Inntalgletscher

Inntalgletscher

Der Inn-Gletscher, auch als Inntal-Gletscher bezeichnet, war der eiszeitliche Gletscher des Alpenflusses Inn. Aus dem schweizerischen Ober- und Unterengadin (Kanton Graubünden) kommend, durchfloss er in Österreich das Land Tirol (heutiges Inntal). Auf deutschem Gebiet schob sich die Gletscherzunge weit in das bayerische Alpenvorland hinaus. Seine größte Mächtigkeit und Ausdehnung erreichte der Inngletscher in der Riß-Eiszeit (Altmoränen). Der überwiegende Teil der heute vom Inngletscher geprägten Landschaftsformen stammt jedoch aus der letzten Eiszeit, der Würm-Eiszeit (Jungmoränen).

Ober- und Unterengadin:

Tirol:

Bayerisches Alpenvorland:

Zwischen Kiefersfelden und Brannenburg durchbrach der Inngletscher den Riegel der nördlichen Kalkalpen mit dem Mangfallgebirge im Westen und den Chiemgauer Alpen im Osten. Von der gewaltigen, erodierenden Kraft des Eises und der darin eingelagerten Gesteinsbrocken zeugt ein Gletscherschliff östlich der Ortschaft Fischbach in der Gemeinde Flintsbach am Inn. Dort finden sich auf einem Riegel aus Wettersteinkalk gut sichtbar die typischen Spuren eines Gletscherschliffs: Kritzungen, Kolke und Rundhöcker. Hier wurden die Spuren des Gletschers nicht durch die Erosion abgetragen, da der Fischbacher Gletscherschliff erst anlässlich des Autobahnbaus entdeckt und freigelegt wurde (Lage: 47° 42′ 37″ N, 12° 9′ 4″ O47.71027777777812.1511111111117).

Im Verlauf der aufeinanderfolgenden Eiszeiten schürfte die Gletscherzunge ein riesiges Stammbecken in die weichen Gesteine der voralpinen Molasse, das Rosenheimer Becken. Nacheiszeitlich füllte sich das Rosenheimer Becken mit dem Wasser des Inn, das durch die Endmoränenwälle zurück gestaut wurde, der größte Stammbecken-See nördlich der Alpen entstand, der Rosenheimer See mit einer mittleren Wasserspiegelhöhe von ca. 500 m ü. NN. Vor ca. 8000 Jahren durchbrachen die Wassermassen die Endmoränenwälle nördlich Wasserburg am Inn. Der Inn tiefte sich in Wasserburg weit in die Schichten der Oberen Süßwassermolasse ein, der See lief gänzlich aus. Bereits während seiner geologisch kurzen nacheiszeitlichen Existenz wurde der Rosenheimer See durch das Geschiebe des Inn teilweise verfüllt. Der Abtragungshorizont des Schürfbeckens und die ihm auflagernden Grundmoränen liegen bis zu mehreren hundert Metern unter der heutigen Bodenoberfläche (größte Tiefe am Alpenrand, aufsteigend nach Norden). Deshalb bilden im Gebiet des Beckens Seeablagerungen, wie z. B. Seetone, und nicht Grundmoränen das Ausgangsmaterial der Bodenentwicklung. Ausgedehnte Moorgebiete zwischen Raubling, Bad Aibling und Bad Feilnbach, der Tonabbau und die ehemalige Ziegelproduktion in Kolbermoor und die verhältnismäßig flache Landschaft beruhen auf der Entstehung aus einem ehemaligen Seegrund.

Der Inngletscher hinterließ große Endmoränen, die auch heute noch zu sehen sind. Eine sehr bekannte Endmoräne ist der Irschenberg, der auch bei der Fahrt auf der Bundesautobahn 8 von München Richtung Salzburg eine Aussicht auf das Rosenheimer Becken erlaubt.


Literatur

Troll, Carl; (1924) Der diluviale Inn-Chiemsee-Gletscher. Das geographische Bild eines typischen Alpenvorlandgletschers.


Weblinks


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