- Hofmann von Fallersleben
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August Heinrich Hoffmann, bekannt als Hoffmann von Fallersleben (* 2. April 1798 in Fallersleben (heute Stadtteil von Wolfsburg); † 19. Januar 1874 in Corvey) war Hochschullehrer für Germanistik und Dichter. 1841 schrieb er die spätere deutsche Nationalhymne, das „Lied der Deutschen”. Zur Unterscheidung von anderen Trägern des häufigen Familiennamens Hoffmann nahm er als Zusatz den Herkunftsnamen von Fallersleben an.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hoffmann war der Sohn des Kaufmanns, Gastwirts und Bürgermeisters von Fallersleben, Heinrich Wilhelm Hoffmann, und dessen Ehefrau Dorothea Balthasar. 1812 besuchte er nach der Fallerslebener Bürgerschule (Volksschule) die höhere Bürgerschule (Gymnasium) in Helmstedt. Zwei Jahre später wechselte er an das Martino-Katharineum nach Braunschweig. Im Mai 1815 debutierte er mit vier Gedichten.
Ab April 1816, mit 18 Jahren, begann Hoffmann in Göttingen (nach eigenem Bekunden „mit wenig Geld und Lust”) ein Studium der Theologie und wurde im selben Jahr Mitglied der „Alten Göttinger Burschenschaft“. Eigentlich interessierte er sich mehr für die Geschichte des klassischen Altertums, sein Vorbild hierbei war Winckelmann. Als er 1818 die Bekanntschaft der Brüder Grimm machte, fragte ihn Jacob Grimm, ob ihm sein Vaterland nicht näher liege als die Antike. Daraufhin wechselte er zum Studium der deutschen Sprache und Literatur (Germanistik und deutsche Philologie).
1818 konnte ihn sein Vater mit seinen Beziehungen und Geld vor dem Militärdienst bewahren. Noch im selben Jahr folgte Hoffmann seinem Lehrer Friedrich Gottlieb Welcker an die Universität Bonn. Dort wurden Jacob Grimm und Ernst Moritz Arndt seine Dozenten. 1819 wurde er Mitglied der „Alten Bonner Burschenschaft“.
Am 8. Mai 1821 fand Hoffmann Bruchstücke des mittelalterlichen epischen Gedichts Otfried. Kurz darauf veröffentlichte er einen Aufsatz über diesen Fund mit dem Titel Bruchstücke vom Otfried .... Im gleichen Jahr erschien seine Gedichtsammlung Lieder und Romanzen, bei der er sich erstmals des Namens Hoffmann von Fallersleben bediente. Mit dem Zusatz seines Heimatortes wollte er lediglich Namensgleichheit vermeiden und war nicht darauf aus, einen Adelstitel vorzutäuschen.
Berufsleben
Im Dezember 1821 verließ er Bonn und ging nach Berlin, um mit Hilfe seines Bruders Bibliothekar zu werden. Dieser brachte ihn mit dem Freiherrn Gregor von Meusebach zusammen, dessen Privatbibliothek in ganz Preußen bekannt war. Im Kreis des Freiherrn Meusebach schloss Hoffmann Freundschaft mit Friedrich Karl von Savigny, Georg Friedrich Hegel, Adelbert von Chamisso, Ludwig Uhland und anderen.
1823 wurde Hoffmann zum Kustos der Bibliothek der Universität Breslau berufen. Dort wurde er 1830 in der Nachfolge von Johann Gustav Gottlieb Büsching zum außerordentlichen Professor für deutsche Sprache und Literatur berufen, 1835 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Professor.
1840 und 1841 erschien seine Gedichtsammlung Die unpolitischen Lieder (Teil 1 mit 140, Teil 2 mit 150 Gedichten). Die damals hohe Auflage von 12.000 Exemplaren stieß auf große Nachfrage. Während eines Aufenthalts auf der damals englischen Badeinsel Helgoland verfasste er am 26. August 1841 das Lied der Deutschen, das im Oktober des gleichen Jahres erstmals öffentlich in Hamburg gesungen wurde.
Hoffmanns besonderes Interesse galt der altniederländischen Sprache. Er unternahm insgesamt acht Reisen nach Holland und Flandern, wobei er Begründer der niederländischen Philologie wurde und die Ehrendoktorwürde der Universität Leiden erhielt.
Wendepunkt
Wegen seiner nationalen und demokratischen Haltung, die sich in seinen unpolitischen Liedern äußerte, wurde Hoffmann 1842 von der preußischen Regierung pensionslos seiner Professur enthoben. Ein Jahr später entzog man ihm die preußische Staatsbürgerschaft und verwies ihn des Landes. Dies war der Wendepunkt in seinem Leben; Hoffmann ging ins Exil. Er irrte quer durch Deutschland, wurde aber von politischen Freunden aufgenommen. Ständig von der Polizei bespitzelt, wurde er 39 mal ausgewiesen, darunter dreimal aus seiner Heimatstadt Fallersleben. An etlichen Stationen seines Wanderlebens wurden im 20. Jahrhundert Schrifttafeln an den Gebäuden angebracht, zum Beispiel in Vorsfelde oder in Alt-Wolfsburg mit der Aufschrift:
- Hoffmann von Fallersleben fand in diesem Pfarrhause vor dem Revolutionsjahr 1848 und danach Schutz auf der Flucht vor den staatlichen Verfolgern bei seinem Freund und politischen Weggefährten David Lochte, Pastor von St. Marien 1826–1862
Für längere Zeit Unterschlupf erhielt er auf einem mecklenburgischen Rittergut, dessen Besitzer ihn gegenüber den Behörden als Kuhhirten deklarierte. In der Abgeschiedenheit des Landlebens entstanden seine schönsten Kinderlieder. Im Revolutionsjahr 1848 bekam er dank eines Amnestiegesetzes ein Wartegeld auf preußischem Boden ausgezahlt, aber nicht seine Professur zurück.
Ehe und Familie
1849 konnte Hoffmann rehabilitiert ins Rheinland zurückkehren. Noch im selben Jahr heiratete der 51-jährige seine 18-jährige Nichte Ida vom Berge, eine Pastorentochter aus Hannover-Bothfeld. Mit ihr hatte er einen Sohn, der 1855 in Weimar zur Welt kam. Er wurde auf die Namen Franz Friedrich nach seinen beiden Paten, Franz Liszt und Friedrich Preller, getauft. Nach seiner Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf und an der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar, wo er ein Schüler von Theodor Hagen war, wurde Franz Friedrich Hoffmann-Fallersleben Landschaftsmaler. Bis 1888 lebte er in Weimar, danach als Professor in Berlin, wo er 1927 starb. Begraben ist er in Weimar. Seine Bilder sind heute im Hoffmann-von-Fallersleben-Museum in Wolfsburg-Fallersleben ausgestellt.
Den Komponisten Liszt hatte der Dichter 1854 in Weimar kennengelernt, wo er im Auftrag des Großherzogs Carl Alexander eine literaturwissenschaftliche Zeitschrift herausgab. 1855 zog die Familie nach Corvey um. Dort bekam Hoffmann fünf Jahre später durch Vermittlung von Liszt 1860 eine Anstellung als Schlossbibliothekar bei Herzog Viktor I. von Ratibor. Noch im selben Jahr verstarb seine Ehefrau Ida. Im Alter von 75 Jahren starb August Heinrich Hoffmann nach einem Schlaganfall am 19. Januar 1874 in Corvey. Er wurde in Anwesenheit von 4000 Trauergästen neben seiner Gattin auf dem Friedhof neben der ehemaligen Abteikirche von Corvey beigesetzt.
Politische Bedeutung
Die Politisierung Hoffmanns erfolgte bereits in seiner Kindheit. Wenige Jahre nach der französischen Revolution geboren, wuchs er in die Reste des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation hinein mit hunderten kleinster, absolutistisch regierter Fürstentümer. Als Kind erlebte er in der Zeit der napoleonischen Besatzung die Einführung von Bürgerrechten (Gleichheit vor dem Gesetz, Religionsfreiheit, öffentliche Gerichtsverfahren usw.). Nach dem Rückzug der Grande Armée infolge der Niederlage in Russland 1812 wurde in der Heimat des Dichters die alte Adelsordnung in Form des Königreichs Hannover wieder installiert.
Die politische Bedeutung Hoffmanns bestand im Kampf für die verloren gegangenen bürgerlichen Freiheiten und in den Bestrebungen zur Schaffung eines geeinten, deutschen Vaterlandes. Letzteres geschah vor allem durch sein Deutschlandlied, das seinerzeit von Studenten und freiheitlich gesinnten Bürgern begeistert gesungen wurde. Seine Gedichte der Unpolitischen Lieder, welche natürlich ganz und gar nicht unpolitisch waren, griffen die staatlich-politischen Verhältnisse jener Zeit an, wie:
- Kleinstaaterei
- Pressezensur
- Fürstenwillkür
- Allmacht von Polizei und Militär
Ein Demokrat allerdings war Hoffmann nicht. Seine politischen Ziele waren vor allem die Vereinigung Deutschlands, für die er sich sogar einen Kaiser zurückwünschte. Immanent in Hoffmanns Denken war auch der Hass auf Frankreich, den er in seinen Gedichten und Briefen mit Vernichtungswünschen untermalte.
(...) „und lässt uns nur den Hass übrig, den Hass gegen dies verworfene Franzosengeschlecht, diese Scheusale der Menschheit, diese tollen Hunde, diese grande nation de l'infamie et de la bassese.
Gott gebe und Er gibt es, dass wir aus diesem schweren Kampfe glorreich hervorgehen und der Menschheit den großen Dienst erweisen, dass mein, unser aller 'Deutschland über alles' zur Wahrheit wird.“
Brief an Adolf Strümpell, 27. August 18701845 besuchte Hoffmann die Herzogtümer Schleswig und Holstein, anfangs voller Begeisterung für die deutsch-nationale Erhebung gegen die dänische Königsmacht. Nach einer Zusammenkunft in der Stadt Schleswig schrieb er jedoch enttäuscht in seinem Tagebuch:
Diese Schleswiger haben ja fast nur die Sprache mit uns gemeinsam. In ihnen steckt das dänische Wesen sehr tief, und es tritt hervor bei jeder Gelegenheit...[1]
Ebenso war Hoffmann überzeugter Antisemit. Zentral hierbei das Motiv des deutschen Volkstums, das er gegen jüdische Kosmopoliten setzt.
„Des deutschen Kaisers Kammerknechte
sind jetzt Europas Kammerherrn.
Am Himmel aller Erdenmächte,
o Israel, wie glänzt dein Stern“[2]Seine Werke machten Hoffmann von Fallersleben auf einen Schlag berühmt, kosteten ihn aber auch die berufliche Karriere. Die Erfüllung seines größten politischen Wunsches, ein vereintes und freies Deutschland, erfuhr Hoffmann noch zu Lebzeiten, als 1871 das Deutsche Reich unter Bismarck gegründet wurde.
Gedenken
Im Schloss Fallersleben hat die Stadt Wolfsburg ein Hoffmann-von-Fallersleben-Museum eingerichtet.
Das Geburtshaus Hoffmanns wird heute als Hotel-Restaurant mit Saalbetrieb (Hoffmann-Haus) geführt und ist im Besitz der Stadt Wolfsburg. Vor dem Gebäude steht eine Steinbüste des Dichters.Siegfried Neuenhausen fertigte 2007 ein Bronzerelief mit dem Bildnis des Dichters. Es ist in Hannover am Niedersächsischen Landtag im Leineschloss an einem beschrifteten Torbogen angebracht. Als Zweitanfertigung hängt das Relief seit 2008 im Rathaus in Wolfsburg.
Auf der Nordseeinsel Helgoland steht ein Denkmal. In mehreren Städten wurden Schulen nach ihm benannt (wie Braunschweig, Hannover, Höxter, Lütjenburg, Weimar und Wolfsburg).
Zu seinem Andenken verleiht die Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft alle zwei Jahre den Hoffmann-von-Fallersleben-Preis. Außerdem wird jedes Jahr am 1. Mai im Kaisersaal des Schlosses Corvey die Hoffmann-von-Fallersleben-Medaille an eine Persönlichkeit verliehen, die sich besonders für die Einheit Deutschlands eingesetzt hat.In Hannover-Bothfeld an der St. Nikolai-Kirche wurde 1941 am 100. Jahrestag des Deutschland-Liedes eine Eiche in Gedenken an den Dichter gepflanzt. In Bothfeld gründete er 1849 seine Familie und dichtete viele Heidelieder. Darauf weist ein Gedenkstein ein.
Werk
Neben seiner politischen Lyrik schuf der Dichter 550 Kinderlieder, von denen er 80 vertonte, viele in Zusammenarbeit mit seinem Freund Ernst Richter. Des Weiteren schrieb er Volks- und Vaterlandslieder. Die bekanntesten Lieder sind:
- Das Lied der Deutschen, dessen dritte Strophe die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland ist
- Alle Vögel sind schon da (in Althaldensleben verfasst)
- Ein Männlein steht im Walde (Dez. 1843)
- Summ, summ, summ (...Bienchen summ herum)
- Winter ade , scheiden tut weh
- Kuckuck, Kuckuck, ruft's aus dem Wald
- Der Kuckuck und der Esel
- Morgen kommt der Weihnachtsmann
- Der Frühling hat sich eingestellt
- Auswanderungslied
- Ruwertallied
Bibliographie
Hoffmann von Fallersleben als Autor (Erstdruck: Verlag, Erscheinungsort und -jahr):
- Unpolitische Lieder I (Hoffmann und Campe, Hamburg, 1841)
- Unpolitische Lieder II (Hoffmann und Campe, Hamburg, 1842)
- Deutsche Lieder aus der Schweiz (Winthertur und Zürich, 1843)
- Fünfzig Kinderlieder von Hoffmann von Fallersleben nach Original- und bekannten Weisen mit Clavierbegleitung von Ernst Richter (Xaver und Wigand, Leipzig, 1843)
- Fünfzig neue Kinderlieder von Hoffmann von Fallersleben nach Original- und bekannten Weisen mit Clavierbegleitung von Ernst Richter (Friedrich Wassermann, Mannheim, 1845)
- Vierzig Kinderlieder von Hoffmann von Fallersleben nach Original- und Volks-Weisen mit Clavierbegleitung (Wilhelm Engelmann, Leipzig, 1847)
- Mein Leben: Aufzeichnungen und Erinnerungen (Sechs Bände, Carl Rümpler, Hannover, 1868-1870)
Hoffmann von Fallersleben als Herausgeber:
- Politische Gedichte aus der deutschen Vorzeit (1843) (Digitalisat)
Sammlungen:
- Gesammelte Werke, 1893 (postum)
Literatur
- Walter Methler, Martin Frost: Hoffmann von Fallersleben. Kinderlieder - Freundschaften, Evangel. Kirchengemeinde Volmarstein, Wetter/Ruhr 1990
- Marek Halub: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Im schlesischen Mikrokosmos, eine kulturgeschichtliche Studie, Wydan. Uniw., Breslau 2005, ISBN 83-229-2576-X
- Richard Müller: Die Ahnen des Dichters Hoffmann von Fallersleben und ihre Familien, Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft, Fallersleben 1957
- Irina Kaminiarz, Hans Lucke: Hoffmann von Fallersleben - Alles Schöne lebt in Tönen, Weimarer Taschenbuch Verlag, Weimar 2006, 144 S., mit zahlr. Abbildungen, ISBN 978-3-937939-68-1
- Dr. Wilhelm Schoof, Der Dichter des Deutschlandliedes in Lübeck, Seite 111ff, in Der Wagen 1962, ein Lübeckisches Jahrbuch, herausgegeben in Verbindung mit der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, Verlag Max Schmidt-Römhild, Lübeck 1962
- Franz-Josef Degenhardt, Der Mann aus Fallersleben, Die Lieben des August Heinrich Hoffmann (Roman), Aufbau Taschenbuch Verlag Berlin 1996
Noten und Quellen
- ↑ Slesvigland, 1980, Nr. 4
- ↑ Salvator Mundi
Weblinks
- Literatur von und über August Heinrich Hoffmann von Fallersleben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Digitalisierte Schriften
- Werke von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben bei Zeno.org
- Hoffmann von Fallersleben Gesellschaft e.V.
- Fallersleben-Archiv
- Hoffmann-von-Fallersleben-Museum
Personendaten NAME Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich ALTERNATIVNAMEN August Heinrich Hoffmann KURZBESCHREIBUNG deutscher Liederdichter, Verfasser des „Lieds der Deutschen“ GEBURTSDATUM 2. April 1798 GEBURTSORT Wolfsburg-Fallersleben STERBEDATUM 19. Januar 1874 STERBEORT Corvey
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