Hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses

Hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses

Die Hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, ein sakramentales und katholisches Verständnis von Kirche innerhalb protestantischer Kirchen zu fördern. Ihr Selbstverständnis drückt sich in dem Begriff von der „Evangelischen Katholizität“ aus.

Sie wurde am 9. Oktober 1918 in Berlin gegründet und hat Mitglieder aus vielen Kirchen vor allem aus dem deutschsprachigen Raum. Ihren geistlichen Kern bildet seit 1929 die Hochkirchliche St.-Johannes-Bruderschaft.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Der schleswig-holsteinische Pastor Heinrich Hansen (1861-1940) veröffentlichte 1917, ähnlich wie sein Landsmann Claus Harms 1817, zur Jahrhundertfeier der Reformation 95 selbstkritische Thesen „Stimuli et clavi“: die lutherischen Kirchen sollten Buße tun und zur vom Evangelium bestimmten Katholizität zurückkehren. Die Hochkirchliche Vereinigung (Zusatz: Augsburgischen Bekenntnisses, seit 1938) leitete H. Hansen, später der ursprünglich katholische und 1919 durch Nathan Söderblom in das reformatorische Kirchentum aufgenommene Prof. Dr. Friedrich Heiler (1892-1967), Marburg.

Selbstverständnis

Die Hochkirchliche Vereinigung versteht sich als Erneuerungsbewegung der evangelischen Kirche „im Dienst an der Einen Heiligen Kirche Jesu Christi.“ Diese Erneuerung vollzieht sich in der „wechselseitigen Anerkennung der Ämter“ und in der „Verantwortung vor der Ökumene, denn die Kirche der Zukunft wird ökumenisch sein oder sie wird nicht sein.“ Erneuerung geschieht auch im persönlichen Leben durch die Beichte (Einzelbeichte) und im „geschwisterlichen Umgang mit Schuld.“ Erneuerung geschieht auch durch Vertiefung der Gemeinschaft und durch „Opfer an Zeit, Geld und Hilfe für andere.“ „Evangelisch“ wird auf das Evangelium und das Reden darüber bezogen, „katholisch“ auf „allumfassend,“ auf das Verbindende unter den Einzelnen und den Kirchen.

Evangelische Katholizität

Die Hochkirchliche Vereinigung definiert Evangelische Katholizität in etwa folgendermaßen: „Beide Aspekte christlichen Lebens gehören zusammen. Niemand ist entweder nur ‚evangelisch‘ oder nur ‚katholisch‘.“ Einem Auseinanderfallen dieser beiden Aspekte entgegenzuwirken, die Bereitschaft aufeinander zu hören, miteinander zu sprechen und nachzudenken, das ist die Aufgabe, die sich die Hochkirchliche Vereinigung gestellt hat. Keine und keiner, auch keine Kirche oder Gemeinde, ist in sich schon vollkommen. Sie muss hören, lernen und sich ändern. Jede verfasste Kirche muss sich ihrer evangelischen Katholizität bewusst sein oder werden. Sie sollte keine Angst haben, diesen Namen zu tragen. Ziel ist die sichtbare Einheit der Einen Heiligen Kirche. Im Amt des Bischofs (Petrusdienst), dem Amt des Pfarrers, der Ordination und der Apostolischen Sukzession mit ihren drei Elementen: traditio - successio - communio sieht sie die Zeichen und Gestalten der Einheit, sowie in der Feier des Gottesdienstes mit Heiligem Abendmahl (Eucharistie).

Aktivitäten

Die Hochkirchliche Vereinigung unterhält eine Zeitschrift und einen Verlag „Eine Heilige Kirche“, hält Theologische Fachtagungen zu aktuellen ökumenischen Fragestellungen ab und versteht sich als Plattform des ökumenischen Austauschs und Lernens voneinander.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Theodor Hauf, Ursula Kisker: Rechtfertigung gemeinsam bekennen – Erneuter Ruf zur Evangelischen Katholizität. Achtzig Jahre Hochkirchliche Vereinigung 1918–1998, EHKNF Nr. 5, Bochum 1999.
  • Hans-Joachim Mund: Um die eine Kirche. Evangelische Katholizität. Hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses (Hrsg.) München, 1984.
  • Lydia Präger (Hrsg.): Frei für Gott und die Menschen. Evangelische Bruder- und Schwesternschaften der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Stuttgart, 1. Auflage, S. 272-276.
  • Walter Birnbaum: Die deutsche evangelische liturgische Bewegung. Das Kultusproblem und die liturgischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Band II: Die deutsche evangelische liturgische Bewegung. Tübingen, 1970, S. 39-46.
  • Johannes Halkenhäuser: Kirche und Kommunität. Geschichte und Auftrag der kommunitären Bewegung in den Kirchen der Reformation. Konfessionskundliche und Kontroverstheologische Studien. Band XLII. Paderborn, 1978, S. 207.
  • Christoph Joest: Spiritualität evangelischer Kommunitäten. Altkirchliche-monastische Tradition in evangelischen Kommunitäten von heute. Göttingen 1995, S. 394.
  • Carl E. Braaten: Mother Church. Ecclesiology and Ecumenism. Minneapolis 1998 S. 85-88.
  • J. Langfeldt: Die hochkirchliche Bewegung in Deutschland […] 2007.
  • Heinrich Kröger u.a.: Zwischen Volkssprache und Hochkirche. Zu Leben und Wirken des Pastors Heinrich Hansen. Nordfriesische Lebensläufe 10, hrsg. von Thomas Steensen, Verlang Nordfriisk Instituut, Bredstedt 2011 (ISBN 978-3-88007-365-4).

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