Ichō Chiharu

Ichō Chiharu

Chiharu Ichō (jap. 伊調 千春, Ichō Chiharu; 6. Oktober 1981 in Hachinohe, Präfektur Aomori, Japan) ist eine japanische Ringerin. Sie gewann bei den Olympischen Spielen 2004 und 2008 jeweils eine Silbermedaille und ist ausserdem vierfache Weltmeisterin.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Chiharu Ichō stammt aus einer Ringerfamilie. Sie ist die um knapp drei Jahre ältere Schwester der zweifachen Olympiasiegerin Kaori Ichō. Nach dem Besuch der Chōja-Mittelschule, fing sie intensiv an zu trainieren als sie die öffentliche Amino-Oberschule besuchte. Bei der nationalen Meisterschaft der Oberschulen hatte sie zwei aufeinanderfolge Titelgewinne. Danach studierte sie erst an der Tōyō-Universität, das sie jedoch zu Gunsten eines Studiums an der Chūkyō-Frauenuniversität abbrach und lange Jahre deren Wrestling-Club (Ringerclub) angehörte. Ende 2005 wechselte sie, nach Abschluss ihres Studiums, zum Sicherheitsunternehmen ALSOK Sōgō Keibi Hoshō (ALSOK綜合警備保障), von dem sie gesponsert wird und ringt seit diesem Zeitpunkt für deren Wrestling-Club.[1] Ihr Trainer ist Kazuhito Sakae.

Die grossen sportlichen Erfolge von ihr begannen im Jahre 2000 mit dem Gewinn des Juniorinnen-Weltmeistertitels in der Gewichtsklasse bis 50 kg Körpergewicht (KG). Dabei besiegte sie mit Natalja Guschtschina aus Russland und Iwona Sadowska-Matkowska aus Polen zwei sehr starke Ringerinnen.

Ab 2001 startete sie bei den Seniorinnen und setzte in dieser Altersgruppe ihre Erfolge nahtlos fort. Zunächst wurde sie 2001 in Ulan Bator in der Gewichtsklasse bis 51 kg KG Asiatische Meisterin vor den Chinesin Li Xuehua und der Mongolin Naidan Otgenjargal und danach wurde sie in Martigny/Schweiz in der gleichen Gewichtsklasse auch gleich Weltmeistrin. Sie liess dabei Natalja Guschtischina, Lindsay Rushton aus Kanada, Iwona Sadowska-Matkowska und Irina Melnik-Merleni aus der Ukraine, die in den nächsten Jahren ihre Hauptkonkurrentin werden sollte, hinter sich.

Im Jahre 2002 wurde Chiharu Ichō in Edmonton Studenten-Weltmeisterin in der Gewichtsklasse bis 51 kg KG vor Gao Yanzhi aus China und Lindsay Belisle aus Kanada. Bei der Weltmeisterschaft dieses Jahres in Chalkidis/Griechenland verlor sie aber in der gleichen Gewichtsklasse im Endkampf überraschend gegen die Einheimische Sofia Poumpouridou nach Punkten und musste sich mit dem 2. Platz begnügen. Im Dezember des Jahres 2002 wurde sie erstmals japanische Meisterin bei den Seniorinnen.

Bei der Weltmeisterschaft 2003 in New York holte sich sich in der Gewichtsklasse bis 51 kg kg mit Siegen über Emese Szabo aus Ungarn, Alexandra Engelhardt aus Deutschland, Alena Iwanowna Kareicha aus Weißrussland und Natalja Karamtschakowa aus Russland ihren zweiten Weltmeistertitel bei den Seniorinnen, dem im Dezember 2003 der zweite japanische Meistertitel folgte.

Im Jahre 2004 fanden bei den Olympischen Spielen erstmals Wettbewerbe im Frauenringen statt. Allerdings nur in vier Gewichtsklassen ( bis 48 kg KG, bis 55 kg KG, bis 63 kg KG und bis 75 kg KG) statt. Chiharu Ichō entschied sich, in der Gewichtsklasse bis 48 kg KG zu starten, musste dazu aber 3 kg mehr als schon bisher abzutrainieren. In dieser neuen Gewichtsklasse wurde sie zunächst in Tokio wieder Asienmeisterin vor Le Thing Trang aus Vietnam und Dong Weichan aus China.

Bei den Olympischen Spielen in Athen schlug sie die Weltklasseringerinnen Lindsay Belisle, Brigitte Wagner aus Deutschland, die Weltmeisterin von 2001 in dieser Gewichtsklasse und Angelique Berhenet-Hidalgo aus Frankreich. Im Finale stand sie dann Irina Melnik-Merleni gegenüber. Der Kampf war über die gesamte Dauer vollkommen ausgeglichen und endete mit 2:2 technischen Punkten bei 1:1 Verwarnungen. Das Kampfgericht musste also aufgrund des optischen Eindruckes entscheiden, wer die bessere war und damit Olympiasiegerin wurde und entschied sich für Irina Melnik-Merleni. Chiharu Ichō musste sich mit der Silbermedaille begügen. Sie erhielt jedoch den Ehrenpreis der Bürger von Hachinohe, den Ehrenpreis der Bürger der Präfektur Aomori und die Sportverdienstauszeichnung des Ministeriums für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie.[1]

Im Jahre 2005 startete Chiharu Ichō bei der Weltmeisterschaft nicht, wurde aber zum drittenmal japanische Meisterin vor Makiko Sakamoto und Yūri Funatsu.

2006 war sie bei der Weltmeisterschaft in chinesischen Guangzhou wieder in der Gewichtsklasse bis 48 kg KG am Start. Sie bezwang dort u.a. Carol Huynh aus Kanada und im Endkampf die Chinesin Ren Xuecheng und wurde zum drittenmal Weltmeisterin. Danach gewann sie in Doha auch bei den Asienspielen in der gleichen Gewichtsklasse vor Kim Hyung-joo aus Südkorea und Tsogtbazar Enkhjargal aus der Mongolei. Bei der japanischen Meisterschaft dieses Jahres war sie nicht am Start.

Bei den Asienmeisterschaften 2007 in Bischkek sorgten die Ichō-Schwestern für eine kleinen Skandal. Chiharu trat nämlich in der Gewichtklasse bis 48 kg KG mit Übergewicht an und Kaori gab kurz vor Beginn ihres ersten Kampfes wegen einer angeblichen Verletzung auf. Beide belegten damit in ihren Gewichtsklassen den letzten Platz. Über den Grund ihres Verhaltens ist nirgends etwas nachzulesen.

Dieses Verhalten hatte auch keinerlei Nachwirkungen, denn beide Ringerinnen wurden danach 2007 in ihren Gewichtsklassen wieder Weltmeisterinnen. Chiharu Ichō benötigte dabei in Baku in der 48-kg-Klasse sechs Siege und gewann u.a. über Stefanie Murata aus den Vereinigten Staaten, Maria Stadnik aus Aserbaidschan und Irina Melnik-Merleni, die sie mit 2:0 Rundengewinnen bei 3:1 techn. Punkten besiegte. Sie wurde in diesem Jahr auch wieder japanische Meisterin vor Makiko Sakamoto.

Im Olympiajahr 2008 wurde Chiharu Ichō im südkoreanischen Jeju wieder Asiatische Meisterin in der Gewichtklasse bis 48 kg KG und startete dann in der gleichen Gewichtsklasse auch bei den Olympischen Spielen in Peking. In der festen Absicht diesesmal die Goldmedaille zu gewinnen, besiegte sie zunächst Li Xiaomei aus China, Irina Melnik-Merleni und Clarissa Chun aus den Vereinigten Staaten nach Punkten und traf im Finale auf die Kanadierin chinesisch/vietnamesischer Abstammung Carol Huynh. Überraschenderweise kam sie mit dieser Ringerin überhaupt nicht zurecht und verlor ziemlich klar mit zwei Rundenverlusten bei 1:6 techn. Punkten, womit sie sich erneut mit der Silbermedaille begnügen musste.

Nach diesen Olympischen Spielen erklärten die Schwestern Ichō ihren Rücktritt vom internationalen Ringersprot. Zwischenzeitlich sollen sie aber nach anderslautenden Meldungen erklärt haben, doch bis zu den Olympischen Spielen 2012 in London weiterringen zu wollen. Die Zukunft wird es zeigen.

Internationale Erfolge

OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft Körpergewicht
2000, 1. Platz, Junioren-WM in Nantes bis 50 kg mit Siegen über Devi Ngangabibemibe, Indonesien, Melina Hutchinson, USA, Agoro Papavasileiou, Griechenland, Natalja Guschtschina, Russland u. Iwona Sadowska-Matkowska, Polen
2001, 1. Platz, Asienmeisterschaft in Ulan Bator bis 50 kg vor Li Xuehua, China u. Naidan Otgonjargal, Mongolei
2001, 1. Platz, WM in Martigny/Schweiz bis 51 kg vor Natalja Guschtschina, Russland, Lindsay Rushton, Kanada, Iwona Sadowsaka-Matkowska u. Irina Melnik-Merleni, Ukraine
2002, 1. Platz, Universitäten-WM in Edmonton bis 51 kg vor Gao Yanzhi, China, Lindsay Belisle, Kanada u. Kera Pemberton, USA
2002, 1. Platz, Canada-Cup in Calgary bis 51 kg vor Ida Hellström, Schweden, Lindsay Belisle, Kanada u. Heather Sweeney, Kanada
2002, 2. Platz, WM in Chalkidis/Griechenland bis 51 kg mit Siegen über Stefanie Murata, USA, Marta Wojtanowska, Polen, Nadir Urun Percin, Türkei u. Natalja Golz, Russland u. einer Niederlage gegen Sofia Poumpouridou, Griechenland
2003, 1. Platz, Klippan-Ladies-Open bis 51 kg vor Alexandra Dremmel u. Nicole Hauptmann, bde. Deutschland u. Therese Ris, Schweden
2003, 1. Platz, WM in New York bis 51 kg mit Siegen über Emese Szabo, Ungarn, Alexandra Engelhardt, Deutschland, Lena Iwanowna Kareicha, Weißrussland u. Natalja Karamtschakowa, Russland
2003, 4. Platz, Welt Cup in Tokio bis 51 kg hinter Lindsay Belisle, Jennifer S. Wong, USA u. Ren Xuecheng, China
2004, 1. Platz, FILA-Test-Turnier in Athen bis 48 kg mit Siegen über Sara Sanchez Parra, Spanien, Julia Wojtowa, Ukraine, Patricia Miranda, USA, Lindsay Belisle u. Larissa Oorzak, Russland
2004, 1. Platz, Asienmeisterschaft in Tokio bis 48 kg vor Le Thing Trang, Vietnam, Dong Weichan, China u. Dashdaava Baasanjargal, Mongolei
2004, Silbermedaille, OS in Athen bis 48 kg mit Siegen über Lindsay Belisle, Brigitte Wagner, Deutschland u. Clarissa Chun, USA u. einer Niederlage gegen Irina Melnik-Merleni
2004, 2. Platz, Welt Cup in Tokio bis 48 kg hinter Deng Weichan u. vor Carol Huynh, Kanada u. Clarissa Chun
2005, 1. Platz, Welt Cup in Clermont-Ferrand bis 48 kg vor Natalja Smirnowa, Russland und Vanessa Booubryemm, Frankreich
2006, 1. Platz, Welt Cup in Nagoya bis 48 kg vor Carol Huynh, Stefanie Murata, Inga Karamtschakowa, Russland u. Ludmilla Baluschka, Ukraine
2006, 1. Platz, WM in Guangzhou/China bis 48 kg mit Siegen über Mayelis Caripa Castillo, Venezuela, Tatjana Bakatschuk, Kasachstan, Carol Huynh, Francine de Paola-Martinez, Italien u. Ran Xuechen, China
2006, 1. Platz, Asienspiele in Doha bis 48 kg vor Kim Hyung-joo, Südkorea, Tsogtbazar Enkhjargal, Mongolei u. Li Xiaomei, China
2007, 9. Platz, Asienmeisterschaft in Bischkek bis 48 kg Siegerin: Tsogtbazar Enkhjargal vor Klahan Sunisas, Thailand u. Li Xiaomei
2007, 1. Platz, WM in Baku bis 48 kg mit Siegen über Isabelle Sambou, Senegal, Stefanie Murata, Juyldiz Eschimowa-Turtbajew, Kasachstan, Maria Stadnik, Aserbaidschan, Li Xiaomei u. Irina Melnik-Merleni
2008, 1. Platz, Asiensmeisterschaft in Jeju/Südkorea bis 48 kg vor Ren Xuecheng, China, Neha, Indien u. Tsogtbazar Enkhjargal
2008, Silbermedaille, OS in Peking bis 48 kg mit Siegen über Li Xiaomei, Irina Melnik-Merleni u. Clarissa Chun u. einer Niederlage gegen Carol Huynh

Japanische Meisterschaften

  • 2002, 1. Platz, bis 51 kg KG, vor Ninaku Hattori u. Miyuki Hiraoka,
  • 2003, 1. Platz, bis 48 kg KG, vor Makiko Sakamoto,
  • 2005, 1. Platz, bis 48 kg KG, vor Makiko Sakamoto u. Yuuri Funatsu,
  • 2007, 1. Platz, bis 48 kg KG, vor Makiko Sakamoto u. Fuyuko Mimura

Quellen

  • Fachzeitschrift Der Ringer, Nummern: 12/2001, 9/2002, 10/2003, 9/2004, 10/2006 u. 10/1007
  • Datenbank des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaften der Universität Leipzig
  • http://jwf2007.kir.jp
  1. a b 祝!伊調姉妹メダル獲得!!. Stadt Hachinohe, 19. August 2008. Abgerufen am 31. März 2009. (Japanisch)

Weblink

- 20k - Fotoserie mit Chiharu Ichō von den Olympischen Spielen 2008


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