- Idee
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Die Idee (gr. εἶδος (eidos) / ἰδέα (idea) = Vorstellung, Urbild) bezeichnet eine geistige Vorstellung. Deren Gehalt kann z. B. als ein in einem Satz formulierbarer Gedanke aufgefasst werden, der durch mehrere Begriffe konstituiert wird. Auch einzelne Begriffe (z. B. von Dingen oder Eigenschaften) können als Gehalt einer „Idee“ bezeichnet werden.
Inhaltsverzeichnis
Verwendung
Idee ist ein Zentralbegriff bei Platon, der über das Verhältnis der Einzeldinge der Sinnenwelt (Abbild) zu ihren Ideen (Urbild) nachdachte. In der antiken Philosophie spiegelt sich die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs.
Heute versteht man im Allgemeinen unter einer Idee einen Einfall oder einen neuen Gedanken. Wenn eine Idee Gestalt annimmt, kann sie zum Beispiel auch zur Erfindung werden. Ideen warten in der Regel auf ihre Umsetzung. Um auf Ideen zu kommen, können verschiedene Techniken und Strategien angewendet werden. Häufig finden zum Beispiel Kreativitätstechniken Verwendung, wie das Brainstorming.
Eine Idee ist darüber hinaus auch heute noch allgemein ohne den Aktualitätsbezug ein Gedanke oder eine Vorstellung. Darin findet sich auch der Grund für die Verwendung der Idee als Synonym für einen Plan oder eine Absicht; zum Beispiel in einem Satz, wie: „Was hältst Du von der Idee, etwas zu unternehmen?“
Im juristischen Sinne wird der Begriff häufig zur Abgrenzung von einer eigenschöpferischen Leistung (im Sinne des Urheberrechts) oder auch eines Nutzungsrechts benutzt - Letztere sind ggf. geschützt, eine Idee dagegen ist nicht schützbar.
Eine Idee ist umgangssprachlich auch eine kleine Menge; zum Beispiel hier: „Man füge nach Umrühren des Teigs noch eine Idee Zucker hinzu.“
Der Ideenbegriff in der Philosophie
- Hauptartikel Idealismus (Philosophie)
Ursprünglich wurde die Idee begriffen als ein Urbild, das der Wirklichkeit zu Grunde liegt oder gar diese selbst ist. Heute wird sie eher so definiert, dass von ihr eine Wirkung ausgeht, die Aufmerksamkeit bündelt, sowie die Kraft sich in alle Richtungen auszudehnen.
Von der Antike bis ins Mittelalter
Für Platon war die Idee das eigentlich Seiende. Sie ist das ewige Muster, nach dem alles Sinnliche geformt und erkannt werde. Er versuchte damit zu erklären, warum der Mensch, dessen Zentrum die unsterbliche Seele ist, überhaupt erkennen kann. In diesem Sinne beschrieb er es als ein Wiedererinnern an in ihr immer schon angelegte Ideen. Das Prinzip heißt Methexis (Teilhabe) und besagt, dass Gleiches nur von Gleichem erkannt werden kann. Das Sein der Idee kann nicht durch die Sinne erfasst werden. Platon sagt, das Wesen eines Dinges sehen wir nicht, sondern denken es. So könne die Idee auch nur von der Vernunft erkannt werden. Eine weitere Eigenschaft, die Platon der Idee zuspricht, ist, dass diese absolut unveränderlich ist. Die Idee des Guten ist für ihn die höchste, gefolgt von der des Schönen und der Gerechtigkeit.
In der Philosophie wird die Idee seit Platon als metaphysische Wesenheit eines Dinges aufgefasst. Dabei wird von der Idee als einem Urbild oder Musterbild gedacht, dem die sinnlich erfahrbare Wirklichkeit nicht oder nur unvollkommen entspricht. Somit reicht beispielsweise kein noch so perfekt gezeichneter Kreis an die Idee des Kreises im Sinne von Platons Ideenlehre heran. Dennoch hat der gezeichnete Kreis an der Idee teil, und die Idee ist zugleich in ihm enthalten.
Aristoteles nimmt Platons Lehre teilweise wieder auf, doch er wehrt sich dagegen, ihr eine eigene Existenz zuzuschreiben. Er hebt in ihr das Moment der Wirksamkeit, also ihres formgebenden Einwirkens auf die Materie, stärker hervor (siehe Entelechie).
Die Neuplatoniker knüpfen an Platons Ideenlehre an und verstehen die Idee als Ausdruckskraft eines obersten Weltprinzips, das mittelalterliche Christentum als „Gedanke Gottes“. Im Mittelalter entbrennt ein Streit um Wesen und Herkunft des Begriffs (Universalienstreit) zwischen Platon-Anhängern, Aristoteles-Anhängern und Anhängern des Nominalismus.
Subjektiver Idealismus
Seit Descartes und Locke wird die Idee in subjektivistischer Bedeutung verstanden. Vielfach bedeutet die Idee nur noch das „Bild, das sich der Geist von einem Ding macht“ also eine Vorstellung oder ein Gedanke schlechthin.
Kants Ideenbegriff
Immanuel Kant bezeichnet mit der Idee ein Konzept, das zwischen Subjektivem Idealismus und Objektivem Idealismus angesiedelt werden könnte. Eine Idee kann ihm zufolge nur in der Vernunft entstehen und entzieht sich gänzlich der Erfahrung. Als die drei Ideen der Metaphysik bezeichnet er Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. Die Transzendente Idee ist für Kant ein Begriff, der in der Sehnsucht der Vernunft liegt, das ihm Gegebene zu überschreiten.
- „Ich verstehe unter der Idee einen nothwendigen Vernunftbegriff, dem kein congruirender Gegenstand in den Sinnen gegeben werden kann. Also sind unsere jetzt erwogene reine Vernunftbegriffe transscendentale Ideen. Sie sind Begriffe der reinen Vernunft; denn sie betrachten alles Erfahrungserkenntniß als bestimmt durch eine absolute Totalität der Bedingungen. sie sind nicht willkürlich erdichtet, sondern durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben und beziehen sich daher nothwendiger Weise auf den ganzen Verstandesgebrauch.“ (KrV AA III, 207)
Kants Nachfolger
Mit dem Deutschen Idealismus gewinnt die metaphysische Ideenlehre Platons wieder an Bedeutung, sie stellt sich aber offener und dynamischer dar.
Insbesondere vertreten durch Schelling, für den Ideen „überirdische Mächte“ sind, Fichte und Hegel wird Idee als Begriff der Vollkommenheit gedacht, die sich zwar noch nicht in der Erfahrung aufgeht, aber dennoch deren Wirklichkeit ausmacht.
Fichte differenziert, dass Ideen Kraft und Stärke spenden, und ebnet somit dem Begriff der Idee die Ebene der subjektiven Kreativität. Hegel betrachtet die Idee als das eigentlich Wahre und definiert sie als grundlegenden Prozess der real sich entfaltenden Vernunft. Entsprechend versteht er die Natur (Welt) als die aus sich selbst hervorgebrachte Äußerlichkeit (das endliche Moment) der Idee des Absoluten (Gottes).
Der Deutsche Idealismus teilt sich so in eine subjektive und eine objektive Variante.
Hegel
In Hegels philosophischem System nimmt der Begriff der Idee eine zentrale Stellung ein. Eine Idee ist in Hegels Verständnis kein geistiger Inhalt sondern real, jedoch nicht im platonischen Sinne, in welchen Ideen getrennt von der sinnlich erfahrbaren Welt existieren sondern nach der aristotelischen Auffassung, nach der die Ideen in den Einzeldingen existieren.
Eine Idee ist für Hegel im Sinne Kants etwas Unbedingtes, sie ist notwendig und daher rein rational begreifbar und ihre Erkenntnis bedarf keiner Sinneserfahrung. Dieses Verständnis von Unbedingtheit wird von Hegel jedoch in die wirkliche Welt übertragen: Die Idee steht am Ende einer tatsächlichen Entwicklung. Es mag zwar so scheinen, dass es in der Welt nichts Unbedingtes gibt sondern alles kausal bedingt ist. Für Hegel vereinigt die Idee am Ende ihres von Widersprüchen geprägten Entstehungsprozesses jedoch alle Momente ihrer Entstehung in sich („Aufhebung“). Was unbedingt ist, ist also nicht im strengen Sinne ohne Bedingungen sondern hebt seine Bedingungen in sich auf.
Während die primäre Idee in diesem Sinne die Welt als Ganzes bzw. Gott als das Unbedingte ist, schreibt Hegel z. B. auch von der Idee des Rechts, die in einem voll entwickelten Staat verwirklicht wird.[1]
Siehe auch
Literatur
- Art. Idee, in: HWPh, Bd. 4, 55-134.
- Panofsky, Erwin: Idea. Ein Beitrag zur Begriffsgeschichte der älteren Kunsttheorie. Leipzig 1924
Weblinks
Wiktionary: Idee – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Rudolf Eisler: Art. Idee, in: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, 1904 (mit Unterpunkten)
- George Boas: „Idea“ im Dictionary of the History of Ideas (englisch, inkl. Literaturangaben)
Einzelnachweise
- ↑ Literatur für den Hegel-Absatz: idea, in: Inwood, Michael, A Hegel Dictionary, Oxford 1992, S. 123-125.
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