Hiroshimabombe

Hiroshimabombe
Mock-Up (Attrappe) der Little Boy
Atombombe Little Boy auf einem Transportwagen kurz vor dem Abflug nach Hiroshima
Atombombe Little Boy wird kurz vor dem Start noch überprüft

Little Boy (dt. Kleiner Junge) wird die Atombombe genannt, die am 6. August 1945 über Hiroshima (Japan) vom US-Bomber Enola Gay abgeworfen wurde und rund 580 Meter über dem Boden detonierte. Beim Atombombenangriff der USA auf Japan war die Little Boy, die eine Sprengkraft von etwa 13 Kilotonnen TNT besaß, neben der Fat Man (auf Nagasaki) die erste der zwei abgeworfenen Atombomben.

Inhaltsverzeichnis

Zündmechanismus

Little Boy wurde nach dem primitiven, aber sehr zuverlässigen Gun-Design entworfen. Die Technik galt als so sicher, dass keine Probezündung durchgeführt wurde. Die einzige vorherige Probezündung einer Atombombe war der Trinity-Test im Zuge des Manhattan Projects, bei dem eine Plutonium-Konstruktion getestet wurde.

Beim Gun-Design werden zwei unkritische Uranmassen durch eine Explosion gewöhnlichen Schießpulvers zu einer kritischen Masse vereint, wodurch es zur Kettenreaktion kommt. Diese Methode ist zwar simpel, aber auch relativ riskant, weshalb spätere für einen Einsatz geplante Atombomben modernere und sicherere Zündmechanismen erhielten.

Die Atombombe wurde erst nach dem Start, während des Fluges nach Hiroshima, von Marinekapitän William Sterling Parsons mit dem Kordittreibsatz versehen und im Zielgebiet scharfgeschaltet. Durch je zwei Radar- und Luftdruckhöhenmesser wurde sie in 580 m Höhe gezündet. Der Auslösemechanismus verfügte über eine zusätzliche Abschirmung gegen externe Radarstrahlen, um eine vorzeitige oder Fremdauslösung der Zündung zu verhindern.

Little Boy enthielt 64 kg Uran mit einem Anteil von 80 % 235U. Nach heutigen Schätzungen wurde weniger als ein Kilogramm zur Spaltung gebracht.


  1. Stabilisierungsflossen
  2. Heckkegel
  3. Lufteinlassröhren
  4. Luftdruckzünder
  5. Bleiabschirmung
  6. Zünderanschluss
  7. Zündkopf
  8. Konventionelle Sprengladung (Kordit)
  9. U-235 "Kugel"
  10. Schusskanal
  11. U-235 "Ziel" mit Aussparung (Neutronenreflektor genau darüber)
  12. Fernüberwachungssonden
  13. Zünder (wurden kurz vor Abwurf eingebaut, um die Bombe scharf zu schalten)

Einsatz

Hauptartikel: Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki

Die Auswirkungen von Little Boy

Am 6. August 1945 gegen 8:15 Uhr Ortszeit warf der B-29-Bomber „Enola Gay“ unter dem Kommando von Colonel Paul Tibbets die Bombe auf Hiroshima ab. 580 Meter über dem Boden explodierte die Bombe mit etwa 13 Kilotonnen TNT-Äquivalent Sprengkraft, tötete 20.000 bis 90.000 Menschen sofort und zerstörte 80 Prozent der Stadt. Viele Opfer wurden schwer verstrahlt und starben oder leiden bis heute noch an den Folgen. In der japanischen Gesellschaft wurden diese Opfer der Strahlenkrankheit als Hibakusha bezeichnet. Nach neuesten Studien aus Deutschland, USA und Japan sollen an den Langzeitfolgen wesentlich weniger Menschen gestorben sein, als bisher angenommen. Demnach können etwas mehr als 700 Todesfälle der nuklearen Verstrahlung zugeordnet werden. Etwa 30 Föten entwickelten nach ihrer Geburt geistige Behinderungen.[1]

Little Boy war die erste von zwei Atomwaffen, die bis zum heutigen Tage in einem militärischen Konflikt zur Explosion gebracht wurden. Die zweite Bombe mit dem Namen Fat Man wurde drei Tage später, am 9. August 1945, auf Nagasaki abgeworfen.

Daten

Gewicht 4.040 kg (8.900 lbs)
Länge 3,20 m (10,5 ft)
Durchmesser 0,71 m (28 in)
Spaltmaterial 64 kg (38,4 kg Zielmasse und 25,6 kg Projektilmasse) Uran
Neutronenreflektor Wolframcarbid
Neutronenquelle Polonium-Beryllium
Treibmittel zweibasiges Nitrozellulose-Schießpulver (Cordit)
Zündung elektrisch: Luftdruckzünder und Fernmesszünder (Radar)
Explosionskraft 12–18 kT (13,4 kT vorausberechnet)
Explosionshöhe 580 ±15 m (1900 ± 50 ft)

Einzelnachweise

  1. spiegel.de: Is Atomic Radiation as Dangerous as We Thought? S. 2, Artikel vom 22. November 2007

Weblinks


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