Indische Tollkirsche

Indische Tollkirsche
Schwarze Tollkirsche
Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna), Illustration

Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna), Illustration

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Gattung: Tollkirschen (Atropa)
Art: Schwarze Tollkirsche
Wissenschaftlicher Name
Atropa belladonna
L.
Blühende Pflanze
Tollkirsche (Atropa belladonna), Blüte
Die giftigen schwarzen Beeren der Schwarzen Tollkirsche (Atropa belladonna).
Tollkirsche (Atropa belladonna), Strauch mit Beeren und Blüten im Juli.

Die Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna) ist eine Pflanzenart in der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae).

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Skandinavien, West- und Südeuropa und den Balkan über Kleinasien bis nach Nordafrika und den Iran. Die Tollkirsche bevorzugt Kalk-, Porphyr- und Gneisböden. Man findet sie häufig auf Waldlichtungen von Laub- und Nadelwäldern, an Waldrändern und auf Brachflächen bis in Höhenlagen von 1700 m Seehöhe. Die Schwarze Tollkirsche gilt als Kennart der Assoziation Tollkirschen-Schlaggesellschaft (Atropetum belladonnae), die dem Verband der Walderdbeer-Schlaggesellschaften (Fragarion Vescae) in der Klasse der Weidenröschen-Schlaggesellschaften (Epilobietea angustofolii) angehört. Diese Gesellschaft besiedelt auf kalkhaltigen Böden Kahlschlagflächen in Wäldern. Neben der Schwarzen Tollkirsche bestimmen Walderdbeeren, Hain-Kletten, die Späte Wald-Trespe, die Lanzett-Kratzdistel, die Kleinblütige Königskerze, Himbeeren, Roter Holunder, Waldweidenröschen und Große Brennnessel das Bild dieser artenreichen Assoziation.[1]

Beschreibung

Bei der Schwarzen Tollkirsche handelt es sich um eine mehrjährige, krautige Pflanze, die gewöhnlich Wuchshöhen zwischen 50 cm und 1,50 m erreicht. Sind die Standortbedingungen günstig, können auch 2 Meter hohe Exemplare beobachtet werden. Die reich verzweigte Pflanze zeigt ein kräftiges Erscheinungsbild. Der stumpfkantige Stängel wächst aufrecht und weist eine feine Behaarung auf. Sein ästiges Aussehen ist auf die Art der Verzweigung zurückzuführen. Bei ungefähr einem Meter Höhe werden erstmals Zweige gebildet, welche waagrecht abstehend zum Stängel wachsen.

Die sommergrünen, ganzrandigen und ungeteilten Laubblätter können eine Länge von bis zu 15 cm und eine Breite bis etwa 8 cm entwickeln. Sie sind oval geformt und laufen lanzettlich zugespitzt aus. Ebenso wie der Stängel zeigen auch die Blätter eine flaumige Behaarung. Obwohl die Blätter in Paaren stehen, sind sie nicht gegenständig angeordnet.

Als charakteristisch für die Tollkirsche kann die Paarbildung der Blätter im Bereich des Blütenstandes bezeichnet werden. Grundsätzlich steht hier ein kleineres Blatt mit einem größeren zusammen, oft violett überlaufene grün-violette, zwittrige Blüten. Die Blütezeit reicht von Juni bis August.

Der Aufbau der Frucht gleicht einer Tomate – auch wenn sie viel kleiner ist und durch einen hohen Gehalt an Anthocyanen dunkel gefärbt ist. Die kugeligen Beeren zeigen eine schwarze, lackartig glänzende Oberfläche. Der Geschmack der reifen und saftigen Tollkirschenfrucht ist nur leicht süß, etwas bitter und stark adstringierend (hinterlässt ein pelziges Gefühl im Mund). Die Beeren reifen von August bis Oktober. Es sind weniger als 60 % der Samen keimfähig.

Giftigkeit

Die schwarzen Beeren enthalten das Gift Hyoscyamin. Aus den Blättern lässt sich ein Wirkstoff extrahieren, der krampflösend ist.

Bei Kindern führen bereits drei bis fünf Beeren, bei Erwachsenen 10 Beeren aufwärts, innerhalb von 14 Stunden zum Tod durch Atemlähmung. Die Dauer der Hauptwirkung beträgt 3 bis 4 Stunden, am Auge kann sie 3 bis 4 Tage anhalten. Vergiftungen durch die Blätter treten ab 0,3 g auf.

Inhaltsstoffe

In der Frucht sind Hyoscyamin (Atropin), Scopolamin, Apoatropin, Belladonnin und Scopoletin enthalten (siehe auch Alkaloid). In den Blättern befinden sich zwischen 0,5 % und 1,5 %, in den Wurzeln 0,85 %, im Samen 0,8 %, in den Früchten 0,65 % und in der Blüte 0,4 % Tropan-Alkaloide.

Geschichte

Die Schwarze Tollkirsche wird seit der Antike medizinisch genutzt, unter anderem als Schmerzmittel. Im 19. Jahrhundert wurden Wurzel- und Krautextrakte zur Behandlung von Gelbsucht, Wassersucht, Keuchhusten, Nervenkrankheiten, Scharlach und Epilepsie verwendet.

Die Wahnzustände, die bei höherer Dosis auftreten, brachten (in der frühen Neuzeit) oft die erwünschte Bestätigung des Hexenverdachts, außerdem nimmt man an, dass auch die Tollkirsche ein Bestandteil der Hexensalben gewesen sein könnte. Die Tollkirsche wurde zur Abtreibung, gegen Gicht, gegen Tollwut, als Aphrodisiakum und zur Pupillenerweiterung verwendet. In Rumänien ist der Glaube, dass die Tollkirsche im Garten der Sitz des Hausgeistes ist, noch heute verbreitet. Aus der Wurzel der Pflanze wird ein Medikament gegen die Parkinson-Krankheit hergestellt, dieses ist jedoch in Europa nicht zugelassen.

Namensgebung

Der Name bezieht sich nicht auf den heute wertpositiven umgangssprachlichen Ausdruck „Toll!“ sondern auf die Auslösung von Tollheit (Wildheit, unkontrolliertes Verhalten) bei Mensch und Tier nach Aufnahme subletaler Mengen.

Der Beiname „bella donna“ (ital. „schöne Frau“) rührt daher, dass das Hyoscyamin – in die Augen geträufelt – die Pupillen erweitert und den Augen ein dunkles, glänzendes Aussehen verleiht. Durch die Lähmung des Ziliarmuskels geht dies jedoch mit erheblichen Sehstörungen einher.

Weitere Namen der Tollkirsche sind Schwindelkirsche, Schlafkirsche, Teufelskirsche, Walkerbeere, Irrbeere, Wutbeere, Wolfsbeere, Tollkraut.

Quellen

  • Andreas Alberts, Peter Mullen: Psychoaktive Pflanzen, Pilze und Tiere. Kosmos-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10749-3
  • Bert Marco Schuldes: Psychoaktive Pflanzen, Nachtschatten Verlag, ISBN 3-925817-64-6
  • *Stinglwagner, Haseder, Erlbeck: Das Kosmos Wald-und Forstlexikon, Kosmos-Verlag, ISBN 978-3-440-10375-3

Einzelnachweise

  1. Das Kosmos Wald- und Forstlexikon, Seiten 941 f.

Weblinks

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