- Alttürkisch
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Die alttürkische Sprache (auch Orchon-[1] oder Runen-Türkisch[2]) ist die früheste schriftlich bezeugte Turksprache. Sie wurde von den Göktürken ungefähr vom 7. bis 13. Jahrhundert n. Chr. gesprochen. Alttürkisch ist nahe mit dem ebenfalls ausgestorbenen Tschagataischen verwandt.
Der Name Alttürkisch darf nicht im Sinne einer direkten Vorgängerform des heutigen Türkischen interpretiert werden. Das Altürkische ist eine frühe Form der uighurischen oder südöstlichen Turksprachen, während das Türkische zur oghusischen oder Südwest-Gruppe der Turksprachen gehört. Zur Klassifikation siehe den Artikel Turksprachen.
Inhaltsverzeichnis
Quellen
Die Quellen des Alttürkischen werden in drei Korpora eingeteilt:
- 7. bis 10. Jahrhundert: Orchon-Inschriften in der Mongolei und dem Jenissei-Becken (Orchon-Türkisch oder eigentliches Alttürkisch)
- 9. bis 13. Jahrhundert: uigurische Manuskripte aus Xinjiang (Altuigurisch) in verschiedenen Schriften, einschließlich der Orchon-Schrift und Brahmi-Schrift, der manichäischen, syrischen und uigurischen Alphabete, die religiöses (buddhistisches und manichäisches), juristisches, literarisches, folkloristisches und astrologisches Material sowie persönliche Korrespondenz beinhalten.
- 11. Jahrhundert: Karachaniden-Manuskripte, meist in arabischer Schrift (Karachaniden-Türkisch). Das Karachaniden-Korpus umfasst ein Gedicht in über 6.500 Versen (in Doppelversen aus paarweise reimenden Halbversen), Qutaδγu bilig („Glücksbringende Weisheit“), ein arabisch-türkisches Lexikon und Al-Kāschgharīs „Kompendium der türkischen Dialekte“. Es wird auch unter Mitteltürkisch klassifiziert.
Phonologie
Das Alttürkische hat neun unterschiedliche Vokale: a, e, ė, i, ï, o, ö, u, ü, die sich nur in der ersten Silbe eines Wortes unterscheiden, an anderer Stelle sind es lediglich vier Klassen: a, e, ï, i.
Das Konsonantensystem unterscheidet stimmlos, stimmhaft (mit frikativen Varianten) und nasal:
- labial: p, v (β), m;
- dental: t, d (δ), n;
- palatal: č, y, ń;
- velar: k (q, χ), g (γ), ŋ;
- sibilant: s, š, z;
- liquid: r, l.
Belege
- ↑ Wolfgang-Ekkehard Scharlipp Die frühen Türken in Zentralasien, S. 68f. - diese Benennung geht zurück auf Talat Tekin und auf Vilhelm Thomsen, dem Entzifferer der Orchon-Inschriften
- ↑ Wolfgang-Ekkehard Scharlipp Die frühen Türken in Zentralasien, S. 69 - ein weiterer Vorschlag Thomsens
Literatur
- Bibliographie alttürkischer Studien. Ausgewählt und chronologisch angeordnet von Volker Adam, Jens Peter Laut und Andreas Weiss. Nebst einem Anhang: Alphabetisches Siglenverzeichnis zu Klaus Röhrborn: Uigurisches Wörterbuch, Lieferung 1-6 (1977-1998). Wiesbaden 2000.
- Sir Gerard Clauson: An Etymological Dictionary of Pre-Thirteenth-Century Turkish. Oxford 1972
- Marcel Erdal: A Grammar of Old Turkic. Handbook of Oriental Studies, Section 8 Uralic & Central Asia, Brill, Leiden 2004.
- Marcel Erdal: Old Turkic. In: Lars johanson and Eva A. Csato (Hrsg.): The Turkic Languages. Routledge, London - New York 1998.
- Marcel Erdal: Old Turkic Word Formation: A Functional Approach to the Lexicon. Turcologica, Harassowitz, Wiesbaden 1991.
- Annemarie von Gabain: Alttürkische Grammatik. 3. Aufl. Wiesbaden 1974.
- Talat Tekin: A Grammar of Orkhon Turkic. Uralic and Altaic Series Vol. 69, Indiana University Publications, Mouton and Co. 1968.
Weblinks
- W. Schulze: Grabinschrift des Prinzen Kül (8. Jahrhundert)
- VATEC, Vorislamische Alttürkische Texte: Elektronisches Corpus
- Online-Wörterbuch Alttürkisch-Russisch
- Gudai Tujuewen beiming de faxian he jiedu yanjiu - Chinesisch
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