Alternativ-Ökonomie

Alternativ-Ökonomie

Alternative Ökonomie ist eine Ökonomie, die sich in einer bestimmten Negation zu der vorherrschenden Ökonomie befindet. Sie ist gebrauchswertorientiert und in unterschiedlicher Weise arbeitsteilig organisiert[1]. Die Arbeit in dieser Ökonomie soll stärker auf kollektive Selbstverwaltung und Kollektivität beruhen als auf der von Befürwortern der Alternativen Ökonomie so bezeichneten Konkurrenzökonomie.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Alternativen Ökonomie in der Bundesrepublik Deutschland

Die Diskussion über Alternative Ökonomie entstand in den 1970er Jahren in der Alternativbewegung. Die ersten Versuche, selbstverwaltete Projekte zu gründen, fanden im Medienbereich statt. So unterhielt die Kommune 2 1967 eine Druckerei, mittels der sie Schwarzdrucke und eigene Broschüren anfertigte und vertrieb, um sozialistische Inhalte zu verbreiten. Bis Mitte der 1970er Jahre war die Gründung von selbstverwalteten Projekten zumeist auf diese im Medienbereich arbeitenden Projekte, wie Verlage, Zeitschriften und Druckereien beschränkt.[2] In den 1970ern gab es bereits Kommunen und Kollektive, die im Sinne der Alternativen Ökonomie wirtschafteten, doch erst ab 1978 im Zusammenhang mit dem Tunix-Kongress in Berlin, wo das Projekt Die tageszeitung vorgestellt und in Bremen der erste Gesundheitsladen gegründet wurde, diskutierte man dies unter dem Label "Alternative Ökonomie". Es entstand im gleichen Jahr der Theoriearbeitskreis Alternative Ökonomie (TAK AÖ) der AG SPAK, welcher zum Thema jährlich einen Rundbrief herausgab und mehrere Seminare veranstaltete. Zudem fand in Hamburg eine Tagung des Sozialistischen Büros zum Thema Alternative Ökonomie statt. Auch das der Alternativen Ökonomie verbundene Netzwerk Selbsthilfe gründete sich in diesem Jahr.[3]

1979 entstanden in den Berliner Projekten Mehringhof und UFA-Fabrik zahlreiche Alternativprojekte. Im Grünen Netz vernetzten sich Erzeuger und Erzeugerinnen sowie Verbraucher und Verbraucherinnen von Produkten des biologischen Landbaus. Nach dem erfolgreichen Kampf gegen den Diktator Somoza in Nicaragua bauten Solidaritätsgruppen unter anderem auch in Deutschland einen direkten Handel auf, welcher Bauern garantierte Preise für Bananen und Kaffee zuführte.[4]

1980 schlossen sich 80 Institute zu einer Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Forschungsinstitute zusammen. 1981 gründeten Frauen nach einem Streit beim Netzwerk Selbsthilfe Berlin das Frauennetzwerk Goldrausch. Politisch wurden die selbstverwalteten Betriebe und Projekte mit ihren Boykott gegen die Volkszählung 1983 auffällig. 1984 begann die Gründung der Ökobank. Im selben Jahr erschien das Wandelsblatt, welches sich später umbenennen musste und seitdem als Contraste erscheint.[5]

1996 kam es zum ersten Kongress der Tauschringe.[6] Aktuell wird im Zusammenhang mit Alternativer Ökonomie über Existenzgeld diskutiert.[7]

Vom 24. bis 26. November 2006 fand ein Kongress zur solidarischen Ökonomie mit 150 Workshops statt.[8]

Motive zur Gründung alternativer Projekte

Waldemar Schindowski[9] unterscheidet fünf Motive, die in den siebziger Jahren zur Entstehung von selbstverwalteten Betrieben geführt haben:

  • der Wunsch nach Einheit von Privatleben und Arbeit
  • fehlende Berufsperspektiven insbesondere bei Akademikern
  • das Scheitern der Betriebsintervention linker Gruppen Anfang der 1970er
  • die neu entstehende Ökologie-Diskussion
  • das selbstbewusste Auftreten der Frauenbewegung

Siehe auch

Quellen

  1. Rolf Schwendter: Alternative Ökonomie. Negation der Globalisierungstendenzen? [1]
  2. Waldemar Schindowski: Alternative Ökonomie. Eine bibliographie, Edition ID-Archiv, Amsterdam 1990, S.6
  3. Waldemar Schindowski: Chronologie Alternative Ökonomie 1978ff [2]
  4. Waldemar Schindowski: Chronologie Alternative Ökonomie 1978ff [3]
  5. Waldemar Schindowski: Chronologie Alternative Ökonomie 1978ff [4]
  6. Waldemar Schindowski: Chronologie Alternative Ökonomie 1978ff [5]
  7. Hinrich Garms: Alternative Ökonomie und Existenzgeld. Eine Chance für eine nachhaltige Entwicklung, in: Waldemar Schindowski, Elisabeth Voß: Jahrbuch Nachhaltiges Wirtschaften. Ausgabe 1. (2001) AG SPAK Bücher
  8. Wie Wollen Wir Wirtschaften? Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus Kongress vom 24. bis 26. November 2006 in Berlin[6]
  9. Waldemar Schindowski: Alternative Ökonomie. Eine bibliographie, Edition ID-Archiv, Amsterdam 1990, S.6

Literatur

Bücher

  • Waldemar Schindowski, Elisabeth Voß: Jahrbuch Nachhaltiges Wirtschaften. Ausgabe 1. 2001, AG SPAK Bücher
  • Waldemar Schindowski: Alternative Ökonomie. Eine Bibliographie. 1992, Berlin: ID-Verlag, ISBN 3-89408-101-5
  • Rolf Schwendter (Hg): Die Mühen der Berge, Teil 1 - Grundlegungen zur alternativen Ökonomie. 1986, AG SPAK Bücher, ISBN 3-923126-37-9
  • Rolf Schwendter: Die Mühen der Ebene, Teil 2 - Grundlegungen zur alternativen Ökonomie. AG SPAK Bücher, 1986, ISBN 3-923126-37-9
  • Flieger / Nicolaisen / Schwendter (Hg): Gemeinsam mehr erreichen. Kooperation und Vernetzung alternativ-ökonomischer Betriebe und Projekte. 1995, AG SPAK Bücher, ISBN 3-923126-92-1
  • Verein zur Förderung des Genossenschaftsgedankens (Hg): Archiv CD-Rom - Archiv. Neue Genossenschaften, Alternative Ökonomie, Beschäftigungsinitiativen. Konzept und Realisierung: Waldemar Schindowski 1998, ISBN 3-930830-08-6, CD-Rom + Begleitbuch
  • Haus der Gewerkschaftsjugend (Hg): Kapitalismus ohne Alternativen? In Kooperation mit dem Theoriearbeitskreis Alternative Ökonomie (TAK AÖ) 1999, AG SPAK Bücher, ISBN 3-930830-11-6
  • Sebastian Münz: Flohmarkt. Märkte - Menschen - Waren. 2 aktualisierte Auflage. 2005, AG SPAK Bücher, ISBN 3-930-83043-4
  • Johannes Berger: Alternative Wirtschaftspolitik. Methodische Grundlagen - Analysen und Diskussion. 1979, Argument-Verlag, ISBN 3920037715
  • Rainer Duhm: Wenn Belegschaften ihre Betriebe übernehmen: Probleme und Chancen selbstverwalteter Fortführung von Krisenbetrieben. 1990, Frankfurt/Main (u.a.): Campus

Zeitschriften

  • Contraste. Monatszeitung für Selbstorganisation Heidelberg, ISSN 0178-5737

Weblinks


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