Indusdelfin

Indusdelfin
Gangesdelfine
Gangesdelfin

Gangesdelfin

Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Wale (Cetacea)
Unterordnung: Zahnwale (Odontoceti)
Familie: Platanistidae
Gattung: Gangesdelfine
Wissenschaftlicher Name der Familie
Platanistidae
Gray, 1846
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Platanista
Wagler, 1830

Die Gangesdelfine (Platanista, Platanistidae) ist eine Gruppe in Südasien verbreiteter Wale. Es werden zwei Arten unterschieden, der eigentliche Gangesdelfin (Platanista gangetica) im Ganges-Brahmaputra-System und der Indusdelfin (Platanista minor) im Indus.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Gangesdelfine haben eine lang ausgezogene und leicht aufwärts gebogene Schnauze. Sie sind 2 bis 3 Meter lang, wobei Weibchen im Schnitt etwas größer als Männchen sind und bis zu 100 Kilogramm wiegen. Die Rückenflosse ist klein und unauffällig. In all diesen Merkmalen gleichen Gangesdelfine dem Amazonasdelfin, obwohl nur eine entfernte Verwandtschaft zu diesem besteht.

Die Körperfarbe ist dunkelgrau; die Unterseite ist etwas heller als die Oberseite. Den Augen fehlt eine Linse, und sie sind verkümmert. Daher wird die Art manchmal auch als Blinder Flussdelfin bezeichnet. Mit den Augen kann der Delfin allenfalls noch Helligkeitsunterschiede ausmachen. Die wirkliche Orientierung erfolgt über die Echo-Ortung. Offenbar hat das Leben im schlammigen Wasser den Gesichtssinn verkümmern lassen.

Verbreitung

Verbreitung der Gangesdelfine

Die Arten der Gangesdelfine leben in unterschiedlichen Flusssystemen. Der eigentliche Gangesdelfin bewohnt das Ganges-Brahmaputra-System im Nordosten Indiens und in Bangladesch. Die andere Art, der Indusdelfin, lebt im Mittellauf des Indus in Zentral-Pakistan. Ihre Verbreitung war einst wahrscheinlich viel größer und umfasste auch zahlreiche Nebenflüsse des Indus.

Lebensweise

Gangesdelfine leben für gewöhnlich einzelgängerisch. Sie bekommen ihren Nachwuchs zum Beginn der indischen Trockenzeit. Das einzige Junge ist etwa 70 cm lang und wird ein Jahr gesäugt. Die Nahrung sind Fische und aus dem Bodenschlamm gegrabene wirbellose Organismen.

Systematik

Ganges- und Indusdelfin galten ursprünglich als eine Art. In den 1970ern setzte sich die Auffassung durch, sie als getrennte Arten zu führen. Der Indusdelfin erhielt in diesem System die Bezeichnung Platanista indi. 1998 kam Dale W. Rice in seinem weithin als Standardwerk akzeptierten Marine Mammals of the World: Systematics and Distribution zu dem Schluss, dass es keine weitreichenden morphologischen Unterschiede gebe, die eine Trennung rechtfertigten. Er vereinte beide wieder als eine Art und führte den Indusdelfin als Unterart des Gangesdelfins. Andere Werke wie Nowak 1999 oder Wilson & Reeder 2005 führen die beiden Populationen hingegen als getrennte Arten.

Die Gangesdelfine vertreten eine eigene Familie der Zahnwale. Mit den anderen Flussdelfinen verbinden sie der gemeinsame Lebensraum sowie morphologische Gemeinsamkeiten, die durch konvergente Evolution entstanden sein dürften. Früher wurden die Gangesdelfine manchmal zusammen mit dem Amazonas-, dem La-Plata- und dem Chinesischen Flussdelfin in eine eigene Familie (Platanistidae) oder Überfamilie (Platanistoidea) klassifiziert, dem widersprechen jedoch molekulargenetische Untersuchungen. Heute gelten die Gangesdelfine als einzige Überbleibsel einer einst in mehreren Familien verbreiteten Entwicklungslinie der Wale. Phylogenetisch bilden sie die Schwestergruppe eines gemeinsamen Taxons aus Flussdelfinen und Delfinartigen.

Bedrohung

Die Gangesdelfine sind gefährdet, da sie sich immer wieder in Fischernetzen verfangen, durch Schleusen und Staudämme eingeschränkt werden und durch Gifteinleitungen in die Flüsse unfruchtbar wird. Zudem werden in manchen Regionen Gangesdelfine gefangen; ihr Fleisch gilt zwar als wertlos, aber ihr Tran gilt als Aphrodisiakum, und das Fleisch wird als Köder beim Angeln nach Welsen verwendet. Beide Arten stehen auf der Roten Liste der IUCN.

Literatur

  • D. E. Wilson und D. M. Reeder: Mammal Species of the World. Johns Hopkins University Press 2005, ISBN 0801882214
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press 1999 ISBN 0801857899
  • Bild der Wissenschaft, Expedition zu den letzten Flußdelfinen, Ausgabe 8/2007, S. 36ff

Weblinks


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