- Hängerzug
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In Österreich ist der Lastzug nach gesetzlich festgelegter Definition die Kombination aus einem Lastkraftwagen (LKW) mit einem Anhänger, während eine Sattelzugmaschine mit Sattelauflieger Sattelzug genannt wird. Die Definition wird in der Schweiz und in Südtirol gleich wie in Österreich verwendet.
In Deutschland ist Lastzug der Oberbegriff für Sattelzug und Gliederzug.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Bei einem Lastzug/Gliederzug ist die Vorderachse des Anhängers auf einem Drehschemel montiert. Somit bestehen bei einem Gliederzug mindestens zwei Drehpunkte: Anhängekupplung und Drehschemel. Das Rückwärtsfahren wird dadurch schwieriger, aber der Gliederzug kann engere Kurven befahren als ein Sattelzug.
In Deutschland ist ein Gliederzug grundsätzlich auf ein Zugfahrzeug mit einem Anhänger beschränkt. Als Ausnahmen dürfen hinter Zugmaschinen jedoch bis zu zwei Anhänger mitgeführt werden. Wenn die für Züge mit einem Anhänger zulässige Länge von 18,75 m nicht überschritten wird, beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit dann allerdings nicht mehr 80, sondern nur noch 61 km/h.
Ist das Gespann aus einem Zugfahrzeug und zwei Anhängern jedoch länger, so hat der Gesetzgeber in Deutschland die Grenze bei 21 m und 25 km/h gezogen. Eine Zugmaschine zum Betrieb mit zwei Anhängern gleichzeitig ist deshalb meist sehr kurz gebaut. In der Landwirtschaft ist die Kombination von einer Zugmaschine mit zwei Anhängern durchaus üblich. An Schaustellerbetriebe werden oft Sondergenehmigungen zum Ziehen von zwei Anhängern unter Überschreitung der üblicherweise zulässigen Zuglänge ausgegeben. Diese Züge führen dann oft gelbe Kennleuchten oder Rundumblinklichter an der Zugmaschine und nicht selten eine weitere am Heck des letzten Anhängers.
Diese Einschränkungen gelten in Deutschland ebenfalls für Kombinationen aus Sattelzug und Gliederzug, bei der an einen Sattelzug ein Anhänger angehängt wird. So wie auf dem Foto zu sehen, ist das derzeit in Europa nur in Schweden legal, in den USA in lediglich 30 Staaten und in Australien in nur zwei der Bundesstaaten / Territories.
Typen von Lastwagen (Lastzügen)
- Sattelzug: Sattelzugmaschine mit Sattelauflieger.
- Hängerzug: Ganz normaler (Koffer bzw. Kasten) Lastzug mit einem Anhänger.
- Gliederzug: Lastwagen mit mehreren Anhängern (gelenkte Vorder- und/oder Hinterachse des Anhängers)
- Tandemzug: Lastwagen mit mehreren Anhängern (ungelenkte Mittelachse des Anhängers) siehe auch Road Train
Die Anhängerkupplung
Der Anhänger kann bei einem Lastzug entweder über eine Kugelkupplung, eine Hakenkupplung, oder eine sogenannte „Maulkupplung“ (eine Kupplung mit Fangmaul) verbunden sein. Jenseits von 7,5 t zulässigem Gesamtgewicht haben sich aus Sicherheitsgründen Maulkupplungen durchgesetzt.
Hakenkupplungen sind im zivilen öffentlichen Straßenverkehr seit dem Ende der 1970er-Jahre in Deutschland und Österreich verboten, da bei diesen die Gefahr besteht, dass der Anhänger sich während der Fahrt vom Zugfahrzeug trennt. Die US-Amerikaner (was in Europa vor allem die Fahrzeuge der US-Streitkräfte in Europa betrifft) haben sich gut zehn Jahre später von der Hakenkupplung getrennt.
Kugelkopfkupplungen finden sich praktisch nur noch im Kleinanhängerbereich (also bei Pkw und Lieferwagen), da bei ihnen das Ankuppeln im Vergleich zur Maulkupplung einfacher ist.
Befindet sich die Kupplung immer am Zugfahrzeug, besitzt der Anhänger eine Deichsel, deren freies Ende entweder mit einer Halbschale zur Verwendung auf einer Kugelkopfkupplung oder mit einer Zugöse zur Verwendung in einer Maulkupplung ausgestattet ist.
Vor- und Nachteil des Gliederzuges im Vergleich mit dem Sattelzug
Vorteile
- Der größte Vorteil von Gliederzügen gegenüber Sattelzügen ist ihre wesentlich bessere Wendigkeit. Wird es wirklich zu eng, kann die Ladung immer noch mit dem Solo-Lkw, also einem Lastwagen ohne Anhänger ans Ziel gebracht werden, während beim Sattelzug nach dem Abkuppeln des Auflieges keine Ladefläche mehr am Zugwagen bzw. an der Sattelzugmaschine verbleibt.
- Der Zugpunkt des Anhängers (die Anhängerkupplung) liegt bei einem Gliederzug hinter der Antriebsachse (oder den Antriebsachsen) des den Anhänger ziehenden Lastwagens, weshalb auf glatten Straßen und Wegen der Gliederzug im Gegensatz zum Sattelzug gestreckt bleiben will.
- Die Ladefläche ist (Anhänger plus Lkw) bei einem Gliederzug etwa 1,2 m länger als die eines Sattelzuges, wird allerdings etwa in der Mitte durch das Heck des Lkws und die Front des Anhängers unterbrochen.
- Üblicherweise kann ein EURO-Gliederzug drei Europlatten mehr Fracht laden als ein EURO-Sattelzug.
- Der Einsatz von Wechselbrücken bzw. -behältern mit Stützbeinen zum eigenständigen Aufnehmen und Tauschen durch den Fahrer ist möglich. Dadurch wird keine Rampe zum Umladen benötigt und Begegnungsverkehr begünstigt.
Nachteile
- In einem modernen Fuhrparkmanagement und bei Beachtung der Logistik muss Fracht oft an sogenannten „Gates“ oder „Ports“ umgeschlagen werden. Um das mit den Lenk- und Ruhezeiten in Übereinstimmung zu bringen, ist es oft nötig, Komplettladungen ab- und aufzuladen.
- Bei einem Sattelzug wird für das Umladen weniger Zeit benötigt, indem der Fahrer seine Zugmaschine von einem Auflieger ab- und an den anderen ankuppelt. Mitsamt den üblichen Formalitäten kann dieser Vorgang in fünf Minuten erledigt sein.
- Soll diese Flexibilität bei einem Gliederzug erreicht werden, müssen sogenannte „Wechselbrücken“ genutzt werden, also Systeme, bei denen auch der gewöhnliche Lkw seine Ladefläche ohne fremde Hilfe abstellen und eine andere aufnehmen kann. Wechselbrückenfahrzeuge haben gegenüber Fahrzeugen mit festen Aufbauten ein um mehrere Tonnen höheres Leergewicht, was die Nutzlast verringert. Damit ist dem Betreiber des Gliederzuges diese Möglichkeit des schnellen Warenumschlages nur gegeben, wenn seine Waren nicht zu schwer sind. Die übliche Nutzlast bei Wechselbrückenlastzügen beträgt 20–22 t, im Gegensatz zu 25–28 t bei „normalen“ Gliederzügen oder Sattelzügen.
- Fällt das Zugfahrzeug wegen eines technischen Defektes aus, kann auch die Fracht im Laderaum nicht weiter befördert werden. Um eine Wechselbrücke von einem stillgelegten Lkw herunterzubekommen, wird meistens ein Kran benötigt. Eine defekte Sattelzugmaschine kann jedoch durch gewöhnliches Abschleppen von einem Auflieger getrennt werden.
- Das Rangieren ist mit einem Gliederzug erheblich schwieriger und verlangt dem Fahrer erhebliches Können ab. Geübte Fahrer können so aber auch unter wesentlich eingeengteren Verhältnissen ihre Ware zum Ziel bringen, als dies auch sehr geübte Sattelzugfahrer könnten.
- Die in der Summe teuren Schäden, die durch fehlerhaftes Rückwärtsfahren mit Gliederzügen entstehen können, waren für viele Speditionen seit den 1980er-Jahren Grund genug, ihre Gliederzüge durch Sattelzüge zu ersetzen, obwohl auf einem EURO-Sattelzug rund 10 m³ weniger Laderaum zur Verfügung stehen als auf einem EURO-Gliederzug.
- Sogenannte „Boogie-“ oder „Tandemzüge“, also Gliederzüge, deren (Boogie-/Tandem-)Anhänger ihre ungelenkten Achsen in der Mitte angeordnet haben, statt einer (oder zwei) gelenkten vorderen und einer oder mehreren hinteren Achsen, entschärfen das Rangierproblem an Gliederzügen für jene Betreiber, die dieses Mehr an Lademetern und Volumen eines Gliederzuges gegenüber einem Sattelzug benötigen. Allerdings ist ein Boogie-/Tandemzug nicht wendiger als ein Sattelzug.
- Auch leere Lastwagen (auch solche, die den Anhänger und/oder die Wechselbrücke abstellen und damit über keine Ladefläche mehr verfügen) fallen im Gegensatz zu den unter dem Oberbegriff „Zugmaschine“ laufenden Sattelzugmaschinen unter das Sonn- und Feiertagsfahrverbot, das in einigen europäischen Staaten gilt.
Der Gesetzgeber sieht jedoch auch Ausnahmen vor.
- Um eine Ladung komplett zu be- oder entladen, sind stets zwei Rampenberührungen erforderlich (Zeitaufwand). Eine Ausnahme ergibt sich bei gegebener Durchlademöglichkeit, wenn eine Tür vorne am Anhänger und eine Klappbrücke zwischen den Einheiten vorhanden ist.
- Lkw und Anhänger müssen häufig zeitaufwendig getrennt werden.
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