Herrlesberg

Herrlesberg
Lustnau
Universitätsstadt Tübingen
Koordinaten: 48° 32′ N, 9° 5′ O48.53259.08166666666677Koordinaten: 48° 31′ 57″ N, 9° 4′ 54″ O
Fläche: 14,3 km²
Einwohner: 9778 (30. Juni 2007)
Eingemeindung: 1. Apr. 1934
Postleitzahl: 72074
Vorwahl: 07071

Lustnau ist ein Stadtteil der Universitätsstadt Tübingen. Er liegt nordöstlich der Innenstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wappen der Herren von Lustnau (Scheiblersches Wappenbuch 1450)

Lustnau geht allem Anschein nach auf eine alamannische Besiedlung zurück. Diese ist durch einen Reihengräberfriehof des 7. Jahrhunderts bezeugt, der sich in der Nähe der Frottierweberei (ehemals Egeria) befunden hat. In den sechziger Jahren wurden bei archäologischen Grabungen im Bereich der Kirche auch Funde aus römischer Zeit geborgen.

Ursprünglich war Lustnau ein eigenständiges Dorf. Es wurde 1100 nach Christus erstmalig urkundlich unter dem Ortsnamen „Lustnow“ erwähnt.

Die Herren von Lustnau, die vermutlich in der heutigen Straße „auf der Burg“ residierten, waren die Eigentümer des Dorfes. Bei ihnen handelte es sich um Ministeriale der Pfalzgrafen von Tübingen. Bis ins Jahr 1466 ist die „Familie derer von Lustnau“ urkundlich bezeugt. Die Familie übereignete zusammen mit den Pfalzgrafen dem Kloster Bebenhausen nach und nach fast den ganzen Ort. Bis 1715 gehörte das Dorf Pfrondorf ebenfalls zu Lustnau.

Wein- und Ackerbau stellten im Mittelalter die Haupteinnahmequelle der Dorfbewohner dar. Die Weingärten befanden sich hauptsächlich am Herrlesberg, am Österberg und auch in der Neuhalde.

Der Lustnauer Klosterhof, heute vollständig renoviert und als Therapiezentrum der Drogenhilfe Tübingen genutzt, entstand Mitte des 13. Jahrhunderts als Wirtschaftshof des Klosters Bebenhausen. Der Klostervogt von Bebenhausen verlagerte seinen Dienstsitz nach der Einführung der Reformation um 1540 in den Klosterhof von Lustnau. Durch die Auflösung des Klosteramtes 1807/08 kam Lustnau später zum Oberamt Tübingen.

Der traditionelle Weinbau wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach und nach durch Hopfenanbau ersetzt. Vom Weinbau zeugen heute noch „Wengerte“ an den Hängen des Neckartals, wo auch noch vereinzelte Reben zu finden sind. Der Hopfenanbau wurde während des ersten Weltkrieges eingestellt.

Im Zuge der zunehmenden Industrialisierung und der Ausbreitung des Stadtgebietes wurden die landwirtschaftlichen Flächen und ehemaligen Weinberge im 20. Jahrhundert immer mehr als Bauland genutzt. Die Eingemeindung in die Stadt Tübingen erfolgte im Jahr 1934. Damals hatte Lustnau rund 3500 Einwohner.

Wohnviertel

Zentrum

Herrlesberg/Stäudach

Ende der 1980er Jahre wurde mit der Bauerschließung des Gewanns Herrlesberg begonnen. Der Herrlesberg ist eine Anhöhe nordöstlich von Lustnau. Die Erschließung des Baugebiets am südlichen Stäudach ist abgeschlossen. Inzwischen sind die meisten Grundstücke bebaut. In dem Neubaugebiet leben rund 2200 Einwohner.

Der Herrlesberg ist ein reines Wohn- und Schlafquartier. Es gab hier bis zum 12. Februar 2009 keinerlei Möglichkeiten, Artikel des täglichen Bedarfs einzukaufen. Einer im Frühjahr 2007 gegründeten Initiativgruppe zur Verbesserung der Infrastruktur des Wohngebiets ist es gelungen, einen genossenschaftlich organisierten Dorfladen einzurichten. Die Genossenschaft hat etwa 200 Mitglieder, der Laden wurde am 13. Februar 2009 eröffnet.[1]

Denzenberg

Der Denzenberg liegt unterhalb des Sands. Er hat zwischen 500 und 600 Einwohner.

Sand

ehemaliges Militärkrankenhaus

Die Eberhard-Wildermuth-Siedlung ist ein in den 1950er Jahren entstandenes Wohngebiet in Tübingen. Sie liegt oberhalb des Denzenbergs. Der ursprüngliche Gewannname dieses Gebiets lautet „Sand“. Dieser ist auch heute noch im Sprachgebrauch üblich. Im südlichen Teil der Eberhard-Wildermuth-Siedlung liegt das Gebäude auf dem Sand, ein ehemaliges Militärlazarett, das durch das Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik der Eberhard Karls Universität Tübingen, sowie weiteren Instituten der Universität genutzt wird.

Benannt wurde die Siedlung nach Eberhard Wildermuth, der in Tübingen Rechtswissenschaften studierte und ab 1949 Bundesminister für Wohnungsbau sowie Gründungsmitglied der FDP war. Die Siedlung hat derzeit etwa 500 Einwohner.

Wappen

Unterlagen zufolge führte das 1934 nach Tübingen eingemeindete Lustnau zur Zeit seiner kommunalen Selbstständigkeit kein Wappen.

Wappen von Lustnau

Für Lustnau ist aber zum einen im Kieserschen Forstlagerbuch von 1683, das im Hauptstaatsarchiv verwahrt wird, ein Fleckenzeichen überliefert, das den Großbuchstaben „L“ aufweist. Außerdem war in Lustnau ein Ortssiegel in Gebrauch, das in einem Wappenschild einen Hirschkopf zeigt, das Wappen des ausgestorbenen Ortsadels, der Herren von Lust(e)nau. (Quelle: Hauptstaatsarchiv Stuttgart)

Einrichtungen, Vereine, Lebensqualität

Lustnau zeichnet sich durch ein aktives Vereinsleben aus, das den dörflichen Charakter des Stadtteils unterstreicht. Zu den Aktivitäten der Vereine zählen gemeinsame Veranstaltungen wie das alle zwei Jahre stattfindende Dorffest, eine „Dorfrally“ für Kinder und Jugendliche, sowie ein jährlich stattfindendes Faustballturnier und den Kirnberglauf. Die Vereine geben das gemeinsame Nachrichtenblatt „Lustnau Aktuell“ heraus, das monatlich über die Aktivitäten der Vereine und Kirchen informiert. Seit dem Jahre 2007 gibt es in Lustnau den Lustnauer Geschichtsverein e.V.

Lustnau grenzt unmittelbar an die Kernstadt Tübingens und hat eine eigene Geschäftsstelle. Der Stadtteil ist gut an den Tübinger Stadtverkehr angebunden.

In Lustnau gibt es eine Grund- und Hauptschule, sowie vier Kindergärten, eine Turn- und Festhalle, zwei Kirchen (evangelisch und katholisch) und eine Geschäftsstelle der Stadt Tübingen.

Söhne und Töchter des Stadtteils

Einzelnachweise

  1. Vgl. die Website der Genossenschaft: http://www.herrlesbergladen.de/.

Literatur

Lustnauer Heimatbuch. Geschichtliches und Wissenswertes von unserer Heimatgemeinde Lustnau. Hrsg. von Gerhard Nagel und Günther Herre. Ohne Ortsangabe 2008.

Lustnau. Aus längst vergangenen Zeiten. Hrsg. vom Lustnauer Geschichtsverein e.V.. Tübingen Hagelloch 2008.

Weblinks


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