Entelechie

Entelechie

In der Philosophie versteht man unter Entelechie (entelecheia) die Eigenschaft von etwas, sein Ziel (Telos) in sich selbst zu haben. Der Ausdruck Entelechie ist aus drei Bestandteilen (en-tel-echeia) zusammengesetzt: en (in), tel von telos (Ziel), echeia von echein (haben/halten).

Der Begriff wurde von Aristoteles in der Metaphysik IX, 8 eingeführt (siehe auch Akt und Potenz). Er bezeichnet die Form, die sich im Stoff verwirklicht, besonders im Sinne einer dem Organismus innewohnenden Kraft, die ihn zur Selbstverwirklichung bringt.

Der Sache nach tritt der Begriff der Entelechie überall auf, wo teleologisches Denken herrscht, so bei Thomas von Aquin, in der Monadenlehre von Leibniz, bei Goethe und im Vitalismus, insbesondere bei Driesch.[1]

Inhaltsverzeichnis

Begriffsbedeutung

Der Begriff kann auf verschiedene Weise gedeutet werden.

Entelechie als Reifegestalt

In dieser Deutung bezeichnet Entelechie ein Individuum, das sein Ziel in sich hat, also ein vollendetes Einzelding, ein Individuum im Vollendungszustand. Beispielsweise ist der Schmetterling die Entelechie der Raupe, da der Schmetterling im Verhältnis zur Raupe die vollendete Gestalt erreicht hat.

Entelechie als Innehaben von Vollendungspotenzial

Setzt man die beiden ersten Wortbestandteile (en-tel-) als entelês (vollendet), so bedeutet Entelechie so viel wie „das Vollendete habend“, also das Innehaben von vollendeten Fähigkeiten, die prinzipiell jederzeit abrufbar sind. In diesem Sinne bezeichnet Entelechie ein Vermögen eines Individuums, nicht aber das Individuum selbst. Beispielsweise besitzt der Schmetterling die Fähigkeit zu fliegen, daher ist Fliegenkönnen/Flugfähigkeit die Entelechie des Schmetterlings.

In dieser Bedeutung kann außerdem zwischen aktiver und passiver Entelechie unterschieden werden:

  • Aktive Entelechie ist eine Fähigkeit, die ausgeübt werden kann und somit einem Wirkpotenzial entspricht.
  • Passive Entelechie ist die Fähigkeit, eine äußere Einwirkung zu erdulden, und entspricht einem Widerstandspotenzial, z. B. der Fähigkeit eines Materials, einem Druck standzuhalten.

Entelechie und Energie

Der Entelechie-Begriff steht bei Aristoteles in engem Zusammenhang mit dem Energie-Begriff. Energeia ist ein weiteres von Aristoteles geprägtes Kunstwort aus den Wortbestandteilen en ergô einai (in Werk sein). Es bezeichnet die lebendige Wirksamkeit im Unterschied zur dynamis, der bloßen Potenz oder Möglichkeit. Beide Begriffe, Energie und Entelechie, stellen Aspekte des Form-Begriffs dar: Die Form (eidos) ist erstens auch Energie, weil sie die Wirkursache in sich schließt. Die Form ist zweitens auch Entelechie, insofern sie den Zweck des Wirkens beinhaltet.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Regenbogen/Meyer: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Meiner, Hamburg 2005: Entelechie

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  • Entelechie — (v. gr.), 1) Thätigkeit, Wirksamkeit; 2) das wirkliche Thätig u. Vorhandensein, im Gegensatz zum Vermögen u. Können (Dynamis, Potenz), so ein immer Bewegtes, wodurch die Körper in Bewegung gesetzt werden, bes. die Seele; s. Aristoteles. Leibnitzs …   Pierer's Universal-Lexikon

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  • entéléchie — (an té lé chie) s. f.    Terme de métaphysique. 1°   Dans le langage d Aristote, qui est le créateur du mot, la force par laquelle un objet passe d un premier état à un second, de ce qu il n était pas encore à ce qu il est ; force considérée par… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • Entelechie —    (griech. = was die Vollendung als Ziel in sich hat), philosophischer Begriff bei Aristoteles († 322 v.Chr.) für eine Tätigkeit oder Bewegung, die nach einem Ziel strebt u. in diesem zur Vollendung kommt, besonders für das Prinzip dieser… …   Neues Theologisches Wörterbuch

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