Hülfsverein für schweizerische Wehrmänner und deren Familien

Hülfsverein für schweizerische Wehrmänner und deren Familien

Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) ist die 1866 in Bern gegründete nationale Rotkreuz-Gesellschaft der Schweiz. Gemäss den Genfer Rotkreuzabkommen und ihrer Anerkennung durch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist sie Mitglied in der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften und damit Teil der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Das SRK ist das älteste und auch grösste Hilfswerk des Landes. Dem SRK gehören 24 Kantonalverbände, sechs Korporativmitglieder, fünf Stiftungen und zwei Vereine an.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung und erste Jahre

Gustave Moynier
Guillaume-Henri Dufour

Das Schweizerische Rote Kreuz wurde am 17. Juli 1866 in Bern auf Anregung des Bundesrates Jakob Dubs und der beiden IKRK-Mitglieder Gustave Moynier und Guillaume-Henri Dufour gegründet. Nach der Gründung nannte sich das SRK „Hülfsverein für schweizerische Wehrmänner und deren Familien“.

Der Aufbau der nationalen Organisation war jedoch voller Hindernisse. Zum einen verfügte die Schweiz zu diesem Zeitpunkt erst über geringen Zusammenhalt auf Bundesebene, zum anderen hatte sie sowohl mit politischen als auch konfessionellen Auseinandersetzungen zu kämpfen. Zusätzlich erwiesen sich die Neutralität des Landes und das gleichzeitige Bestehen des IKRK als Institution nach Schweizer Vereinsrecht als weitere Schwierigkeiten.

Der Zürcher Pfarrer Walter Kempin gründete 1882 den „Centralverein des Schweizerischen Roten Kreuzes“, den er bis 1885 leitete. Es dauerte bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, bis sich mit der Ernennung des Arztes Walther Sahli zum ständigen Zentralsekretär im Jahre 1898 aus diesem Centralverein und dem von Dubs, Moynier und Dufour gegründeten Hülfsverein die Strukturen des SRK zu festigen begannen. In der Folge wurden kantonale und lokale Sektionen gegründet, Rotkreuzschwestern-Bereitschaften gebildet und Transportkolonnen aufgestellt. 1903 wurde die offizielle Rolle des SRK mit einem Bundesbeschluss als Förderer der Krankenpflege und im Dienste der Armee geregelt.

Mit dem Einmarsch der Bourbaki-Armee hatte das SRK im März 1871 seinen ersten Hilfseinsatz. Es galt, 85.000 für sechs Wochen in der Schweiz internierte Angehörige der französischen Armee medizinisch zu versorgen.

Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg war das SRK für die Aufrechterhaltung der sozialen und materiellen Unterstützung für die mobilisierten Soldaten zuständig. Des Weiteren sorgte es mit Hilfe speziell ausgerüsteter Sanitätszüge für die Repatriierung von rund 80.000 verwundeten Soldaten in ihre Heimatstaaten. Im Gegenzug organisierte es für tausende ausländische Soldaten Erholungsaufenthalte. Ein weiterer Schwerpunkt der Tätigkeit des SRK war der Kampf gegen die Spanische Grippe, die auch in der Schweiz tausende Menschenleben kostete.

In der Zwischenkriegszeit lieferte das SRK unter anderem Lebensmittelhilfe in andere Länder, so beispielsweise 1919 nach Wien und 1922 nach Russland.

Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkrieges sorgte das SRK für die Unterstützung der Zivilbevölkerung und der Armee mit Material und Hilfspersonal und organisierte einen Blutspendedienst. Zudem förderte es die Krankenpflegeausbildung. Es sorgte für die Aufnahme von 180.000 Kindern im Rahmen der Kinderhilfe und kümmerte sich um in der Schweiz internierte Zivil- und Militärpersonen. In fast allen Ländern Europas hatte es eigene Hilfsprogramme oder beteiligte sich an solchen.

Nachkriegszeit

Das SRK wurde durch die beiden Weltkriege in seiner nationalen und internationalen Bedeutung gestärkt. Daraus resultierte eine Erweiterung der Aufgabenpalette und eine verstärkte Anerkennung sowohl im In- als auch im Ausland. Die Anerkennung als nationale Rotkreuz-Gesellschaft der Schweiz wurde 1951 durch den Bundesbeschluss betreffend das Schweizerische Rote Kreuz erneuert.

In den folgenden Jahren verlagerte sich der Tätigkeitsschwerpunkt von der militärischen zur zivilen Hilfe. Das SRK leistete im Inland beim Aufbau des schweizerischen Gesundheitswesens einen grossen Beitrag. So sorgte es für die Einrichtung und den Betrieb eines Blutspendedienstes und setzte sich für die Förderung der spitalexternen Pflege sowie der Ergotherapie ein. Mit einem Fahrdienst, Hausbesuchen, der Ausbildung von Pflegehelferinnen und -helfern engagierte sich das SRK vermehrt auch im sozialmedizinischen Bereich. Auch für die zunehmende Professionalisierung der Gesundheits- und Krankenpflege und des Rettungswesens zeichnete sich das Schweizerische Rote Kreuz wesentlich mitverantwortlich.

Zusätzlich ist das SRK im Flüchtlingswesen tätig, unterstützt Asylsuchende sowie Migranten und leistet Not- und Wiederaufbauhilfe. In der Entwicklungszusammenarbeit ist es Partner der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit und der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften. Es zählt innerhalb der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung zu den aktivsten nationalen Gesellschaften auf internationaler Ebene.

Organisation

Organisation des SRK

Gemäss dem Vorbild Schweiz ist das Schweizerische Rote Kreuz ein föderalistisch strukturierter Verein mit Sitz in Bern. Es besteht aus 24 Kantonalverbänden, sechs Korporativmitgliedern, fünf Stiftungen und zwei Vereinen. 2004 zählte das SRK 4.400 Angestellte bei 2.500 Vollzeitstellen. Dazu kommen noch einmal rund 51.000 Freiwillige, die ungefähr 1,2 Millionen Stunden ehrenamtlich arbeiten.

Das Oberste Organ ist die Rotkreuzversammlung, bestehend aus 64 Delegierten der Kantonalverbände und 33 Mitgliedern der Korporativmitglieder. Strategische Führungsentscheidungen trifft der Rotkreuzrat. Er setzt sich aus neun Mitgliedern zusammen. Unterstützt wird der Rotkreuzrat durch die Geschäftsstelle des SRK. Der Präsident, seit 2001 der Jurist und ehemalige Ständerat René Rhinow, repräsentiert das SRK und den Rotkreuzrat. Er ist darüber hinaus Kraft seines Amtes auch Vizepräsident der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften. Direktor des SRK ist der Ökonom Daniel Biedermann.

Finanziert wird das SRK zu etwa einem Fünftel aus privaten Spenden, etwas mehr als die Hälfte der Auslagen deckt es aus in Rechnung gestellten Dienstleistungen, etwa 13 Prozent kommen aus öffentlichen Leistungserträgen und die restlichen 17 Prozent stammen aus anderen Erträgen. Im Jahr 2004 betrug der Umsatz des SRK 600 Millionen Schweizer Franken bei einer Bilanzsumme von 1,4 Milliarden Schweizer Franken.

Die Korporativmitglieder

REGA-Helikopter des Typs EC 145 vom Stützpunkt Dübendorf
  1. Schweizerischer Samariterbund SSB: Mit seinen rund 35'000 Mitgliedern bildet er freiwillige Helferinnen und Helfer in erster Hilfe aus. Im Jahr 2004 wurden die vom SSB organisierten Nothilfe- und Samariter-Kurse rund 76.000 mal besucht.
  2. Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft SLRG: Sie setzt sich für die Verhütung von Unfällen sowie für die Rettung von Menschenleben im Allgemeinen und im Speziellen im und am Wasser ein.
  3. Schweizerische Rettungsflugwacht REGA: Die REGA kümmert sich mit ihren 13 Helikoptern und drei Ambulanzjets um Rettung und Nothilfe aus der Luft im In- und Ausland. Im Jahr 2007 flog sie rund 13.435 Einsätze. Die Zahl der Gönnerinnen und Gönner erreichte mit 2,060 Millionen einen neuen Höchststand.
  4. Schweizerischer Militär-Sanitäts-Verband SMSV: Er ist zuständig für ausserdienstliche Fortbildung von Armeesanitätern und des Zivilschutzes.
  5. Schweizerischer Verein für Katastrophenhunde REDOG: Zur Rettung von Vermissten und Verschütteten werden Teams bestehend aus Mensch und Hund ausgebildet. Der Verein umfasst etwa 650 Mitglieder.
  6. Schweizerischer Zivilschutzverband SZSV: Er ist mit seinen 14.100 Mitgliedern für den Schutz der Zivilbevölkerung im Kriegs- und Katastrophenfall zuständig.

Die Institutionen

  1. Humanitäre Stiftung SRK: Sie ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Bern. Bei humanitären Projekten im In- und Ausland unterstützt sie das SRK.
  2. Blutspendedienst SRK: Er ist eine gemeinnützige Aktiengesellschaft. 60 Blutspendezentren, organisiert in 13 regionalen Blutspendediensten, versorgen die Spitäler ihrer Region. In ländlichen Gebieten kommen sogenannte Mobile Equipen zum Einsatz. Das SRK kooperiert darüber hinaus in diesen Regionen mit den örtlichen Samaritervereinen. Pro Jahr verarbeitet der Blutspendedienst des SRK rund 400.000 Blutspenden.
  3. Lindenhofspital: Es handelt sich um ein Berner Privatspital. Das Lindenhofspital gehört zusammen mit der Lindenhof Schule zur Rotkreuzstiftung für Krankenpflege Lindenhof Bern.
  4. Lindenhofschule: Sie ist ein Zentrum für die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege.
  5. Ecole La Source: Sie wurde 1859 als erste Laienkrankenpflegeschule der Welt gegründet und ist inzwischen ein Zentrum für die Geschichte der Krankenpflege. Darüber hinaus ist sie in der Forschung und Entwicklung tätig.
  6. Arbeitsgemeinschaft Rettungswesen: In ihr sind alle Aktivmitglieder und die im Rettungswesen tätigen Korporativmitglieder zusammengefasst. Im Sinne einer guten Zusammenarbeit aller beteiligten Organisationen fördert sie die Entwicklung gemeinsamer medizinischer Grundlagen.
  7. Seminarhotel Sempachersee: Es bietet Möglichkeiten für Kongresse, Tagungen und Seminare.

Das Schweizerische Rote Kreuz ist auch zuständig für die Anerkennung von Bildungsgängen im Bereich Pflege/Gesundheit, die Anerkennung von ausländischen Ausbildungsabschlüssen und die schweizweite Registrierung von Diplomen. Dazu gehören u. a. die Berufe: Pflegeassistent, Krankenpfleger nach alter und neuen Ausbildungsordnungen (Niveau I und II), Technische Operationsfachpersonen, Rettungssanitäter, Medizinische Laboranten, Hebammen, Ernährungsberater, Ergo- und Physiotherapeuten, Dentalhygieniker und Orthoptisten. Die Anerkennung von Berufsbildungsabschlüssen erfolgt in der Schweiz natürlich nach kantonalem Recht.

Sonstige Einrichtungen

Das Schweizerische Rote Kreuz beider Appenzell betreibt im Kurort Heiden im Kanton Appenzell Ausserrhoden das Henry-Dunant-Museum Heiden, das dem Leben und Wirken Henry Dunants, des Begründers der Rotkreuz-Bewegung, gewidmet ist.

Das Weiterbildungszentrum für Gesundheitsberufe SRK ist das Fort- und Weiterbildungsinstitut des SRK, das etwa seit 1950 wichtige Beiträge zur Qualifizierung des Personals im Gesundheitswesen leistet. Es hieß zunächst Kaderschule für die Krankenpflege des SRK.

Präsidenten

Präsidenten des SRK und seiner Vorläuferorganisationen: Jakob Dubs (1866–1872), Karl Schenk (1873–1882), Edmund von Steiger (1905–1908), Hans Konrad Pestalozzi (1908–1909), Isaak Iselin-Sarasin (1910–1918), Karl Bohny (1918–1928), Johannes von Muralt (1938–1946), Ambrosius von Albertini (1954–1968), Hans Haug (1968–1982), Kurt Bolliger (1982–1988), Karl Kennel (1988–1996), Franz Muheim (1996–2001), René Rhinow (seit 2001).

Weblinks


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