- Hypomagnesiämie
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Klassifikation nach ICD-10 E61.2 Magnesiummangel E83.4 Hypomagnesiämie ICD-10 online (WHO-Version 2006) Als Magnesiummangel bezeichnet man einen Mangel an Magnesium im Körper mit Abnahme der Magnesiumkonzentration im Blut, in der Fachsprache Hypomagnesiämie genannt. Ein Magnesiummangel kann aus den verschiedensten Gründen auftreten. Magnesium ist für den Menschen lebenswichtig. Es ist an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen für Magnesiummangel
Magnesiummangel entsteht durch zu geringe Aufnahme mit der Nahrung, durch verminderte Absorption im Darm oder durch zu intensive Ausscheidung über Nieren und Haut.
Viele Wissenschaftler weisen seit langem daraufhin, dass die Böden immer mehr auslaugen und deshalb die Pflanzen vergleichsweise immer weniger Magnesium enthalten. In der Folge ernähren sich die Tiere magnesiumärmer - und damit ist als ein Teil des Ökosystems auch der Mensch vom Magnesiummangel betroffen. Die letzte große Ernährungsstudie in Deutschland (VERA-Studie) zeigte, dass über 40 % der Bevölkerung durchschnittlich nicht die Empfehlungswerte der DGE in der Ernährung erreichen. Die mangelhafte Ernährung (häufig auch nur bedingt durch mangelnde Aufklärung und unzureichendes Wissen) ist eine mögliche Ursache des Magnesiummangels.
Zu den möglichen Ursachen eines Magnesiummangels gehören auch
- einseitige Kostformen (Diäten),
- zu geringe Nahrungszufuhr (insbesondere im Alter) oder
- erhöhter Bedarf infolge von Belastungen, Stress, Sport und Schwangerschaft.
Zu den möglichen Ursachen eines Magnesiummangels gehören aber auch genetische Ursachen, die den Aufnahmemechanismus (Magnesiumabsorption) im Darm oder die Magnesium-Wiederaufnahme (Rückresorption) in der Niere beeinträchtigen.
Zu den sekundären Ursachen gehören verschiedene Erkrankungen, die zu einer Verschlechterung der Magnesiumbilanz im Körper beitragen:
- Alkoholismus,
- chronische Darmerkrankungen (z. B. Zöliakie, Kurzdarmsyndrom, Malabsorptionssyndrom) und
- chronische Nierenerkrankungen, die zu erhöhten Magnesiumverlusten beitragen, und
- Diabetes.
Auch verschiedene Medikamente beeinträchtigen die Magnesiumbilanz (z. B. wassertreibende Mittel (Diuretika), Antibiotika, Chemotherapeutika).
Magnesium ist zu 99% intrazellulär lokalisiert. Dies bedeutet, dass der gemessene Blutspiegel den Magnesium-Pool des Körpers nur unzureichend widerspiegelt und erklärt, warum eine isolierte Blutspiegel-Messung einen Magnesiummangel oft weder beweisen noch widerlegen kann (es sei denn, es liegt ein klinisch sofort behandlungsbedürftiger Fall vor, typischerweise bei langdauernder krasser Fehlernährung bei Alkoholismus, bei dem die Körperspeicher wirklich "leergefeuert" sind)
Auswirkungen von Magnesiummangel
Magnesiummangel verursacht aufgrund der zahlreichen Körperfunktionen des Magnesiums meist mehrere Symptome gleichzeitig, so dass man von einem Magnesiummangelsyndrom (auch als Hypomagnesiämiesyndrom bezeichnet) spricht. Zu den vielschichtigen Symptomen zählen:
- Muskelkrämpfe (u.a. Wadenkrämpfe, Krämpfe der Kaumuskulatur, Lidzucken)
- Reizbarkeit
- Müdigkeit
- Rasche Erschöpfbarkeit
- Innere Unruhe
- Kalte Füße
- Kopfschmerzen
- Mattigkeit / Energielosigkeit
- Geräuschempfindlichkeit
- Grübeleien
- Verwirrtheit
- Taubheitsgefühl in den Händen und Füßen
- Übermäßiges Schlafbedürfnis
- Herzklopfen, Herzjagen
- Schwächegefühl
- Kreuz- und Rückenschmerzen
- Durchblutungsstörungen
Magnesiummangel bzw. das tetanische Syndrom (die Magnesiummangeltetanie) ist eine sehr ernstzunehmende Erkrankung. Die Erscheinungsformen des tetanischen Syndroms ändern sich mit dem Alter:
Säuglings- und Kleinkindalter
Im Säuglings- und Kleinkindalter finden sich Geburtskomplikationen, leichte Gedeihstörungen, Infektanfälligkeit, erhöhte Krampfbereitschaft (Zahn- und Fieberkrämpfe) sowie eine verspätete Zahnung.
Schulkindalter
Im Schulkindalter sind Konzentrations- und Schlafstörungen, Nervosität, Bauch- und Kopfschmerzen, Kollapszustände, circa ab dem 10. Lebensjahr Muskelkrämpfe, circa ab dem 15. Lebensjahr Beklemmungsgefühle und Luftnot Erscheinungen des Magnesiummangels. Mädchen haben oft eine verspätet einsetzende Regelblutung und Regelschmerzen (Menstruationsbeschwerden); mitunter ist auch die Zyklusdauer verändert.
Erwachsenenalter
Im Erwachsenenalter treten rasche Erschöpfbarkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis, Ängste, Depressionen, Muskelkrämpfe (in der Wadenmuskulatur, in den Gefäß- und Eingeweidemuskeln), Kopfschmerzen, Migräne (diffuse und/oder migräneartige Kopfschmerzen sind die Regel), unklare Oberbauchbeschwerden und Koliken auf. Ab circa dem 30. Lebensjahr kommen typische tetanische Verkrampfungen (Pfötchenstellung) und ab circa dem 40. Lebensjahr auch neurologische Ausfälle, sogenannte transitorische ischämische Attacken (TIAs), die zur zeitweiligen Sauerstoffunterversorgung des Gehirns führen, hinzu.
Die Muskelschwäche ist für die Patienten häufig viel belastender als die Muskelkrämpfe. Der klassische tetanische Anfall, d. h. die anhaltende Verkrampfung des Körpers einschließlich der Lippenmuskulatur („Karpfenmaul“), kommt höchstens bei 20 % der Patienten vor.
Frauen neigen zu Schwangerschaftskomplikationen wie Erbrechen, Ödemen, Harneiweiß, Bluthochdruck (Präeklampsie und Eklampsie) und Fehlgeburten.
Häufigkeit von Magnesiummangel
Ernährungsstudien zufolge ist bei 20 bis 40 Prozent der Bevölkerung von latentem Magnesiummangel auszugehen. Stehen dem gesunden Körper seine Regulationsmechanismen voll zur Verfügung, kann der Darm sehr effektiv Magnesium absorbieren und die Niere extrem effektiv Magnesium resorbieren, so dass die Magnesiumbilanz gerade noch ausbalanciert wird.
Im Unterschied hierzu haben ca. 20 Prozent der Patienten auf Intensivstationen einen zu geringen Magnesiumwert im Blutspiegel (eine sogenannte Hypomagnesiämie). Auch bei Jugendlichen findet sich in 11 Prozent der Fälle eine Hypomagnesiämie.[1] Bezogen auf die Besucher einer Allgemeinarztpraxis liegt die Quote bei ca. 7 Prozent.
Ein genetisch bedingter Magnesiummangel kommt schätzungsweise bei 0,1 bis 1 Prozent der Bevölkerung vor. In diesen Fällen sind die körpereigenen Regulationsmechanismen nicht mehr oder nur unzureichend in der Lage, ausgleichend zu wirken. Daher muss die Magnesiumzufuhr erheblich gesteigert werden, wozu magnesiumhaltige Nahrungsergänzungsmittel oder magnesiumhaltige Arzneimittel (600 bis 1200 mg) Anwendung finden können.
Prophylaxe und Behandlung
Bei den oben genannten Beschwerden, die zu Beginn als leicht empfunden werden und die einen nicht gleich zum Arzt führen, ist eine Selbstmedikation mit Magnesium möglich. Durch Magnesiummangel begründete Beschwerden können nach Einnahme von Magnesiumpräparaten geringer werden oder ganz verschwinden. Grundsätzlich ist die Konsultation eines Arztes erforderlich, um das Magnesiummangelsyndrom, das tetanische Syndrom bzw. den Magnesiummangel festzustellen.
Veterinärmedizin
Beim Rind führt fütterungsbedingter Magnesiummangel zum Krankheitsbild der Weidetetanie.
Einzelnachweise
- ↑ Ernährungsstudie der Universität Hohenheim
Weiterführende Literatur
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Weblinks
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