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Das Sonar ist eine Schallmesstechnik zur Ortung und Vermessung von Gegenständen unter Wasser. Das Wort ist ein englisches Akronym von sound navigation and ranging, was sich mit Schall- Navigation und Entfernungsbestimmung übersetzen lässt.
Sonar-Messtechniken nutzten die Tatsache aus, dass sich Schall unter Wasser insbesondere bei hohen Frequenzen sehr viel verlustärmer ausbreitet als in der Luft.
Schallsignale können bei der Echoortung (aktives Sonar, hierzu zählt auch das Echolot) oder zur Lokalisation von Objekten eingesetzt werden, die selbst Schall emittieren (passives Sonar).
Aus historischen Gründen wird begrifflich unterschieden zwischen Sonargeräten (kurz als „Sonare“ bezeichnet), die überwiegend horizontal, und Echoloten, die überwiegend vertikal orten.
Aktive Sonare benutzen das Echoprinzip wie Radaranlagen, strahlen also selbst ein Signal aus, dessen Echo sie empfangen, aus dem sie über Laufzeit des Echos die Entfernung bestimmen. Echolote gehören zu diesem Typ.
Passive Sonare empfangen nur die Signale bzw. Geräusche von Objekten („Horchanlagen“). Beide Arten können auch die Richtung des einfallenden Schalles bestimmen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Passiv-Sonar wurde von dem Universalgenie Leonardo da Vinci im Jahr 1490 erstmals erwähnt: "Wenn Du ein Rohr in das Wasser tauchst und das andere Ende an Dein Ohr hältst, kannst Du Schiffe auf sehr große Entfernungen hören." Ob er dies erfolgreich angewandt hat, ist fraglich, weil Schiffe ohne Motor wenig Geräusch abstrahlen. Aber vielleicht war es möglich, den Trommelschlag des Taktgebers für die Ruderer, das rhythmische Eintauchen der Riemen oder das Knarzen des Holzschiffkörpers auf die Weise zu hören.
Es werden drei Männer genannt, die etwa gleichzeitig völlig unabhängig von einander ein Sonar zur Ortung von Eisbergen patentiert haben, das aber gegen Eisberge nicht erfolgreich war, sondern sich zur Tiefenortung als Echolot eignete. Alle drei standen offenbar unter dem Eindruck des Untergangs der Titanic. Dies sind einmal Alexander Behm (siehe Echolot), dann der kanadische Erfinder Fessenden und schließlich Lewis Fry Richardson.
Im Ersten Weltkrieg stieg das Interesse zur Weiterentwicklung des Sonars um U-Boote zu orten. Der französische Physiker Paul Langevin entwickelte 1915 zusammen mit dem aus Russland emigrierten Elektrotechniker Constantin Chilowski das erste Sonar-System, das schließlich geeignet war, U-Boote auf etwa 1500 m Entfernung zu orten. Auf britischer Seite wurde parallel hierzu intensiv unter der Bezeichnung ASDIC an einem Sonar gearbeitet. Zu einem operativen Einsatz von Aktivsonar kam es im Ersten Weltkrieg aber nicht mehr. Hingegen wurden schon verschiedene Versionen von passiven Sonareinrichtungen verwendet.
Obwohl die Entwicklung zwischen den Weltkriegen nur relativ langsam voranging, standen im Zweiten Weltkrieg voll entwickelte Systeme zur Verfügung. Dennoch wurden U-Boote vor allem im aufgetauchten Zustand geortet, was häufig möglich war, weil damals U-Boote nur kurzfristig tauchten ("Tauchboote"). Die Bedeutung des Sonars bestand darin, den einmal gewonnenen Kontakt zum U-Boot bis zu seiner Vernichtung aufrechtzuerhalten, auch wenn das U-Boot inzwischen getaucht war.
Das typische Aktivsonar war das Suchstrahl-Sonar („Search Light Sonar“) im Frequenzbereich zwischen 15 kHz und 40 kHz, bei dem mit jedem Ping ein Schallstrahl ausgesandt wurde.
Die Überdeckung eines Sektors war daher sehr zeitaufwändig, weswegen eine Gebietsüberwachung damit wenig erfolgreich war. Im Gegensatz dazu ist beim Radar trotz üblicherweise gleicher Funktionsweise die Gebietsüberwachung möglich, da statt Schallwellen in Luft elektromagnetische Wellen genutzt werden, die eine deutlich höhere Ausbreitungsgeschwindigkeit haben als Schallwellen in Wasser.
Sobald der Kontakt zu einem Objekt aufgenommen wurde, kann ein Suchstrahl-Sonar das Ziel gut halten. Eine Hilfe bietet dabei die "Split-Beam"-Technik, bei der mit einem zweigeteilten Empfänger festgestellt werden kann, ob sich das Ziel aus der Strahlachse herausbewegt.
Das Panorama-Sonar (englisch PPI – Plane Position Indication) kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Mit ihm wird rundum oder sektorweise gesendet und beim Empfang wird simultan (oder sehr schnell elektronisch geschwenkt) mit einer elektronischen Richtungsbildung des Strahls durch entsprechende Phasen- beziehungsweise Laufzeitänderungen ein Sektor- oder Rundumbild von einem Sonarping gebildet. Dies war die gängige Technik der ersten 20 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg.
Eine wesentliche Neuerung der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts war die Einführung des Schleppantennen-Sonars (englisch Towed Array Sonar, TAS), einem Passivsonar mit einer Hydrophonkette in einem ölgefüllten Schlauch (neutraler Auftrieb), der an einem sehr langen Kabel hinter dem Schiff hergeschleppt wurde und bei dem die akustisch wirksame Antenne außerdem durch VIMs (Vibration Isolation Module) akustisch von dem Schleppkabel entkoppelt wurde. Mit diesem Passivsonar konnten sehr tiefe Frequenzen bis unter 100 Hz nutzbar gemacht werden, die den Vorteil für den Orter haben, dass sie im Tiefwasser wenig gedämpft werden, die aber mit einer Antenne am Schiff nicht entkoppelt werden können und wegen der großen Wellenlänge sehr große Abmessungen erforderten.
Die neueste Entwicklung ab etwa 1985 stellt das tieffrequente Schleppsonar oder LFAS (Low Frequency Active Sonar) dar, das bei Frequenzen unter 2 kHz, zum Teil bei wenigen hundert Hz, arbeitet.
Während der Zeit des Kalten Krieges wurde ein erheblicher Aufwand für die Entwicklung der Sonartechnik getrieben, parallel zu den großen Fortschritten in der U-Boot-Technik. Auch nach Ende des Kalten Krieges ist die Sonartechnik von großer Bedeutung wegen der unterseeischen terroristischen Bedrohung und der Entwicklung unbemannter Unterwasserfahrzeuge (UUV, Unmanned Underwater Vehicles), vor allem der autonomen Unterwasserfahrzeuge (AUV, Autonomous Underwater Vehicles), die zunehmend die Seekriegssituation bestimmen.
Bekannte Sonarforschungsinstitute sind in den USA das United States Naval Research Laboratory, in der NATO das NATO Undersea Research Centre in La Spezia, Italien, und in Deutschland die Forschungsanstalt der Bundeswehr für Wasserschall und Geophysik
Aktives Sonar
Es gibt niederfrequente (50 Hz bis 3 kHz), mittelfrequente (3 kHz bis 15 kHz) und hochfrequente Aktivsonare.
Niederfrequente Sonare werden als Weitbereichssonare mit Übertragungsdistanzen über 20 km oder Überwachungs(Surveillance)-Anlagen für die U-Jagd, d. h. die Ortung von U-Booten verwendet. Dies ergibt sich aus der geringen Dämpfung tiefer Frequenzen. Die Ausführung erfolgt normalerweise als Schleppsystem. Mittelfrequente Anlagen sind die traditionellen U-Jagdanlagen. Als Torpedosonar im Kopf eines Torpedos werden 20 kHz bis 60 kHz Sonare verwendet. Minenjagd- und Minenmeidesonare verwenden Frequenzen über 100 kHz wegen der erforderlichen hohen Auflösung und des geringen Entfernungsbedarfs. Seitensichtsonare sind abbildende Sonaranlagen, die in der Forschung und der Minenjagd eingesetzt werden.
Im zivilen Bereich werden z. B. Fischschwärme mit der Fischlupe geortet. Die Abgrenzung zum Echolot ist dort fließend.
Der Vorteil des Aktivsonars gegenüber dem Passivsonar besteht darin, dass es neben der Richtung auch die Entfernung zum Ziel einfach bestimmen kann und dass es auch für Ziele geeignet ist, die keine Geräusche abstrahlen. Daher sind Minenjagd- und Minenmeidesonare immer Aktivsonare. Ihr Nachteil besteht darin, dass sie die Anwesenheit eines aktiv sendenden Sonarträgers deutlich über die Auffaßreichweite der Anlage hinaus verraten und dass sie eine Belastung für die Umwelt, insbesondere für Meeressäuger, darstellen können. U-Boote verwenden Aktivsonar - wenn überhaupt - nur äußerst sparsam.
Search Light Sonare sind mittlerweile veraltet und finden kaum noch Anwendung. Bei dieser Art von Anlage wird der Sender mechanisch gedreht. Dadurch kann man immer nur in eine Richtung detektieren. Die meisten heutigen U-Jagd-Sonare (außer Schleppsonare) verwenden eine Kreis- oder Teilkreisanlage. Dort werden die Unterwassermikrofone im Kreis angeordnet und mehrere übereinander.
Auf diese Art kann man gleichzeitig alle Richtungen überwachen und trotzdem gezielt detektieren. Elektronisch kann man dann einzelne Gruppen oder auch alle ansteuern und so einen Rundum-Ping senden oder aber nacheinander gestaffelt pingen.
Passives Sonar
Das passive Sonar besteht aus mindestens einem Hydrophon (Unterwasser-Mikrofon) und wird verwendet, um Unterwassergeräusche und andere akustische Signale aufzuspüren. Das passive Sonar sendet selbst keine Schallwellen aus und ist daher, im Gegensatz zum aktiven Sonar, nicht zu orten.
Normalerweise werden umfangreiche Hydrophonanordnungen zur Richtungsbestimmung und zur Trennung des gesuchten Geräusches von anderen Geräuschquellen angewendet. Damit wird die Richtung des Zieles bestimmbar, aber nicht seine Entfernung. Die Entfernung versucht man durch aufwendige Strategien mit Algorithmen, die die eigene Bewegung und die mutmaßliche Entfernung des Ziel mit Hilfe der Änderung der Richtungspeilung auszuwerten (Target Motion Analysis – TMA). Ein anderer, neuerer Ansatz versucht aus der vertikalen Verteilung des Schallfeldes durch inverse Modellierung den Abstand (und die Tiefe) des Zieles zu bestimmen.
Passiv-Sonar wird vor allem von U-Booten eingesetzt, weil es den Standort des U-Bootes nicht durch Schallemission verrät. Seit etwa 1975 verwendet man auch akustische Schleppantennen von u. U. mehreren Kilometern Länge, um von Oberflächenschiffen U-Boote mit Hilfe der schwer verringerbaren tieffrequenten Abstrahlung zu orten. Erfolge bei der Geräuschminderung von U-Booten schränken jedoch die Verwendbarkeit inzwischen ein. Deswegen ergänzt man diese Schleppantennen wieder durch akustische Sender (Active Adjunct), man geht also wieder zum Aktivsonar über (bei der Ortung durch Oberflächenschiffe, nicht von U-Booten aus).
Oberflächenschiffe sind im allgemeinen vor allem durch das Kavitationsgeräusch zu orten, das durch den Kollaps von Blasen hervorgerufen wird, die durch "Reißen" des Wassers im Unterdruckbereich des Propellers entstehen. Es können aber auch die Geräusche des Antriebsdieselmotors, Pumpengeräusche, Getriebegeräusche, alle möglichen Knack- und Klappergeräusche (Transienten) und sonstige Geräusche geortet werden, die auch die Klassifizierung der Art der Geräuschquelle ermöglichen können.
Bi- und Multistatisches Sonar
Um den optimalen Kompromiss zwischen den Eigenschaften des Aktiv- und des Passivsonars zu finden, wendet man sich neuerdings dem bi- bzw. dem multistatischen Sonar zu. Bei einem bistatischen Sonar handelt es sich im Prinzip um ein Aktiv-Sonar, bei dem sich jedoch der Sender auf einer anderen Plattform als der Empfänger befindet. Beide können sehr weit voneinander entfernt sein. Der Vorteil besteht darin, dass auf die Weise durch das Aktivsignal der Empfänger nicht verraten wird. Dadurch kann sich der Gegner beim militärischen Sonar taktisch nicht so leicht auf die Situation einstellen.
Der Nachteil besteht darin, dass Sender und Empfänger auf irgendeine Weise koordiniert werden müssen, um den Vorteil der Entfernungsbestimmung und damit der schnellen Zielpositionierung zu nutzen. Es ist auch viel schwieriger, die Leistungsfähigkeit der Anlage abzuschätzen und ein vernünftiges Display aufzubauen.
Beim multistatischen Sonar werden mehrere Empfänger (jeweils auf einer eigenen Plattform, also beispielsweise Schiff oder U-Boot) für einen Sender, unter Umständen auch mehrere Sender verwendet, die alle miteinander koordiniert werden müssen. Dies führt schließlich zu verteilten Systemen.
Einzelne Sonartypen
Neben den genannten grundsätzlichen Sonarversionen gibt es eine Reihe Sonare, die sich durch Aufbau und Anwendung unterscheiden:
HMS
HMS steht für Hull Mounted Sonar (Rumpfmontiertes Sonar). Das (U-Jagd-)Sonar ist direkt am Schiff befestigt, am häufigsten in einem speziellen Wulst am Bug (Bugsonar, Bow Sonar). Dieser Wulst hat eine andere Form und einen anderen Zweck als der heute verbreitete Wulstbug zur Minderung des Strömungswiderstandes.
VDS
VDS (Engl. Variable Depth Sonar): Sonar für variable Tiefen = Schleppsonar, im Gegensatz zum neueren TAS oder LFAS keine lange Linienantenne, sondern ein kompaktes Gerät, das an einem Kabel hinter dem Schiff geschleppt wird.
TAS
Towed Array Sonar, Schleppantennen-Sonar, Schleppsonar. Passives tieffrequentes Sonar für die U-Jagd. Wird als lange Linienantenne, einem Schlauch mit Hydrophonen, nach einem Kabel hinter dem Schiff hergeschleppt. Dadurch kann die Antenne in der günstigsten Tiefe betrieben werden und ist vom Geräusch der eigenen Plattform entfernt.
FAS
Engl. Flankarray Sonar, Seitenantenne-Sonar. Bei U-Booten ein passives Sonar an beiden Seiten des Rumpfes.
LFAS
Low Frequency Active Sonar, tieffrequentes aktives Sonar. Frequenzen je nach Typ zwischen ca. 100 Hz und 3 kHz
Minenjagdsonar
Hochfrequentes Sonar zur Detektion von Minen, die anschließend durch Minenvernichtungsladungen (MVL) vernichtet werden (z. B. Minenjagdanlage DSQS11M).
Minenmeidesonar
Hochfrequentes Aktivsonar zur Warnung vor Minen.
Tauchsonar
Engl. Dippingsonar. Sonar, das vom Hubschrauber aus abgehängt wird. Früher auch einfaches Hydrophon, daher ähnlich wie Sonarboje, heute vorzugsweise Aktivsonar ähnlich VDS.
Sonarboje (Sonoboje)
Zur U-Jagd vom Flugzeug/Hubschrauber aus werden Bojen abgeworfen, die ein Hydrophon in einer vorgegebenen Tiefe abhängen und die empfangenen Signale bei UHF-Frequenzen zum Flugzeug senden. Es gibt auch kompliziertere Sonarbojen mit mehreren Hydrophonen zur Richtungsbildung und aktive Sonarbojen.
Passive Sonarbojen können auch unbemerkt zum Aufnehmen von akustischen "Fingerprints" von Über- und Unterwasserfahrzeugen eingesetzt werden. Dafür werden sie auch von Schiffen/Booten ausgesetzt.
Seitensichtsonar
Das Seitensichtsonar (engl. Side-Scan-Sonar) ist ein abbildendes Sonar für die Forschung und für die Minenjagd.
Schädigende Auswirkungen auf Meeressäuger
Wie aus Autopsien von gestrandeten Meeressäugern hervorgeht, stehen seit 1985 eine ganze Reihe von Walstrandungen in Zusammenhang mit militärischen Sonar-Experimenten. Die im militärischen Bereich eingesetzten aktiven Niederfrequenz-Sonarsysteme (Low Frequency Active Sonar, LFAS) können mit ihrem Schalldruck von bis zu 240 Dezibel Meeressäuger, wie Wale und Delfine, massiv schädigen.
Die untersuchten Tiere weisen schwere physiologische Schäden auf, unter Anderem Gehirnblutungen, Gefäßverletzungen, Bläschenbildungen im Blut und Herz-Kreislauf-Kollapse. Es muss zudem von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden, da Tiere, die auf dem offenen Meer sterben, auf den Meeresgrund sinken und unentdeckt bleiben.
Literatur
- R. J. Urick: Principles of Underwater Sound. Mc Graw-Hill Book Company, ISBN 0-07-066086-7
- H. G. Urban: Handbuch der Wasserschalltechnik. STN Atlas Elektronik, Bremen, 2000
- Gerhard Aretz: Sonar in Theorie und Praxis für Unterwasser-Anwendungen. Monsenstein und Vannerdat, Münster 2006, ISBN 978-3-86582-393-9
- Philippe Blondel, Bramley J. Murton : Handbook of seafloor sonar imagery. Wiley, Chichester 1997, ISBN 0-471-96217-1
- Harrison T. Loeser: Sonar engineering Handbook. Peninsula Publ., Los Altos 1992, ISBN 0-932146-02-3
Siehe auch
Weblinks
- %5a.wav whalesong.info Klangbeispiel eines Sonars (wav-Datei)
- Unterwasserlärm: Wale im Dauerstress, Greenpeace, 22. November 2007
- Unterwasserlärm durch Sonar - SWR2 Wissen Radiobeitrag vom 17. Oktober 2008, 26 min
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