Insidon

Insidon
Strukturformel
Allgemeines
Freiname Opipramol
Andere Namen

4-[3-(5H-Dibenz[d,f]-azepin-5-yl)- propyl]-1-piperazinethanol (IUPAC)

Summenformel C23H29N3O
CAS-Nummer 315-72-0
PubChem 9417
ATC-Code

N06AA05

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Trizyklisches Antidepressivum

Fertigpräparate

u.a. Insidon®, Opipram®, Opipramol STADA®, Opipra TAD®

Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 363,50 g·mol−1
Schmelzpunkt

100–101 °C [1]

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [2]

Xn
Gesundheits-
schädlich

N
Umwelt-
gefährlich
R- und S-Sätze R: 22-50/53
S: 60-61
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
LD50

45 mg·kg−1 (Maus i.v.) [1]

WGK 3 (stark wassergefährdend) [2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Opipramol zählt chemisch zur Klasse der Dibenzazepine und ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva. Opipramol besitzt antidepressive und tranquilizierende Eigenschaften und wirkt beruhigend, stimmungshebend sowie angst- und spannungslösend.

Der beruhigende Effekt tritt vor Einsetzen des stimmungshebenden ein.

Inhaltsverzeichnis

Indikationen

Opipramol wird eingesetzt bei Verstimmungszuständen einhergehend mit Angst, Unruhe, Spannung, Schlafstörungen und Depressivität.[3]

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen können u.a. sein: Müdigkeit, gastrointestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit, sexuelle Funktionsstörungen wie z. B. Potenzstörungen. In hoher Dosierung können evtl. die Nebenwirkungen von Neuroleptika eintreten, also extrapyramidale (motorische) Störungen. Zumeist treten die Nebenwirkungen aber nur in der Anfangszeit (erste Tage bis Wochen) der Einnahme von Opipramol auf.

Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit

Es liegen keine ausreichenden Fallzahlen für eine fundierte Risikobewertung vor. Opipramol soll während der Schwangerschaft nur bei zwingender Indikation verordnet werden. Opripramol soll in der Stillzeit nicht angewendet werden, da der Wirkstoff in geringen Mengen in die Muttermilch übertritt. [4]

Absetzsyndrom

Opipramol gilt als nicht abhängig machend, zumindest besteht kein bekanntes vom Wirkstoff selbst ausgehendes Abhängigkeitspotenzial. Die beruhigende Wirkung von Opipramol kann jedoch beim Absetzen ins Gegenteil umkehren und evtl. noch bestehende Störungen wieder demaskieren, so dass der Wirkstoff – wie alle Psychopharmaka – kontrolliert und langsam abgesetzt werden sollte.

Pharmakologie

Opipramol hat im Gegensatz zu den übrigen Vertretern dieser Gruppe keine hemmende Wirkung auf die Rückaufnahme von biogenen Aminen (z. B. Serotonin, Noradrenalin). Des Weiteren weist Opipramol eine starke strukturelle Ähnlichkeit mit dem Antiepileptikum Carbamazepin auf, Opipramol hat jedoch keine antiepileptischen Wirkungen. Die Wirkung vieler Psychopharmaka, so auch Opipramol, ist noch nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht. So ist auch unklar, warum die Wirkung strukturverwandter Substanzen stark variieren kann.

Deshalb wird die vor circa 40 Jahren in der Schweiz entwickelte Substanz heute primär als „stimmungsaufhellendes Anxiolytikum“ bezeichnet. Seine Wirkungsweise ist – wie bei fast allen Psychopharmaka – noch nicht vollständig geklärt. Nachgewiesen sind jedoch die folgenden Wirkmechanismen:[5]

  • Ligand an Sigma-Rezeptoren (σ-Rezeptoren), dies ist unter den Anxiolytika weitgehend einzigartig und wurde erst in den letzten Jahren herausgefunden. Es wird vermutet, dass u. a. dies die klinische anxiolytische Wirkung hervorruft.
  • Es blockiert mit geringer Affinität auch den Dopamin-Rezeptor D2. Diese Rezeptorblockade ist eine typische Eigenschaft der sog. Neuroleptika, welche u. a. bei Psychosen und Schizophrenie verwendet werden. Diese multiple Wirkung im ZNS erklärt die Mittelstellung von Opipramol zwischen klassischen Antidepressiva (klassische ADs wirken auf das serotonerge-, noradrenerge- und seltener dopaminerge System durch Rückaufnahmehemmung der Neurotransmitter am (prä-)synaptischen Spalt oder durch Modulation der Neurotransmitter-Rezeptoren am Neuron) und Anxiolytika (meistens Wirkung auf GABAerges System). Der Dopamin D2-Rezeptor wird in Zusammenhang gebracht mit Angst, Wahnvorstellungen, paranoiden Symptomen, unsinnigen Handlungen und Zwangshandlungen sowie pathologischen Bewusstseinszuständen, wie sie bei Psychosen auftreten können.
  • Außerdem werden auch Histamin-H1-Rezeptoren blockiert, allerdings mit wesentlich geringerer Affinität. Dies hat eine leicht sedierende Wirkung zur Folge. Antihistaminika der älteren Generation, welche vor allem gegen Allergien eingesetzt wurden und heute durch neuere Antihistaminika ersetzt wurden, hatten die Sedierung und Beruhigung als unerwünschte Nebenwirkung. Heute sind noch einige alte Antihistaminika als Schlafmittel verkäuflich (z. B. Diphenhydramin)
  • Eine sehr gering ausgeprägte anticholinerge Wirkung, die in erster Linie für die Nebenwirkungen verantwortlich zu machen ist (wie z. B. Mundtrockenheit)

Der anxiolytische (Angst lösende, entspannende, beruhigende) Effekt ist wahrscheinlich auf die Summe der oben genannten Wirkmechanismen zurückzuführen.

Bei Beginn der Einnahme von Opipramol-Präparaten setzt zunächst rasch eine beruhigende Wirkung ein. Erst nach etwa 1–2 Wochen wird dieser Effekt durch eine stimmungsaufhellende Wirkkomponente ergänzt. Die sedierende Wirkung kann schon bei erster Einnahme eintreten.

Quellen

  1. a b Thieme Chemistry (Hrsg.): RÖMPP Online - Version 3.1. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart 2008. 
  2. a b Datenblatt für Opipramol dihydrochloride – Sigma-Aldrich 8. Mai 2008
  3. Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Insidon; Stand: Mai 2000
  4. Schäfer, Spielmann, Vetter: Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit. Springer 7. Auflage 2006, ISBN 3437213326
  5.  :Müller, W.E. et al. (2004): Neuropharmacology of the anxiolytic drug opipramol, a sigma site ligand. In: Pharmacopsychiatry. Bd. 37, S. 189–197. PMID 15547785

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