Historischer Fernwärmekanal

Historischer Fernwärmekanal
Brühlsche Terrasse mit Fernheiz- und Elektrizitätswerk (rechts) um 1905
Semperoper mit Fernheiz- und Elektrizitätswerk (links) ohne Schornstein

Das Staatliche Fernheiz- und Elektrizitätswerk war ein Heizkraftwerk in Dresden. Es befand sich bis zur Zerstörung durch die Luftangriffe auf Dresden am 13. Februar 1945 westlich der Semperoper und des (ebenfalls zerstörten) „Hotel Bellevue“ an der Großen Packhofstraße.

Geschichte

Im Januar 1895 beschlossen König Albert und seine Minister, eine Heizungsanlage in die bis dahin unbeheizte Hofkirche einzubauen. Ein erstes Projekt für die Beheizung mit Kohle wurde durch den Oberbaurat Julius Temper am 8. Juni 1895 wegen brandschutztechnischer Erwägungen verworfen. Temper brachte daraufhin die Idee ein, die Wärmeerzeugungsanlage außerhalb der Hofkirche zu errichten und die Wärme mit einer Dampfleitung zur Kirche zu transportieren. Dieses Projekt wurde 1896 als 25. Königliches Dekret dem Sächsischen Landtag vorgelegt. Von den Abgeordneten wurde es als wünschenswert, aber nicht unbedingt dringend, zu den Akten gelegt. Im November 1897 wurde das jetzt besser begründete Projekt als 27. Königliches Dekret vom Landtag bewilligt; das Fernheiz- und Elektrizitätswerk sollte nach der überarbeiteten Planung zur Versorgung von insgesamt 18 staatlichen Gebäuden in seinem Umfeld mit Elektroenergie und Fernwärme dienen, darunter:

  • die Zoll- und Steuerdirektion (westlich des Fernheiz- und Elektrizitätswerkes, heute Standort des Landtags)
  • das Opernhaus
  • die Gemäldegalerie und der Zwinger
  • die Hofkirche
  • das Residenzschloss
  • das Ständehaus
  • das Johanneum
  • die Bibliothek
  • die Kunstakademie
  • das Alte Polizeigebäude
  • das Belvedere
  • das Albertinum
  • das Polizeipräsidium
  • das Landhaus

Auch in Bezug auf die anderen historischen Gebäude und die in ihnen aufbewahrten Kunstwerke ist die zentrale Energieversorgung als eine Maßnahme des Brandschutzes zu sehen – das Opernhaus z.B. besaß zuvor 24 einzelne Feuerstellen bzw. Öfen. Eine Fernwärme-Versorgung in diesem Umfang und in dieser räumlichen Ausdehnung war weitgehend technisches Neuland und bedurfte einer intensiven Vorplanung.

Zunächst wurde in der staatlichen Bauverwaltung unter der Leitung von Temper ein technischer Vorentwurf erarbeitet; dann wurde ein Architekturwettbewerb ausgelobt, aus dem der Entwurf der renommierten Dresdener Architekten William Lossow und Hermann Viehweger siegreich hervorging. Der Baubeginn erfolgte im Februar 1899 und im Dezember 1900 wurde die Anlage in Betrieb genommen; die Bauarbeiten am Gebäude wurden erst im März 1901 abgeschlossen. Um die Stadtsilhouette („Canaletto-Blick“) nicht zu sehr zu stören, erhielt der Industriebau eine Fassade aus Elbsandstein, ebenso wurde der erforderliche Schornstein als Turmbau mit Aussichtsplattform ausgeführt. Die Baukosten für Gebäude und technische Anlagen wurden 1903 auf rund 3 Millionen Mark beziffert.

1928 ging das Heizkraftwerk in das Eigentum der Stadt Dresden über. Nach dem Bau einer Fernwärmeleitung vom Westkraftwerk an der Schweriner Straße wurde das vormalige Heizkraftwerk nurmehr als Umformerstation genutzt. Der nicht mehr benötigte Schornstein bzw. Turm wurde um 1935 abgetragen.

Am 13. Februar 1945 wurde das Heizkraftwerk bei dem großen Luftangriff auf Dresden völlig zerstört. Bis heute blieb nur der historische Fernwärmekanal zum Schloss erhalten.

Trivia

Bemerkenswert ist, dass es in den ersten Betriebsjahren regelmäßige Fototermine gab, zu denen durch das Verfeuern von öligen Putzlappen ein besonders „schöner“, schwarzer Rauch erzeugt wurde.

Literatur

  • Die Architektur des XX. Jahrhunderts, Jg. 1903, Tafel 25
  • Werte unserer Heimat, Band 42: Dresden. Akademie Verlag, Berlin, 1985.
  • Tilo Richter: Industriearchitektur in Dresden. Kiepenheuer, Leipzig, 1997. ISBN 3-378-01019-3

51.05566213.7338557Koordinaten: 51° 3′ 20,38″ N, 13° 44′ 1,88″ O


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