Hörnerv

Hörnerv
Ausgewählte Strukturen des Mittel- und Innenohrs mit Gehirnnerven VII und VIII.
1 Nervus vestibularis
2 Nervus cochlearis
3 Nervus facialis
4 äußeres Fazialisknie mit Ggl. geniculi
5 Chorda tympani
6 Hörschnecke
7 Bogengänge
8 Hammerstiel
9 Trommelfell
10 Eustachi-Röhre

Der Nervus vestibulocochlearis (Hör-Gleichgewichtsnerv, von lat. vestibulum „Vorhof“ und cochleaSchnecke“) ist der VIII. Hirnnerv. Er wurde früher auch als Nervus statoacusticus bezeichnet.

Er setzt sich aus zwei Teilen zusammen:

  • Der Nervus vestibularis (staticus) ist der Gleichgewichtsnerv,
  • der Nervus cochlearis (acusticus) der Hörnerv.

Die Nerven leiten die afferente Informationen aus den jeweiligen Rezeptorgebieten im Innenohr zum Gehirn. Darüber hinaus gibt es auch efferente Bahnen, die im Hörnerv die Feineinstellung des Hörsinns ermöglichen.

Nervus vestibularis

Der Nervus vestibularis (veraltet Nervus staticus) ist der Gleichgewichtsnerv. Die Zellkörper der bipolaren Nervenzellen des Nervs liegen im Ganglion vestibulare (Gaster). Dieses Ganglion besteht aus zwei abgrenzbaren Unterabteilungen und liegt im inneren Gehörgang (Meatus acusticus internus). Die Nervenzellfortsätze (afferent und efferent) ziehen zu den Rezeptorgebieten des Gleichgewichtsteils des Innenohrs. Man unterscheidet dabei mehrere Nervenstränge:

  • Nervus utriculoampullaris: zur Macula utriculi sowie Ampulla membranacea anterior und lateralis
  • Nervus utricularis: zur Macula utriculi
  • Nervus ampullaris anterior: zur Ampulla membranacea anterior
  • Nervus ampullaris lateralis: zur Ampulla membranacea lateralis
  • Nervus ampullaris posterior: zur Ampulla membranacea posterior
  • Nervus saccularis: zur Macula sacculi

Vom Ganglion vestibulare ziehen alle zum Gehirn ziehenden Fasern dieser Nerven als einheitlicher Nervus vestibularis in die Schädelhöhle. Dabei kommt es zu einer Anlagerung der Fasern des Hörnervens, wodurch der Nervus vestibulocochlearis entsteht.

Die Vestibularanteile treten am Trapezkörper (Corpus trapezoideum) in das Rautenhirn ein. Sie enden hauptsächlich in den vier Nuclei vestibulares (Vestibular- oder Gleichgewichtskerne):

  • Nucleus vestibularis medialis,
  • Nucleus vestibularis lateralis,
  • Nucleus vestibularis superior und
  • Nucleus vestibularis inferior

Diese Kerne liegen im Hinterhirn, bei einigen Säugetieren auch im Nachhirn. Einige Fasern ziehen direkt in das Kleinhirn und in die Formatio reticularis. In den Gleichgewichtskernen erfolgt die erste Umschaltung auf die Zweitneurone, die Verbindungen zu nahezu allen Gehirnabschnitten und zum Rückenmark haben und für eine Kopplung der Gleichgewichtsinformationen mit anderen Körperfunktionen sorgen.

Nervus cochlearis

Der Nervus cochlearis (Nervus acusticus) ist der Hörnerv. Die Nervenzellkörper der bipolaren Nervenzellen des Hörnervens liegen im Ganglion spirale (Corti). Dieses Ganglion liegt in einem Hohlraum im Zentrum der Schneckenwindungen. Die Fortsätze dieser Nervenzellen ziehen an die Haarzellen des Organon spirale.

Die Axone der Nervenzellen vereinigen sich zum Nervus cochlearis (acusticus) und lagern sich am inneren Gehörgang dem Gleichgewichtsnerven zum Nervus vestibulocochlearis an. Die Hörfasern enden an den beiden Hörkernen – Nucleus cochlearis ventralis und Nucleus cochlearis dorsalis – im Myelencephalon.

Von diesen Hörkernen gibt es zahlreiche Verbindungen zu anderen Hirnabschnitten, die letztlich bis zur Hörrinde (Heschelsche Querwindung) im Großhirn gelangen.


Literatur

  • Martin Trepel: Neuroanatomie. Urban & Fischer, 3. Auflage 2003. ISBN 3437412973
  • Franz-Viktor Salomon: Nervensystem, Systema nervosum. In: Salomon/Geyer/Gille (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke Stuttgart, 2004, S. 464-577. ISBN 3-8304-1007-7

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