- Horner-Trias
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Klassifikation nach ICD-10 G90.2 Horner-Syndrom ICD-10 online (WHO-Version 2006) Das Horner-Syndrom (auch Horner-Trias) beschreibt eine spezifische Form einer Nervenschädigung. Sie ist ein zumeist einseitig vorkommender Symptomkomplex, der durch den Ausfall des Kopfteils des Sympathikus, eines Teils des unwillkürlichen Nervensystems, entsteht und durch eine typische Trias gekennzeichnet ist: Pupillenverengung (Miosis), Herabhängen des oberen Augenlids (Ptosis) und eingesunkener Augapfel (Enophthalmus).
Diese Trias wurde 1869 durch Johann Friedrich Horner beschrieben und nach ihm benannt.
Inhaltsverzeichnis
Symptome
Pupillenverengung
Die Pupillenverengung (Miosis) tritt durch den Ausfall des sympathisch innervierten Musculus dilatator pupillae (Pupillenerweiterer) in der Regenbogenhaut ein. Es tritt dadurch ein Dilatationsdefizit im Dunkeln auf, d. h. die Pupille erweitert sich nicht, wie normalerweise im Dunkeln. Betroffene berichten daher manchmal von Sehschwierigkeiten in dunkler Umgebung.
Zurückgesunkener Augapfel
Der in die Augenhöhle zurückgesunkene Augapfel (Enophthalmus) entsteht durch den Ausfall des sympathisch innervierten Musculus orbitalis. Es handelt sich dabei um glatte Muskulatur in der Periorbita, der äußeren Bindegewebshülle des Auges. Der Tonus dieses Muskels sorgt normalerweise dafür, dass das Auge leicht nach außen gedrückt wird. Diese Form des Enophthalmus ist, entgegen der bei Krämpfen der äußeren quergestreiften Augenmuskeln (Musculus retractor bulbi, Musculi recti bulbi), kaum sichtbar. Der Enophthalmus bei Hornersyndrom wird vielmehr durch die Ptosis nur vorgetäuscht (Pseudoenophthalmus).
Bei Tieren kann ein partieller Vorfall der Nickhaut (auch als „drittes Augenlid“ bezeichnet) auftreten.
Herabhängen des Oberlids
Das Herabhängen des Oberlids (Ptosis) ist durch den Ausfall des ebenfalls aus glatter Muskulatur bestehenden und sympathisch innervierten Musculus tarsalis bedingt. Dieser Muskel rafft am gesunden Auge das Augenlid in vertikaler Richtung.
Der eigentliche Hebermuskel des oberen Augenlids, der Musculus levator palpebrae superioris, ist deutlich kräftiger und besteht aus quergestreifter Muskulatur. Er wird vom Nervus oculomotorius allgemein somatomotorisch innerviert und ist daher beim Hornersyndrom nicht betroffen: Die Ptosis ist beim Hornersyndrom geringer ausgeprägt als bei einem Ausfall des Nervus oculomotorius.
Weitere Anzeichen
Neben diesen klassischen drei Hauptsymptomen (Trias) am Auge treten bei einem Sympathikusausfall weitere Symptome wie Gefäßerweiterung (Vasodilatation) und verminderte Schweißsekretion im betroffenen Gesichtsteil (Anhidrose) auf. Pigmentflecken im Auge, unterschiedliche Pupillenweite und verschiedene Färbung der Regenbogenhaut sind weitere Indizien.
Pathophysiologie
Durch Ausfälle entlang des anatomischen Verlaufs der sympathischen Innervation der Kopfregion lassen sich die einzelnen Symptome des Horner-Syndroms erklären und werden nachfolgend für den peripheren Anteil, also nicht den zentralnervösen Anteil, dargestellt:
- Erstes Neuron (erste Nervenzelle): Die Zellkörper (Somata) des Sympathikus sind im oberen Thorakalmark (Brustteil des Rückenmarks) lokalisiert. Von dort aus ziehen Axone (Fortsätze von Neuronen) in Richtung der entsprechenden Ganglien.
- Ganglion stellatum: Die Axone der Nervenzellen des Sympathikus verlaufen innerhalb des Grenzstrangs kopfwärts. Die für die Horner-Trias relevanten Nervenzellfortsätze durchqueren das Ganglion stellatum, ohne dort umgeschaltet zu werden. Ein Horner-Syndrom kann beispielsweise ein Hinweis auf eine erfolgreich durchgeführte Stellatumblockade sein.
- Halsteil des Sympathikus: Er kommt bei den meisten Säugetieren als Truncus vagosympathicus vor. Dieser Stamm zieht am Hals zusammen mit der Arteria carotis communis dorsal (auf der zum Rücken weisenden Seite) von Speise- und Luftröhre in Richtung Kopf.
- Zweites" Neuron: Die Umschaltung erfolgt beim Menschen im Ganglion cervicale superius, bei Tieren als Ganglion cervicale craniale bezeichnet. Dieses Ganglion befindet sich ventral (bauchwärts) der oberen Halswirbel. Bei Tieren ist es kaudal (schwanzwärts), nahe der Schädelbasis zu finden.
- Ganglion ciliare: Die sympathischen Nervenfasern passieren dieses hinter dem Auge gelegene parasympathische Ganglion ohne weitere Umschaltung und gelangen so zum Auge.
Bezogen auf das Ganglion cervicale superius wird eine präganglionäre von einer postganglionären Schädigung der sympathischen Innervation der Kopfregion unterschieden. Letztere wird generell als weniger gefährlich eingestuft.
Ursächliche Krankheiten
Ein Horner-Symptomenkomplex kann unter anderem bei folgenden Erkrankungen und Zuständen vorkommen:
- Dissektion der Arteria carotis communis oder der Arteria carotis interna
- Pancoast-Tumor
- zervikale Syringomyelie
- Wallenberg-Syndrom
- Stellatumblockade
- Verletzungen im Bereich der Brust- und Halswirbelsäule
- Armplexuslähmung (Typ Klumpke)
- Neuroblastom
- Struma
- Cluster-Kopfschmerz
- als Komplikation bei einer interskalenären Blockade
- als Komplikation bei einem thorakalen Aortenaneurysma
Diagnosestellung
- Die Pupillenweite wird mit einem Pupillometer jeweils im Hellen und im Dunkeln gemessen.
- Kokaintest: eine Stunde nach Instillation von Kokain (indirektes Sympathomimetikum) wird die Pupillenweite erneut abgelesen. Ist die Seitendifferenz der Pupillenweite weiterhin größer als ein Millimeter, ist das Vorliegen eines Hornersyndroms sehr wahrscheinlich.
- Pholedrintest: Erweitert Pholedrin die Pupille beim Hornersyndrom, muss der Schaden den Hirnstamm oder das erste Neuron betreffen. Bei fehlender Erweiterung ist das zweite Neuron im Ganglion cervicale superius betroffen.
Therapie
Eine Therapie ist nicht bekannt. In Einzelfällen wird berichtet, dass sich je nach Ursache die äußeren Symptome von selbst nach ein paar Monaten teilweise wieder zurückbilden.
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