- Ilmavoimat
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Die Luftstreitkräfte Finnlands (finnisch Suomen ilmavoimat, schwedisch Finska Flygvapnet) sind ein 3.100 Personen starker Teil der finnischen Streitkräfte. Der Hauptsitz befindet sich in Jyväskylä-Tikkakoski. Chef ist Generalleutnant Heikki Lyytinen.
Das Motto der Luftstreitkräfte Finnlands ist "Qualitas Potentia Nostra" (Qualität ist unsere Stärke).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Geschichte der Luftstreitkräfte Finnlands geht zurück auf den 25. Februar 1918, als die damals gegen Russland kämpfende Finnische Armee in den Besitz ihres ersten Flugzeugs kam. Es handelte sich um eine N.A.B. Albatros, welche - ohne Genehmigung Schwedens - von den beiden Piloten John-Allan Hygerth und Per Svanbäck über Haparanda und Kokkola nach Jakobstad geflogen wurde. Das Flugzeug wurde auf Initiative von Waldemar Langlet, dem Herausgeber des Aftonbladet, mit schwedischen Spenden finanziert. John-Allan Hygerth, der mit dem finnischen Unabhängigkeitskampf sympathisierte, wurde vier Tage später zum Kommandeur der neu geschaffenen finnischen Luftstreitkräfte ernannt, welche damals die Bezeichnung Finnisches Fliegerkorps erhielt. In einer ähnlichen Aktion flog am 6. März 1918 der schwedische Leutnant Nils Kindberg eine vom schwedischen Adeligen Eric von Rosen der Regierung Finnlands geschenkte Thulin Typ D nach Vaasa.
Die wenigen auf Privatinitiative schwedischer Sympathisanten hin nach Finnland gebrachten Flugzeuge bildeten den Grundstock der Suomen Ilmavoimat, welche mit französischer Hilfe (v.a. in Bezug auf die Organisation) offiziell 1920 ins Leben gerufen wurde. Ab 1924 wurden die Luftstreitkräfte mit Hilfe einer britischen Militärmission modernisiert und weiter ausgebaut.
Zu Beginn des finnisch-sowjetischen Winterkrieges im November 1939 konnte die Ilmavoimat neben 54 militärisch weniger wertvollen Verbindungsflugzeugen gegen die sowjetische Invasion lediglich 31 Jagdflugzeuge und 17 Bomber aufbieten. Es handelte sich vorwiegend um Bristol Blenheims und Fokker D.XXI. Dem standen ca. 700 Jäger und 800 Bomber der Sowjetunion, also eine große Übermacht, gegenüber. Dennoch konnten die Finnen im Kampf gegen die Sowjets große Erfolge vorweisen. Um einer Vernichtung ihres Fluggeräts am Boden zuvorzukommen und ein ähnliches Desaster zu vermeiden, das die Luftstreitkräfte Polens beim Überfall Deutschlands 1939 erlitten, wurden die finnischen Flugzeuge stark dezentral stationiert, z.T. auch in Wäldern. Dadurch wurde erreicht, dass die Schäden durch sowjetische Bombardierungen minimal waren. Die Finnen selbst konnten in der Luft großartige Erfolge verzeichnen: 218 feindliche Flugzeuge wurden im Luftkampf abgeschossen gegenüber 47 eigenen Verlusten. Die finnische Flak schoss zudem 314 sowjetische Flugzeuge ab. Ferner konnten 30 Flugzeuge der Sowjets intakt erbeutet und in die Ilmavoimat eingegliedert werden.
Im Fortsetzungskrieg ab Juni 1941 war die Ilmavoimat besser vorbereitet als 1939, wenn auch das Flugzeugarsenal im Vergleich zu anderen Luftstreitkräften auf den ersten Blick nicht mehr sehr modern war.. Während des Winterkrieges hatte Finnland zahlreiche neue Flugzeuge, u.a. französische Morane-Saulnier MS.406, britische Hawker Hurricanes, italienische Fiat G.50 sowie Curtiss P-36 und Brewster B-339 aus den USA gekauft. Nun wurden sie erfolgreich eingesetzt. Vor allem die Brewster B-339 erwiesen sich in den Händen der Finnen als überraschend wirkungsvoll und blieben bis 1943 der Standardjäger der Ilmavoimat, als sie durch deutsche Messerschmitt Bf 109 ersetzt wurden. Bis dahin hatten sie bei nur 19 Eigenverlusten 496 feindliche Flugzeuge abgeschossen, was einem Abschussverhältnis von 26:1 entspricht.
1942 wurden auch die Bomberverbände mit Dornier Do 17 und Junkers Ju 88 aus Deutschland modernisiert, kamen aber vergleichsweise wenig zum Einsatz. Kurioser Weise war es den finnischen Piloten sogar verboten, sowjetische Städte und Basen zu überfliegen - einerseits um unnötige Provokationen zu vermeiden, andererseits auch, um eigenes Material zu sparen. Daher wird heute behauptet, dass der Ilmavoimat während des ganzen Krieges keine Zivilisten zum Opfer gefallen sind.
Als im September 1944 zwischen Finnland und der Sowjetunion ein Waffenstillstand unterzeichnet wurde, der u.a. eine umfangreiche Demilitarisierung der finnischen Streitkräfte vorsah, war eine weitere Auflage die Ausweisung aller deutschen Truppen aus Finnland. Da diese sich weigerten, das Land freiwillig zu verlassen, mündete der Fortsetzungskrieg direkt in den Lapplandkrieg. Die Ilmavoimat kämpfte nunmehr gegen den früheren Verbündeten, die deutsche Luftwaffe. Diese Kämpfe hielten noch bis April 1945 an.
Bis zum Ende aller Feindseligkeiten hatte die Ilmavoimat bei 210 eigenen Verlusten 1.621 sowjetische Flugzeuge zerstört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1947 ein Friedensabkommen mit der Sowjetunion geschlossen, welches die Größe der Ilmavoimat beschränkte. Bis zum Zerfall der Sowjetunion waren die finnischen Luftstreitkräfte hauptsächlich mit sowjetischem Flugmaterial (z.B. MiG-21) ausgerüstet.
Seit den 1990er Jahren wurde verstärkt auf britische und US-amerikanische Typen umgerüstet.
Aktuelle Ausrüstung[1]
Flugzeug Herkunft Verwendung Version Aktiv Eingelagert Bestellt Anmerkungen Kampfflugzeuge McDonnell Douglas F/A-18 Hornet Vereinigte Staaten Mehrzweckkampfflugzeug F/A-18C 55 Lizenzbau Transportflugzeuge CASA C-295 Spanien Taktisches Transportflugzeug C-295 2 Fokker F-27 Friendship Niederlande Militärischer Transporter F-27 2 Bombardier Learjet Vereinigte Staaten VIP Transport Learjet 35 3 Schulflugzeuge und -hubschrauber McDonnell Douglas F/A-18 Hornet Vereinigte Staaten Schulflugzeug F/A-18D 7 Lizenzbau BAE Hawk Vereinigtes Königreich Schulflugzeug Hawk 51/51A 49 Lizenzbau Aermacchi M-290 Redigo Finnland, Italien Schulflugzeug M-290TP 10 Flugzeugmarkierungen
In den Anfängen der finnischen Luftstreitkräfte wurde als Hoheitszeichen für die finnischen Flugzeuge von General Mannerheim eine blaue Swastika auf weißem Grund bestimmt. Das Zeichen wurde insgesamt sechs Mal, auf beiden Seiten beider Flügel sowie auf beiden Rumpfhälften, an den Flugzeugen angebracht. Insbesondere in der Endphase des Zweiten Weltkrieges existierte eine Variante mit blaugrauem Hintergrund. Während des Lapplandkrieges gegen die Deutschen wurde das Hoheitszeichen zur aktuellen weiß-blau-weißen Kokarde geändert, um es deutlicher von den deutschen Hoheitszeichen zu unterscheiden.
Einzelnachweise
- ↑ Flight International, 11.-17. November 2008, S. 59, DIRECTORY: WORLD AIR FORCES, Stand: November 2008
Im Internet
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