- Hispano-Suiza HS-404
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Die Hispano-Suiza HS.404 20-mm-Maschinenkanone war eine der am weitesten verbreiteten Bordschusswaffen des 20. Jahrhunderts. Eingesetzt wurde sie von den britischen, amerikanischen, französischen und vielen anderen Streitkräften. Durch das 20-mm-Kaliber konnte die mit 45 bis 50 kg verhältnismäßig leichte Waffe wirksame Explosivgeschosse abfeuern. Dies machte sie zur idealen Bordbewaffnung für Flugzeuge und ersetzte die Browning-Maschinengewehre des Kalibers .303 British (7,7 mm), welche in den 1930er-Jahren häufig in Flugzeugen eingesetzt wurden.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Die HS.404 basiert auf der älteren schweizerischen Oerlikon FF-Maschinenkanone, welche Hispano-Suiza als Lizenzprodukt in Frankreich unter dem Namen HS.7 und HS.9 fertigte. Ende der Dreißiger Jahre überarbeite der Ingenieur Marc Birkigt die Konstruktion; sie erhielt einen neuen Abzug, eine wesentlich höhere Feuerrate sowie eine etwas erhöhte Mündungsgeschwindigkeit. Das Ergebnis war die Type 404 oder HS.404, welche als beste Bordschusswaffe ihrer Art angesehen wurde. Die 404 wurde vielfach in französische Vorkriegsflugzeuge eingebaut, wo sie bemerkenswerterweise durch die Antriebswelle der Hispano-Suiza 12Y-Flugzeugmotoren schoss; eine als „Moteur-Canon“ (Motorkanone) bekannte Anordnung. Die Munition der HS.404 wurde durch ein 60 Schuss fassendes Trommelmagazin zugeführt. Da in den meisten Flugzeugen die Trommel während des Fluges nicht gewechselt werden konnte, war die knappe Munition ein Problem. Im Jahr 1940 entwickelte Hispano-Suiza eine gurtgeführte Munitionszuführung ähnlich der schwereren Deriviate der HS.404 im Kaliber 23 mm. Mit dem Einmarsch der deutschen Armee in Frankreich wurde die Entwicklung jedoch gestoppt.
Währenddessen sicherte sich Großbritannien die Lizenz zum Bau der HS.404, welche zuerst in der britischen Westland Whirlwind als Hispano Mk.I eingesetzt wurde. Britische Ingenieure entwickelten eine gurtgeführte Munitionszuführung. Die so leicht modifizierte Kanone wurde sowohl in der RAF als auch in der FAA als Hispano Mk.II eingesetzt. Je vier dieser Kanonen ersetzten die acht Browning .303-Maschinengewehre in der Hawker Hurricane und in der Tropenausführung der Supermarine Spitfire, die Waffe wurde zur Standardbewaffnung aller späteren Modelle. Die meisten anderen Spitfires hatten durch technische Schwierigkeiten bedingt (die unzulängliche Wärmeleitung der äußeren Waffe führte zu deren Vereisung in großen Höhen) lediglich zwei Kanonen im Verbund mit vier 0.303-Kaliber- oder zwei 0.50-Kaliber-Maschinengewehren.
In den USA wurde die Waffe als M1 in Lizenz hergestellt, wobei sowohl das United States Army Air Corps (USAAC) als auch die US Navy planten, auf das 20-mm-Kaliber umzustellen, sobald die Produktionskapazitäten dies zuließen. Eine Großserienfertigung der Waffe und ihrer Munition wurde für 1941 geplant. Während der Tests erwiesen sich die Waffen als extrem unzuverlässig, es zeigte sich eine erhebliche Anzahl von Fehlzündungen, weil die Patrone bereits bei einem leichten Schlag des Schlagbolzens zündete. Die Briten waren an der Waffe interessiert, um die heimische Produktion zu entlasten, jedoch waren sie über den Testverlauf enttäuscht. Im April 1942 wurde ein Exemplar der britischen Mk.II zu Vergleichszwecken in die USA geschickt. Der Hauptunterschied zwischen beiden war, dass die britische Version ein etwas kürzeres Patronenlager hatte.
Die Amerikaner lehnten es ab, das Patronenlager zu verändern, nahmen jedoch einige Änderungen an der Konstruktion vor, um sie zu einer zuverlässigeren M2 zu machen. Gegen Ende des Jahres 1942 hatte die USAAC 40 Millionen Schuss der 20-mm-Munition gelagert, die Waffe aber blieb unzumutbar. Erst im Dezember 1945 regte der amerikanische Chief of Ordnance an, zusätzliche Änderungen an der Konstruktion durchführen zu lassen, um die Waffe einsatzbereit zu machen.
In der Zwischenzeit hatten die Briten die US-Version abgeschrieben und die eigenen Produktionskapazitäten derart aufgestockt, dass diese Angelegenheit kein Thema mehr war. Die Waffe wurde weiter zur Hispano Mk. V überarbeitet, welche einen kürzeren Lauf, ein geringeres Gewicht und eine höhere Feuerrate auf Kosten einer geringeren Mündungsgeschwindigkeit hatte. Eines der wichtigsten britischen Kampfflugzeuge, das die Hispano Mk.V einsetzte, war die Hawker Tempest Mk.V Series II, in der vier Kanonen eingesetzt wurden. Die Amerikaner folgten dieser Entwicklung mit der M3, die Zuverlässigkeitsprobleme bestanden jedoch weiterhin. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich die USAF die M3 als M24 zu eigen, welche mit Ausnahme der elektrischen Zündung mit der M3 übereinstimmte. Die britische Mk V und die amerikanischen M3/M24-Waffen waren leichter und wiesen eine höhere Feuerrate auf als die zuvor gefertigte HS.404.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die HS.404 recht schnell durch die neu eingeführten Revolverkanonen ersetzt, die auf der deutschen MG 213 aufbauten (Anmerkung: Mit „Revolverkanone“ ist nicht die Gatling-Kanone gemeint, sondern das Prinzip analog der Mauser BK-27). Die Briten führten die durchschlagsstarke ADEN-Kanone in den meisten Nachkriegsflugzeuge ein, die Franzosen die ziemlich ähnliche DEFA-Kanone, beide mit derselben Munition. Die USAF ersetzte die M24 durch die Revolverkanone M 39 im Kaliber 20 mm (Anmerkung: ebenfalls keine Gatling-Kanone), während die US Navy die originale Hispano-Konstruktion mit einer neuen leichteren Patrone zur Colt Mk 12 Kanone kombinierte, um eine höhere Mündungsgeschwindigkeit zu erzielen.
Anwendung
Frankreich
- HS.404
Großbritannien
- Hispano Mk. I
- Gloster F.9/37
- Westland Whirlwind
- Hispano Mk. II
- Blackburn Firebrand
- Bristol Beaufighter
- CAC Boomerang
- Consolidated Liberator GR I
- de Havilland Mosquito
- Douglas Boston III (Intruder)
- Fairey Firefly
- Gloster Meteor
- Hawker Hurricane
- Hawker Typhoon
- North American Mustang IA
- Supermarine Spitfire
- Hispano Mk. V
- Bristol Brigand
- de Havilland Hornet & Sea Hornet
- de Havilland Vampire
- de Havilland Venom & Sea Venom
- English Electric Canberra B.Mk.6 & B(I).Mk.8
- Hawker Fury & Sea Fury
- Hawker Sea Hawk
- Hawker Tempest
- Martin-Baker M.B.5
- Supermarine Attacker
- Supermarine Seafang
- Supermarine Spiteful
- Supermarine Spitfire–Marks 21 und spätere
- Westland Welkin
- Westland Wyvern
Jugoslawien
- HS.404
USA
- M1
- M2
- Bell P-400 (P-39 Airacobra, Export)
- Boeing B-29 Superfortress
- Lockheed P-38 Lightning
- Northrop P-61 Black Widow
- Chance Vought F4U-1C Corsair
- M3
- Chance Vought F4U-4B Corsair und nachfolgende Versionen
- Chance Vought F6U Pirate
- Chance Vought F7U Cutlass
- M24
Technische Daten
- Typ: einläufige Maschinenkanone
- Kaliber-Geschoss: 20 mm × 110 mm
- Bauart: Gasdrucklader
- Länge: 2,36 m
- Gewicht (komplett): 42–50 kg
- Kadenz: 600–850 Schuss pro Minute (rpm)
- Mündungsgeschwindigkeit: 840–880 m/s (je nach Rohrlänge)
- Geschossgewicht: 130 g
- Sprengstoffanteil: ~6 g
Ähnliche Waffen
Name Patrone Geschoss-
gewichtKadenz Mündungs-
geschwindigkeitWaffen-
gewicht(Gramm) (rpm) (m/s) (kg) Frankreich HS.9 20 x 110RB 122 360-420 830 48 Hispano-Suiza HS.404 20 x 110 130 700 880 60 Deutschland MG FF 20 x 80RB 134 520 600 28 MG FF/M 20 x 80RB 92/115 540/520 700/585 28 MG 151/20 20 x 82 92/115 750 - 800 800/720 42 Japanische Armee Type 94 Flexible 20 x 99RB 127 380 675 43 Ho-1 20 x 125 144 400 805 45 Ho-3 20 x 125 144 400 805 45 Ho-5 20 x 94 96 750 - 850 715 37 Japanische Marine Type 99-1 20 x 72RB 129 520 525 26 Type 99-2 20 x 101RB 128 490 750 34 Großbritannien Hispano Mk.II 20 x 110 130 600 880 50 Hispano Mk.V 20 x 110 130 750 840 42 Russland SchWAK 20 x 99R 95 800 750 - 770 42 Beresin B-20 20 x 99R 95 800 750 - 770 25
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