Holzknecht

Holzknecht
Bayerischer Holzknecht. Nach dem Ölgemälde von Carl Breitbach.
Holzknechthütte aus Rinde. Nachbau einer Hütte aus dem 19. Jahrhundert

Holzknecht ist eine alte, umgangssprachlich in Bayern und Österreich heute noch übliche Bezeichnung für Waldarbeiter. Der Holzeinschlag wurde dort durch ein so genanntes Holzmeistersystem geregelt.

Die Holzmeister waren selbstständige Unternehmer, die im Akkord mit eigenen Arbeitern, den Holzknechten, für die zumeist staatlichen Forstämter den Holzeinschlag und -transport bis zu den Lagerplätzen übernahmen. Diese Holzknechte stammten in der Regel aus der „unterbäuerlichen Schicht“ und wurden von den Holzmeistern mit allen anfallenden Arbeiten, nicht nur der Waldarbeit, betraut. Erst mit Ende des 19. Jahrhunderts wurden solche Knechte ausschließlich zu Arbeiten im Wald herangezogen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts endete das Holzmeistersystem. Die Forstämter stellten von da an selbst die Holzknechte ein.

Da ein Großteil der Holzarbeit früher im Winter anfiel, wurde diese oft auch von Zimmerern etc. ausgeführt, die in ihrem Hauptberuf nur im Sommer Arbeit fanden. Der Verdienst der Holzknechte lag meist unter dem anderer Tagelöhner, aber die Art der Arbeit, das freiere Leben der Holzknechte und ihr Abstand gegenüber manchen Zwängen des Lebens im Dorf machten die Tätigkeit für viele junge Männer zu einem erstrebenswerten Beruf.

Ende des vorletzten Jahrhunderts existierte noch kein gesetzliches Sozialsystem. Daher mussten die Holzknechte, wenn sie zur Waldarbeit nicht mehr in der Lage waren, ins Armenhaus der Gemeinde ziehen. Der Aufenthalt in diesem Armenhaus war an die Bedingung geknüpft, Holzhacken oder andere Arbeiten für die Gemeinde verrichten zu können. Konnten sie dies nicht mehr, mussten sie „ins Quartier“ gehen. Dies bedeutete, dass jeder Bürger der Gemeinde, gestaffelt nach seinem Vermögen, einen solchen Gemeindearmen jeweils einen halben Tag bis zu drei Wochen in seinem Haus aufnehmen musste.

Besonders hoch entwickelt war die Holzwirtschaft in den Einzugsgebieten der Salinen wie Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Traunstein, Rosenheim usw., die ständig einen großen Bedarf an Brennholz hatten. Das Holzknechtmuseum Ruhpolding zeigt Arbeitsweise und Leben der Holzknechte.

Siehe auch

Holzfäller

Literatur

  • Josef Aschenwald, Martin Reiter: Die alten Holzknechte vom Zillertal – Horuck! Wie's früher war…. Edition Tirol, Reith im Alpbachtal 2005, 160 S., ISBN 3-85361-106-0
  • Sepp Paukner: Waldarbeiter im oberbayerischen Salinengebiet. Bamberg: WVB, 1991, (Regensburger Schriften zur Volkskunde, Bd.7), ISBN 3-927392-24-3
  • Ekkehard Schwartz: Arbeits- und Lebensbedingungen der Waldarbeiter im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland. KWF-Bericht Nr. 24. Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF), Groß-Umstadt 1998, 196 S.
  • Uwe Tobä: Zwischen Stoppuhr und Spaltaxt – Die Geschichte der Waldarbeiterausbildung im 20. Jahrhundert. Interdisziplinäre Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der forstlichen Arbeitswissenschaft und berufs- und arbeitspädagogischer Entwicklungen, Grundlagen und Begründungen. Conte-Verlag, Saarbrücken 2003, 472 S., ISBN 3-9808118-7-5

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Holzknecht — (Лангенфельд,Австрия) Категория отеля: 4 звездочный отель Адрес: 6444 Лангенфельд, Австри …   Каталог отелей

  • Holzknecht — Họlzknecht,   Guido, österreichischer Röntgenologe, * Wien 3. 12. 1872, ✝ ebenda 30. 10. 1931; ab 1914 Professor in Wien, ab 1928 Leiter der dortigen röntgentechnischen Versuchsanstalt. Holzknecht hatte maßgeblichen Anteil an der engen… …   Universal-Lexikon

  • Holzknecht (Begriffsklärung) — Holzknecht steht für: Holzknecht, eine alte, umgangssprachlich in Bayern und Österreich noch übliche Bezeichnung für Waldarbeiter. Holzknecht Raum (Retrokardialraum), einen anatomischen Begriff Holzknecht ist der Nachname folgender Personen:… …   Deutsch Wikipedia

  • Holzknecht-Raum — Der Holzknecht Raum oder Retrokardialraum (Abk. RCR, lat.: Spatium retrocardiale) ist der Raum zwischen der Herzhinterwand und der Wirbelsäule, der bei seitlicher Röntgenaufnahme des Brustkorbs sichtbar wird. Er wurde nach Guido Holzknecht… …   Deutsch Wikipedia

  • Holzknecht (Waldarbeiter) — Holzknechthütte aus Rinde. Nachbau einer Hütte aus dem 19. Jahrhundert Holzknecht ist eine alte, aber umgangssprachlich in Bayern und Österreich noch übliche Bezeichnung für Waldarbeiter. Sie stammt aus dem bairisch/österreichischen Raum, der… …   Deutsch Wikipedia

  • Holzknecht, der — Der Holzknècht, des es, plur. die e, ein geringer Forstbedienter, welcher dem Förster untergeben ist; ein Forstknecht, Waldknecht …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Holzknecht space — Holz·knecht space (holtsґknekt) [Guido Holzknecht, Austrian radiologist, 1872–1931] see under space …   Medical dictionary

  • Holzknecht-Raum — Họlzknecht Raum [nach dem östr. Röntgenologen Guido Holzknecht, 1872 1931]: röntgenologische Bezeichnung für den Raum zwischen Herzschatten u. Wirbelsäulenschatten im Röntgenogramm (der bei Erweiterung des linken Herzvorhofs verkleinert ist) …   Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke

  • Holzknecht — Guido, Austrian radiologist, 1872–1931. See H. unit …   Medical dictionary

  • Holzknecht — Holzknechtm 1.grober,ungebildeterMann.1900ff. 2.grobwieeinHolzknecht=derb(aufdieRedeweisebezogen).1900ff …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”