Hurra, Amerika!

Hurra, Amerika!
Michael Moore 2004

Michael Francis Moore [ˈmaɪkəl mɔr] (* 23. April 1954 in Davison, einem Vorort von Flint, Michigan, USA) ist ein US-amerikanischer Filmregisseur und Autor. Populär wurde er durch seine Filme Roger & Me, Bowling for Columbine und Fahrenheit 9/11 sowie seine kurzzeitig im amerikanischen und britischen Fernsehen ausgestrahlte Satireshow TV Nation. Sein Buch Stupid White Men erlangte internationalen Bestseller-Status. Moore wird der politischen Linken zugeordnet und ist für seine Kritik an der von 2001 bis 2009 amtierenden Bush-Regierung bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Familie

Michael Moore wurde als Sohn von Frank und Veronica Moore und Nachfahre irischer Einwanderer geboren und hat zwei Schwestern namens Anne und Veronica. Er ist seit 1990 mit seiner Produzentin Kathleen Glynn verheiratet, die eine Tochter namens Natalie (* 1981) aus einer früheren Beziehung hat. Eigene Kinder hat Moore nicht.

Jugend

Moore wuchs in Davison, einem Vorort von Flint, auf. Außer ihm arbeitete seine ganze Familie für das in Flint gegründete Unternehmen General Motors (GM), das zugleich größter Arbeitgeber der Stadt war. Seine Mutter arbeitete dort als Sekretärin, sein Vater als Handwerker. Moores Onkel war einer der Arbeiter, die durch ihre Streiks in den dreißiger Jahren die Einführung einer Gewerkschaft bei GM erzwungen hatten. Bereits in jungen Jahren trat Moore der National Rifle Association bei und gewann dort einige Auszeichnungen. Im Alter von 14 Jahren besuchte er das Catholic Seminary, in dem er sich auf das Priesteramt vorbereitete. Anschließend besuchte er bis 1972 die Davison High School, wo er seine spätere Produzentin und Ehefrau Kathleen Glynn kennenlernte. Mit 18 Jahren wurde er ins „Davison school board“ gewählt.

Berufliche Karriere als Journalist

Im Alter von 22 Jahren gab Moore sein Schulamt auf und widmete sich ganz seiner Leidenschaft, dem Journalismus. Mit The Flint Voice (zwischenzeitlich The Michigan Voice) gründete er eine alternative Zeitschrift, deren Chefredakteur er zehn Jahre lang war. Sie wurde bald auch überregional beachtet und erst eingestellt, nachdem Moore als Chefredakteur bei dem Magazin Mother Jones in San Francisco angestellt wurde.

Moore war bei der Mother Jones nur knapp fünf Monate präsent und verließ die Redaktion im Streit. Laut einem Artikel in The Nation[1] geschah dies unter anderem wegen eines Nicaragua-kritischen Artikels, den Moore nicht drucken lassen wollte. Laut Moore selbst waren Auseinandersetzungen über Beiträge aus Moores Heimat Michigan die Ursache. Moores politische Haltung wie sein harscher Umgang mit Mitarbeitern der Redaktion wurde in verschiedenen Büchern, so von Jesse Larner (Forgive Us Our Spins: Michael Moore and the Future of the Left) und Roger Rapoport (Citizen Moore: The Life and Times of an American Iconoclast) kritisch dargestellt.

Moore musste nach Flint zurückkehren, wo General Motors gerade bekanntgegeben hatte, dass die Autowerke in der Stadt geschlossen werden sollten. Nach seiner Entlassung wurde er von Ralph Nader angestellt, der sich jedoch bald wegen persönlicher Differenzen von ihm trennte.

Film- und Autorenkarriere

Michael Moore bei der Oscarverleihung 1990

Weltweit berühmt wurde Moore vor allem durch seine meist satirischen Bücher und Dokumentarfilme, in denen er insbesondere das Verhalten von Großunternehmen und die Politik der politischen Rechten in den USA anprangert.

1988 und 1989 drehte er mit geringen finanziellen Mitteln den Film „Roger & Me“, der ihm zum Durchbruch im Filmgeschäft verhalf. Der Film thematisiert die Verelendung seiner Heimatstadt Flint durch die Schließung der dortigen GM-Werke. Moore versucht in dem Film angeblich vergeblich, Roger Smith, den damaligen GM-Chef, zur Rede zu stellen. Die Tantiemen aus „Roger & Me“ benutzte er zur Gründung des „Center for Alternative Media“, einer Stiftung, die unabhängige Filmemacher und soziale Gruppen unterstützt. 1992 veröffentlichte Moore „Pets or Meat – The Return to Flint“, einen 30-minütiger Nachklapp zu „Roger & Me“: In diesem Kurzfilm wird die damalige Situation in Flint dokumentiert. Nach diesem Film plante Moore den Film „Canadian Bacon“ herauszubringen, allerdings fand sich niemand, der das Drehbuch unterstützte.

Stattdessen bot ihm NBC an, eine TV-Show zu produzieren. Moore nahm nach einigen Bedenken das Angebot an, und so entstand 1994 „TV Nation“. Die Serie genoss eine große Beliebtheit und gewann 1995 den Emmy für die beste TV-Show. Nach nur anderthalb Jahren wurde die Sendung im September 1995 eingestellt, da der Vertrag dafür nicht verlängert worden war. Moore hatte durch die Serie ein genügend großes Budget erlangt, so dass er seinen umstrittenen Film „Canadian Bacon“ selbst finanzieren und verwirklichen konnte. 1998 erschien Moores Buch „Hurra Amerika!“ (zusammen mit seiner Frau geschrieben), in dem er scharfe Kritik am damaligen Präsidenten Bill Clinton äußert.

Im Jahr 2000 gehörte Moore zu den prominenten Unterstützern von Ralph Naders Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahl, da er sich in der Zwischenzeit mit diesem versöhnt hatte. Die Gründe für die Unterstützung der Kandidatur Naders nannte er in seinem 2002 erschienenen Buch „Stupid White Men“: So war Moore enttäuscht über die Politik von Bill Clinton, die er weitgehend als Wählerverrat sah. Außerdem hatte er einen Brief an Al Gore geschrieben und diesen aufgefordert, ihm Gründe dafür zu nennen, ihn zu wählen. Gores Antwortschreiben hätte Moore allerdings nicht überzeugt, womit für ihn endgültig klar war, Nader zu unterstützen.

Durch seine internationale Bekanntheit gestützt, wurden auch seine Bücher – besonders Querschüsse - Downsize This!, Stupid White Men und Volle Deckung, Mr. Bush – millionenfach verkauft. Die Bücher provozierten ähnliche Kontroversen wie die Filme. Die Zeitschrift The New Republic bezeichnete seine Printerzeugnisse ironisch als „Chomsky for children“ – eine Anspielung auf die scharfe politische Regierungskritik des bedeutenden Linguisten Noam Chomsky. Gemeinsam mit ihm trat Moore im kanadischen Dokumentarfilm The Corporation aus dem Jahr 2003 auf. Mit den Filmen Bowling for Columbine (2002) und Fahrenheit 9/11 (2004) wurde Moore auch international zu einem beachteten Filmemacher. Spätestens durch seine Rede im Rahmen der Oscarverleihung („Shame on you Mr. Bush!“) im Jahr 2003 wurde er weltberühmt. 2004 erschien das Buch „Verraten und verkauft – Briefe von der Front“ - in dem einige US-Soldaten, die im Irak stationiert sind/waren, auf Moores Internetseite ihre Sicht über den Krieg schreiben.

Für seinen Film „Fahrenheit 9/11“ bekam er den Preis der Jury bei den Internationalen Filmfestspiele von Cannes und gewann die „Goldene Palme“, den Festivalspreis für den besten Film. Da es Moore nicht gelungen war, die Wiederwahl von Bush zu verhindern, veröffentlichte er wenige Tage nach dessen erneutem Wahlsieg auf seiner Homepage 17 teils ernsthaft, teils scherzhaft gemeinte Gründe, warum man sich nicht die Pulsadern aufschneiden solle. Außerdem verkündete er, mit Fahrenheit 9/11 1/2 eine Fortsetzung von Fahrenheit 9/11 zu drehen, die 2007 in die Kinos kommen sollte.

Mitte 2005 sorgte er für Schlagzeilen als er in seiner Heimatstadt Flint ein Filmfestival ins Leben rief, das zur Förderung der Kultur dienen sollte. Im Juli desselben Jahres wurde er von James Nichols auf Schadenersatz verklagt. Er warf Moore vor, ihn im Film „Bowling for Columbine“ in ein schlechtes Licht gerückt zu haben. James Nichols ist der Bruder von Terry Nichols, der als Komplize von Timothy McVeigh zusammen mit diesem 1995 den Bombenanschlag auf das Regierungsgebäude in Oklahoma City verübt hatte. Moore gewann den Rechtsstreit.

Seine Werke inspirierten mehrere Filme, darunter „Super Size Me“ von Morgan Spurlock und „Der Krieg des Charlie Wilson“ mit dem Schauspieler und Oscar-Preisträger Tom Hanks. Moores jüngstes Werk Sicko kam 2007 in die Kinos. Bei den Vorpremieren in Cannes und Silver City (USA) erhielt er Standing Ovations.


Moore im Präsidentschaftswahlkampf

Michael Moore bei einer Kundgebung seiner „Slacker Uprising Tour“ im Oktober 2004 in Albuquerque/New Mexico (USA)

Am 14. Januar 2004 erklärte Moore auf seiner Website seine Unterstützung für die Kandidatur des Demokraten Wesley Clark bei der Präsidentschaftswahl von 2004. Clark konnte sich bei den Vorwahlen allerdings nicht durchsetzen. Jedoch erklärte sich Moore bereit, die Demokraten, unabhängig davon, welcher Kandidat sich durchsetzen würde, beim Präsidentschaftswahlkampf zu unterstützen, es sei denn, Joseph Lieberman hätte das Rennen für sich entschieden: „Ich werde keinen Cent einem Möchtegern-Bush geben, der so tut, als sei er ein Demokrat!“. Außerdem lenkte er während der Vorwahlen Aufmerksamkeit mit dem Hinweis auf sich, George W. Bush sei während seines Dienstes in der Nationalgarde über längere Zeit nicht zum Dienst erschienen. In den Monaten vor der Präsidentschaftswahl 2004 tourte Moore durch die so genannten „Swing States“ der USA und warb auf zahlreichen Kundgebungen für die Wahl des demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry, der für ihn laut eigener Aussage einer der am weitesten links stehenden Kandidaten der Demokratischen Partei seit langem war.

Zur Präsidentschaftswahl 2008 stellt Moore den Film Slacker Uprising am 23. September 2008 ins Netz, um vor allem junge Menschen aufzufordern den Weg zur Wahlurne zu machen.[2] Er sprach sich bereits im Vorwahlkampf für Barack Obama aus und kritisierte dessen parteiinterne Konkurrentin Hillary Clinton für ihre "Schmierenkampagne".[3]

Kritik

Das Werk Moores hat durch seine polemischen Elemente eine stark polarisierende Wirkung. So gibt es im Internet neben Seiten von Anhängern auch Anti-Michael-Moore-Seiten. Manche Kritiker reklamieren, Moores Filme seien aufgrund der Subjektivität der Darstellung keine Dokumentationen, und seine Bücher enthielten sachliche Fehler. Ebenso existieren verschiedene Beschuldigungen bezüglich angeblich künstlich inszenierter und, im Sinne Moores, missverständlich geschnittener Szenen.

Aufgrund seiner politischen Brisanz stand besonders der Film Fahrenheit 9/11 in der Kritik. Speziell die politische Rechte in den USA lehnte den Film ab. So bezeichnete die konservative Organisation Move America Forward den Film als „Rekrutierungsvideo für Al Qaida, das nicht in unsere Kinos gehört“. Auf dem Parteitag der Republikaner im Jahr 2004 sagte der republikanische Senator John McCain aus Arizona über Moore spöttisch:

„Und vertrauen Sie keinem hinterlistigen Filmemacher, der uns glauben machen will, der Irak unter Saddam Hussein sei eine Oase des Friedens gewesen!“

Auch jenseits der Anhängerschaft der Republikaner wird Moore immer wieder vorgeworfen, in seinen Büchern und Filmen manche Fakten sehr einseitig zu beleuchten.

Ein weiterer Vorwurf lautet, Moores Filme seien hauptsächlich polemische Propaganda, die „Halbwahrheiten“ für ihre Botschaften nutzen würden. Moore bestreitet zwar den Vorwurf gefälschter Szenen, nicht aber den Vorwurf der selektiven Darstellung. Er führe Fakten an, die seine persönliche Sicht der Dinge unterstützen; es sei aber bei allen seinen Büchern und Filmen bisher zu keiner Verleumdungsklage gekommen. So lasse er vorher alles von Rechtsanwälten auf die strafrechtliche Relevanz überprüfen.

Der US-amerikanische Film Michael Moore Hates America (2004) kritisiert sowohl Michael Moore persönlich, als auch seine Methoden und angeblichen Manipulationen.

Der kanadische Film Manufacturing Dissent (2007) untersucht Moores journalistische Methoden kritisch. Dessen Produzenten, die sich selbst als linksliberal einstufen, sind eigener Aussage zufolge ursprünglich Bewunderer von Moore gewesen. Für sie ist Moore nun eher vergleichbar mit einem „Prediger“, der sich an seine (Fan-)Gemeinde wendet, als mit einem seriösen, journalistische Grundsätze beachtenden Dokumentarfilmer.

Der Film kommt zu dem Ergebnis, dass Moore bestimmte Fakten bewusst verschwiegen und andere erfunden habe. So soll z.B. Moores Film Roger and me auf der Lüge basieren, Moore habe monatelang vergeblich versucht, den Chef von General Motors, Roger Smith, für ein Interview zu gewinnen. Moore habe demzufolge sehr wohl Gespräche mit Smith geführt, dieses aber zugunsten der Pointe des Films nicht gezeigt [4]. Die Autoren von Manufacturing Dissent werfen Moore vor, dass er lüge und seine Zuschauer zu manipulieren versuche. Er würde seine Assistenten dazu bedrängen für ihn zu lügen und seine Mitarbeiter „wie Dreck“ behandeln [5].

Auf die inzwischen stolze Anzahl an Moore-kritischen Filmen angesprochen hat Michael Moore einmal im Scherz erklärt, dass er ein Film-Festival von Anti-Moore Filmen sponsern und dem Gewinner persönlich den Preis überreichen will.[6]

Filme

Roger & Me

Moore wurde das erste Mal 1989 in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen, als er seinen Film Roger & Me veröffentlichte. Der Dokumentarfilm thematisiert die Vorgänge in seiner Heimatstadt Flint, Michigan in der Nähe von Detroit, nachdem General Motors trotz guter Wirtschaftlichkeit seine dortigen Fabriken geschlossen und die Produktion wegen geringerer Lohnkosten nach Mexiko ausgelagert hatte. Moore gilt seitdem als Globalisierungskritiker. Der Film fand Erwähnung in mehr als 100 Jahres-Top-10-Listen renommierter Filmkritiker und gewann verschiedene Preise als Beste Dokumentation bei US-amerikanischen Filmfestivals. Der Roger im Titel ist hierbei der damalige CEO von General Motors Roger Smith. Moore möchte Smith interviewen und ihn zu den Entlassungen befragen, was Smith im Film immer wieder ablehnt. Tatsächlich hatte sich Smith jedoch Moores Fragen gestellt, im Film Manufacturing Dissent sieht man das von Moore offenbar unterschlagene Interview.

Canadian Bacon

Der 1995 veröffentlichte satirische Spielfilm Canadian Bacon (deutscher Titel: Unsere feindlichen Nachbarn) handelt von einem fiktiven amerikanischen Präsidenten (gespielt von Alan Alda), der nach dem Ende des Kalten Krieges auf der Suche nach einem Feind ist, um von Problemen im eigenen Land abzulenken. Um sich zu profilieren, bricht er einen Krieg gegen Kanada vom Zaun, unter dem Vorwand, jährlich kämen Tausende von Kanadiern über die Grenze. Moore selber ist in dem Film in einer Nebenrolle zu sehen. Der Film lief als offizieller Beitrag in der Nebenreihe Un certain regard beim Internationalen Filmfestival von Cannes.

The Big One / Der große Macher

Im Film Der große Macher (1998; Originaltitel: The Big One) wird Michael Moore 1996/97 auf einer Lesereise zur Vermarktung seines Buches Downsize This! Random Threats from an Unarmed American (deutsch: Querschüsse eines unbewaffneten Amerikaners) quer durch die USA begleitet. Er besucht verschiedene Unternehmen, denen er Massenentlassungen trotz Rekordgewinne vorwirft. Unter anderem interviewt er den Nike-Vorstandsvorsitzenden Philip Knight, der behauptet, dass US-Amerikaner keine Schuhe nähen wollten. Nike hatte zuvor den Großteil seiner Schuhproduktion nach Indonesien ausgelagert, wo Schuhe teilweise von Kindern für 19 US-Cents pro Stunde Arbeitslohn gefertigt werden.

Bowling for Columbine

In dem Film Bowling for Columbine (2002) nimmt Moore das Massaker an der Columbine High School in Littleton zum Anlass, den Gründen für Gewalttat und für die Waffen-Kultur in den USA nachzugehen. Er beleuchtet dabei die Frage, warum in den Vereinigten Staaten überproportional viele Menschen durch Schusswaffen ums Leben kommen. Der Film provozierte eine scharfe Auseinandersetzung um den Wahrheitsgehalt der im Film präsentierten Informationen. Die Präsentation von Fakten wird auch heute noch im Internet diskutiert (siehe Weblinks im Filmartikel).

Der Film gewann einen Spezialpreis bei den 55. Filmfestspielen von Cannes 2002, den französischen César Filmpreis als bester ausländischer Film sowie 2003 den Oscar als bester Dokumentarfilm. Die Verleihung dieses Preises nutzte Moore dazu, während seiner Dankesrede US-Präsident George W. Bush für die Invasion des Iraks 2003 zu verurteilen, wurde jedoch durch das plötzlich einsetzende Orchester absichtlich übertönt. Heute ist Bowling For Columbine die Dokumentation mit den zweithöchsten Kasseneinnahmen aller Zeiten und ebnete so den Weg für weitere nichtfiktionale Kinofilme, die in den Jahren zuvor ein Schattendasein geführt hatten.

Fahrenheit 9/11

Fahrenheit 9/11 beleuchtet die politischen Entwicklungen in den USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Besonderes Augenmerk legt Moore hierbei auf Verbindungen zwischen den Familien von George W. Bush und Osama bin Laden. Der Film wurde mit der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichnet. Er war der erste Dokumentarfilm seit 1956, der diesen Preis gewann. Fahrenheit 9/11 gilt somit als der erfolgreichste Dokumentarfilm.

Im Vorfeld des Cannes Film Festivals war es in den USA zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Miramax und Disney gekommen: Konzernmutter Disney weigerte sich, Miramax die Vertriebsrechte des Films zur Verfügung zu stellen, da sie einen Imageschaden für den Disney-Konzern befürchtete. Dies geschah, obwohl Produktion und Vertrieb durch Buena Vista schon bezahlt worden waren. Dieses Vorgehen hatte eine öffentlich geführte Zensurdebatte zur Folge, die den Bekanntheitsgrad des Filmes schon im Vorfeld steigerte. Im Juni 2004 wurden die Filmrechte von den Miramax-Chefs Harvey und Robert Weinstein mit ihren Privatvermögen gekauft, damit der Film vertrieben werden konnte. Für den Vertrieb in den USA konnten Lions Gate Films, IFC Films und die Fellowship Adventure Group gewonnen werden.

Der Film lief am 25. Juni 2004 in den US-amerikanischen und kanadischen Kinos und am 29. Juli 2004 in den deutschen Kinos an. Ray Bradbury, Autor von Fahrenheit 451, wirft Moore vor, seinen Titel ohne Erlaubnis verwendet zu haben. Im November 2004 kündigte Michael Moore an, bis Mitte 2007 die Fortsetzung von Fahrenheit 9/11 fertiggestellt haben zu wollen, was er bislang nicht erfüllen konnte. Diese Fortsetzung soll Fahrenheit 9/11 ½ heißen und sich wieder mit den Themen Irakkrieg und Terrorismus beschäftigen.

Sicko

Sicko ist ein Film über das Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten, dessen Premiere am 29. Juni 2007 stattfand. Mindestens zwei Pharmaunternehmen, Pfizer und GlaxoSmithKline, haben ihre Angestellten angewiesen, Michael Moore keine Interviews zu gewähren. Moore erklärte aber, er könne auf genügend Ärzte und andere Fachleute zählen, die ihm Informationen geben würden. Gedreht wurde unter anderem auch mit versteckten Kameras, in Arztpraxen und einer Schönheitsklinik.

Slacker Uprising

Slacker Uprising“ (dt. etwa: „Aufstand der Luschen“) hatte seine Erstaufführung am 18. September 2008 und wurde ab dem 23. September in den USA und Kanada für drei Wochen kostenlos zum Download angeboten. Moore dokumentiert in seinem Film seine Tour durch rund 60 amerikanische Städte anlässlich der US-Wahl 2004 und die damit beabsichtigte Mobilisierung der amerikanischen Jugend gegen George W. Bush. Die dadurch vermittelte Aufbruchstimmung sollte im Wahlkampf 2008 Barack Obama zugute kommen.

Slacker Uprising ist der erste "große" Film, der kostenlos zum Download angeboten wird. Im Musikgeschäft hatten bisher nur Radiohead, Nine Inch Nails, Rise Against und Neil Young ihre jeweiligen Alben zum kostenlosen Download angeboten.

Der Film wird ebenfalls als DVD angeboten, kann derzeit (September 2008) jedoch ebenfalls nur aus den USA und Kanada bestellt werden.

Fernsehserien

TV Nation

In den Jahren 1994 und 1995 war Moore Moderator und Regisseur der Nachrichtenshow TV Nation, in der ungewöhnliche Aktionen ein konstitutives Element waren. Ziel war, jene Dinge zu zeigen, die von den üblichen TV-Formaten vernachlässigt werden. Die ersten neun Folgen erschienen auf NBC, die weiteren acht auf dem konservativen Sender Fox Network.

Für diese Sendung engagierte Moore unter anderem einen Ex-KGB-Agenten, versuchte ein paar Briten zu überreden, Argentinier zu werden (siehe Falklandkrieg), und fuhr nach Russland, um die Atomrakete zu kaufen, die auf seine Heimatstadt gerichtet wurde. Ebenso hat Moore unter den Namen eines Mitarbeiters sowie von Jeffrey Dahmer, einem Serienmörder, Bettelbriefe verschicken lassen. Die Bürger spendeten dem Verbrecher mehr Geld.

Die Erlebnisse in der Sendung hielt Moore zusammen mit seiner Frau Kathleen Glynn in dem 1998 publizierten Buch Adventures in a TV Nation fest, das 2004 unter dem Titel Hurra Amerika! auch in Deutschland erschien. Die Sendung selbst gewann mehrere Auszeichnungen, darunter einen Emmy.

The Awful Truth

1999 und 2000 produzierte und moderierte Moore zwei Staffeln der Polit-Satire The Awful Truth, die von der Los Angeles Times als „intelligenteste und witzigste Show im Fernsehen“ bezeichnet wurde. Moore wurde als „Skandalmacher, Autor und Dokumentarfilmer“ beschrieben. Auch diese Sendung gewann mehrere Preise, darunter den „Hugh M. Hefner First Amendment Award“ in der Kategorie Kunst und Unterhaltung. Zudem erhielt sie die Bronzene Rose von Luzern und zwei Emmy-Nominierungen. Die deutsche Fassung wurde unter dem Titel The Awful Truth – Michael Moore und die schreckliche Wahrheit über Amerika! für den österreichischen Sender ATV synchronisiert und von diesem ins Programm genommen. [1]

Musikvideos

Moore hat bei mehreren Musikclips Regie geführt, so beispielsweise für die Songs „Sleep Now in the Fire“ und „Testify“ der Band Rage Against The Machine. Hier nahm Moore die Gelegenheit wahr, seine Sicht auf das Zweiparteiensystem der USA darzustellen und George W. Bush anzuprangern. Während der Dreharbeiten zu „Sleep Now in the Fire“ wurde Moore verhaftet, da die Band ohne Erlaubnis live vor der Wall Street spielte. Weiterhin inszenierte Moore Videos für die Bands R.E.M. („All the way to Reno“) und System of a Down („Boom“). Letzteres thematisiert die Demonstrationen gegen die Kriege im Irak und in Afghanistan.

Bücher

Querschüsse

Moores erstes und in Deutschland wenig bekanntes Buch war Downsize This! und erschien 1996 (und 1997 als revidierte Auflage in den USA). Es wurde erst 2003 nach dem Erfolg von Stupid White Men ins Deutsche übersetzt und erschien unter dem Titel Querschüsse – Downsize This! (ISBN 3-492-24251-0).

Hurra Amerika!

Hurra Amerika! schrieb Moore im Jahr 1998 unter dem Originaltitel Adventures in a TV Nation. Seine Frau Kathleen Glynn fungierte bei diesem Buch als Co-Autorin. Im Buch selbst werden die Abenteuer geschildert, die sie in der Sendung TV Nation erlebten (ISBN 3-492-24560-9).

Stupid White Men

Sein weltweites Erfolgsbuch Stupid White Men (2001) richtet sich, in einem dokumentarisch-satirischen Stil gehalten, vornehmlich gegen die politische Elite in den Vereinigten Staaten, den dortigen Rassismus und die von Moore diagnostizierte soziale Kälte. Moore spricht im Zusammenhang mit der ersten Wahl George W. Bushs zum Präsidenten der USA von „Wahlbetrug“. Das Buch hielt sich mehr als ein Jahr auf der Bestseller-Liste der New York Times, schaffte es in mehreren Ländern auf Platz eins der Bestseller-Charts und wurde in Großbritannien zum „Buch des Jahres“ gewählt (ISBN 3-492-24127-1).

Volle Deckung, Mr. Bush

Sein viertes Buch, Volle Deckung, Mr. Bush (engl. Dude, Where's My Country?), wurde Oktober 2003 in den USA und Mitte November 2003 in Deutschland veröffentlicht. Es ist vor allem eine Abrechnung mit dem von George W. Bush geführten Irakkrieg. Das Buch hielt sich sechs Wochen lang auf Platz eins der US-Bestsellerlisten (ISBN 3-492-24250-2).

Verraten und verkauft – Briefe von der Front

Das 2004 veröffentlichte Verraten und verkauft – Briefe von der Front (Originaltitel: Will They Ever Trust Us Again?) ist Moores fünftes Buch. Hierin veröffentlicht Moore unter anderem an ihn gerichtete Briefe von Soldaten, die im Irak-Krieg im Einsatz waren (ISBN 3-492-24677-X).

Fahrenheit 9/11 – Das Buch zum Film

Fahrenheit 9/11 – Das Buch zum Film beinhaltet neben Fakten und Quellen zum Film Fahrenheit 9/11 auch das Drehbuch und Reaktionen auf den Film (ISBN 3-492-25054-8).

Yes, we can: Mikes ultimativer Wahlführer

Moores erstes Buch seit fünf Jahren (englischer Originaltitel: Mike's Election Guide 2008) befasst sich mit der US-Präsidentschaftswahl 2008. In gewohnt satirischer Weise erklärt Moore die amerikanische Gesellschaft und das Wahlsystem (ISBN 3-492-05298-3).

Literatur

  • Emily Schultz: The Making of Michael Moore. Henschel Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-89487-531-2 (Biografie)
  • Alexandra Hissen: Bowling for more than Columbine. Subjektivität und Wahrhaftigkeit in den Filmen von Michael Moore. Filmgeschichte international, Band 14. Wissenschaftlicher Verlag Trier, Trier 2004, ISBN 3-88476-695-3
  • Kay Sokolowsky: Michael Moore. Filmemacher, Volksheld, Staatsfeind. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2005
  • Jesse Larner: Die Akte Michael Moore. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2006
  • Robert Misik: Genial dagegen. Kritisches Denken von Marx bis Michael Moore. Aufbau Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2002, ISBN 3-351-02586-6

Quellen

  1. Cockburn, Alexander: "Beat the Devil" In: The Nation, 13. September 1986, S. 198
  2. Offizielle Website zu Slacker Uprising, abgerufen am 6. September 2008
  3. "My Vote's for Obama (if I could vote)", abgerufen am 25. September 2008
  4. Nina Rehfeld: Interview mit den Filmemachern Debbie Melnyk und Rick Caine auf SPIEGEL-ONLINE vom 7. Mai 2007 mit weiteren Details
  5. Stern (Zeitschrift): Er ist ein Heuchler 7. Mai 2007
  6. James Mottrram, "The wealth in health", Daily Mirror, October 26, 2007.

Weblinks


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