dem Stadthaus.
Die Stadthalle aus dem Jahr 1995 ist das Veranstaltungs- und Tagungszentrum Apoldas. Sie befindet sich auf dem Gelände des Volkshauses aus der DDR-Zeit (vorher Bürgerverein). Das von der Apoldaer SPD zum neuen Volkshaus umgebaute ehemalige Gasthaus Zur Linde in der Bernhardstraße wurde in der DDR-Zeit vom DRK genutzt. Der Beschluss zum Bau der Stadthalle wurde am 17. Februar 1993 vom Stadtrat gefasst. Bereits drei Monate später, am 18. Mai 1993, begann man mit dem Abriss des Volkshauses. Am 28. März 1994 fand der symbolische erste Spatenstich für den Neubau und am 19. Januar 1995 das Richtfest statt. Die Stadthalle ist Austragungsort von Tagungen, Seminaren, Kongressen, Banketten und Konzerten.
Die Zimmermannsche Fabrik, das ehemalige Fabrikgebäude der Firma Christian Zimmermann & Söhne, das von 1880 bis 1882 errichtet wurde, ist Sitz des Landratsamtes Weimarer Land. Ein Terrakottafries veranschaulicht den Weg der Wolle in der Strick- und Wirkwarenindustrie in einzelnen Szenen. Im Zweiten Weltkrieg war dort ein Zweigwerk der Rheinmetall Borsig AG untergebracht, in dem Ausgangsteile für die Herstellung von Geschossen und Schrapnellen vorgefertigt wurden, die dann ab 1940 im "L-Werk" als dem Werk 2 des Rheinmetall-Betriebes in die Endfertigung kamen. Die Arbeiten verrichteten bis zu 1800 Beschäftigte, darunter dienstverpflichtete deutsche Frauen und hunderte Zwangsarbeiter(innen), vornehmlich aus osteuropäischen Ländern unter erbärmlichen Bedingungen. Dort kam es neben tödlichen Unfällen beim Umgang mit Sprengstoffen auch zu politisch motivierten Sabotageakten und Widerstandsaktionen, unter anderem durch den Techniker Kurt Weiland, die durch das NS-Regime mit der Todesstrafe sanktioniert wurden. An diese Betriebsgeschichte erinnert seit 2002 eine Gedenktafel am Eingang zum heutigen Landratsamt.
Das 1938/39 nach Plänen des Architekten Egon Eiermann errichtete beziehungsweise umgestaltete ehemalige VEB Feuerlöschgerätewerk im Eiermannbau wurde zu Beginn der 1990er Jahre teilweise stillgelegt. Dieses Werk war hervorgegangen aus der Total KG Foerstner & Co., die hier seit 1936 mit bis zu 370 Beschäftigten Feuerlöschgeräte und -anlagen für Kriegszwecke herstellte. Sein Direktor Foerstner war von Hitler zum "Wehrwirtschaftsführer" ernannt worden und setzte sich 1945 in die amerikanische Besatzungszone ab. Seit 1993 ist der unter Denkmalschutz stehende Industriebau ungenutzt und dem Verfall preisgegeben. Aus Sorge um die Erhaltung des Gebäudes entstand die Idee einer Fabrik für Industrie und Kultur. Das Gebäude war von der Weberei Borgmann in den Jahren 1906/1907 errichtet worden. Die Total KG erwarb das Fabrikgebäude 1936 und beauftragte den Architekten Egon Eiermann mit der Planung eines Erweiterungsbaus im Anschluss an das ehemalige Webereigebäude. Das zurückgesetzte Dachgeschoss auf dem Erweiterungsbau wurde in den Jahren 1938/1939 errichtet.
Kirchen
Bereits in der urkundlichen Ersterwähnung Apoldas 1119 wird die Martinskirche genannt. Tatsächlich sind noch heute Reste romanischen Mauerwerks sowie ein romanisches Altarfundament vorhanden. Durch Umbauarbeiten von 1674 bis 1700 erhielt sie ihre jetzige Gestalt. Sie gehört zu den markanten Gebäuden der Stadt, da sie unter anderem eine Schweifkuppel besitzt. Die Kirche lag ursprünglich außerhalb der nicht mehr vorhandenen Stadtmauer am Zusammenfluss von Herressener und Schötener Bach. Das barocke Kirchenschiff ist mit seinen drei Emporen höher als der gotische Chor. In der Kirche befinden sich die Grabmale des Grafengeschlechts derer von Vitzthum.
Die Lutherkirche ist ein evangelisches Gotteshaus, dessen Baustil der Neugotik zuzurechnen ist. Sie befindet sich in der Stadtmitte am Melanchthonplatz und ist das größte der vier Apoldaer Gotteshäuser. Die Lutherkirche wurde von dem Berliner Architekten Johannes Otzen entworfen und von 1890 bis 1894 erbaut. Von außen her ist die Anlehnung an den für Thüringen unüblichen Stil der Backsteingotik auffällig.
1884 hatte sich auch eine kleine katholische Gemeinde in Apolda gebildet. Im Jahr 1886 wurde eine katholische Schule eingerichtet, in welcher auch Gottesdienste stattfanden. Die Räumlichkeiten reichten aber für die wachsende Gemeinde bald nicht mehr aus. Deshalb erwarb das zuständige Bistum Fulda 1892 ein Grundstück an der Stobraer Straße für den Bau einer Kirche und eines Schul- und Pfarrhauses. Am 1. März 1893 begann der durch Sammlungen finanzierte Bau der neugotischen, dreischiffigen Hallenkirche. Die von dem Architekten und Erzbischöflichen Baudirektor Max Meckel aus Frankfurt am Main erbaute St.-Bonifatius-Kirche wurde am 30. September 1894 geweiht. Die Orgel mit 23 klingenden Registern stammt von Martin Schlimmbach aus Würzburg.
Das jüngste der vier Kirchengebäude Apoldas ist das Gotteshaus der Neuapostolischen Kirche in der Karl-Marx-Straße 1, das im Jahre 1955 mit einem Kostenumfang von 60.000 Mark der DDR errichtet wurde. Die finanziellen Mittel wurden von den Mitgliedern der Gemeinde selbst aufgebracht.
Museen
Das Kunsthaus Apolda ist eine zweigeschossige Villa im italienischen Landhausstil, die Robert Francke, Mitinhaber der Wollwarenfabrik Spoer und Francke 1872 erbauen ließ. Nahezu drei Jahrzehnte blieb die Villa im Besitz der Familie Spoer. Danach wechselten einige Male die Besitzer und ab 1933 wurde das Haus teilweise vermietet. Zwischen 1952 und 1994 befanden sich dort verschiedene Einrichtungen der Kreisverwaltung. Nach deren Auszug beschloss der Kreistag am 11. Januar 1995 „Umbaumaßnahmen für die Kunstausstellung von Landkreis und Kreisstadt“. Das Gebäude wurde saniert und ist seitdem Sitz des Kunstvereins Apolda Avantgarde e. V. Seit seiner Eröffnung am 7. Juni 1995 hatte das Kunsthaus über 230.000 Besucher. So zog die Dali-Ausstellung, welche die erste ihrer Art war, über 16.000 Besucher an. Im Jahr 2005 hatten Ausstellungen mit Werken der Künstler Aristide Maillol und Karl Lagerfeld, 2006 Picassos Frauen, Cocteaus Männer sowie Werke von Johannes Grützke und Camille Claudel regen Zuspruch. Außerdem finden regelmäßig Kunstvorträge- und auktionen sowie Vernissagen statt. Die Villa steht heute unter Denkmalschutz.
Das Glocken- und Stadtmuseum Apolda wurde im Jahr 1952 eröffnet. Es beherbergt große und kleine Glocken aus zahlreichen Jahrhunderten sowie Erläuterungen zur Geschichte und Herstellung antiker und neuzeitlicher Glocken. Ferner beherbergt das Glockenmuseum Exponate zur Strick- und Wirkwaren-Produktion, welche in Apolda ebenso eine große Tradition wie das Glockengießen hat. Zum Teil werden nur noch einmalig vorhandene Stücke und Maschinen gezeigt. Im Obergeschoss finden zudem ständig wechselnde Ausstellungen zu aktuellen Themen statt. Seit dem Jahr seiner Eröffnung finden im Museum regelmäßig Sonderausstellungen statt, welche den Besuch der ständigen Ausstellung ergänzen bzw. erweitern.
Die Dauerausstellung Olle DDR befindet sich in einer Mehrzweckbaracke des ehemaligen Rates des Kreises der DDR, welche im Jahr 1963 erbaut wurde. Die Baracke beherbergte bis 1990 über verschiedene Zeitabschnitte die Bereiche: Vorsitzender und Sekretär des Rates, Kreisplankommission, Berufsausbildung/Berufsberatung,Kreisbauamt/Kreisarchitekt, Kulturamt, Jugend- und Sportamt, Org.-Instrukteur-Abteilung, Amt für Arbeit und den Parteisekretär. Dort werden in 17 Räumen ungefähr 12.000 Exponate aus dem Alltagsleben im sozialistischen Staat präsentiert. Neben einer nachgestalteten Neubauwohnung können auch das Büro eines Parteifunktionärs und ein Betriebsschwesternzimmer besichtigt werden. [11]
Kino und Theater
Bis Anfang der 1990er Jahre gab es in Apolda zwei Kinos. Das 1914 mit 370 Sitzplätzen eingerichtete Union Theater war nach seiner Renovierung und dem Einbau einer Bar 1988 mit seinen 160 Plätzen eines der größeren Klubkinos der DDR, in dem neben Filmvorführungen auch andere Veranstaltungen geselliger Art angeboten wurden. Anfang der 1990er Jahre ging der Kristall-Palast aus dem Jahr 1920 mit seinen 666 Sitzplätzen an eine Kinokette und wurde ebenso wie das Union-Theater geschlossen. Seither gibt es in Apolda kein Kino mehr.
Die Theatertradition geht auf das Jahr 1910 zurück, damals unter der Leitung von Ernst Wagner. Seit etwa 1965 gab es weniger Aktivitäten. Erst 1991 wurde eine neue Laienspielgruppe des Kulturvereins unter der Leitung von Gisela Hollstein gegründet. 1997 machte sich das Apoldaer Amateurtheater selbstständig. Die künstlerische Leitung hatte bereits 1995 Alfons Linnhofer, ein pensionierter Theatermann, übernommen. Seit 2001 ist Dr. Erika Block Regisseurin. Zum Repertoire gehören Boulevardstücke deutscher und englischer Komödien- und Kriminalkomödienschreiber wie zum Beispiel Curt Goetz, Loriot, Jack Popplewell und Oscar Wilde. Spielstätten sind der Saal des Schlosses Apolda und die Stadthalle. Kleinere Tourneen führten die Darsteller in verschiedene Orte Deutschlands.
Glockenspiele
Bereits im Jahr 1977 gab es den Plan, ein großes Glockenspiel einzurichten. Dieses wurde mit 40 Bronzeglocken von Peter Schilling berechnet und 1989 in Waren gegossen. 1989 sollte es im Rahmen der Feierlichkeiten zum 700-jährigen Stadtjubiläum an einem zu errichtenden Glockenturm auf dem Schlossberg eingeweiht werden. Dieses Vorhaben wurde jedoch nicht realisiert; nur das Betonfundament, dass man noch erkennen kann, wurde hergestellt. 1999 wurden 18 Glocken aus dem mittleren Tonbereich (fga–c2) zu einem kleinen Glockenspiel zusammengestellt, an der Rückseite des Stadthauses angebracht und als erstes Weltglockengeläut am 31. Juli 1999 eingeweiht. Es wird elektronisch gesteuert und spielt täglich um 9:55, 11:55 und 16:55 Uhr je zwei Melodien.
Ein weiteres Glockenspiel befindet sich im Lichthof des Einkaufszentrums Glockenhof-Center im Norden Apoldas. Es umfasst 13 chromatisch abgestimmte Bronzeglocken mit Durchmessern von 19 bis 27 Zentimetern und Gewichten von 10 bis 21 Kilogramm. Drei Glocken davon wurden von der Familie Schilling finanziert. Die anderen zehn wurden von der Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei Carl Metz GmbH in der als Schilling-Rippe bezeichneten Bauform gegossen. Das Glockenspiel ist zu jeder vollen Stunde zu hören und spielt 40 verschiedene Melodien. Das Glockenspiel erklang erstmals öffentlich am 3. November 1994 zur Einweihung des Glockenhof-Centers.
Ein aus acht Glocken bestehendes Glockenspiel aus dem oberen Tonbereich, das von Hand angeschlagen werden kann, ist im Glockenmuseum zu besichtigen. In der Lutherkirche befindet sich ein Glockenspiel aus sechs Glocken (A – H – cis – d – dis – e), die ebenfalls von Hand angeschlagen werden. Sie befinden sich in einem Nebenraum der Empore und wurden verkehrt herum aufgestellt.
Denkmäler und Mahnmale
Im Oktober 1951 wurde in der Bahnhofstraße das Mahnmal für die Opfer des Faschismus für 54 namentlich bekannte Apoldaer Opfer, 73 umgekommene ausländische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder, sechs standrechtlich erschossene Wehrmachtsdeserteure sowie für alle, die Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime leisteten, durch den Landtagspräsidenten August Frölich eingeweiht. Die Anlage, die von dem Bildhauer Gustav Weidanz aus Halle-Giebichenstein entworfen wurde, trägt die Inschrift: „Unseren Widerstandskämpfern, die ihr Leben gaben im Kampf gegen Faschismus, für Freiheit, Einheit und Frieden“. Seit Jahren befindet sich das Mahnmal im Verfallszustand.[12]
Neben diesem Denkmal für alle Opfer des Faschismus erinnert die Stadt an die Opfer des politischen Widerstands und der Zwangsarbeit; so an die kommunistischen Widerstandskämpfer Helene Fleischer (1941 im Landeskrankenhaus Stadtroda ermordet) am Haus Christian-Zimmermann-Straße 15 und Johann Ollik (1945 von Gestapo-Beamten im Weimarer Marstall erschlagen) am Haus Lauthsweg 1. Sozialdemokratische Regimegegner wurden mit einer Gedenktafel für Hermann Schiering (1944 in Brandenburg-Görden ermordet) am Haus Franz-Mehring-Straße 7 und für August Berger (1945 im KZ Sachsenhausen ermordet) am Haus Lessingstraße 71 geehrt. Diese beiden Gedenktafeln für sozialdemokratische Opfer wurden nach Aufhebung ihrer Denkmalwürdigkeit 1993 entfernt und sind seither unauffindbar. Für den parteilosen Widerstandskämpfer Kurt Weiland (1945 in Brandenburg-Görden ermordet) wurde am Haus Königstraße 5 eine Gedenktafel angebracht und für 73 Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, darunter 33 Kinder, der Sowjetische Ehrenhain mit Obelisk auf dem Städtischen Friedhof angelegt.
Außerdem gibt es in Apolda ein Mahnmal für den Frieden von 1930. Es war ursprünglich als Kriegerdenkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten angelegt worden. In seinem Inneren befand sich auf einem Steinblock eine Pieta einer Frau mit zwei verwundeten und sterbenden Jünglingen. Diese Bronze-Plastik des jüdischstämmigen Bildhauers Richard Engelmann wurde nach einer Propagandakampagne gegen das „undeutsche Machwerk“ auf Betreiben der NSDAP-Ortsgruppe 1941 in einer Nacht-und Nebel-Aktion entfernt und verschrottet. In den 1980er Jahren wurde das Denkmal-Relikt zum Friedensmahnmal umgestaltet. An den Innenwänden des Hexagons ist in deutscher, polnischer, russischer, englischer, französischer und vietnamesischer Sprache der Schriftzug „Frieden“ angebracht.
Seit dem 7. Mai 2008 erinnern drei von dem Kölner Aktionskünstler Gunter Demnig vor ihrem letzten Wohnhaus verlegte Stolpersteine an das Schicksal der jüdischen Familie Prager, die von den Nationalsozialisten verfolgt und Opfer der Shoa wurde. Am 6. Oktober 2008 wurden weitere neun Stolpersteine in Apolda verlegt. Der 2007 gegründete Prager-Haus-Verein engagiert sich für die Sanierung und Nutzung des jüdischen Wohn- und Geschäftshauses in der Bernhard-Prager-Gasse als Stätte der Erinnerung und Begegnung.[13][14][15][16]
In der Teichgasse befindet sich das der Hunderasse Dobermann und ihrem Züchter und Namensgeber Karl Friedrich Louis Dobermann gewidmete Dobermann-Denkmal mit der Darstellung einer Dobermannfamilie. Der Entwurf stammt von der Bildhauerin Kerstin Stöckel aus Kapellendorf.
Parks und Naherholungsgebiete
Die Schötener Promenade wurde bereits 1878 angelegt. Sie führt vom Zentrum Apoldas bis zum Ortsteil Schöten. Schautafeln informieren über Pflanzen und Tiere in dem Naturschutzgebiet. Dort liegt auch die Motocross-Rennstrecke „Am Tannengrund“. Das Wasser der in Stein gefassten Bonifatiusquelle fließt in den Schötener Bach. In der Stadtchronik heißt es dazu: Es entspringt aus einem Felsen, dem einzigen in der ganzen Gegend, ein frischer Quell. Das Volk nennt ihn Bonifatiusbrunnen und erzählt, dass er durch die Kraft dieses Heiligen, der hier lehrte und predigte, entsprungen sei.
Im Jahr 1930 wurde in der Promenade ein Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet mit der Inschrift: „Apolda Seinen Gefallenen Söhnen 1914–1918“. Im Nationalsozialismus trug die Promenade den Namen „Hermann-Löns-Park“. Die August-Bebel-Straße verläuft vom Eingang der Schötener Promenade bis zum Stadthaus, wo sie in die Bachstraße mündet und hieß früher „Schötener Grund“. Dort wurde aus Anlass des „17. Thüringer Sänger-Bundes-Festes“ vom 19. bis 21. Juli 1890 in Apolda ein Sängerstein in Form eines Obelisken aufgestellt, den eine Lyra ziert.
Die Herressener Promenade befindet sich im Süden Apoldas. Erste bauliche Maßnahmen fanden dort bereits 1880 statt. Das Bachufer wurde befestigt und kleine Kaskaden wurden angelegt. Wie auch bei der Schötener Promenade verläuft die Wegführung so, dass sich dem Spaziergänger ständig wechselnde Landschaftsbilder zeigen. Der Lohteich entstand in den Jahren 1911 bis 1912 und hat eine Wasserfläche von 7.400 Quadratmetern. Der Friedensteich oder „Friedensparkteich“ mit der Wasserfläche von 15.000 Quadratmetern wurde in den Jahren 1924 bis 1926 angelegt.
Seit 1926 findet auf der Festwiese der Herressener Promenade das Park- und Heimatfest statt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der hintere Teil der Promenade, damals „Adolf-Hitler-Park“, zu einem Aufmarschplatz mit Tribünen für Propaganda-Veranstaltungen umgebaut. Der Verschönerungsverein projektierte 1937 eine Säulenhalle für den Aufmarschplatz Adolf-Hitler-Park. Die Reste wurden in den 1990er Jahren abgerissen.
Beide Promenaden wurden in den 1920er Jahren vom Verschönerungsverein ausgebaut und dienen als Naherholungsgebiete mit der Möglichkeit zu ausgedehnten Spaziergängen. Sie werden durch die Ringpromenade und durch den Ringwanderweg am Rande der Stadt ergänzt.
Sport
Die Turn- und Sportbewegung setzte in Apolda im Jahr 1842 ein. Vier Jahre später wurde in Apolda der Schulsport eingeführt. 1848 gab es erstmals einen Turnrat und ein Jahr danach eine Turngemeinde. Seitdem gründeten sich verschiedene Turn- und Sportvereine. Sie wurden alle 1945 aufgelöst. Ab 1946 wurden zahlreiche Vereine neu gegründet, die zum Teil bis nach 1990 bestanden. Andere, die in der DDR-Zeit zu Gemeinschaften zusammengeschlossen worden waren, gründeten sich nach der politischen Wende neu.
Obwohl Apolda weder Sommer- noch Wintersportzentrum ist, hat die Stadt einige Olympiasieger und Medaillengewinner hervorgebracht. Der bekannteste Apoldaer Olympiasieger ist Wolfgang Hoppe. Er gewann 1984 bei den Olympischen Spielen in Sarajevo zwei Goldmedaillen im Bobfahren und hatte in den darauffolgenden Jahren immer wieder olympische Erfolge. Er ist der einzige Ehrenbürger der Stadt. In der gleichen Sportart ist auch Martin Putze erfolgreich. Bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin gewann er Gold im Viererbob mit dem Piloten André Lange. Auch die ehemalige Leichtathletin Sigrun Siegl kommt aus Apolda. Sie war 1976 in Montréal Olympiasiegerin im Fünfkampf und verwies Christine Laser, ebenfalls aus Apolda, auf den zweiten Platz. Olympiasiegerin wurde auch Sybille Schmidt im Doppelvierer (Rudern) 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona.
Bereits seit mehr als 50 Jahren werden in Apolda Deutsche und Internationale Meisterschaften im Motocross ausgetragen. Der MSC Tannengrund Apolda im ADAC e. V. feierte 2006, auch als Veranstalter, sein fünfzigjähriges Bestehen. 2007 wurde das hundertste internationale Rennen auf der Strecke im Tannengrund durchgeführt. Der Fußball ist mit den Klubs VFB Apolda und BSC Apolda vertreten. Der Apoldaer Leichtathletikverein erzielte nationale und internationale Erfolge mit Titeln bei Deutschen, Mitteldeutschen und Thüringer Meisterschaften. Zu den größten sportlichen Erfolgen zählen der Vizeweltmeistertiel bei der 16. Senioren-Weltmeisterschaft 2005 in San Sebastian/Spanien und der Vizeweltmeistertitel bei der 2. Senioren-Hallenweltmeisterschaft in Linz/Österreich.
Die größten sportlichen Veranstaltungen im Jahr sind das Handball-Rasenturnier, der Stadtlauf, der Silvesterlauf und die Schachwochen.
In Apolda gibt es das Hans-Geupel-Stadion und das Geschwister-Scholl-Stadion und in der Aue die Sportstätte Große Aue. Außerdem stehen zwei Turnhallen, eine Sporthalle, eine Tennisanlage mit Halle und je ein Freibad und eine Schwimmhalle mit Sauna zur Verfügung. Im Norden Apoldas befinden sich eine Kegel- und zwei Bowlingbahnen. In den Ortschaften Zottelstedt und Oberroßla bestehen weitere Sportanlagen.
Regelmäßige Veranstaltungen
Mitte Mai findet in Apolda das Bornfest statt. Es entstand auf Initiative des Apoldaer Brunnen-Vereins, der seit 1993 besteht. Zu diesem Fest werden alle Brunnen in der Stadt und die Bonifatiusquelle in der Schötener Promenade von Kindern verschiedener Kindertagesstätten und Schulen mit Blumen, Schleifen und frischem Grün geschmückt. Die Kinder bieten an den Brunnen kleine Vorführungen dar und Schulchöre untermalen das Fest mit Liedern über das Wasser.
Die Apoldaer Vereinsbrauerei veranstaltet seit 2002 jährlich den Apoldaer Biersommer. Höhepunkte der Veranstaltung im Jahr 2005 waren ein Vergleich der Weimarer Boxstaffel gegen eine Auswahl aus Berlin und Mecklenburg-Vorpommern sowie die Radsternfahrt mit dem Ziel Vereinsbrauerei Apolda. Alljährlich wird auch der Apoldaer Bierkönig gekrönt.
Der Fasching wird in Apolda schon sehr lange gefeiert. Bereits vor der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert pflegten die Turnvereine närrische Feste. Mit einem Aufruf der NSDAP Apolda und ihren Gliederungen DAF und KdF begann 1934 die Tradition des Faschingsumzuges. Die Feier der Volksgemeinschaft sollte Klassenkämpfe und Klassengegensätze vergessen machen.[17] Nach der Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit zogen im Jahre 1953 die Narren wieder durch die Stadt. In den Jahren 1968 und 1984 wurde der Faschingsumzug von den städtischen Behörden verboten. Traditionell wird jedes Jahr am 11.11. die Herrschaft über das Rathaus von den vier Apoldaer Faschingsvereinen (AFC, FCT, LFC und FFG) bis Aschermittwoch übernommen. Der Apoldaer Faschingsclub e. V. (AFC) besteht seit 1972; sein Schlachtruf ist: Apolle hinein. Aus dem AFC gingen die Ersten Thüringer Guggenmusiker hervor, gegründet am 11. November 2000 als die Sacktrommler des AFC. Diese sind mittlerweile auch überregional bekannt geworden, zum Beispiel durch Auftritte bei den Biathlon-Weltmeisterschaften 2004 und zum Weltcup 2005 in Oberhof. Im Februar organisiert der AFC mit Karneval- und Faschingsvereinen aus Erfurt und Wasungen in Apolda einen der größten Faschingsumzüge in Thüringen. Der Verein Faschings Freunde Gramont e. V. (FFG), gegründet am 27. Mai 2005, ist ein weiterer Karnevalsverein der Stadt. Er wirkt jährlich bei der MDR-Fernsehproduktion Herrliches Närrisches Thüringen mit. Der Lindwurmfaschingsclub Apolda e. V. (LFC), veranstaltet den Bluesfasching.
Das Kneipenfest wird seit 2001 an einem Samstag im Mai veranstaltet. Dabei treten verschiedene Bands und Musiker in den Gaststätten auf.
Die Nacht der Mode wird mit einer Modenschau auf dem Marktplatz veranstaltet. Sie ist mit der Verleihung des Apolda European Design Award verbunden, der seit dem Start 1993 zu einem Sprungbrett für talentierte Mode-Designer geworden ist und zu den meistgeschätzten Wettbewerben für Mode-Design zählt. Im Jahr 2002 wurden erstmals europäische Mode-Hochschulen mit ihren Diplomanden in das Projekt eingebunden. Der Apolda European Design Award hat sich zu einer Talentschmiede für den europäischen Mode-Nachwuchs entwickelt und ist mit 50.000 Euro Preisgeld einer der größten Modewettbewerbe in Europa. Modeschöpfer wie Rudolph Moshammer, Wolfgang Joop oder Karl Lagerfeld traten hierbei in vergangenen Jahren als Schirmherren auf.
In den Jahren 1904 bis 1928 wurden in der Apoldaer Firma Apollo-Werke AG Rennautomobile der Marken „Piccolo“ und „Apollo“ hergestellt. Aus dieser Tradition heraus wurde im Jahr 1994 das erste Apoldaer Oldtimer-Schlosstreffen durchgeführt. Seither findet diese Veranstaltung jeweils am ersten Juni-Wochenende statt. Das Oldtimer-Schlosstreffen stand in den vergangenen Jahren jeweils unter einem bestimmten Motto.
Seit 1926 wird alljährlich 14 Tage nach Pfingsten das Park- und Heimatfest veranstaltet. Im Jahr 1954 ließ die Stadt die Tradition nach fünfzehnjähriger Zwangspause in den Kriegs- und Nachkriegsjahren mit dem Fest der 10.000 Lichter wieder aufleben. Das Fest wird mit zahlreichen Veranstaltungen auf der Festwiese in der Herressener Promenade gefeiert.
Die Apoldaer Kabarett-Tage finden seit 1993 im September im Städtischen Kulturzentrum Schloss Apolda statt. Bei den sechs Veranstaltungen treten sowohl Amateurkabaretts als auch Profis auf.
Am letzten September-Wochenende findet zusammen mit dem Oldie-Abend und dem Bockbieranstich der Vereinsbrauerei Apolda der Zwiebelmarkt statt. Im Zentrum der Stadt präsentieren über 300 Händler Zwiebelprodukte aller Art, überwiegend aber kunstvoll geflochtene Zwiebelzöpfe.
Das Handwerk der Glockengießerei wurde ab 1722 in Apolda betrieben. Obwohl seit einigen Jahrzehnten keine Glocken mehr gegossen werden, trägt die Stadt aus Tradition den Beinamen Glockenstadt. Am 31. Juli 1999 fand als Beitrag zum damaligen Kulturstadtjahr in Weimar das erste Apoldaer Weltglockengeläut statt. Es wird seitdem im Abstand von vier Jahren wiederholt.
Kulinarische Spezialitäten
Die wohl bekannteste kulinarische Spezialität ist die Thüringer Bratwurst. In der Apoldaer Innenstadt werden an mehreren Ständen täglich Bratwürste verkauft, zu besonderen Veranstaltungen stehen entsprechend mehr Verkaufsstände zur Verfügung. Die Thüringer Bratwurst wird traditionell mit Born-Senf gegessen. Bei der Zubereitung auf dem Holzkohlegrill wird sie mit Bier bespritzt. Dadurch soll die geschmackliche Qualität verbessert werden. Die Thüfleiwa AG (Thüringer Fleischwaren Produktions- und Vertriebs AG) aus Apolda produziert unter anderem die Thüringer Rostbratwurst.
Seit 1956 gibt es das Filinchen. Das Waffelbrot besteht aus länglichen, goldgelben Platten, die ein teilweise quadratisches Waffelmuster aufweisen. Es bricht leicht und lässt sich nur mit weicher Butter bestreichen. Filinchen werden fast ausschließlich mit süßen Belägen wie Honig, Nusscremes oder Marmelade gegessen. Filinchen ist kein Knäckebrot, obwohl viele heute unter diesem Namen vertriebene Sorten Knäckebrot sind.
Die Vereinsbrauerei Apolda produziert seit 1887 die Marke Apoldaer mit neun verschiedenen Sorten. Bereits im Jahr 1440 findet das Bierbrauen in Apolda erste urkundliche Erwähnung. Beim Apoldaer Biersommer und beim Bockbieranstich steht das Apoldaer Bier im Mittelpunkt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehrsanbindung
Straßen- und Flugverkehr
Apolda liegt an der 1804 gebauten Bundesstraße 87 (Ilmenau – Naumburg), welche die Stadt im Norden tangiert. Im Volksmund wird sie auch „Leipziger Straße“ genannt, da sie in Richtung Leipzig führt. Die Bundesautobahn 4 Dresden – Apolda – Frankfurt/Main mit der Anschlussstelle Apolda (Nr. 50) verläuft etwa 15 Kilometer südlich und die Bundesautobahn 71 etwa 35 Kilometer westlich von Apolda. Im Stadtgebiet kreuzen sich die Landesstraßen 1057, 1059 und 1060. Der Ortsteil Oberroßla liegt am Ilmtal-Radwanderweg. Bis zum Flughafen Erfurt sind es 40 und zum Flughafen Leipzig/Halle 110 Kilometer. Im Ortsteil Schöten befindet sich ein Agrarflugplatz und in Umpferstedt bei Weimar ein Sonderlandeplatz.
Öffentlicher Personennahverkehr
Die Omnibuslinie Apolda – Jena, die am 5. September 1909 den fahrplanmäßigen Verkehr aufnahm, ist die älteste regelmäßige Kraftverkehrsverbindung zwischen zwei Thüringer Städten. Die erste innerstädtische Omnibuslinie wurde bereits 1925 eingerichtet. Die Eröffnung der Linie Bahnhof – Markt – Goethestraße fand am 16. Dezember statt. 1926 durchquerten zwei weitere Linien das Stadtgebiet. In den Jahren 1930/1931 bediente die Omnibusverkehrsgesellschaft zehn Strecken auf einer Gesamtlänge von 85 Kilometern.
Im Stadtkern von Apolda wurde 1972 zwischen Robert-Koch-Straße und Tyroffstraße der zentrale Busbahnhof errichtet. Er wurde am 9. September in Betrieb genommen und umfasst neun Haltestellen sowie ein Serviceobjekt. Die Anfangs- und Endhaltestellen in der Dornburger Straße, Dornsgasse, Goethestraße und am Kantplatz entfielen. Wichtige Umsteigehaltestellen im Stadtgebiet sind der Kantplatz, die August-Bebel-Straße, der Schlachthof sowie der Thüringer Hof, da dort viele Überlandlinien zusammentreffen. Den öffentlichen Personennahverkehr bedienen die Buslinien der Personenverkehrsgesellschaft Apolda (PVG), die in der Stadt zwei Linien (1 und 2) betreibt und Überland 14 Linien (280 bis 293) betreibt:
Linie Linienweg 1 Friedhof – Albstädter Str. – Busbahnhof – Rödigsdorf – August-Berger-Str. – Paul-Schneider-Str. 2 Paul-Schneider-Str. – Rödigsdorf – August-Berger-Str. – Albstädter Str. – Busbahnhof – Friedhof 280 Apolda – Isserstedt – Jena 281 Apolda – Umpferstedt – Weimar 282 Apolda – Eckolstädt – Camburg 283 Apolda – Zimmern – Dornburg 284 Apolda – Wickerstedt – Flurstedt 285 Apolda – Bad Sulza – Kaatschen-Weichau – Lachstedt 286 Apolda – Niederroßla – Zottelstedt – Mattstedt – Auerstedt – Eckartsberga Linie Linienweg 287 Apolda – Rudersdorf 288 Apolda – Gebstedt – Bad Sulza 289 Apolda – Niederroßla – Buttstädt – Essleben 290 Apolda – Niederroßla – Zottelstedt – Mattstedt 291 Apolda – Kapellendorf 292 Apolda – Stobra – Großromstedt 293 Apolda – Bad Berka Am 1. April 2006 wurde in den Städten Erfurt, Jena, Weimar, Apolda und im nördlichen Landkreis Weimarer Land der einheitliche Verbundtarif Mittelthüringen eingeführt. Alle öffentlichen Verkehrsmittel der Region können seitdem zum einheitlichen Tarif benutzt werden.
Schienenverkehr
Die Stadt Apolda erhielt bereits 1846 durch die Thüringer Bahn Anschluss an das Eisenbahnnetz. Dazu war der Bau des auf 1336 Holzpfählen gegründeten Viaduktes mit 95 Meter Länge und 23 Meter Höhe notwendig. Der alte Apoldaer Bahnhof wurde 1846 eingeweiht, brannte jedoch 1884 vollkommen nieder. Nach einem Provisorium wurde 1889 das heutige Bahnhofsgebäude errichtet. Das vollkommen aus Sandstein erbaute Gebäude ist eine Stilmischung aus deutscher und italienischer Neurenaissance, ergänzt durch Türmchen und Ziergiebel. Der Bahnhof wird stündlich von der Regionalbahn Halle (Saale) – Eisenach angefahren. Freitags und sonntags halten dort einzelne IC der Strecke Halle – Fulda – Frankfurt/Würzburg.
Am 6. September 1882 wurde der Bau einer Eisenbahnverbindung von Jena nach Bürgel in Erwägung gezogen. Auch Apolda wollte eine direkte Anbindung an die Saalbahn. Folgende Varianten der Streckenführung standen zur Wahl:
- Apolda – Nerkwitz – Golmsdorf – Bürgel
- Apolda – Nerkwitz – Porstendorf – Jena – Bürgel
- Apolda – Kapellendorf – Großschwabhausen – Göschwitz – Jena – Bürgel
Die Untersuchungen wurden 1884 ohne Ergebnisse eingestellt. 1888 beriet die Saal-Eisenbahn-Gesellschaft über den Bau einer Strecke von Apolda über Porstendorf nach Bürgel mit diesen Varianten:
- Porstendorf – Bürgel
- Porstendorf – Bürgel – Eisenberg
- Apolda – Porstendorf – Bürgel – Eisenberg
- Apolda – Porstendorf – Bürgel
Aber auch diese Überlegungen führten zu keinem Ergebnis, da die Einnahmen die Betriebsausgaben nicht gedeckt hätten.[18]
Verschiedene Projekte zur Anlage eines Straßenbahnsystems in Apolda in den Jahren 1912 und 1913 bis 1916 wurden nicht realisiert, da einige Abschnitte der Strecke Bahnhof – Obere Bahnhofstraße – Markt – Weimarische Straße – Kaiser-Wilhelm-Straße zu steil gewesen wären.
Ansässige Unternehmen
Das Ackerland im Raum Apolda, meist mit sehr guten Böden, wird intensiv zum Anbau von Pflanzenkulturen wie Raps, Getreide oder Zuckerrüben genutzt. In Apolda gibt es 17 landwirtschaftliche Betriebe auf einer Fläche von 20,61 Quadratkilometer.
Apolda war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bedeutendes Zentrum der Herstellung von Strick- und Wirkwaren (Strumpfindustrie) und zu DDR-Zeiten von Textilien für Armeen der Warschauer-Pakt-Staaten. Seit 1990 verschlechterte sich die Situation durch fehlende Arbeitsplätze und die damit verbundene Abwanderung tausender Einwohner.
Im VEB Thüringer Obertrikotagen Apolda, dem größten Maschenwarenhersteller der DDR, waren 1988 nahezu 3000 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. Der VEB Synthatex in Apolda war Produzent von Kunststoffen und Chemikalien. Unter anderem produzierte dieser Betrieb für das VII. Turn- und Sportfest der DDR den größten Teppich der DDR mit einer Fläche von 110 × 80 Meter (Gewicht 16 Tonnen), der den gesamten Rasen im Zentralstadion Leipzig abdeckte. Nach der Veranstaltung wurde er in kleine, etwa mannsgroße Stücke zerschnitten, die vorwiegend in Sporthallen von Schulen und Trainingsstätten als Turnunterlagen oder Ähnliches verwendet wurden.
Der 1949 gegründete VEB Laborchemie Apolda, die heutige Laborchemie Apolda GmbH, war aus dem Werk 2 der Rheinmetall Borsig AG hervorgegangen, dem sogenannten Laborierwerk („L-Werk“), das 1940 mit der Endfertigung der im Werk 1 (Bahnhofstraße) vorgefertigten Bestandteile begann. Zu DDR-Zeiten war dieses Werk Hauptlieferant von Chemikalien für Schulen und Universitäten. Heute werden Fein- und Spezialchemikalien und pharmazeutische Wirkstoffe hergestellt. Ein weiteres Wirkungsfeld ist die (Vertrags-)Produktion von hochqualitativen Flüssigkristallsubstanzen für weltweit führende Unternehmen der LCD-Produktion.
In den Jahren von 1904 bis 1927 wurden in der Apoldaer Firma Ruppe und Sohn (ab 1910 Apollo-Werke AG) Automobile der Marken Piccolo und Apollo in verschiedenen Ausführungen hergestellt und bis in die USA exportiert. Die Fahrzeuge waren wegen ihres relativ niedrigen Verkaufspreises, der guten Qualität und den vielen Erfolgen im internationalen Rennsport beliebt.
Glockengießereien waren von 1722 bis 1988 in Apolda beheimatet. Sie stellten viele Glocken, besonders auch für Glockenspiele und Carillons her. Insgesamt wurden im Laufe der Jahrhunderte in vier verschiedenen Gießereien circa 20.000 Glocken gegossen, unter anderem die Glocke St. Peter des Kölner Doms, von den Kölnern auch Dr Decke Pitter (Dicker Peter) genannt, die größte am geraden Joch freischwingende Glocke der Welt.
In Apolda ist die aus der ehemaligen Bäckerei und Konditorei von Oskar Kompa hervorgegangene Gutena GmbH ansässig. Sie wurde der Nachfolgebetrieb der ehemaligen Süßwarenfirma von Paul Strasser, der als "jüdisch versippt" galt und deswegen von den NS-Behörden so lange schikaniert wurde, bis er den Betrieb aufgab. Die Gutena GmbH stellt seit 1956 und ab 1998 in der neuen Produktionsstätte im Gewerbepark B 87 Filinchen (eine Art Knäckebrot, ursprünglich ein Waffelbrot) her. 15 % des Firmenumsatzes werden in in den alten Bundesländern erzielt. Das nach der Originalrezeptur hergestellte Waffelbrot wird vor allem in der Region gekauft.
An gleicher Stelle hat im September 1999 die Ospelt-Gruppe aus Liechtenstein die Produktion von Fertigpizzas aufgenommen. Mit 315 Mitarbeitern produziert Ospelt als größter Hersteller in Europa 18.000 Pizzas pro Stunde und Produktionslinie (bisher drei) im Dreischichtsystem. Die Produktion soll auf fünf Linien ausgebaut werden, da der Absatzmarkt sich mittlerweile bis in die USA und nach Indien erstreckt. Zusätzlich sind Produktionshallen für Fertigkuchen und Tierfutter geplant. Die Infrastruktur ist bereits fertiggestellt. In der Nacht vom 18. zum 19. Januar 2007 zerstörte der Orkan Kyrill den Lagerturm der Firma Ospelt fast vollständig. Es entstand ein Schaden in Höhe von acht Millionen Euro.
Die Vereinsbrauerei Apolda produziert mit der Marke Apoldaer neun überregional bekannte Biere. Bereits im Jahr 1440 wurde das Bierbrauen in Apolda erstmals urkundlich erwähnt. Am 1. Oktober 1887 vereinigte sich die Braugenossenschaft mit der Firma Gebr. Bohring zur Vereinsbrauerei Apolda Aktiengesellschaft. 1936 wurde die Emil-Bohring-Siedlung, eine Siedlung für die Stammarbeiter der Vereinsbrauerei mit 19 Heimstätten geplant. Brauerei und Stiftung gewährten jedem Arbeiter ein Darlehen. Im Jahr 2002 wurden 100.000 Hektoliter Bier verkauft. Apolda liegt an der 500 Kilometer langen Bier- und Burgenstraße, die im Wesentlichen der Bundesstraße 85 von Passau nach Bad Frankenhausen folgt.
2006 hat die Dr. Schär Deutschland GmbH aus Burgstall (Südtirol) Apolda als neuen Produktionsstandort gewählt. Das Werk besteht aus einem kompletten Neubau und bietet Arbeitsplätze für vierzig Beschäftigte. Die Produktion von glutenfreier Nahrung begann am 8. Dezember 2006.
Gewerbegebiete
Die Stadt Apolda verfügt über vier Gewerbegebiete. Das Gewerbe-Zentrum Weimarer Berg ist ein reaktivierter Altstandort mit einer Fläche von 20 Hektar an der Bundesstraße 87, an der auch der Gewerbepark B 87 liegt. Er wurde nach der Wende im Jahr 1993 mit einer Fläche von 38,4 Hektar erschlossen und 2004 um 17 Hektar erweitert. Das Industriegebiet an der Utenbacher Straße ist ein neu erschlossener Altstandort, der vorzugsweise als Chemiestandort genutzt wird und eine Fläche von 16 ha hat. Das Gewerbegebiet Heusdorf, ein ergänzter Altstandort mit einer Fläche von 20 Hektar, liegt östlich von Apolda.
Bildungseinrichtungen
In Apolda gibt es vier Grundschulen, zwei Regelschulen, ein Gymnasium, eine Berufsschule und eine Förderschule. Erweitert wird dieses Bildungsangebot durch eine Musikschule, eine Volkshochschule, zwei Archive und die Stadtbibliothek. Des Weiteren existieren neun Kindertagesstätten.
Jährlich fahren Schüler aus Apolda und aus Mühlheim am Main in Hessen gemeinsam nach Auschwitz, um dort bei Erhaltungsarbeiten zu helfen. Sie betreiben eigene Recherchen und dokumentieren die Ergebnisse in Ausstellungen und Berichten. Im Januar 2009 wurden sie dafür in der Rede des Bundespräsidenten Köhler zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erwähnt.[19]
Allgemeinbildende Schulen
Das Gebäude der ehemaligen Grundschule Geschwister Scholl stammt aus dem Jahr 1859. Als Privatanstalt von Diakonus Facius um die Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet, trug sie anfangs den Namen Großherzoglich-Sächsische Wilhelm-und Louis-Zimmermann'sche Realschule. Der ursprüngliche Bau wurde mehrmals erweitert. Im Jahr 1884 kamen ein Physiksaal und weitere Räume hinzu, 1899 wurden die Turnhalle und ein neuer Schulsaal errichet. Durch Spendensammlung konnte das Gebäude im selben Jahr mit einem Anbau erweitert werden. Die Lehranstalt war ab 1911 in einen Realschulteil und einen Gymnasialteil gegliedert und wurde am 24. März in Großherzogliches Reform-Realgymnasium mit Realschule umbenannt. Im Rahmen der Entlassung der Abiturienten am 16. Juli 1950 erhielt die Schule den Namen Geschwister-Scholl-Schule. Mit Beginn des Schuljahres 1990/1991 wurde die vierjährige Abiturstufe wieder eingeführt. Die Schülerzahl verdreifachte sich, sodass die Räumlicheiten nicht mehr ausreichten. Die Bergschule wurde Gymnasium und die Geschwister-Scholl-Schule erst Regelschule und später Grundschule. Im Schuljahr 2008/2009 werden circa 170 Schüler von 12 Lehrern unterrichtet. Die Geschwister-Scholl-Schule zog zum Schuljahresbeginn 2008/2009 in das Gebäude der Lessingschule um.
Am 7. Januar 1915 wurde das von dem Architekten Schneider aus Apolda geplante Städtische Lyzeum, die heutige Grundschule Am Schötener Grund eingeweiht. Mit der Höheren Mädchenschule wurde eine Lücke im Bildungssystem Apoldas geschlossen. Um in das Städtische Lyzeum aufgenommen zu werden, musste von Schulgeld entrichtet werden. Zu Beginn wurden an der Schule 137 Schülerinnen in acht aufsteigenden Klassen unterrichtet. Am Ende des Schuljahres 1917/1918 gliederte sich die Schule zehn Klassen. Nach 1950 diente das Gebäude als achtklassige Grundschule und ab 1964 als zehnklassige Polytechnische Oberschule. Danach wurde sie wieder in eine vierklassige Grundschule umgewandelt. Im Jahr 2008 wurden 195 Schüler von 15 Lehrern in der Schule unterrichet.
In Apolda-Nord befindet sich die Grundschule Christian Zimmermann. Dort werden ungefähr 170 Schüler von 14 Lehrern unterrichtet. Im gleichen Gebäude ist die Kindertagesstätte Nordknirpse untergebracht.
Im Ortsteil Herressen-Sulzbach existiert eine weitere Grundschule.
Die Grundsteinlegung für die Sophienschule, jetzt Regelschule Johann Heinrich Pestalozzi, fand am 17. September 1888 statt. Die Sophienschule wurde direkt neben der Grauen Schule, einer Bürgerschule, errichtet. Die Gesamtkosten für den Bau aus gelbem und rotem Klinkerstein beliefen sich auf 250.000 Mark. Die Schlüsselübergabe erfolgte am 3. Juli 1890. Im Jahr 2008 betrug die Zahl der Schüler 225, die der Lehrer 24.
Im Jahr 1971 wurde im Neubaugebiet Apolda-Nord die Regelschule Werner Seelenbinder in der gleichnamigen Straße gebaut, da die in Apolda vorhandenen Schulen nicht mehr ausreichten. Zum Schuljahr 2001/2002 wurde die Regelschule Am Nußberg in die Werner-Seelenbinder-Schule eingegliedert. 2008 wurden 260 Schüler von 23 Lehrern unterrichtet.
Zum Schuljahresbeginn 2008/2009 wurde die Regelschule Gotthold Ephraim Lessing geschlossen. Sie war 1965 als Otto-Grotewohl-Schule gebaut worden .
Bereits 1924 kam die Idee für den Neubau des heutigen Gymnasiums Bergschule auf, die vor allem Oberbürgermeister Ernst Stegmann und Stadtoberbaurat Rudolf Hertneck vertraten. 1928 wurde der Beschluss für den Neubau gefasst. Im selben Jahr begannen die Erdarbeiten. Bereits zwei Jahre später konnte die Bergschule als Volksschule mit einer Knaben- und einer Mädchenabteilung eingeweiht werden. Die Baukosten beliefen sich auf 1.750.000 Mark. Im Jahr 1935 wurde die Schule in Horst-Wessel-Schule umbenannt. Während des Zweiten Weltkriegs diente sie als Lazarett, der Unterricht musste ausgelagert werden. Erst 1947 konnte der Unterricht wieder aufgenommen werden. 1951 wurde sie als Mittelschule in Bergschule 1 und Bergschule 2 aufgeteilt. Acht Jahre später erfolgte die nächste Umbenennung in Dr.-Theodor-Neubauer-Schule 1 und 2. Im Jahr 1969 brannte die Aula nieder und wurde abgerissen. 1991 erhielt die Schule den alten Namen Bergschule zurück. Ein Jahr danach wurde sie als Gymnasium Bergschule umgewidmet. Im Schuljahr 2008/2009 werden ungefähr 600 Schüler von 60 Lehrern unterrichtet.
Fach- und Berufsschulen
Apolda wurde ab Oktober 1951 Sitz einer Fachschule für das Bauwesen. Sie befand sich in der Klement-Gottwald-Straße, der heutigen Louis-Opel-Straße. Im selben Gebäude ist heute die „Staatliche Gewerblich-Technische Berufsbildende Schule“ untergebracht. Am 24. April 1919 wurde die Volkshochschule Apolda gegründet. Großen Anteil daran hatte der damalige Apoldaer Oberpfarrer Gustav Thoellden. Das Angebot umfasst heute verschiedene Kurse in den Themen Fremdsprachen, Gesundheit, Büro und so weiter. Als eine von fünf Volkshochschulen (Bielefeld, Bremen, Konstanz-Singen, Ludwigshafen und Weimarer Land) nimmt diese am Projekt „Elternkompass“ teil. 2009 wurde deren Leiterin Olga Vitzthum mit dem „Meister-Eckhart-Brief“ des Thüringer Kultusministeriums ausgezeichnet. Sie ist damit erst die zweite Person in Thüringen, die diese Auszeichnung erhielt.
Des Weiteren befindet sich im Schloss Apolda eine Außenstelle der Musikschule „Ottmar Gerster“. Außerdem gibt es in Apolda eine Förderschule, das „Staatliche regionale Förderzentrum“. Dort werden ungefähr 270 Schüler von 42 Lehrern unterrichtet sowie von neun sonderpädagogischen Fachkräften betreut.
Bibliothek und Archive
Die Stadtbibliothek Apolda wurde am 17. Januar 1863 eröffnet. Die Gründung basierte auf einer Stiftung von 225 Bänden des 1860 verstorbenen Gottlob Müller. Die Bibliothek wurde bis 1923 aus den Mitteln der Stiftung finanziert, danach wurde sie eine städtische Einrichtung. Zu DDR-Zeiten war ihr letzter Standort die „Opel-Villa“ in der Bachstraße, den sie jedoch wegen einer Eigentums-Rückübertragung 1991 aufgeben musste. Bei dieser überstürzten Räumung sollten tausende Bücher und Tonträger auf einer Mülldeponie entsorgt werden. Bücherfreunde haben etwa 5000 dieser Bände gerettet und sie seit 2007 in einer „DDR-Bücherstube“ wieder der öffentlichen Nutzung zugeführt.[20] Die Stadtbibliothek befindet sich seit 1992 an ihrem heutigen Standort in der Villa Bahnhofstraße 43. Dem Benutzer stehen ungefähr 50.000 Medien zur Verfügung. Im Jahr erfolgen circa 80.000 Entleihungen.
Das Stadtarchiv Apolda gibt es bereits seit dem 18./19. Jahrhundert. In den Jahren 1910 bis 1947 war es im Kellergeschoss des Stadthauses untergebracht. Danach wurde es in freigewordene Räumlichkeiten der ehemals städtischen Polizei im Rathaus umgelagert, da das Stadthaus auf Befehl der sowjetischen Kreiskommandantur von der Stadtverwaltung zu räumen war. Bereits 1966 musste das Stadtarchiv wieder umziehen. Es befand sich seitdem im Haus Schleiergasse 1 neben dem Rathaus. Auf Beschluss des Kreistags vom 6. November 1975 wurde das Stadtarchiv mit dem Kreisarchiv Apolda zusammengelegt und erhielt den Namen Kreisarchiv mit Sitz in der Dornsgasse 4. Der Beschluss des Kreistages Apolda wurde am 28. Januar 1993 aufgehoben. Beide Archive arbeiten seit 1995 wieder selbstständig. Das Kreisarchiv hat seinen Sitz im Landratsamt in der Bahnhofstraße 28, das Stadtarchiv in der August-Bebel-Straße 4. Dort wird unter anderem die älteste erhaltene Stadtordung, das „Rote Buch“, sowie die älteste Apoldaer Zeitung, das „Apoldaische Wochenblatt“ von 1848, aufbewahrt.
Medien
Die regionale Tageszeitung ist die Thüringer Allgemeine mit der Lokalausgabe Apolda. Die Lokalausgaben der kostenlosen Anzeigenblätter Allgemeiner Anzeiger mit einer zusätzlichen Sonntagsausgabe und Hallo in Thüringen zum Sonntag werden ebenfalls in Apolda herausgegeben.
Die erste Apoldaer Tageszeitung wurde als Apoldaisches Wochenblatt von 1848 bis 1869 publiziert. Zwischen 1870 und 1943 erschien das Apoldaer Tageblatt. Daneben wurden die Apoldaer Zeitung zwischen 1895 und 1918, die Apoldaer Volkszeitung zwischen 1919 und 1932 sowie die Apoldaer Nachrichten zwischen 1932 und 1935 herausgegeben. Außerdem gab es von 1936 bis 1944 die Thüringer Gauzeitung mit einem Lokalteil für Apolda. Von 1945 bis 1978 wurde in zahlreichen Apoldaer Haushalten die Thüringer Volkszeitung gelesen, die später in Das Volk umbenannt wurde. Seit 1991 erscheint die Thüringer Allgemeine mit einem Lokalteil für Apolda.[21]
Die Stadt Apolda veröffentlicht zehnmal jährlich das Amtsblatt, in dem offizielle Verlautbarungen des Stadtrats, Veranstaltungen, Ausschreibungen, Adressen, Geburten oder Eheschließungen veröffentlicht werden, außerdem einmal jährlich die Ausgabe Apolda – Zahlen und Fakten, mit Daten zur Bevölkerung, zur Lage auf dem Arbeitsmarkt, zum Haushalt der Stadt und Ähnlichem.
Salve.TV ist der regionale Fernsehsender über Kabelfernsehen und Internet für die Städte Weimar, Apolda und den Landkreis Weimarer Land.
Die Jahresschrift Apoldaer Heimat war seit 1983 das Publikationsorgan der Apoldaer Kreisvorstände der Gesellschaften für Natur/Umwelt, Denkmalpflege und Heimatgeschichte. In den Heften werden Beiträge aus den Bereichen Geologie, Geographie, Flora, Fauna, Landeskultur, Naturschutz, Geschichte, Denkmal- und Erbepflege sowie Kultur veröffentlicht. Seit 1991 gibt der Apoldaer Kulturverein e. V. die Schrift heraus.
Persönlichkeiten
→ Hauptartikel: Liste der Persönlichkeiten der Stadt Apolda
Zu den Persönlichkeiten, die mit Apolda in Verbindung gebracht werden, zählt vor allem der ehemalige Bobsportler Wolfgang Hoppe. Er gewann sechs Mal Edelmetall bei Olympischen Spielen. Auch sein Bruder Heinz Hoppe war ein erfolgreicher Sportler. Weitere bekannte Sportler aus Apolda sind oder waren Hermann Fischer, Marco Riemer, Anne Schäfer, Christine Laser, Sybille Schmidt, Sigrun Siegl und Andrea Eskau.
Der Apoldaer Friedrich Louis Dobermann legte durch Kreuzung von Pinschern, Weimaranern, Pointern und Vorstehhunden den Grundstein für die Zucht des später nach ihm benannten Dobermanns. 1863 präsentierte Dobermann auf dem Apoldaer Hundemarkt erstmals seine neue Hunderasse.
Zu den bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zählen auch der in Apolda aufgewachsene ZDF/RTL-Moderator Marco Schreyl, der Teilnehmer des RTL-Dschungelcamps 2009 Nico Schwanz, der Fraktionsvorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Mike Mohring und der inzwischen auch außerhalb von Apolda bekannte volkstümliche Sänger Ronny Weiland.[22]
Sonstiges
Beinamen
Den Beinamen Gramont in Anlehnung an eine französische Stadt erhielt Apolda vermutlich in der Schlacht von Jena und Auerstedt (1806), als der Heerführer der französischen Truppen, Napoléon, beim Rückzug an die Stadtgrenzen Apoldas gelangte und beim Anblick ausgerufen haben soll „Ah, ca c’est Gramont!“ (Ah, das ist Gramont!). Eine andere Anekdote zur Herkunft des Spitznamens geht auf den Deutsch-Französischen Krieg zurück.[23]
Aufgrund der über 250-jährigen Tradition des Glockengießens wird Apolda als Glockenstadt bezeichnet. Bereits 1722 wurde dort eine Glockengießerei gegründet. Bis 1988 wurden in Apolda etwa 20.000 Glocken gegossen.
In der Wirtschaftsstruktur Apoldas war lange Zeit die Strick- und Wirkwarenindustrie dominierend und prägte den Beinamen Thüringisches Manchester. Ebenso wie bei der englischen Großstadt wirkte diese Wirtschaftsstruktur hinsichtlich des Einpendelns von Arbeitern oder des Einkaufs von Garnen und Wolle weit in das Umland hinein.
Goethe über Apolda
Johann Wolfgang von Goethe hatte nicht den allerbesten Eindruck von Apolda. Im Jahr 1779 war er zur Rekrutenaushebung in die Stadt gekommen, wo er jedoch vor allem mit dem Manuskript von Iphigenie auf Tauris beschäftigt war. Angesichts des sozialen Elends der Bevölkerung schrieb er in einem Brief vom 6. März 1779 an Charlotte von Stein: „Hier ist ein bös Nest und lärmig, und ich bin aus aller Stimmung. Kinder und Hunde, alles lärmt durcheinander… Hier will das Drama gar nicht fort, es ist verflucht, der König von Tauris soll reden, als wenn kein Strumpfwürker in Apolde hungerte.“
Apolda in Film und Literatur
Apolda war mehrfach Spielort für Filme der DEFA, so 1959 mit dem Film Wo der Zug nicht lange hält… und 1972 mit Peter und der Laubfrosch mit 12 PS. 1960 wurde der Lehrfilm Geisterstunde im VEB Laborchemie Apolda gedreht. 2007 drehte der Regisseur Oskar Roehler in Apolda den Film Lulu und Jimi. Das alte Union-Theater diente als Kulisse und wurde zu diesem Zweck in die 1950er Jahre zurückversetzt.
Die Strickerstadt Apolda galt dem romantischen Dichter Clemens Brentano als Metapher für die Selbstgenügsamkeit der Philister: Alle Begeisterten nennen sie verrückte Schwärmer, alle Märtyrer Narren, und können nicht begreifen, warum der Herr für unsre Sünden gestorben und nicht lieber zu Apolda eine kleine nützliche Mützenfabrik angelegt.[24]
Im Studentenlied Ça, ça, geschmauset aus dem 18. Jahrhundert beginnt eine Strophe mit „Knaster, den gelben, hat uns Apolda präpariert...“ nach der seinerzeitigen Tabakherstellung dort.[25]
Der Zeichner Egbert Herfurth benutzte die Straßenseite des Apoldaer Bahnhofs als Vorlage für die Illustration auf dem Frontispiz eines Kinderbuchs.[26]
Straßen und Wege, die nach Apolda benannt wurden
Es gibt in ganz Deutschland Straßen und Wege, die nach Apolda benannt sind, vor allem in den Dörfern und Städten der näheren Umgebung, so beispielsweise die Apoldaer Straße in Bad Sulza oder der Apoldaer Weg in Oßmannstedt. Seit 1978 gibt es in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt eine Apoldaer Straße. Auch in anderen großen Städten gibt es nach Apolda benannte Straßen und Wege, wie zum Beispiel in Berlin die Apoldaer Straße in Lankwitz und in Göttingen den Apoldaer Weg in Geismar. Apoldaer Straßen findet man auch in Bremen, Halle an der Saale und Neuenhagen, Apoldaer Wege in Mannheim, Frankfurt am Main und Köln.
Literatur
- Kronfeld, Julius Constantin: Geschichte und Beschreibung der Fabrik- und Handelsstadt Apolda und deren nächster Umgebung. Apolda 1871.
- Ernst Stegmann (Hrsg.), Erwin Stein (Hrsg.): Die Stadt Apolda. Berlin, 1931
- Dietz, Julius: Chronik der Stadt Apolda, Berlin 1941
- Tischler, Kurt: Heimatgeschichtliche Plaudereien aus Stadt und Kreis Apolda, Apolda 1956
- Apoldaer Heimat. Beiträge zur Natur und Heimatgeschichte der Stadt Apolda und ihrer Umgebung. I.Jg.1983-XXIV.Jg.2007. Hg. Apoldaer Kulturverein e. V.
- Gollrad, Eva: Geschichte und Beschreibung der Stadt Apolda 1871–1990, Apolda o.J., ISBN 3-00-002012-8
- Franz, Peter: Apolda und die umliegenden Konzentrationslager, in: gefangen im netz. Die Konzentrationslager in Thüringen 1933-1937, Weimar 2000, ISBN 3-935275-02-1
- Kulturbund der DDR, Kreisorganisation Apolda: 700 Jahre Stadt Apolda – 1289 bis 1989
Einzelnachweise
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
- ↑ Apolda-Zahlen und Fakten (2007), Herausgeber:Stadt Apolda
- ↑ http://www.tls.thueringen.de/public/pdf/2005/03109_2005_00.pdf
- ↑ http://www.apolda.de/rathaus/informationen/geschichte/index.htm
- ↑ http://www.apolda.de/rathaus/informationen/geschichte/index.htm
- ↑ Peter Franz, Udo Wohlfeld: Jüdische Familien in Apolda. Geschichtswerkstatt Weimar-Apolda e.V., Weimar 2006, ISBN 3-935275-04-8.
- ↑ Sankt Gotthard zu Heusdorf - die Geschichte eines Benediktinernonnenkloster in Thüringen; von Thomas Waschke; 1993
- ↑ Ahbe, Thomas, et. el.: Wir bleiben hier. Erinnerungen an den Herbst '89. Leipzig 1999, S. 163, 172
- ↑ http://www.apolda.de/rathaus/verwaltung/amtsblatt/pdf/zahlenfakten/Ausgabe2001.pdf
- ↑ http://www.apolda.de/rathaus/verwaltung/amtsblatt/pdf/zahlenfakten/Ausgabe2007.pdf
- ↑ http://www.olle-ddr.de/index.html
- ↑ Berndt, Gerhard: Das OdF-Mahnmal in Apolda. Eine Betrachtung zum 50. Jahrestag seiner Einweihung am 21. Oktober 1951, Apolda 2001
- ↑ Peter Franz, Tina Unglaube, Udo Wohlfeld: Die Pragers. Eine jüdische Familie in Apolda. Geschichtswerkstatt Weimar-Apolda e.V., Apolda 2008, ISBN 3-935275-07-2
- ↑ Karl Berger, Peter Franz, Udo Wohlfeld: August Berger. Sozialdemokrat in Apolda. Geschichtswerkstatt Weimar-Apolda e.V., Apolda 2008, ISBN 3-935275-08-0
- ↑ Wolfgang Peller, Peter Franz, Udo Wohlfeld: Die Pellers. Eine jüdische Familie in Apolda. Geschichtswerkstatt Weimar-Apolda e.V., Apolda 2008, ISBN 3-935275-10-2
- ↑ Prager-Haus e.V. Apolda
- ↑ Apoldaer Tageblatt 8.2.1934
- ↑ Werner Drescher: Die Saal-Eisenbahn und ihre Anschlußbahnen
- ↑ "Der Auftrag der Erinnerung" - Rede von Bundespräsident Köhler zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus vom 27.01.2009
- ↑ Bücherstube Taubach
- ↑ http://apolda.info/rathaus/verwaltung/amtsblatt/pdf/amtsblatt2003/Amtsblatt-03_03.pdf
- ↑ http://www.fanclub-ronnyweiland.de/40582.html Termine 2009
- ↑ apoldakompakt.de: Wie Apolda zu seinem Kosenamen kam
- ↑ Clemens von Brentano: Der Philister vor, in und nach der Geschichte. In: F. Kemp [Hrsg.]: C. B.: Werke. Bd. 2. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1963. S. 990—992
- ↑ s:Allgemeines Deutsches Kommersbuch:255
- ↑ Lutz Rathenow, Ein Eisbär aus Apolda, S.1ff., ISBN 3-89603-257-7
Weblinks
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