- Kalziummangel
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Von Hypokalzämie (auch Hypocalciämie oder Hypokalziämie) spricht man, wenn der Calciumspiegel im Serum unter 2,2 mmol/l (9 mg/dl) oder der Gehalt von Calciumionen unter 1,1 mmol/l (4,5 mg/dl) liegt. Sie bewirkt eine Störung des Gleichgewichts zwischen verschiedenen Elektrolyten und kann zu einer Übererregbarkeit des Nervensystems führen, was sich in Krämpfen in der Skelettmuskulatur äußert. In einigen Fällen wird auch ein Spasmus der glatten Muskulatur ausgelöst. Im Allgemeinen wirkt das Parathormon der Hypocalciämie kurzfristig entgegen, Calcitriol dient der längerfristigen Anpassung des Calciumspiegels an Normwerte.
Inhaltsverzeichnis
Ätiologie und Pathogenese
Mögliche Ursachen einer Hypocalciämie sind:
- Unterfunktion der Nebenschilddrüse und damit Mangel an Parathormon (Hypoparathyreoidismus)
- erhöhter Calciumbedarf in der Schwangerschaft/Trächtigkeit und Laktation (Milchfieber)
- Kalziummangel oder Phosphorüberschuss in der Nahrung (sekundärer Parathyreoidismus)
- erhöhter Kalziumverlust über die Nieren bei Niereninsuffizienz
- verminderte Wirkung des Parathormon, der sogenannten Pseudohypoparathyreoidismus
- Hypomagnesiämie
- Vergiftungen mit Ethylenglykol
- Pankreatitis
- Mangel an Albumin (ein Bluteiweiß) (Hypoalbuminämie)
- Überfunktion der C-Zellen der Schilddrüse (Hyperkalzitonismus)
- Gastrinom
- Bulimie
- Hyperventilation
Symptomatik
Das Leitsymptom der Hypokalzämie ist die hypokalzämische Tetanie, ein Krampfanfall bei erhaltenem Bewusstsein infolge einer Hyperreaktivität der Muskelspindel, oft mit Parästhesien, Pfötchenstellung und Stimmritzenkrampf verbunden. Ein weiteres Zeichen ist das Chvostek-Zeichen, bei dem das Beklopfen des Nervus facialis vor dem Kiefergelenk ein Zucken der Mundwinkel auslöst. Ebenso kann das Trousseau-Zeichen auftreten. Dabei kommt es nach einigen Minuten nach Anlegen einer Blutdruckmanschette am Arm mit arteriellem Mitteldruck zur Pfötchenstellung.
Im EKG zeigt sich eine QT-Verlängerung.
Differentialdiagnose
Als Differentialdiagnose kommt eine Hyperventilationstetanie in Betracht, in der das Gesamtkalzium normal, das ionisierte Kalzium hingegen in Folge einer respiratorischen Alkalose vermindert ist.
Therapie
Die Therapie muss den auslösenden Grund ausschalten. Symptomatisch wird im Anfall Kalzium intravenös, zur Langzeitbehandlung Kalzium und Vitamin D oral verabreicht.
Literatur
- Herold G et al.: Innere Medizin 2005. Eigenverlag, Köln 2005.
- Deetjen, Speckmann, Hescheler: Repetitorium Physiologie. Urban & Fischer, 1. Auflage 2005. ISBN 3-437-41314-7
- Schmidt, Lang, Thews: Physiologie des Menschen. Mit Pathophysiologie. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-21882-3.
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