In-Ear-Monitoring

In-Ear-Monitoring

Unter Monitoring versteht man in der Beschallung eine akustische Kontrollmöglichkeit für einen Musiker oder Bühnenkünstler. Es dient in erster Linie dazu, dem Künstler die Kontrolle seines eigenen Spiels und eine Orientierung an seinem Umfeld bzw. einer Aufnahme zu ermöglichen.

Inhaltsverzeichnis

Bühne

Von einer bestimmten Bühnen- oder Saalgröße an ist das Monitoring unerlässlich, da z. B. von Sängern wegen der meistens hohen Lautstärken der Beschallungsanlage (PA = Public Address) und der übrigen Instrumente (z. B. Schlagzeug) der Klang der eigenen Stimme kaum noch zufriedenstellend gehört werden kann.

Monitorlautsprecher

Meistens wird neben der regulären Beschallung des Publikums ein eigenes Beschallungssystem allein für den Bühnenraum eingerichtet ("Monitoranlage"). Durch die Bühnenbeschallung erhalten die Musiker einen ähnlichen Höreindruck wie das Publikum und können so das Zusammenspiel besser koordinieren.

Um Rückkopplungseffekte zwischen Monitorlautsprechern und Gesangsmikrofonen zu minimieren, werden spezielle keilförmige Boxen verwendet, so genannte Wedges, die am Boden liegend unter den Mikros schräg von vorn zu den Musikern hinaufstrahlen.

Die Bedienung dieser Anlage erfolgt von einem eigenen Monitormischer, der hinter der PA-Anlage positioniert wird, um den Höreindruck auf der Bühne kontrollieren zu können, oder vom Hauptpult (FoH) aus. Beim Monitoring über Lautsprecher ist der Verzicht auf einen separaten Monitormixer nur eine Notlösung, die vor allem bei kleineren Veranstaltungen aus Kostengründen gewählt wird. Nachteilig ist die Notwendigkeit zweier Personen zum Einpegeln: Ein Techniker muss den Höreindruck auf der Bühne seinem Kollegen am Hauptpult mitteilen, der daraufhin die Gerätschaften bedient und sich die Veränderung wiederum schildern lassen muss. Diese eher langwierige Prozedur kann nur im Vorfeld während des Soundchecks erfolgen. Da während des Auftritts vor Publikum eine veränderte akustische Situation vorliegt, müssen die Musiker im Regelfall dennoch ihre Änderungswünsche „im laufenden Betrieb“ z.B. durch Gesten an den FoH-Mixer übermitteln. Solche Störungen der Darbietung entfallen sowohl beim Monitormix (Anpassung und Kontrolle erfolgt fortlaufend durch ein und denselben Mitarbeiter), wie auch beim weiter unten erläuterten In-Ear-Monitoring, das vom Hauptpult gesteuert werden kann, da der Höreindruck über Ohrhörer ortsunabhängig ist.

Die klanglichen Anforderungen unterscheiden sich hierbei etwas von denen des Monitorings im Tonstudio, wo ein linearer Frequenzgang die Hauptanforderung ist. Beim Monitoring für Live-Konzerte müssen die Lautsprecher vor allem hohe Lautstärken verzerrungsfrei wiedergeben können. Ein linearer Frequenzgang ist für die Vermeidung von Rückkoppelungen jedoch auch hier wichtig. Zu deren Unterdrückung werden häufig für problematische Frequenzen (z. B. aufgrund der Raumakustik bestehender Resonanzen) mittels eines Equalizers schmalbandig und steilflankig im Frequenzgang abgesenkt. Auch können hierzu spezielle Geräte, sogenannte "Feedback-Destroyer" eingesetzt werden.

In-Ear-Monitoring

Da die Verwendung von Bühnenlautsprechern extrem schwierige Bedingungen für Tontechniker und Musiker darstellen, wird zunehmend zum Einsatz von Ohrhörern (In-Ear-Monitoring) übergegangen, die für das Publikum nicht direkt zu sehen sind. Hier treten - im Gegensatz zu den Bühnenlautsprechern - keine Rückkopplungen auf, die normalerweise entstehen würden, wenn z. B. ein Mikrofon den verstärkten und über die Monitorlautsprecher wiedergegebenen Gesang eines Sängers erneut auffängt. Außerdem ist der Klangeindruck für die Musiker unabhängig von ihrem Standort auf der Bühne. Um den Verkabelungsaufwand gering zu halten, sind die Ohrhörer meistens über eine Funkverbindung an das PA-System angekoppelt.

Vorteile des In-Ear-Monitorings sind:

  • Der Höreindruck bleibt stets konstant, egal ob man sich im Proberaum oder auf einer Bühne befindet.
  • Ein In-Ear-Set, das aus einer Sendestation und einem am Körper tragbaren Empfängergerät (Bodypack) besteht, ist wesentlich leichter zu transportieren, als eine herkömmliche Monitorbox.
  • Über ein In-Ear-Monitoring-System können Regieanweisungen z.B. bei Fernsehübertragungen übertragen werden, ohne für den Zuschauer merkbar zu werden.

Nachteile des In-Ear-Monitorings sind:

  • der veränderte Raumeindruck für die Musiker, da sich der Klangeindruck bei Bewegung oder Drehung seinerseits nicht verändert. Dieses kann im Extremfall zu Orientierungsschwierigkeiten führen
  • In bestimmten Bereichen (Sänger, Sprecher, Blechbläser) kann der Klangeindruck aufgrund der Knochenleitung im Schädel verfälscht werden

Studioaufnahmen

Bei Studioaufnahmen spielt das optische Auftreten der Künstler keine Rolle und es werden, außer bei der Aufnahme von rein elektronischen Instrumenten, meistens geschlossene Kopfhörer verwendet. Damit wird

  • bei gleichzeitiger Aufnahme aller Musiker eine Rückkopplung zwischen Monitorboxen und Mikrofonen vermieden bzw.
  • beim Overdub-Recording (Aufnahme einzelner Musiker nacheinander) eine erneute Aufnahme des bereits aufgenommenen Materials aus den Monitoren über die Mikrofone vermieden, da dieses z. B. wegen Phasenverschiebungen zu unerwünschten klanglichen Ergebnissen führen kann.

Literatur

  • Siegfried Wirsum: Praktische Beschallungstechnik, Gerätekonzepte, Installation, Optimierung. 1. Auflage, Franzis Verlag GmbH, München, 1991, ISBN 3-7723-5862-4
  • R. Beckmann: Handbuch der PA-Technik, Grundlagen-Komponenten-Praxis. 2. Auflage, Elektor-Verlag, Aachen, 1990, ISBN 3-921608-66-X
  • Michael Ebner: Handbuch der PA Technik. 1. Auflage, Elektor-Verlag, Aachen, 2002, ISBN 3-89576-114-1

Siehe hierzu auch Monitoring (Studio).


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