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Hülfensberg Der Hülfensberg von Osten, 2009
Höhe 448 m Lage Geismar, Eichsfeld, Thüringen Geographische Lage 51° 13′ 8″ N, 10° 9′ 29″ O51.21888888888910.158055555556448Koordinaten: 51° 13′ 8″ N, 10° 9′ 29″ O Typ Zeugenberg Alter des Gesteins Trias Besonderheiten Wallfahrtsziel Der Hülfensberg ist ein 448 m hoher Berg in der Gemeinde Geismar im Landkreis Eichsfeld in Thüringen, Deutschland. Er befindet sich südwestlich von Geismar nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze und gehörte zu DDR-Zeiten zur Sperrzone.
Seit dem Spätmittelalter dient der Berg als Wallfahrtsort. Auf seinem Gipfelplateau befinden sich unter anderem eine Kirche, ein Franziskanerkloster und ein weithin sichtbares Kreuz. Der heutige Name der ursprünglich Stuffenberg genannten Erhebung ist abgeleitet vom Hülfenskreuz (Sankt Gehilfe, Sante Hulpe), einem als zentrale Wallfahrtsfigur dienenden Kruzifix in der Kirche.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Der aus triassischen Gesteinen bestehende Berg liegt im südlichen Eichsfeld und ist fast vollständig bewaldet. Die an den Waldbestand angrenzenden Flächen am Bergfuß werden landwirtschaftlich genutzt. In der Umgebung befinden sich weitere bewaldete Anhöhen und Bergrücken, als flach-kegeliger Zeugenberg hebt sich der Hülfensberg jedoch deutlich von ihnen ab.
Naturräumlich zählt das Gebiet des Hülfensbergs zur Einheit des Osthessischen Berglands und darin zum Unteren Werrabergland.[1] Er liegt im großräumigen Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal und steht als 23 Hektar großes Landschaftsschutzgebiet Hülfensberg unter Naturschutz.[2]
Nächstgelegene Ortschaften sind die zu Geismar gehörenden Dörfer Bebendorf und Döringsdorf südlich des Berges. Zwischen den beiden Orten beginnt auch die einzige Zufahrtsstraße zum Gipfel und zu einem Waldparkplatz für Pkw und Busse, von dem aus der Gipfelbereich nach etwa halbstündigem Fußweg erreicht werden kann. Auf der Nordseite des Berges führt von Geismar ausgehend der traditionelle Kreuzweg auf den Berg, der in der Feldflur am Unterhang als etwa 700 m lange und schnurgerade Allee angelegt ist. Weitere Wallfahrtswege sind der in Großtöpfer westlich des Berges beginnende „Prozessionsweg“, der während der DDR-Zeit durch die innerdeutsche Grenze unterbrochen war, und der südliche „Totenweg“ von Bebendorf aus.
Geschichte
1867 wurden bei Erdarbeiten auf dem Berg vorgeschichtliche Begräbnisstellen und Urnen gefundenen.
Kirche „Christus der Erlöser“
Die älteste Urkunde mit Nachrichten über den Hülfensberg ist eine Papsturkunde aus dem Jahre 1351,[3] in der die Pfarrstelle St. Salvator auf dem Stuffenberg genannt ist.[4] Eine weitere Urkunde ist auf den 30. Mai 1352 datiert. Zu dieser Zeit gehörte der Hülfensberg zum Martinsstift in Heiligenstadt, das 1357 das Patronat über die Wallfahrtskirche dem Zisterzienserinnenkloster Anrode überließ.[4] Von Anrode aus wurde die Wallfahrt zum Hülfenskreuz organisiert. Die Entstehung des Kruzifixes wird meist ins 11. oder 12. Jahrhundert datiert. Es befindet sich am „Gnadenaltar“ in der um 1360 bis 1367[4] erbauten Erlöserkirche „St. Salvator“. Dieser Kirchenneubau wurde an einen älteren, an der Südseite, neben der Sakristei liegenden Teil angebaut. Jener Teil, ein Bethaus, stammt aus der Zeit vor dem Jahr 1000.
1583 wurde der Hülfensberg kurmainzisch und blieb – wie das gesamte Eichsfeld – auch während der Reformationszeit römisch-katholisch.
Die Erlöserkirche wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert und verändert, insbesondere erfuhr sie im 17. Jahrhundert eine behutsame Barockisierung.
1810 wurde das Kloster Anrode von König Jérôme Bonaparte aufgehoben und mit all seinen Besitzungen an Franz Just von Wedemeyer verkauft. Damit wurde der Hülfensberg Privatbesitz. Elf Jahre später schenkte Wedemeyer das Plateau des Hülfenberges mit seiner Gnadenkirche der bischöflichen Behörde.
1890 wurde die Kirche nach Plänen des Franziskaners Paschalis Gratze neugotisch erweitert.[4] Die angebaute erste Bonifatiuskapelle wurde abgebrochen und an anderer Stelle wieder aufgebaut. Auf den Grundmauern der alten Kapelle wurde die Apsis mit dem Altar- und Chorraum gebaut.
Bonifatiuskapelle
Direkt neben der Kirche befindet sich die 1903 eingeweihte Bonifatiuskapelle. Sie wurde auf den Fundamenten einer ehemaligen Fürstenkapelle errichtet.[4]
Nach alter Überlieferung des Eichsfeldes hat auf dem Berg eine Donareiche als germanisches Naturheiligtum gestanden, die der Missionar Bonifatius im Rahmen der Christianisierung im 8. Jahrhundert gefällt haben soll. Anlass für diese Annahme ist vor allem der Name des Ortes Geismar direkt nördlich des Hülfensbergs. In den Bonifatius-Geschichten wird berichtet, dass die anschließend zum Bau einer Kapelle in Fritzlar verwendete Donareiche bei Geismar stand. Als wahrscheinlicher gilt heute jedoch, dass die von Bonifatius gefällte Eiche beim zu Fritzlar gehörenden gleichnamigen Dorf Geismar im Nordhessen gestanden hat, was auch zur Nähe des Bonifatius-Stützpunktes Büraburg passt. Abgesehen davon lässt sich annehmen, dass bei der Christianisierung nicht nur ein Baum, sondern mehrere „heilige Bäume“ an unterschiedlichen Orten gefällt wurden. Eine entsprechende Eiche kann demnach auch auf der markanten Erhebung des Hülfensbergs gestanden haben.
Einer weiteren Legende nach soll Bonifatius vom Hülfensberg blickend gesagt haben: „Wann wird endlich Frieden schweben über dieser schönen Aue“. Volksetymologisch lassen sich daraus die Namen der benachbarten Orte Wanfried, Frieda, Schwebda und Aue herleiten. Ein Wandbild an einem Haus an der Ortsdurchfahrt von Wanfried-Aue illustriert diese Geschichte.
Franziskanerkloster
Die Franziskaner-Niederlassung auf dem Berg wurde 1860 gegründet.[4] Die vier auf dem Hülfensberg lebenden Franziskaner gehören zur Deutschen Franziskanerprovinz von der heiligen Elisabeth mit Sitz in München.[5][6]
Dr.-Konrad-Martin-Kreuz
Konrad Martin war 1856 bis 1875 Bischof von Paderborn; er wurde im nahen Geismar geboren. Ihm zu Ehren wurde am 7. August 1933 das „Bekennerkreuz“ auf der Nordseite des Hülfensbergs eingeweiht.[7] 1990 wurde das 18,60 Meter hohe Stahlkreuz zwecks Restaurierung abgebaut und im Mai 1991 wieder aufgestellt.[8] Es ist zeitweise beleuchtet und dann aus mehreren Kilometern Entfernung sichtbar.
Der Platz am Kreuz ist als Aussichtspunkt mit weitem Blick ins Eichsfeld gestaltet. Im Rahmen der Deutschen Wiedervereinigung wurde im März 1990 eine Gedenktafel am Kreuz eingeweiht, die an die „Opfer der faschistischen und stalinistischen Diktatur“ erinnert.[8]
Wallfahrten
Wallfahrten auf den Hülfensberg sind seit dem Spätmittelalter bekannt.[4] Sie finden heute mehrmals im Jahr zu verschiedenen religiösen Terminen statt.
Durch die Lage nahe der deutsch-deutschen Grenze – die Entfernung zwischen Gipfel und Grenzverlauf im Westen betrug weniger als ein Kilometer – lag der Hülfensberg bis 1989 im DDR-Sperrgebiet. Die vom DDR-Regime lediglich geduldeten christlichen Wallfahrten konnten in dieser Zeit nur eingeschränkt stattfinden. Sie waren nur für Besitzer eines Passierscheins und für Bewohner der umliegenden Orte möglich.
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Bundesamt für Naturschutz: Landschaftssteckbrief: 35801 Unteres Werratal.
- ↑ Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie: Naturschutz, Landkreis Eichsfeld.
- ↑ huelfensberg.de > Historisches > Hl. Bonifatius
- ↑ a b c d e f g huelfensberg.de > Historisches > Geschichte
- ↑ franziskaner.de > Franziskanerkloster Hülfensberg
- ↑ huelfensberg.de > Kloster zum Mitleben
- ↑ huelfensberg.de > Literatur
- ↑ a b heiligenstadt-eic.de > Der Hülfensberg
Literatur
- Albert Kohl; Förderkreis Hülfensberg (Hrsg.): Der Hülfensberg und sein Nahbereich vor, während und nach dem Fall der innerdeutschen Grenze 1989 - eine Bilddokumentation. DVD, Mecke, Duderstadt 2009, ISBN 978-3-86944-009-5.
- Hermann Schüttel: Der Hülfensberg im Eichsfeld. Begegnungsstätte in Deutschlands Mitte. Verlag F. W. Cordier, Heiligenstadt, 3. Aufl., 2009. ISBN 978-3-939848-17-2.
- Hermann Röhrig: Der Hülfensberg, die Stätte großer geschichtlicher Vergangenheit und landschaftlicher Schönheit. Des Eichsfelds Heiligtum. Ein Heimatbuch fürs Eichsfeld und die benachbarten Gebiete, insbes. für Waller und Ausflügler sowie für den Schulgebrauch. Mecke, Duderstadt, 1926.
- Thomas T. Müller: Ein Zeichen aus Stahl und Licht. Das Konrad-Martin-Kreuz auf dem Hülfensberg. Förderkreis Hülfensberg (Hrsg.). Mecke, Duderstadt, 2003. ISBN 3-936617-12-0.
Weblinks
Commons: Hülfensberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Huelfensberg.de – Website des Franziskanerklosters Hülfensberg
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